Die Legende der Eiswölfe. Nicole Seidel

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Die Legende der Eiswölfe - Nicole Seidel Eiswolflegende

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Entsichern konnte er sie nicht mehr, denn unerwartet stand ein schwarzer Schatten neben ihm und eine silberne Lanzenschneide durchschnitt die Luft...

      ...und sein Handgelenk. Ungläubig starrte der blonde Mann auf seinen Stumpf aus dem Blut hervor spritzte. Halb drehte er sich seinem Angreifer entgegen und sah in ein hassverzerrtes weißes Gesicht mit dunklen Augen und Lippen. Da durchflutete ihn ein weiterer Schmerz, als die scharfe Spitze in seine Brust eindrang und das Herz durchbohrte.

      Der Körper des überraschten Mannes war bereits tot, als er zu Boden sank. Nuance wischte mit Kurts Hemd das Blut von seiner einzigartigen Waffe und achtete dann nicht weiter auf den Getöteten.

      Wenige lautlose Schritte brachten ihm zum Sarkophag seiner Schwester. Das kurze Lanzenschwert steckte er neben das Sihil in seinen Schalgürtel und hob ganz behutsam seinen weiblichen Zwilling aus dem gelbgepolsterten Steinsarg.

      Da er noch einem Wachmann begegnen konnte, lud er sich den Körper über die linke Schulter und zog das Schwert. Auf dem gleichen Weg, wie er sich hineingeschlichen hatte, entkam er - Nuance durchquerte die hinteren Räume und verließ das Museumsgebäude durch eine aufgebrochene Hintertür. Doch der Alarm war nicht losgegangen, weil Joe Marley bei der Wachablösung von Kurt, vergessen hatte diesen einzuschalten.

      In der dunklen Gasse hinter dem Museum öffnete der Elfenprinz ein magisches Portal zu seinem unterirdischen Versteck und verschwand. Wenige Minuten danach läutete eine Turmuhr Mitternacht.

      Mit einem harten Tritt wurde die Wohnungstür eingetreten und weckte Jhil aus ihrem Dämmer­schlaf. Verdammt, sie war tatsächlich eingeschlafen! Kaum war der schwarze Schatten in der einge­tretenen Tür erschienen fiel ein Schuss. Aleann stand im Flur und hatte ohne zu zögern geschossen.

      Die Wucht der Kugel, die Nuance in die Schulter getroffen hatte, riss den Eindringling von den Beinen. Geistesgegenwärtig kickte der schwarzhaarige Mann dem Elfenprinzen das Lanzenschwert aus der Hand und zielte mit dem Revolver auf den liegenden. "Rühr dich nicht!" befahl er ihm.

      Nuances bernsteinfarbene Augen blickten hasserfüllt auf den Revolver. Dann auf seine aus der Reichweite gekickte Waffe und dem über ihn stehenden Mann und blieben schließlich auf Jhil ruhen, die sich den beiden Männern näherte. "Ich bin nur von Feinden umgeben", sprach der Prinz auf elfisch.

      Jhil übersetzte. "Bewege dich langsam, Prinz Nuance. Keine falschen Bewegungen, sonst schießt mein Bruder erneut auf dich. Komm nun langsam hier rüber." Mit etwas Widerwillen hob die Frau das Lanzenschwert auf und deutete damit auf ihr Wohnzimmer.

      Aleann bewahrte ausreichend Distanz zu dem Elf, der sich langsam erhob. Die Schusswunde an der Schulter behinderte ihn ein wenig, dickflüssiges schwarzes Blut quoll aus dem Loch. Die beiden Männer gingen Schritt um Schritt voran, sich stets genau im Auge behaltend und traten in den freien Raum vor dem Sofa.

      Jhil schlich zur Wohnungstür, lugte in den dunklen Hausflur und lauschte. Es blieb ruhig - der unerwartete Schuss hatte niemanden ihrer Nachbarn wohl dazu verleiten lassen nachzusehen oder gar die Polizei rufen zu lassen. Gut. Schlecht dagegen, das Schloss war kaputt, aber sie konnte die Tür zumindest noch schließen.

      "Ich will das Quenya!" forderte Nuance mit wohlklingendem Timbre, das Jhil trotzdem einen Schauder über den Rücken fahren ließ.

      "Du hast nichts zu fordern", erwiderte Aleann und wollte dem Elfenprinzen einen Stoß versetzen, damit dieser im Sessel landete.

      Doch geistesgegenwärtig fasste Nuance nach dessen Arm und er vollführte eine schnelle Drehung und packte mit der anderen Hand die Waffenhand des Mannes. Aleann's Knie stieß nach oben und traf Nuances Seite. Doch der löste seine Umklammerung nicht - so trat der schwarzhaarige Mann mehrmals hart nach. Dem Elf blieb die Luft weg, er löste seinen Griff und wand sich mit einer geschickten Pirouette aus dem Schlagkreis des Gegners.

      Jhil kam in seine Reichweite und er versetzte ihr einen harten Schlag mit der flachen Hand, den die Frau über den freistehenden Sessel fallen ließ. Mit einer weiteren Drehung bog sich Nuances Oberkörper unter die Ziellinie von Aleann's Waffenarm und sein ausgestrecktes Bein traf diesen stattdessen. Aus der Drehbewegung heraus stieß er ihm anschließend die Faust gegen die Brust. Aleann klappte zusammen und fiel zu Boden. Der kampferprobte Elfenprinz setzte sofort nach, fixierte den Arm mit der Pistole mit seinem Knie und nagelte den Mann - indem er auf ihm saß - am Boden fest.

      Nuance tastete die Kleidung, speziell die Taschen, ab und fand schnell den Gegenstand den er suchte.

      Jhil hatte sich während des kurzen Kampfes der beiden Männer wieder auf die Füße gebracht. Nuance hatte ihren Bruder überwältigt - was sollte sie tun? Mutig trat sie näher und stieß mit dem Lanzenschwert, das sie immer noch bei sich trug, nach dem weißhaarigen Elf.

      Das keltische Knoten-Schmuckstück verfing sich mit der Spitze. Reflexartig ließ die Frau los und das Lanzenschwert fiel zu Boden. Nuance konnte seine Waffe kniend jedoch nicht erreichen, so steckte er das Quenya unter seinen Mantel und erhob sich langsam, dabei beide Menschen im Blick behaltend. "Wir müssen nicht kämpfen, wir sind vom gleichen Blut", wisperte der Elfenprinz. "Gebt mir nur, was mir gehört. Dann gehe ich und ihr seht mich nie wieder!" Nuance näherte sich unmerklich seiner Waffe, behielt aber Jhil und Aleann Raven stets im Auge.

      "Du hast keinen Besitz, denn du dürftest gar nicht mehr existieren", entgegnete Aleann und Jhil dolmetschte alles.

      Nur noch ein halber Meter trennte den Elfenprinz von seinem sonderbaren Schwert. Doch dazu musste er sich hinab beugen und Aleann zielt mit dem Revolver erneut auf ihn. Wie schnell war der kampfer­probte Dunkelelf?

      "Was wollt ihr nun tun?" Nuance Silver hatte die Frage an beide gerichtet.

      Das war eine gute Frage! Aleann blickte hilfesuchend zu seiner Schwester hinüber und diesen Lidschlag der Unachtsamkeit nutzte der Elfenprinz und warf sich auf den Mann.

      Ein weiterer Schuss fiel und traf den Angreifer am Arm. Jhil kickte das Lanzenschwert aus seiner Reichweite und Nuance erkannte, dass er es in seinem angeschlagenen Zustand nicht mit beiden aufnehmen konnte. Er musste seine geliebte Waffe erneut zurücklassen. So ergriff er die Flucht, stolperte aus dem Zimmer in den Flur und riss die Wohnungstür auf.

      Als Aleann ihm folgte und ins dunkle Treppenhaus rannte, war der weißhaarige Schatten bereits einige Treppenabsätze außer Sicht gesprungen. Jhil hielt ihren Bruder von einer Verfolgung ab. "Lass ihn gehen, Al. Er hat recht, was willst du mit ihm tun? Willst du ihn erschießen?"

      Weiter unten verhallten seine eilenden Schritte, dann verschwand der Angreifer durch die Haustür. Zurück blieb Stille und die Anonymität der Großstadt. Der Mann schloss die Tür und sicherte den Revolver. Sie gingen zurück ins Wohnzimmer und dort hob er das Lanzenschwert auf. Sein Arm und die Brust schmerzten ihm, der Elf hatte einen harten Schlag.

      Lord Nuance Silver taumelte aus dem magischen Tor - das von einem blauen Licht umkränzt war - in den dunklen Raum. Die Schusswunden in seiner Schulter und dem linken Oberarm schmerzten ihn, die Metalllegierung der Kugeln vergiftete seinen Organismus. Stumm fluchte er, weil er so dilettant gegen die Geschwister versagt hatte und seine Waffe zurück hat lassen müssen. Die Kämpfe, die magischen Teleporte und das geistige Aufspüren des Quenya hatte ihm viel Kraft gekostet und er war lange noch nicht in Topverfassung.

      Der höhlenhafte, unterirdische weitläufige Raum barg wenig wohnlichen Komfort. In der Ferne war Meeresrauschen zu hören. Zwei schmale Schächte tauschten nur unzulänglich Frischluft aus und ein größerer Schacht bildete den Abzug eines Kamins. Nuance entfachte darin das glimmende Feuer, um etwas Licht und Wärme zu haben. Daneben auf einer schlichten

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