Willenbrecher. K.P. Hand
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Überraschenderweise waren die Kerle aber gar nicht so stark daran interessiert. Sie wollten lediglich ab und zu nicht zugelassene Beruhigungsmittel. Aber Norman hatte nie gesehen, dass auch nur einer von ihnen das Zeug nahm, das er ihnen besorgte. Ab und an sollte er etwas Speed auftreiben, aber auch das hatte bisher keiner in seiner Gegenwart konsumiert.
Zähneknirschend überlegte er, ob sie das vielleicht auf internen Partys machten, zu denen er noch nicht eingeladen war.
Es frustrierte ihn, das es solange dauerte und er wusste nicht, wie lange er noch illegale Substanzen auftreiben konnte. Zumal es nicht genehmigt worden war. Norman nahm einfach an, dass seine Vorgesetzten, falls sie davon erfuhren, ein Auge zudrücken würden. Immerhin nahm er es nicht selbst.
Ja ... Norman nahm viel auf sich für diesen Einsatz. Aber er würde noch viel mehr tun, wenn auch nur die geringste Chance bestand, auch nur ein Opfer zu retten.
Die Frage lautete, ob überhaupt noch jemand am leben war.
2
Was war passiert?
Mona erinnerte sich nicht, als sie langsam aus einem traumlosen Schlaf erwachte. Dunkelheit umfing sie. Ihr Kopf tat weh. Nicht so, als wäre sie hingefallen, mehr so, als hätte sie eine viel zu große Menge Alkohol konsumiert. Aber Mona war keine Partygängerin, weshalb sie sich fragte, warum sie solche Kopfschmerzen hatte und warum sie sich an nichts erinnern konnte.
Langsam drang immer mehr Bewusstsein in sie. Von weiter Ferne glaubte sie, Stimmen zu hören. Sie lag auf der Seite, ihr Untergrund war hart und feucht. Ihr war kalt und die Luft roch nach nassem Hund.
Als sie versuchte, zu schlucken, spürte sie, wie ausgetrocknet ihre Kehle war und sehnte sich nach seinem Glas Wasser.
Die Stimmen wurden lauter. Eine hörte sich erbost an; eine männliche Stimme, die aufgebracht herumschrie.
Wo war sie?
Mona schaffte es unter höchster Anstrengung, die Augen zu öffnen. Doch sie sah nicht viel.
Es war dunkel dort, wo auch immer sie war. Nur weit entfernt glaubte sie, verschwommen einen Lichtstrahl in Augenhöhe zu erkennen. Was bedeutete, dass sich der Lichtstrahl am Boden befand, denn genau dort lag sie. Erschrocken fuhr sie hoch. Sofort durchfuhr ein stechender Schmerz ihre Schläfen. Aufkeuchend rieb sie sich den Kopf.
Sie tastete sich auf allen Vieren voran, bis sie zu dem Lichtstrahl kam. Genau wie sie vermutet hatte, befand sich dort eine Tür. Es war künstliches Licht, das durch ihren Spalt in den kalten, feuchten Raum drang.
Mona zog sich auf die Beine, dabei bemerkte sie, dass sie keine Schuhe mehr trug. Ihre Socken, Hose und Bluse waren noch da, aber Schuhe, Handtasche und Mantel waren fort.
Was war passiert? Sie erinnerte sich nicht, egal, wie sehr sie sich anstrengte.
War sie vielleicht mit ihrem Freund Dennis noch etwas trinken gegangen? Waren sie bei einem seiner komischen Freunde eingeschlafen?
So musste es sein!
Mona wollte die Tür öffnen, weil sie glaubte, sie wäre in einer Art Garage, doch die Tür war verschlossen.
»Scheiße!«, fluchte sie leise.
Sie hob die Hand und wollte klopfen, sie wollte auf sich aufmerksam machen, doch da hörte sie die Stimmen nun ganz deutlich hinter der Tür.
Mona hielt inne, als sie den Mann aufgebracht brüllen hörte: »Wie kann denn so etwas passieren?«
Sie kannte diese Stimme nicht.
»Tut mir wirklich leid, Franklin! Ich habe das nicht gewusst! Mir wurde die Information gegeben, dass sie es ist«, antwortete eine andere, ebenfalls männliche Stimme. Sie klang jünger und enorm eingeschüchtert.
Mona kannte keine der beiden, aber sie konnte sich auch an letzte Nacht nicht erinnern, deshalb war sie nicht beunruhigt. Sie war sich sicher, bei einem von Dennis Freunden zu sein. Es war nicht das erste Mal, das sie wegen ihrem festen Freund an ungemütlichen Orten hatte schlafen müssen. Neu war nur ihr fehlendes Gedächtnis an die letzte Nacht.
Erneut wollte sie auf sich aufmerksam machen, doch da ging die Diskussion schon weiter.
»Sollen wir sie zurückbringen?«, fragte die jüngere Stimme.
»Zurück-«, die andere Stimme brach ab, so schockiert war der Mann. »Zurückbringen? Sagtest du das gerade? Zurückbringen?«
Es blieb still, vielleicht zuckte der andere mit den Schultern und zog verängstig den Kopf ein.
Langsam begriff Mona, das hier etwas gewaltig nicht stimmte.
Ging es in dem Gespräch etwa um sie?
»Und was willst du ihr sagen?«, fragte der verärgerte Mann. »Oh Entschuldigung, wir haben dich entführt, weil wir dich für eine andere hielten? Tut mir wirklich leid? Kommt nicht wieder vor?«
Entführt! Mona wich vor der Tür zurück. Nein, das konnte nicht sein ... Sie schüttelte den Kopf. Das war irgendein fieser Witz ...
»Nimm doch einfach sie, wo liegt der Unterschied? Ob die oder jene ... Völlig egal!«, schlug der jüngere Mann vor.
»Und wer ist sie? Weiß das jemand?«
»Noch nicht«, erwiderte der andere.
»Hat sie Familie?«, fragte die dunklere Stimme wütend. »Weißt du, was das bedeutet, du inkompetenter Idiot? - Das jemand nach ihr sucht! Das ihr Gesicht in den Medien gezeigt wird! Das sie eine Gefahr ist!«
»Dann ... dann ....«
»Dann was?«, zischte der erboste Mann.
Das Gespräch verstummte.
Mona war mittlerweile soweit von der Tür zurückgewichen, das sie mit dem Rücken gegen eine feuchte, kalte Wand stieß. Plötzlich nicht weiter fliehen zu können, sorgte dafür, dass Panik in ihr ausbrach. Sie fuhr herum und tastete hastig die Wand nach einer Fluchtmöglichkeit ab. Einem Schacht, einem abgedunkeltem Fenster. – Irgendwas!
Aber da war nichts. Sie fand in dem kleinen Raum nur vier Kantige Betonsäulen.
Es war absurd, das wusste sie selbst, aber hinter einer von ihnen versteckte sie sich und versuchte, ihren Atem zu kontrollieren.
Was war genau geschehen? Das Letzte woran sie sich erinnerte, war das Vorstellungsgespräch ... Nein, an den Lieferwagen, auf dem Bürogelände ... oder nein! - Das wirklich Letzte, woran sie sich zurück erinnerte, war ihr Weg über die dunkle Straße. Sie hatte ihren Angreifer nicht gesehen, als sich plötzlich schwere Arme von hinten um sie gelegt hatten. Ein Pieks in ihren Nacken und ab da wusste sie nichts mehr.
Eine