Alvine Hoheloh. Amalia Frey

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Alvine Hoheloh - Amalia Frey страница 15

Alvine Hoheloh - Amalia Frey Alvine Hoheloh - Blaustrumpf

Скачать книгу

wieder selbst zu übertreffen.

      Familie Hoheloh erschien dieses Jahr zu siebt, denn außer den beiden erwachsenen Söhnen Eduard und Karl mit ihren Ehefrauen, war ihr jüngstes Kind Alvine mit von der Partie.

      Die Fürstenbergs hatten sie in dem Wirrwarr aus prächtig-bunten Ballkleidern und Fräcken in gedeckten Farben noch nicht erspäht.

      Eduard, seine Haut war nur bedingt heller als die seiner Geschwister, war groß und schlank, nannte einen beneidenswerten Schnurrbart sein Eigen und trug seine kastanienbraunen Locken schulterlang.

      Mit ihm seine Gattin Marie, die Einzelkind einer Weinbaudynastie im Südwesten des Reiches war. Auf ihrem Gut lebten und wirtschafteten sie an dreihundert Tagen des Jahres und kamen nur für große Anlässe wie diese in die Hauptstadt.

      Eduard war ganz hin und weg – und zwar von seiner kleinen Schwester: »Was aus so einem Wildfang wird, wenn man ihn pudert, parfümiert und in ein güldenes Ballkleid steckt«, spottete er angetan.

      Ebenso Karl: einen halben Kopf größer als Eduard, trug seine dunklen Haare kurz, dennoch kringelten sie sich sichtlich. Er konnte mit Komplimenten nicht hinterm Berg halten: »Und wie dir die Brokatspange steht, die ich dir mitgebracht habe. Findest du nicht auch, Becky-Liebes? Ganz entzückend!«

      Die beiden blonden, markant hellhäutigen und drallen Damen amüsierten sich über ihre Gatten: »Als hätte man euch ein Püppchen geschenkt«, stellte Rebecca, Tochter eines Seidenhändlers, trocken fest, die mit ihrem Mann die meiste Zeit des Jahres in Fernost und im osmanischen Raum umhertingelte, um Geschäfte abzuschließen. Der Handel mit dem feinen Stoff war dem jungen Paar gänzlich übergeben worden, seitdem die Eltern Hoheloh sich zu alt zum Herumreisen fühlten.

      Eduard und Marie hatten bisher drei Kindern das Leben geschenkt, Karl und Rebecca zwei Söhne in die Welt gesetzt, die beide aber die meiste Zeit auf dem Weingut zusammen mit Vetter und Cousinen lebten.

      Für wahr, Alvine fühlte sich bezaubernd. Das Kleid, ein blassgoldglänzender Traum mit kleiner Schleppe, einer senkrechten Reihe niedlicher brauner Schleifen am Rücken und rechteckigem Ausschnitt sowohl vorne als auch hinten, hatte sie sich schon Monate im Voraus ausgesucht. Es ließ ihre lohbraune Haut strahlen, im Gegensatz zu den Anzügen ihrer Brüder, die hellhäutigeren Männern mehr geschmeichelt hätten. Alvines Haar hatte Greta locker wenngleich aufwendig zu einem üppigen Knoten aufgesteckt und zwei lange Strähnen ihrer quirligen Locken vom Nacken über das Dekolleté entlang drapiert, die erst eine halbe Elle unterhalb ihrer Brust endeten.

      Dennoch mutete ihr der Rausch, mit dem ihre Brüder sie lobten, deplatziert an.

      »Ihr habt nicht geheiratet, um nach wie vor für mich die meisten Komplimente vom Stapel zu lassen«, gab sie also zurück.

      Scherzhaft verneigten sich die Stammhalter vor ihr und widmeten sich wieder ihren Frauen, die ihrer Schwägerin dankbare Blicke schenkten.

      »Sieh, dort ist Elfriede Fürstenberg. Dann kann der Rest der Sippe auch nicht weit sein«, rief Dorothea Alfred zu.

      Alvine hatte letztendlich beschlossen, sich höflich und distanziert zu verhalten, und sollte der Junior ihr zu aufdringlich werden, könne sie ihm wohlwollend einen Korb geben. Sie wusste, würde sie sich heute Abend, an dem die Wände Augen und Ohren hatten, daneben benehmen, stünde ihrem Vater ein äußerst schwieriges Geschäftsjahr bevor. Mit aller Macht hielt sie ihre Gesichtszüge in Schach, als sie Heinrich Fürstenberg erblickte. Ein unförmiger Greis mit hängenden Wangen und schlurfendem Gang lief hinter der sichtlich jüngeren, hageren, aber freundlich aussehenden Elfriede, die ihre Mutter beschwingt begrüßte.

      Dann fiel ihr ein: Sie hatte vergessen, zu fragen, wie alt der Sohn war.

      »Oh, sieh nur, offenbar haben sie sich gefunden.«

      »Hm?«, machte Theodor, bereits eine Flasche Rotwein und einige Portionen Pudding intus und angetan von den damenhaften Ausblicken.

      »Hohelohs! Nun steh da nicht so rum. Halt mir den Rücken frei, ich muss einer alten Jungfer das Herz brechen«, fauchte Konrad.

      »Ja doch.« Theodor, der an einem Tisch gelehnt stand, stieß sich ab und lief dem Bruder mit lustloser Miene nach.

      Dann erblickte er sie.

      »Guten Abend, Frau Fürstenberg. Das ist unser jüngstes Kind und unsere einzige Tochter, Alvine.«

      Alvine knickste pflichtbewusst schüchtern vor ihr, die positiv angetan lächelte. Ebenso schmunzelte Heinrich. War es Erleichterung in seinem Blick oder gar Lüsternheit? Sie wollte es gar nicht wissen und knickste auch vor ihm kurz, während er ihr zwei Sekunden zu lange die Hand küsste.

      »Fräulein Alvine, hocherfreut«, sagte Frau Fürstenberg, »und das ist mein Sohn …«

      Ein Jüngling schnellte dazwischen und ergriff sich verneigend ihre Hand: »Theodor Fürstenberg. Ich bin zutiefst erfreut, Fräulein Hoheloh, Sie endlich kennenzulernen.«

      Der Hüne küsste ihre Hand so zärtlich, als wären seine Lippen ein Schmetterling. Alvine, deren Blut einmal in ihre Füße schoss, dann in den Schädel und schließlich ins Herz, sah ihn wie vom Donner gerührt an, ehe sie stotterte: »Sie … Sie sind das? Ich hatte keine Ahnung, Herr Fürstenberg …«

      »Die Überraschung ist ganz meinerseits …«

      »Ich freue mich sehr, Sie wiederzusehen«, gab sie daraufhin, halbwegs zur Orientierung zurückgekehrt, zurück.

      »Wäre es wohl anmaßend, wenn ich Sie gleich um diesen Tanz bitte?«

      »Oh ich … mit Freuden gern«, lächelte Alvine.

      Keine Sekunde ließen sie einander aus den Augen, sie schienen nicht einmal zu blinzeln, während er sie mit flirrender Hand zu den anderen tanzenden Paaren geleitete.

      Die übrigen Familienmitglieder Hohelohs und Fürstenbergs hatten die Szene mit offenen Mündern beobachtet, Dorothea fing sich als Erste wieder. »Elfriede, Sie haben mir Ihren zweiten Sohn ja gar nicht vorgestellt« probierte sie, die Angelegenheit zu retten, »er scheint mir ebenso ein schmucker …«

      Ehe sie enden konnte, hatte Fürstenberg Senior sich gefangen und polterte: »Soll das ein Witz sein? Dieser nichtsnutzige Kurmacher? Ich werde …«

      »Heinrich, bitte«, hielt Elfriede ihn zurück.

      Nun sahen Fürstenbergs peinlich berührt zu den Hohelohs, aber Dorothea lächelte freundlich: »Lassen wir sie erst einmal tanzen, danach wird er uns sicher erklären, was es damit auf sich hat. Wie hieß er doch gleich?«

      »Theodor«, antwortete Elfriede nicht ohne Stolz.

      »Theodor, Theodora oder Dorothea …«, Rebecca strahlte ihre Schwiegermutter an, »das heißt doch 'Geschenk Gottes'.«.

      »Die Elfe und das Gottesgeschenk? Scheint mir eine lohnenswerte Mischung zu sein«, schloss Marie sich an.

      Nur die Herren Hoheloh blieben zu Salzsäulen erstarrt.

      Alvine wurde von Theodor entschlossen und gleichfalls behutsam über die Tanzfläche geführt. Sie sprachen nicht einmal miteinander und nahmen außer sich und ihren jubilierenden Herzen um sich herum nichts wahr. Sonst wäre ihnen aufgefallen, dass sie ein

Скачать книгу