Willenbrecher. K.P. Hand
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Willenbrecher - K.P. Hand страница 4
Alessandro grinste und fragte provozierend frech: »Sorgen Sie sich um meinen guten Ruf, Kommissar?«
»Nur darum, Ihr Gesicht öfter sehen zu müssen«, gab der Ermittler zurück.
Ach, Alessandro hätte aber nichts dagegen, ihn öfter zu sehen. Allerdings wären ihm eine andere Umgebung und eine andere Situation lieber gewesen.
»Ich nehme an, Sie wollen jemanden anrufen, der Sie abholt?«, fragte Koch und deutete mit dem Kugelschreiber auf Alessandros nackte Brust.
Kurz sah Alessandro an sich hinab, dann erwiderte er: »Ist es nicht Erregung öffentlichen Ärgernis, wenn ich so nach Hause laufe? Demnach dürfen Sie mich so wohl nicht gehen lassen, oder?«
»Ich weiß nicht.« Der Kommissar runzelte die Stirn. »Ist vielleicht eine Grauzone«, scherzte er dann, »immerhin sind Sie nicht ganz nackt.«
Alessandro schmunzelte ihn an. »Könnte man schnell ändern.«
»Könnte man«, gab der Kommissar - ganz zu Alessandros Erstaunen - zurück. Und dann lächelte er auch noch! Das war das erste Mal, das Alessandro ihn lächeln sah.
Und es war herrlich!
Der Kommissar schob die Blätter wieder in die Akte und erhob sich schließlich von seinem Stuhl. Er ging in Richtung Tür. »Ein Kollege wird Sie zu einem Telefon bringen.«
»Ist gut«, erwiderte Alessandro, konnte aber den Blick nicht von dem Ermittler nehmen.
»Ach und ... nein, auf mich wirken Sie nicht wie der typische Vergewaltiger«, sagte der Ermittler und drehte sich an der Tür noch einmal um. »Sie ... haben einfach nichts ... Dominantes an sich.«
Oh, wie recht er doch damit hatte, überlegte Alessandro schmunzelnd.
»Und ehrlich gesagt ...«, der Kommissar musterte Alessandros Erscheinung, »... nun, ich schätze, jemand wie Sie hat es auch nicht nötig, oder?«
»War das ein Kompliment?«, hakte Alessandro erfreut nach.
Koch grinste verschmitzt, erwiderte aber: »Nichtsdestotrotz behalte ich Sie im Auge!«
Darauf hatte Alessandro gehofft.
»Ich bin sicher, wir werden in Zukunft viel Spaß miteinander haben, Kommissar Koch«, rief er dem Ermittler nach, als die Tür hinter diesem langsam zufiel, dabei betonte er mit Absicht die letzten Worte anzüglich.
Oh ja, dachte er bei sich, der neue Ermittler würde endlich frischen Wind in die Stadt bringen.
1
8 Jahre später...
Mona Lorenz schüttelte verärgert ihren Kopf.
Eigentlich wollte sie das hier gar nicht, aber ihr Vater hatte sich mal wieder gegen ihren Willen durchgesetzten. Mit erhobener Stimme hatte er ihre Einwände abgetan und sie zum zittern gebracht. Schon als kleines Mädchen hatte sie Angst bekommen, wenn er schrie, obwohl er sie nie ernsthaft geschlagen hatte, aber die dunkle Stimme ihres Vaters konnte sehr einschüchternd sein. Sogar der Familiehund zuckte dabei zusammen. Deshalb hatte sie auch letzten Endes keine andere Wahl gehabt, als bei dieser Rechtsanwaltsfirma anzurufen, um sich für die angebotene Ausbildungsstelle zu bewerben. Es war eine echte Chance, keine Frage, denn diese Firma stellte auch Personen mit mittelmäßigem Schulabschluss - wie Mona einen hatte - ein. Das Problem war nur, das sie nie Bürofachangestellte hatte werden wollen.
Sie war eher eine kreative Person. Zeichnen konnte sie gut. Menschliche Gesichter waren ihre Spezialität. Daraus kreierte sie meistens außergewöhnliche Bilder. Fantasiewesen oder Science-Fiction Kreaturen. Es waren menschliche Gesichter, die aussahen, als wären sie von Computerviren befallen. Ihre Website war sehr beliebt, nur verdiente sie damit kein Geld.
Und da lag das Problem.
Lern was Richtiges, schimpfte ihr Vater.
Und deshalb saß sie nun in dieser großen Rechtsanwaltsfirma, die Arme vor der Brust verschränkt und ärgerlich den Kopf schüttelnd.
Mona seufzte leise.
Sie wollte das hier nicht, dennoch würde sie sich bei ihrem Vorstellungsgespräch von ihrer besten Seite zeigen. So war sie einfach.
Mittlerweile müsste sie es gewohnt sein, zu Vorstellungsgesprächen gehen zu müssen, zu denen sie nicht wollte. Ihre Familie drückte sie ständig irgendwo rein.
Ist das Sinn der Sache? Funktionierte das System wirklich so? Jeder Mensch sollte einfach irgendetwas arbeiten, völlig egal, ob es ihn glücklich machte oder nicht?
Man brauchte sich nicht über ältliche psychische Erkrankungen zu wundern. Und man musste sich auch nicht fragen, warum sich fast wöchentlich jemand vor einem Zug schmiss. Wer ging denn schon gerne sieben Tage die Wochen zu einem verhassten Job?
Mona wollte das nicht, doch wie so oft hatte sie keine andere Wahl. Genau genommen, hatte sie noch nie eine Wahl gehabt. Dieses Gefühl war schrecklich! Es engte sie ungemein ein. Manchmal, so wie im Moment, hatte sie das Gefühl, deshalb keine Luft mehr zu bekommen.
»Du musst, Mona! Du musst!« – »Ich bin nicht ewig da!«
Jedes Mal wenn ihr Vater oder ihre Mutter so etwas sagten, spürte sie ein eigenartiges Gefühl tief in der Brust. Wie eine Hand die langsam ihre Lunge zuquetschte.
Es war Angst, das wusste sie. Die Angst, irgendwann - so, wie es ihre Mutter immer prophezeite - allein zu sein. Und niemand war gerne völlig alleine und auf sich gestellt, oder?
Was würde sie nur tun, wenn ihre Eltern irgendwann nicht mehr wären? Nicht nur in finanzieller Hinsicht war sie dann aufgeschmissen. Bei wem sollte sie sich einen Rat holen? Wem konnte sie sich dann noch anvertrauen? Wer war da, wenn es ihr nicht gut ging?
Mona war trotz der ständigen Zwänge ein Familienmensch, der ohne den Rückhalt der Familie nicht leben konnte.
»Frau... Hochhausen?«
Mona fuhr hoch, als eine junge Frau mit blondem Haar im Bürooutfit um die Ecke kam. Sie hielt ein Klemmbrett in der Hand, auf dem zweifelsohne die Namen der Bewerber aufgelistet waren, doch Mona war im Moment alleine in dem grauen Warteraum.
Verwundert hob die blonde Frau den Kopf und sah sich suchend um.
Ihr Blick fiel auf Mona und sie wollte wissen: »Sie sind nicht Frau Hochhausen?«
Mona lächelte, schüttelte aber den Kopf. »Nein, mein Name ist Lorenz.«
Die blonde Frau seufzte und sah auf die Liste. »Nun, wie es scheint, hat sich diese Frau Hochhausen anders entschieden oder verspätet sich wohlmöglich.«
Mona wusste nicht, ob und was sie darauf erwidern sollte, deshalb rang sie sich lediglich ein halbherziges Grinsen ab, das sowieso nicht gesehen wurde.
»Also dann«, erhob die blonde Frau wieder das Wort