Die Abenteuer des Henry Himmelblau. Brigitte Martin

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Die Abenteuer des Henry Himmelblau - Brigitte Martin

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      „Was?“, fragte Theo.

      „Wie bitte?“, rief Lotti.

      „Entschuldigung!“, wiederholte Henry.

      Theo zuckte mit den Achseln und flüsterte Lotti etwas ins Ohr. Sie seufzte und nickte. Dann legte sie Henry ihre Pfote sanft auf die Schulter und sagte: „Hör gut zu, Henry, wir wollten dir sagen, dass du…“

      „Ja, ich weiß schon! Sowas darf ein Bär nicht tun. Ein anständiger Bär frisst nicht heimlich alle Marmeladengläser leer. Mach ich nicht mehr, wirklich, versprochen“, rief Henry.

      So, jetzt war es raus. Er wartete darauf, dass sie ihn schimpften und herummeckerten. Aber nichts geschah. Lotti betrachtete ihre Bärenkrallen und Theo starrte ihn seltsam ernst an.

      „Ihr seid wohl sehr sauer?“, fragte Henry.

      Theo holte tief Luft. Seit Monaten trauten sie sich nicht Henry die Wahrheit zu sagen. Seit Monaten übten Lotti und er den Satz: „Henry, Du bist kein Bär, Du bist ein Kater“, das war es, was sie ihm sagen wollten, aber stattdessen sagte er:

      „Schon gut, Henry. Schwamm drüber.“

      „Ja, genau, Schwamm drüber“, sagte auch Lotti schnell. „Heute ist so ein schönes Wetter. Was haltet ihr davon, wenn - wenn wir einen Ausflug machen?“

      Henry blickte sie mit großen Augen an. Kein Geschimpfe? Ein Ausflug? Hatte Lotti wirklich Ausflug gesagt? Er konnte es kaum glauben. Was war heute bloß mit seinen Eltern los?

      „Wir dachten, wir könnten mit dir auf den Blaubeerwaldberg gehen, auf den großen Agbarberg, nicht wahr Theo?“, sagte Lotti.

      Theo atmete schwer.

      „Ja, stimmt, das könnten wir. Jetzt bist Du groß genug, um auf den steilen Berg zu gehen.“

      „Bis auf den Gipfel?“, fragte Henry mit glänzenden Augen.

      Theo nickte.

      „Und vielleicht sehen wir auf dem Weg sogar ein Königstier!“, sagte Lotti und eilte in die Küche um den Proviant für den Rucksack vorzubereiten.

      „Was ist denn ein Königstier, Mami?“, fragte Henry, während er zusah, wie Lotti und Theo eine Menge Brote mit Butter beschmierten und Äpfel einpackten.

      „Die Königstiere, das sind die Herrscher unseres Blaubeerwaldes und sie sind ausserordentlich klug“, sagte Lotti.

      „Das sind wir Bären, aber doch auch, oder?“, sagte Henry.

      Lotti und Theo seufzten gleichzeitig.

      „Die Königstiere sind aber noch klüger, sie haben eine Art geheimes Wissen“, sagte Theo. „Sie leben sehr zurückgezogen. Und sie lassen sich nur selten blicken.“

      „Aber vielleicht sehen wir ja doch eines“, meinte Lotti unbeirrt. „Manchmal tauchen die Königstiere einfach auf. Das habe ich gehört.“

      „Du meinst, sie stehen wie Geister plötzlich da?“, fragte Henry.

      Lotti nickte und sie sah, dass Henry erschrocken aussah.

      „Aber du musst keine Angst haben“, beruhigte sie ihn. „Die Königstiere, die sind nicht gefährlich.“

      „Und was ist gefährlich?“, fragte Henry.

      „Das erklären wir dir, wenn wir auf den Berg gehen“, sagte Theo.

      Er zwinkerte Lotti zu und flüsterte ihr ins Ohr: „Bei der Gelegenheit werde ich es Henry sagen. Ganz bestimmt!“

      Lotti nickte und sie machten sich auf den Weg zum großen Agbarberg.

      HIMBEERWALD

      Der große Agbarberg lag mitten im Wald. Der Weg auf den Gipfel war schmal, kurvig und sehr steil. So steil, dass man sah wie Theo dicke Schweißperlen von der Stirn liefen und Lotti schwitzte noch viel mehr. Ihr Fell war patschnass. Henry dagegen, lief ohne Mühe, leicht wie eine Feder, den Berg hinauf, jagte Schmetterlingen nach und stellte bei jeder Gelegenheit die Frage: „Gefährlich oder nicht gefährlich?“. Es war eine Art Spiel, das sie miteinander spielten, und die Bären zeigten je nach Lage, die Daumenkralle runter für gefährlich oder die Daumenkralle hoch für nicht gefährlich.

      „Da!“, rief Henry und deutete auf hohe Fichte. „Da will ich hinauf!“

      „Gefährlich oder nicht gefährlich?“

      Lotti zeigte den Daumen nach unten.

      „Gefährlich!“, rief sie.

      Theo zeigte den Daumen nach oben.

      „Nicht gefährlich, wenn du nicht zu hoch kletterst!“, sagte er und erntete dafür einen vorwurfsvollen Blick von Lotti.

      „Yippih“, brüllte Henry und war sofort hochgeklettert, sprang von der dritten, vierten, fünften bis zur achten Astgabel. Er wollte es seinen Eltern zeigen, dass er das mit Leichtigkeit konnte. Vor allem Lotti, die immer glaubte, er sei noch zu klein.

      „Es reicht, Henry, nicht weiter hoch!“, hörte er sie auch schon rufen und tat so, als ob er sie nicht gehört hatte. Er sprang einfach weiter.

      „Cool hier oben“, rief Henry auf der zehnten Astgabel, „Ich kann den Gipfel von hieraus sehen“

      „Toll“, rief Theo nach oben. „Ist es noch weit bis zum Gipfel?“

      „Ja, es sieht noch weit aus!“

      Theo stöhnte.

      „Was siehst du noch?“, rief Lotti.

      „Ein Eichhörnchen! Es winkt mir zu!“

      „Um Himmels Willen! Henry!“, rief Lotti, der sofort der Brief einfiel.

      „Gefährlich oder nicht gefährlich?“, rief Henry.

      „Wenn es schwarz ist, vielleicht!“, rief Theo. „Komm lieber runter!“

      „Es ist braun, hat aber einen schwarzen Schwanz!“, rief Henry. „Es sitzt im anderen Baum!“

      „Komm runter, Henry, sofort!“, rief Lotti und starrte angestrengt nach oben. Aber weder sie noch Theo konnten das Eichhörnchen entdecken.

      „Ihr müsst euch nicht gleich so aufregen“, rief Henry. „Das Eichhörnchen ist schon wieder weg.“

      Erleichtert atmeten die Bären auf.

      In diesem Augenblick landete ein Rabe neben Henry auf dem Ast.

      „Das gibt es nicht!“, sagte der Rabe, „So etwas hab ich in meinem Leben nicht gesehen!“

      Er wiegte den Kopf hin und her, plusterte seine Federn auf und schüttelte

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