Sky-Troopers 2 - Die Beutewelt. Michael Schenk

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Sky-Troopers 2 - Die Beutewelt - Michael Schenk Sky-Troopers

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als die Propeller das Wasser zu peitschen begannen. Ein Ruck ging durch den Kreuzer, als sich die Blaubanner-Schwert unter dem Druck von Antrieb und Steuerruder etwas auf die Seite legte und den neuen Kurs aufnahm.

      „Zweihundert Touren und rechter Bug liegen an, Kapitän“, meldete die Rudergängerin.

      Die See am Heck schäumte, als das Schiff sich entgegen dem Druck der Segel plötzlich rückwärts bewegte, aber Jones erkannte, dass es keine andere Möglichkeit gab. Hätte die Schwert vorwärts beschleunigt, wäre sie über den Wal hinweggefahren und würde sich möglicherweise die Propeller beschädigen.

      Ein leichter Schlag ging durch das Schiff und der Matrose, der immer noch seitwärts über der Reling hing, zog sich blitzartig an Deck zurück. „Schiff ist frei, Kapitän. Der Bulle ist ziemlich sauer.“

      „Na, wer wäre nicht frustriert, wenn sich die Liebste verweigert?“, flüsterte Maria im Dunkel der Brücke.

      „Maschine aus, Ruder mittschiffs auf altem Kurs“, befahl Malter.

      Die Rudergängerin bestätigte. Das Brummen der Turbine und Rauschen der Antriebspropeller verstummte.

      „Nachtdunkel und Ruhe“, ordnete Kapitän Malter an. „Venloe, übernehmen Sie wieder.“ Etwas leiser fügte er hinzu: „Halten Sie die Augen offen, Erster. Das eben war ziemlich auffällig, falls Schniefer in der Nähe sind.“

      Venloe erwiderte etwas, das Jones nicht verstand und Malter verließ die Brücke.

      „Muss ich auch frustriert sein?“, flüsterte Jones fragend in Marias Ohr.

      Maria kniff leicht an eine bestimmte Stelle. „Na los, du Bulle“, erwiderte sie leise.

      „Nachtdunkel und Ruhe“, rügte Venloe leise und sah zu, wie die beiden die Treppe in den Rumpf des Kreuzers hinuntergingen. Dann erlaubte er sich ein leichtes Lächeln.

      Kapitel 4

       Direktorats-Flottenbasis Arcturus, im Orbit um die Sonne Arcturus,

       36,7 Lichtjahre vom solaren System entfernt.

      Während Joana in ihrer Liftkabine nach oben glitt, spürte sie, wie die Schwerkraft fast unmerklich nachließ. In den Anfängen der Raumfahrt waren Rotation und Fliehkraft zur Erzeugung künstlicher Schwerkraft genutzt worden. Seit über hundert Jahren benutzte man hierfür die Schrieber-Aggregate, die, im Zusammenhang mit den Schrieber-Platten, die gewünschte Schwere erzeugten. Dabei bildeten die Platten den Boden eines Decks. Allerdings konnte man nicht jede Ebene mit diesen Platten versehen, denn die Schrieber-Schwerefelder benötigten Abstand zueinander, um sich nicht gegenseitig aufzuheben. Auch ließ die Schwerkraft, mit zunehmender Entfernung zu den Platten, allmählich nach. Während in der Einkaufspassage der Arcturus-Basis eine Schwerkraft von knapp einem Gravo bestand, was dem Normalgewicht auf der Erde entsprach, verringerte sich dies in der obersten Ebene des gewaltigen Diskus auf 0,76 g. Dies galt für die obere „Schale“ der Basis und, in genau umgekehrtem Sinn, auch für die untere, denn das Schrieber-System wirkte gleichermaßen nach oben und unten. In einer riesigen Station wie der Flottenbasis machte sich das bemerkbar, während diese Eigenheit in Raumschiffen normalerweise keine Bedeutung besaß. Sie verfügten nicht über solche Abmessungen, und wenn man in ihnen Aggregat und Platten im untersten Deck montierte, genoss die Besatzung ein normales Empfinden der Schwere und von „oben“ und „unten“. Inzwischen war die Nutzung von Schriebers Erfindung derart in den Alltag der Raumfahrt eingebunden, dass sich kaum noch jemand Gedanken darüber machte. Dies galt auch für Joana, die das Gefühl der „Leichtigkeit“ registrierte, deren Gedanken aber bereits dem bevorstehenden Treffen mit ihrem Vater galten.

      Sie befand sich schon seit etlichen Monaten auf der Basis, dennoch kannte sie nur einen Bruchteil von ihr. Vom großen Hangar, über die Einkaufspassage, bis hin zur kleinsten Abstellkammer, gab es über hundertzwanzigtausend verschiedene Räume. Von den über vierzigtausend Menschen, die sich derzeit hier aufhielten, gehörten nur fünftausend zur Stammbesatzung, und selbst diese mussten immer wieder die Hilfe ihrer Implants in Anspruch nehmen. Es gab hartnäckige Gerüchte über ganze Arbeitertrupps aus der Bauzeit der Station, die sich einst verlaufen hatten und deren Überreste noch nicht gefunden waren.

      Obwohl Arcturus als die Hauptbasis der Direktoratsflotte galt, gehörten nur zweitausend Männer und Frauen zur militärischen Besatzung. Bei der Hälfte handelte es sich um Techniker und Wartungspersonal. Fast die doppelte Anzahl an Menschen arbeitete für die Firmen und Konzerne, deren Schiffe und Waren Arcturus als Umschlagplatz und Zwischenlager nutzten. Zehntausende dienten als Besatzungen der Schiffe, allerdings waren darunter auch die Troopers jener Regimenter, welche auf den großen Trägerschlachtschiffen stationiert waren und auf ihren nächsten Einsatz warteten.

      Joanas Ziel lag im oberen Pol-Turm der Basis, der sich nochmals einen Kilometer über den Diskus erhob und von einer Kugel gekrönt wurde. Dort befanden sich die Einrichtungen und Quartiere für das militärische Führungspersonal. Während die Kabine nach oben glitt, passierte sie innerhalb ihres Schachtes die zahlreichen Segmente, mit denen die einzelnen Decks im Falle eines Notfalls luftdicht abgeriegelt werden konnten. Bisher waren sie, außer bei den vorgeschriebenen Übungen, noch nie genutzt worden. Die Brandmeldeanlage und das Feuerbekämpfungssystem waren äußerst effektiv. In den über hundert Jahren, seit dem Bau der Basis, hatte es nur drei ernste Zwischenfälle gegeben.

      Deck für Deck blieb unter Joana Redfeather zurück und der Blick in den sichtbaren Teilbereich der Hauptgänge änderte sich nur unwesentlich. Zierelemente und Farbgestaltung ähnelten einander, ebenso wie die überall präsenten Pflanzenkübel. Nur die Farbcodierungen und Bezeichnungen auf den Hinweisschildern schienen aufzuzeigen, dass sich die Kabine dem Ziel näherte.

      Sie erreichte jenes Deck, auf dem sich die Räume ihres Vaters befanden, machte im richtigen Moment einen kleinen Schritt und befand sich nun im „Kommandobereich“ der Flottenbasis. Hier herrschte der Anblick von Uniformen der Direktorats-Streitkräfte vor und an den Zugangsbereichen des Decks standen Sky-Troopers, deren Wachdienst keiner Bedrohung, sondern militärischen Gepflogenheiten zu verdanken war.

      Hier oben kannte sie sich aus und so ging sie zielstrebig zum Vorzimmer des Befehlshabers der Flotte. Sie tippte kurz an ihr Implant, dessen Codesequenz den Zugang freigab, und trat ein. Obwohl man sich Mühe gegeben hatte, den Raum durch Pflanzen und individuelle Ausgestaltung ein wenig gemütlich zu gestalten, strahlte er dennoch eine gewisse Geschäftigkeit und Sachlichkeit aus. Vier große Arbeitsplätze waren mit Bildschirmen und Bedienelementen förmlich übersät und die Männer und Frauen, die an ihnen ihren Dienst versahen, beobachteten oder regelten nicht nur den Betrieb der Basis, sondern auch die Meldungen und Funksprüche über Schiffsbewegungen im gesamten Einflussbereich des Direktorats. Dabei wurde die Fülle dieser Daten bereits durch die eigentliche Kommandozentrale der Station gefiltert. An den Kommandeur gingen nur jene Informationen, die in seinem Vorzimmer als relevant eingestuft oder von ihm angefordert wurden.

      Auch hier standen an der Innenseite des Zugangs zwei Troopers, die Joana freundlich zunickten, sie aber nicht grüßten, da sie Zivilkleidung trug.

      Die Männer und Frauen an den Arbeitsplätzen beachteten sie kaum und so schritt die junge Frau an ihnen vorbei. Vor der Tür, die zum Büro ihres Vaters führte, blieb sie kurz stehen. Natürlich hätte sie es mit ihrem Implant öffnen können, doch sie wusste, dass „der alte Indianer“ die traditionelle Weise bevorzugte. So legte sie die Hand leicht gegen das Öffnungssystem und wartete kurz, bis eine kleine Diode in sanftem Grün aufglühte und die Teile der Tür vor ihr auseinanderglitten.

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