Die Legende der Eiswölfe. Nicole Seidel

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Legende der Eiswölfe - Nicole Seidel страница 5

Die Legende der Eiswölfe - Nicole Seidel Eiswolflegende

Скачать книгу

hatte die sonderbare Waffe mit der rechten umfasst und streckte seinen Arm aus. "Ich bin Nuance Silver, Lord von Dúath 'Áite." Er vollführte mit dem Lanzenschwert einige kunstvolle schwungvolle Bewegungen und hieb unerwartet mit der Spitze in den Sarkophag, erdolchte seinen längst toten Feind.

      Wieder blickte sich der Elfenprinz suchend um, durchschritt den Raum und stöberte in den Grabbeilagen. "Wo ist das Quenya?"

      Jhil verstand nicht. "Ich weiß nicht was ihr meint, Prinz." Obgleich er sie kaum um einen halben Kopf überragte und vom schlanken Wuchs schien, hatte sie vor ihm weiterhin Angst. Er bewegte sich so kraftvoll, schnell und lautlos, wie eine Raubkatze auf Beutefang. Und sein dämonisches Aussehen erfüllte die Luft mit seiner magisch-gefährlichen Aura.

      "Du hast damit meine Schwester ins Dasein erhoben. Ich brauche es, um sie vollends zu erwecken. Ihr Geist ruht noch in den Sphären."

      Er meint das runde Silberstück, den keltischen Dreieck-Knoten, dachte Jhil. Schaute sich nun selbst um. "Mein Bruder muss es bei sich tragen." Nuance stand dicht bei ihr. Speerspitze und Augen funkelten um die Wette. "Bitte tue ihm nichts!" stammelte sie furchtsam.

      Sein hübsches, steinernes Gesicht lächelte. "Hole es mir. Einen Tag gebe ich dir dafür." Nuance sah ihr in die Augen von saftigem Wiesengrün. "Angst brauchst du vor mir nicht zu haben, kleines Elflein. Bleib nur furchtsam." Er berührte sie mit der silbernen Spitze seines Lanzenschwertes und murmelte etwas leise, was Jhil nicht verstehen konnte. Aber ihr schwindelte davon und ihr wurde schwarz vor Augen. Als sie wieder klar sehen konnte war der unheimliche Elfenprinz verschwunden.

      War das nur ein Traum gewesen? Nein, dachte Jhil voller Schaudern, als sie den offenen Sarkophag des König Elessar de Tanelor sah. Langsam schritt sie an den klobigen Steinsarg heran und blickte hinein. In der rotgoldenen edlen Rüstung des Königs von Valdavien steckte ein schrumpeliger mumi­fizierter Leichnam und keine neue böse Überraschung.

      Es schlug 23 Uhr, als Jhil Raven die Museumstüren hinter sich abschloss und den Code für die Alarmanlage eingab. Max' kleine Bar war nur einige Blocks weiter weg, sie lief den Weg dorthin. Ihre Schritten hasteten flink über den Asphalt, deutlich spürte sie den Puls im Hals im aufgebrachten Rhythmus ihres Herzens schlagen.

      Ihren Bruder fand sie an der Bar sitzend und mit Max, dem Wirt und Besitzer, sprechend vor. "Du kommst spät, Jhil." Und als er ihre Panik bemerkte, fragte Aleann was denn los sei.

      Max schenkte ihr einen doppelten Sahnelikör ein, den Jhil gerne trank. Sie nahm das Glas und zog ihren Bruder in eine abgelegene Ecke und erzählte ihm dort alles was im Museum passiert war. Stumm lauschte er, unterbrach sie kein einziges Mal.

      "Was machen wir jetzt?" endete Jhil fragend.

      "Das ist harter Tobak den du mir da erzählst. Aber wir wissen beide, was da im Sarg der Königin liegt. Dies darf es gar nicht geben und doch -" Aleann leerte sein Whiskeyglas. "Was weißt du von diesem Prinz Nuance?"

      "Der Dunkelkönig Gil'galad ist der Vater der Zwillinge Nuance und Nuaja. Nuance zettelte im späten fünften Jahrhundert den Krieg gegen die Menschen, die das alte Reich nach der Großen Dunkelheit erobert hatten, an. Als der erste König von Valdavien ihn gefangen nehmen konnte, war er das Pfand für den Frieden zwischen Menschen und Nichtmenschen. Sein Lanzenschwert sollte die Trophäe und seine Schwester die Garantie für den bleibenden Frieden sein. Der Prinz fühlte sich gedemütigt und übergangen und führte seinen verbitterten Kampf gegen die Menschen weiter, da verbannte ihn sein Vater. Nuance verschwand danach. Dann kam die Zeit des Aufbruchs. Die blonden Aensidhe und die schwarzhaarigen Elfen Ban Gynvael wurden in die Wälder verdrängt oder lebten assimiliert am Rande der Menschenstädte. Nuance bestätigte mir, dass das Blut der uralten Elfen noch in uns fließt. Ist das nicht erstaunlich?"

      "Vielleicht rettet uns das vor seinem Zorn", entgegnete Aleann. "Aber es liegen viele tausend Jahre zwischen diesen Ereignissen und heute. Wie kann der Typ also existieren, rumlaufen und meine kleine Schwester ängstigen!"

      "Ich verstehe es auch nicht, denn selbst die Elfen waren nicht unsterblich. All diese wunder­samen Länder, ihre kriegerischen Völker, die Zwerge unter der Erde, Trolle und Gnome gibt es heute nur noch in phantastischen Erzählungen. Das ist pure Fiktion. Niemand hätte sich je träumen lassen, dass es Elfen je gegeben hätte. Aber was tun wir jetzt?"

      "Ich lass dich jedenfalls nicht allein. Gehen wir nach Hause. Ich bin müde. Er hat dir einen Tag gegeben. Mir wird schon was einfallen, Jhil." Aleann steckte einige Scheine unters Glas. Es war kurz nach Mitternacht als die Geschwister die Bar verließen.

      Jhil benutzte das Stethoskop und lauschte. "Du hast recht, Al. Ein ganz langsamer Herzschlag ist zu hören." Die Frau blickte auf die Uhr und lauschte angestrengt. "Ich zähle zwei Schläge in der Minute. Aber Atmen ist nicht auszumachen. Was tun wir mit der Prinzessin?"

      Die schwarzhaarigen Geschwister, Joe und Kurt hatten sich um den Sarg der hellhäutigen Elfin versammelt. Es war Mittag und der Professor hatte das Museum verlassen, um etwas essen zu gehen.

      "Der Professor wird nicht zulassen, dass wir sie von hier fort nehmen", erläuterte Aleann. "Aber ich bin mir sicher, dass der Prinz seine Schwester holen kommt. Joe, Kurt ihr müsst sie in der Nacht bewachen." Er zog eine Automatikpistole hervor und gab sie dem rotblonden Shymier. "Nur zur Sicherheit. Wir wissen nicht, wie ausgeflippt der Kerl ist."

      Joe Marley steckte die Waffe mit einem Kopfnicken ein, nachdem er das Magazin überprüft hatte. "Ewig werden wir Higgins nicht an der Nase rumführen können."

      "Mir fällt schon noch was ein." Die beiden Handlanger gingen. Aleann Raven holte das keltische runde Schmuckstück hervor. Er schwenkte damit über den leblosen Körper der Elfenprinzessin, legte es ihr auf die Brust, doch nichts passierte.

      "Sicher gehört irgend ein magischer Spruch dazu", wandte Jhil ein. Sie machten sich für den Rest des Nachmittags an die Aufzeichnungen und durchforsteten alte Bücher. Sie hatten auch eine Gewebeprobe der beiden Körper - die Königs Elessar und der Elfin Nuaja - entnommen und sie in das Spektrometer gegeben, um das Alter zu bestimmen. Das Ergebnis erstaunte sie, denn der Körper der Elfin war sogar über fünfhundert Jahre älter, als die des ersten Königs!

      "Das kann schon sein, Jhil. Sie könnte bereits vor der Großen Dunkelheit gelebt haben." Der Mann stand am Sarkophag. "Für ihr Alter, hat sich die Prinzessin verdammt gut gehalten. Aber das hieße, Prinz Nuance, der dich letzte Nacht besucht hat, wäre demnach auch fast viertausend Jahre alt. Hm, das wirkt alles sehr - erstaunlich. Ja, unwahrscheinlich. Ist je ein Elf älter als zweitausend geworden?"

      Bei Sonnenuntergang begleitete Aleann seine Schwester nach Hause. Sie ließen sich Hühnchen-süß-sauer nach Hause kommen. Der Fernseher lief, doch mit ganz leisem Ton. Der Mann holte einen Revolver hervor und überprüfte die Trommel. Sie sperrten die Katzen ins Badezimmer und löschten das Hauptlicht. Es blieb nur eine Lampe neben dem Sofa und im Flur brennen.

      Dann warteten die Geschwister auf ihren weißhaarigen Besucher.

      Kurt Bofinger schreckte aus seinem Halbschlaf hoch, als sein Handy klingelte und wäre fast von seinem unbequemen Stuhl gefallen. Ein kurzer Fluch drang über seine Lippen, als er die Nummer des Anrufers erkannte. "Hi, Süße. Was gibt's?" meldete er sich säuselnd. "Sorry, aber ich muss noch paar Stunden im Museum aushelfen." Der blonde Mann verdrehte die Augen nach oben und lauschte angestrengt seiner Freundin am anderen Ende. "Tut mir leid, Süße. Ich weiß es ist mitten in der Nacht. Aber ich kann nicht vor vier hier weg! Ja-" er verstummte erneut. "Ich mach es wieder gut! Schlaf gut und träum von mir!" Er klappte das Handy zu, stand auf und legte es auf den Tisch daneben.

      Plötzlich

Скачать книгу