MAGAZIN für Abenteuer-, Reise- und Unterhaltungsliteratur. Thomas Ostwald

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des „Bab“ kam es seit 1890 wiederholt zu Aufständen der verfolgten Anhänger, in deren Verlauf der Schah 1896 ermordet wurde. „Ein Rätsel“ Mays erschien zwei Jahre später, 1898.

      Zwar bemängelt der ebenfalls erwähnte Wesselin Radkov in seiner bemerkenswerten Untersuchung über „Politisches Engagement und soziale Problematik in den Balkanländern Karl Mays“ (Mitt. KMG 21 + 22/Sept. und Dezember 1974, S. 4 – 9 und 3 – 8), dass „Karl May dem nationalen Befreiungskampf der Bevölkerung auf dem Balkan in seinen Romanen wenig Beachtung schenkte“ (21, S. 7). Verständlich auch, dass der Bulgare Radkov Details aus den Unabhängigkeitskämpfen der Bulgaren und Serben vermisst, die zur Zeit der fiktiven Reise unseres Autors durch das Land der Skipetaren und die Schluchten des Balkans ihren Höhepunkt erreichten: 1873 wurde der Revolutionär Wassil Lewski in Sofia von den Türken gehenkt; 1876 fiel der bedeutendste Dichter der Bulgaren, Christo Botew, im Gefecht mit den Türken; 1878 schuf der Berliner Kongress das Fürstentum Bulgarien, und nach Kriegen gegen die Türken 1876 und 1877 entstand das unabhängige Serbien. Aber Radkov ist doch objektiv genug, aufgrund einer Reihe von Exempeln zuzugeben, „wie richtig und scharf er (May) die politische Situation auf der Balkanhalbinsel in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einschätzte“ (21, S. 7). Ja, Radkov betont gleich zweimal auf einer Seite (21, S. 7) mit Nachdruck:

      „Der Schriftsteller nimmt gegenüber den politisch-sozialen Verhältnissen auf dem türkischen Balkan eine ausgesprochen kritische Stellung ein“.

      „Obwohl indirekt, nimmt Karl May eindeutig Stellung für die unterjochten Nationalitäten auf dem türkischen Balkan und für deren nationale Unabhängigkeit.“

      Radkovs Belege sind nachzulesen, wir brauchen sie hier nicht zu wiederholen. Er geht aber schließlich noch einen Schritt weiter, wenn er (21, S. 7) bescheinigt:

      „Karl May hatte ein offenes Auge für die politischen Entwicklungen seiner Epoche.“

      Wenn aber May das unerbittliche Ed dem bed dem – Blut um Blut! der Wüstensöhne und den Racheschrei der roten Krieger den Regeln, „die unter gebildeten Völkern üblich sind“ („Allah il Allah“, a.a.O., S. 330), gegenüberstellt *), so ist das eine bitterböse Ironie, die noch nicht einmal von dem von Haß diktierten Versailler Frieden, weder von den Nürnberger Prozessen und einem Morgenthau-Plan noch von automatischen Schießapparaten längs einer Grenze zwischen zwei deutschen Staaten wissen konnte!

      Aufklingen in der Tat immer wieder Mayscher Humor, Spott, Ironie – „eine mächtige Waffe“, das „Indiz für die Stellungnahme des Schriftstellers zur Wirklichkeit, zur gegebenen Person, sogar zu den sozialpolitischen Verhältnissen in einem Lande“ (Radkov 22, S. 5). Und der Autor weiß sich stets „augenzwinkernd mit seinem aufgeklärten Leser im Bunde“, so Gunter G. Sehm („Der Erwählte“ in: Jahrb. KMG 1976, S. 19). Ist es hier „ein deutscher Kavalleriewachtmeister“, der beim Anblick einer tapferen Beduinentruppe „gar nicht aus dem Kopfschütteln herauskommen“ würde („Maghreb-el-Aksa“, Reprint als Beilage des „Graff-Anzeigers“, Heft 10/2. Quartal 1976, S. 4); so ist es dort der gelehrte Dr. Morgenstern im „Vermächtnis des Inka“ und der Künstler in Gestalt des Herrn Kantor emeritus Matthäus Aurelius Hampel aus Klotzsche bei Dresden aus „Der Ölprinz“, die in ihrer politischen Einfalt fatale Ähnlichkeiten aufweisen mit den sich politisch und sozial so engagiert gebärdenden Intellektuellen unserer Tage.

      Der überzeugte Demokrat und Pazifist May konnte vieles auch im eigenen Land nicht gutheißen. Wie er selbst in mancherlei Masken schlüpft, um eigenem Alltag zu entfliehen, so ersteht ein preußischer Beamter oft in der Figur eines türkischen Kiaja, Baschi bosuk oder Mütesellim wieder. Radkov erkennt:

      „Die Korruption, die Bestechlichkeit, die Brutalität, die May durch die Staatsgewalt damals erfuhr, finden eine hyperbolisierte, meisterhaft verschleierte Widerspiegelung in den von ihm geschilderten Verhältnissen im Osmanischen Reich, wo Bakschisch und Stock eine hervorragende Rolle spielen“ (Radkov 21, S. 6). Die Plagen der Balkanbevölkerung waren dem deutschen Volk Mays so ungeläufig nicht.

      „So liefern die Reiseerzählungen im negativen Spiegelbild eine Diagnose ihrer Zeit,“ der Gründerzeit (Claus Roxin in: Jahrb. KMG 1974, S. 53).

      Anmerkung: Im Original „Deutsche Heizen, deutsche Helden“, Bd. 2 „Die Königin der Wüste“ lautet die Szene sehr ähnlich wie folgt:

      „Dankt mir dadurch, dass ihr die besiegten Beni Suef menschlich behandelt.“ – „Das werden wir. Eigentlich müssten sie unsere Sklaven sein. Wir könnten ihre Palmen zerstören, ihre Brunnen zuschütten und ihnen alles nehmen.“ – „Das werdet ihr nicht.“ – „Nein. Wir werden ihnen unsere Beute nehmen und alle Waffen, damit sie nicht wieder gegen uns kämpfen können, doch lassen wir ihnen von ihren Herden und Vorräten so viel, dass ihnen genug zum Leben übrigbleibt, aber auch nicht mehr. Sie müssen in allem von uns abhängig sein, dürfen keinem anderen Menschen etwas bezahlen können und sollen gezwungen sein, alles von uns zu kaufen. So sind sie nicht Sklaven, aber doch abhängig von uns.“ – „Erzieht sie immerhin zu Kriegern. Ihr könnt sie gebrauchen. Hoffentlich seid ihr stets gute Freunde des Vicekönigs.“

      (Fortsetzung folgt)

      Thomas Ostwald

      Carl Zuckmayer

      Wenige Tage nach seinem 80. Geburtstag starb am 18. Januar der große „Zuck“, wie ihn seine Freunde nannten. Seine letzten Lebensjahre hatte er in Saas Fee, dem kleinen Schweizer Bergdorf, verbracht, liebevoll äußerte er sich einmal über seine Wahlheimat: „Lieber in Saas Fee bei schlechtem Wetter als anderswo bei gutem“. Geliebt war er, der „Zuck“, ohne Frage. Sein Werk wird lange weiterleben, denn Carl Zuckmayer war ein Volksschriftsteller, der die „Seele des Volkes“ erkannte, sie bei der Wurzel griff und in jedes seiner geschätzten Stücke pflanzte. Der unvergessliche „Hauptmann von Köpenick“ ist zwar von Berlinischem geprägt, doch seine Mainzer Heimat – seine Wiege stand in Nackenheim, einem kleinen Weindorf – konnte er zeitlebens nicht verleugnen. Ein Volksschriftsteller? Gewiss, in des Wortes natürlichster Bedeutung, denn gleich sein erstes Stück, „Der fröhliche Weinberg“, hatte einen überwältigenden Erfolg in Berlin, dann in ganz Deutschland. Kennzeichnend für sein Schaffen ist sein Ausspruch: „Ich hab geschribbe, wie mir der Schnabel gewachse war!“ Von den ersten Erfolgshonoraren konnte er sich ein Bauernhaus bei Salzburg kaufen, aus dem er nach 12 Jahren von den Nazis vertrieben wurde. Über die Schweiz ging es nach England und Amerika, bis er endlich in Saas Fee eine neue Heimat fand. Beliebt war er bald auch hier in weiten Kreisen der Bevölkerung. Zu seinem Geburtstag brachten ihm Schulkinder Ständchen, zu seinem 75. reisten von überall her Gratulanten an. Als ihn die Saas Feer zum Ehrenbürger ernennen, schenkt er jeder Familie im Ort eine Flasche Wein.

      Aus den zahlreichen Nachrufen sei hier der im Börsenblatt vom 21.1.77 erschienene Artikel von Helmut Ahrens erwähnt, in dem es treffend heißt: „… Zu all der Sinnenfreude nun, zu all der Liebe zur Verwurzelung, dem Mut zur Heimatbezogenheit kommt etwas, was den so sehr dörflichen und doch sehr weitläufigen Zuckmayer in seiner Lebensart treffend charakterisiert: Zuckmayer, der Naturmensch, der Wanderer, der Pflanzenfreund… Am Garten hat er seine Freude, er botanisiert, mit seinem Hund Axel stapft er, ausgerüstet mit Stock, Pelzmütze und Handschuhen, durch den Schnee…“ Ein vielseitiger Mensch war Zuckmayer, aufgeschlossen, energisch, und – in der Jugendzeit: ein verbitterter junger Mann, der sich bereits seinen Unmut von der Seele schrieb. Im Berlin der 20er Jahre Mittelpunkt, Gesprächspartner von Gerhart Hauptmann und Gustav Gründgens. Wir wollen hier jedoch besonders auch an diesen Zuckmayer denken: Den Verehrer der Mayschen Erzählungen. Diese Verehrung trieb bei ihm wunderliche Blüten: Seine

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