Die Abenteuer des Henry Himmelblau. Brigitte Martin

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Die Abenteuer des Henry Himmelblau - Brigitte Martin

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      „Der Stein hat die gleiche Farbe wie die Augen unseres Babys!“, flüsterte Lotti so leise, als ob das ein Geheimnis wäre.

      Dann nahm sie das Fellbündel aus dem Korb. Ganz vorsichtig nahm sie es. Schnupperte daran. Das Katzenbaby musste niesen.

      „Na, Du!“, sagte sie und lachte.

      „Theo, riech doch mal, es riecht so gut und schau, wie es schnurrt, wie es ihm gefällt bei uns und schau, wie es uns anschaut! Es ist so süß. Theo, bitte, lass es uns behalten!“

      Aber Theo schüttelte den Kopf.

      „Nein, Lotti, das ist unmöglich, nein, vollkommen ausgeschlossen! Wir sind Bären! Und das ist eine Katze! Und noch dazu eine seltsame, blaue Katze!“

      Doch Lotti ließ nicht locker.

      „Ist doch egal, Theo! Das ist doch wirklich ganz egal!“

      Theo seufzte. Unruhig vor sich hinbrummend begann er auf und ab zu laufen und kickte dabei kleine Steine wie Bälle durch die Luft.

      „Wie kann ich dich bloß von dieser Idee abbringen?“, sagte er.

      Aber Lotti ignorierte die Frage.

      „Hör auf damit, so herumzurennen“, sagte sie. „Damit machst unserem Baby bloß Angst!“.

      Theo stöhnte und verdrehte die Augen.

      „Dich geb ich nicht mehr her! Versprochen“, flüsterte Lotti in das Katzenohr und die kleine Katze miaute.

      „Ja, genau!“, kicherte Lotti. „Sag es dem dicken Theo, dass du bei uns bleiben willst!“

      Wieder miaute die Katze.

      „Sie hat Mami gesagt! Hast du das gehört Theo?“

      Theo schnaufte tief durch.

      Wieder wollte er den Kopf schütteln. Aber das Katzenbaby schien ihn nicht mehr aus den Augen zu lassen und ob er wollte oder nicht, er musste dabei lächeln. Als die Katze ein zweites Mal miaute und Lotti hell auf lachte, musste auch Theo mit lachen.

      „Viellicht für ein paar Tage. Vielleicht könnten wir das Baby behalten, solange bis es eine andere Lösung gibt?“, sagte er und gab sich aber sofort geschlagen, als er die Tränen ins Lottis Augen sah.

      „Meinetwegen, okay, wir behalten die Katze“, brummte er. „Du weißt genau, dass ich dir nichts abschlagen kann.“

      Lotti fiel ihm um den Hals. Sie drückte Theo einen Kuss auf die Backe und tanzte mit dem Katzenbaby auf dem Arm im Kreis herum. Wenn Lotti tanzte, sah das sehr fein aus. Sie tanzte wie eine Ballerina auf Zehenspitzen. Bog ihren schweren Bärenkopf anmutig in den Nacken und spitzte dabei den Mund.

      „Du wirst bestimmt ein guter Papa werden! Es wird wunderbar! Es wird wunderbar!“, rief sie immer und immer wieder.

      Da fiel Theo etwas auf. Er bemerkte, dass noch etwas im Körbchen lag.

      Es war ein Brief.

      „Vielleicht klärt sich nun alles auf!“, sagte Theo. „Vielleicht wird das Baby bald wieder abgeholt.“

      Lotti hielt die Luft an, während Theo den Brief mit seinen großen Tatzen öffnete und die Zeilen überflog.

      „Und was ist? Lies doch schon vor!“, rief sie.

      „Das ist Henry“, las er.

      „Wir haben einen Jungen! Wir haben einen Henry!“, murmelte Lotti.

      „Wir haben vor allem ein Problem!“, brummte Theo.

      „Wieso Problem? Was steht denn noch in dem Brief?“ rief Lotti.

      „Er ist in großer Gefahr, steht hier“, sagte Theo. „Bitte passt gut auf ihn auf und hütet euch vor dem Himbeerwald und vor dem schwarzen Eichhörnchen“, las er vor und starrte finster auf die zierlichen Buchstaben, die aussahen, als ob sie in großer Eile geschrieben worden wären.

       „Weiter steht nichts da“, sagte. „Hier endet der Brief.“

      Lotti stieß einen Schrei aus und blickte sich sogleich sorgsam um.

      „Der Himbeerwald ist gefährlich, das weiß jeder hier im Blaubeerwald“, brummte Theo. „Aber ein schwarzes Eichhörnchen? Was hat das zu bedeuten? Was ist das für eine Gefahr?“

      In dem Moment musste Henry niesen und dann begann er zu weinen.

      „Keine Angst, mein Kleiner!“, tröstete ihn Lotti. „Wir werden gut auf dich aufpassen, nicht wahr, Theo?“

      Sie warf Theo einen verschwörerischen Blick zu und drückte Henry fest an sich.

      Theo erwiderte nichts. Er richtet sich zu seiner vollen Größe auf, die Tatzen hoch erhoben, holte tief Luft und brüllte so laut, dass es im ganzen Blaubeerwald zu hören war.

      Lottis braune Augen leuchteten. Sie wusste, was das bedeutete.

      Es bedeutete ein JA. Es bedeutete, dass Theo von nun an, auf Henry aufpassen würde.

      „Jetzt kocht Lotti dir erst einmal einen feinen Milchbrei“, sagte sie zufrieden und band sich die Kochschürze um.

      Nachdem Henry seinen Brei gegessen hatte, schnurrte er und schlief ein.

      „Dich hat mir der Himmel geschickt. Ich werde dich Henry Himmelblau nennen!“, flüsterte sie glücklich.

      Sie sah nicht die Runzeln auf Theos Stirn, dem der Brief nicht aus dem Kopf ging. Welches Geheimnis verbarg sich dahinter?

      WAHRHEIT

      „Henry, komm doch mal bitte, wir müssen mit dir reden!“, rief Theo.

      „Oh je“, dachte Henry, denn er wusste sofort um was es ging.

      Bestimmt hatten sie bemerkt, dass er heimlich die Himbeermarmelade aus der Vorratskammer aufgegessen hatte. Es waren fünf ganze Gläser gewesen.

      Er hatte einfach nicht widerstehen können, denn Himbeermarmelade war einfach seine Lieblingsmarmelade.

      „Ich komme!“, rief er und sprang vom Garten durch das offene Fenster in die Höhle hinein. Mit angelegten Ohren stellte sich Henry vor Theo und schaute ihn verlegen an und musste niesen.

      Aus dem kleinen Katzenbaby war inzwischen ein hochgewachsener Junge geworden, mit langen Beinen und schmaler Brust, der fest daran glaubte, ein Bär zu sein - ein Bär wie seine Eltern, Lotti und Theo.

      „Setz dich“, sagte Theo und deutete auf den Stuhl und begann auf und ab zu gehen. Der Boden ächzte unter seinen Schritten. Der Esstisch wackelte und das Geschirr im Küchenschrank klapperte. Lotti, die ebenfalls unruhig umherlief, tauschte mit Theo verschwörerische Blicke. Schließlich blieben die Bären vor Henry stehen und es wurde still im Raum.

      Theo

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