Mord im Weinberg. Christine Zilinski

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Mord im Weinberg - Christine Zilinski Charlotte Bienert Reihe

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kann ich gerne euch überlassen.“ Jankovich überlegte. „Trotzdem wäre es besser, wenn du bei allen Befragungen dabei bist, denke ich. Falls das Motiv doch mit Drogen zu tun hat.“

      Hoffmann seufzte. „Ja, schon gut. Hätte ich ja eh machen müssen. Ok. Ich denke, wir haben es in jedem Fall mit einem Täter zu tun, der nicht das erste Mal getötet hat. Der Mord trägt ja schon fast eine routinierte Handschrift.“ Jankovich schnaubte. „Ja, dass unser Täter kein Anfänger ist, haben wir uns auch gedacht. Gibt es sonst noch irgendwelche Auffälligkeiten bei Sievers? Wo wurde er überhaupt gefunden?“ „Ich schicke euch noch eine vollständige Kopie der Ermittlungsakte. Gefunden wurde der Tote in seiner eigenen Wohnung. Keine Einbruchsspuren. Spricht also dafür, dass das Opfer seinen Mörder kannte. Zumindest hat er ihn reingelassen. Wo wurde euer Toter denn gefunden?“ „Thorsten Leibold lag mitten im Weinberg, am helllichten Tag. Wobei der Mord vermutlich am Vorabend verübt wurde.“ „Also auch ein anderer Fundort, so unter freiem Himmel. Aber die Tötungsart und dass die beiden so kurz hintereinander getötet wurden, spricht für denselben Täter.“ Jankovich brummte zustimmend. Hoffmann fuhr fort: „Jetzt bleibt eher die Frage, ob der Mörder im Drogenmilieu zu suchen ist oder nicht. In jedem Fall müssen die Opfer eine entsprechende Gemeinsamkeit haben. Warten wir den Obduktionsbericht zu eurem Toten ab, vielleicht hatte er ja doch Substanzen im Körper.“ Jankovich erwiderte: „Klar, das müssen wir checken. Wir schauen uns auch noch die Wohnung von Leibold an und überprüfen seine Angehörigen. Wenn sich da schon Überschneidungen zu Sievers Umfeld finden, sind wir ein ganzes Stück weiter.“ Hoffmann sagte: „Ja gut, Kollegen. Wie gesagt, ich schicke euch alles zu meinem Toten rüber und dann kümmern wir uns gemeinsam um die Verdächtigenliste.“

      Durch den Apparat war auf einmal zu hören, wie gleich mehrere WhatsApps auf Hoffmanns Handy eingingen. Ein paar Augenblicke lang war es still in der Leitung, dann meldete sich der Kommissar in gestresstem Tonfall wieder. „Bei mir ist was aufgeploppt. Ich muss jetzt los.“ Jankovich sagte: „Klar, kein Thema. Danke dir schon mal für deine Infos.“ Dann fiel sein Blick auf den Stapel Tatortfotos vor sich und er sagte hastig, bevor Hoffmann auflegen konnte: „Ach, eins noch. Das ist ziemlich wichtig. Ist bei Sievers etwas in seinen Taschen gefunden worden? Etwas, was euch besonders aufgefallen wäre?“ Ungeduldig schnaubte Hoffmann, doch dann raschelte es. „Ja ... tatsächlich, das wollte ich euch eigentlich gleich am Anfang sagen. Da war ein Zettel in seiner Tasche.“ Specht und Jankovich tauschten einen schnellen Blick, während ihr Kollege fortfuhr: „Ziemlich nobles Papier. Steht ein Fremdwort drauf. Moment ...“, es raschelte erneut. „Ah, hier. Auf dem Zettel steht ‚Quid‘. Ist lateinisch und heißt ...“ „Dies“, unterbrach ihn Jankovich. Wieder spürte er, wie sich seine Nackenhaare aufstellten.

      Kapitel 10

      Charlotte hatte im Laufe des Nachmittags im Internet noch ein paar karge Informationen über Nikolas Paulsen gefunden. ‚Offenbar lebt er gerne so anonym wie möglich‘, dachte sie. ‚Tja, hilft alles nichts, dann muss ich ihm morgen eben wegen persönlicher Fakten auf die Pelle rücken.‘ Eigentlich hatte sie geplant, heute schon mit dem Background-Kasten zu Paulsens Person anzufangen. Doch dafür brauchte sie unbedingt mehr Material. Stattdessen begann sie, ihre Ankunft bei der Villa zu schildern und überlegte, ob sie auch den Privatsekretär Richard erwähnen sollte. Sie tippte konzentriert an ihrem Laptop und war mitten im Satz, als das Klingeln ihres Handys sie aus ihren Gedanken riss. Ohne nachzusehen nahm sie den Anruf an. „Ja?“ „Ja und weiter? Mensch, Charlotte, als Reporterin der Weinstadt Woche musst du dich ja wohl etwas formeller melden“, meckerte Richling. Charlotte stieß sich imaginär mit der flachen Hand gegen die Stirn und fluchte lautlos, dass sie nicht aufs Display geguckt hatte. „Ja, Chef, wäre das hier mein Dienstapparat, dann sicherlich. Aber das hier ist mein privates Smartphone. Also melde ich mich da auch privat. Was gibt’s denn?“ Übertrieben fröhlich sagte Richling: „Nichts, nichts. Ich wollte nur mal hören, wie es im Anwesen des hochwohlgeborenen Weinfürsten war. Hast du schon was Nettes zusammen?“ Genervt atmete Charlotte aus. „Also, ich kann dir sagen, wie seine Villa aussieht. Und dass er einen Privatsekretär hat und eine Hundehaarallergie obendrein. Sonst – Nada.“ Richling lachte auf. „Sonst nichts? Wie lange warst du denn dort, um Himmels Willen? Doch schon ein paar Stunden, oder? Ich bezahl dich nicht für drei Minuten Arbeit, das ist dir ja wohl klar.“ Augenblicklich steigerte sich Charlottes Ärger in Wut. „Also ehrlich, ich war ein paar Stunden dort, und mit dieser Panikmache hilfst du mir nicht. Vertraust du mir etwa nicht? Keine Sorge, ich mach da schon was Tolles draus“, sagte sie trotzig und hoffte, ihm damit den Wind aus den Segeln zu nehmen. Sie nahm das Handy in die andere Hand und schob ihren Laptop von ihrem Schoß neben sich auf die Couch. Dann zog sie die Beine im Schneidersitz zu sich heran und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Sofalehne.

      Richling lenkte tatsächlich ein: „Ja, das weiß ich doch. Aber ich hab heute Morgen die neuesten Umsatzzahlen reinbekommen, und die sehen alles andere als rosig aus. Die Story muss also sitzen. Und fesselnd sein. Eher so eine Art Scoop. Vielleicht hat er ja irgendeinen Dreck am Stecken?“ Richlings Boulevard-Vergangenheit blitzte bei diesen Worten auf. Charlotte schloss die Augen und schnaubte. „Keine gute Idee, Chef. Wir sind doch kein Schundblatt.“ ‚Warum muss ich ihm das eigentlich erklären?‘, dachte sie gereizt, während sie fortfuhr: „Angesichts dessen, dass es im Netz so gut wie gar nichts über ihn gibt, müsste er mir den Dreck schon persönlich erzählen – was er wohl kaum tun wird. Nur mal angenommen, er hat überhaupt irgendwelche Leichen im Keller, dann überleg doch mal: Wenn wir ihn damit in die Pfanne hauen, dann laufen wir Gefahr, dass er uns auf Heller und Pfennig verklagt. Und zum anderen gibt uns dann absolut niemand mehr ein Interview, weil dann jeder denkt, wir machen mit ihm das Gleiche. Womit willst du die Zeitung dann retten?“ Noch wollte Richling nicht von seiner Idee lassen: „Aber vielleicht gibt es ja so einen Zwischenweg ... Ein bisschen Dreck, ein bisschen Porträt? Vielleicht ist er ja nicht immer regelkonform bei seinen Zukäufen vorgegangen? Vielleicht hat er den ein oder anderen Geschäftspartner übers Ohr gehauen? Oder er setzt im Ausland verbotene Pestizide ein? Oder, oder, oder.“ Charlotte richtete sich kerzengerade auf. „Ich denke, du solltest das mir überlassen. Ich verbringe schließlich die Woche mit ihm und dann werde ich wie schon gesagt was Tolles draus machen. Aber ohne ihn in die Pfanne zu hauen.“ Sie hatte keine Lust mehr, ihrem Chef mit Logik oder Argumenten zu kommen. Richling schien endlich aufzugeben. „Ja schön. Dann mach du mal. Botschaft angekommen. Aber denk dran, es muss was Geiles bei rauskommen.“ Charlotte seufzte, doch sie freute sich, dass sie Richlings Bedrängnis scheinbar entkam.

      Doch dann kam ihr Chef zu dem Punkt, auf den er es offenbar die ganze Zeit abgesehen hatte: „Ach, und den Toten im Weinberg ein paar Meter neben Paulsens Villa, über den hast du nicht zufällig was gehört?“ Charlottes Puls beschleunigte sich augenblicklich. ‚Er kann unmöglich wissen, dass ich die Leiche gefunden habe‘, dachte sie, fühlte sich aber dennoch ertappt. „Nein“, sagte sie eine Spur zu hastig und dann: „Ich schreibe jetzt weiter, wenn’s recht ist.“ Ohne ein weiteres Wort legte sie auf. Ihr Herz klopfte wild. Sie hatte das ungute Gefühl, dass es Richling darauf nicht beruhen lassen würde. ‚Der ist doch wie ein Bluthund, sobald der eine Fährte gewittert hat, verbeißt der sich‘, dachte sie frustriert. Sie warf einen schiefen Blick auf ihren Laptop und dachte: ‚Ich muss so schnell wie möglich mit dieser Geschichte fertig werden.‘ Aber sie merkte, dass sie sich jetzt unmöglich auf ihre Arbeit konzentrieren konnte.

      Stattdessen rief Charlotte bei Sanne an. Mit der hatte sie ja noch ein Hühnchen zu rupfen. Bei dem Gedanken daran, dass Sanne Jankovich zu ihrer Hochzeit eingeladen hatte, ohne Charlotte davon zu erzählen, stieg Enttäuschung in ihr hoch. Doch noch während sie dem Freizeichen in der Leitung lauschte, überkam Charlotte ein Anflug von schlechtem Gewissen: ‚Naja, eigentlich kann sie ja einladen, wen sie will. Ist schließlich ihre Hochzeit. Hoffentlich hat sie überhaupt Zeit und steckt nicht mitten in Affenkacke.‘ Sannes Job als Tierpflegerin in der Wilhelma war ein wahrer Knochenjob – das wusste Charlotte. Aber Sanne war im Gegensatz zu ihr ständig energiegeladen. Trotz der Arbeitsauslastung zog sie wie ein Wirbelwind durch ihr Leben. Als nach etwa 20 Sekunden

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