Hearts Collide. Celine Ziegler
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"Nein." Ich räuspere mich einmal. "Ich meine, ich war damals gerade mal sechzehn geworden. Ich mochte ihn und wollte wissen wie es ist, einen Freund zu haben, aber ..." Ich komme mir wirklich bescheuert vor. Eigentlich sollte ich mich doch gar nicht verteidigen müssen. So etwas tun Jugendliche doch, oder? Beziehungen haben und sie wieder beenden. Hier scheint es ein Tabuthema zu sein. Ich versuche, vom Thema abzulenken und frage Lucas über sein Studium über Wirtschaftsmathematik aus. Hauptsache, ich muss diese blöden Fragen nicht mehr über mich ergehen lassen.
Aby und ich kamen erst um ein Uhr nachts am Campus an. Für meine Verhältnisse war das viel zu spät und ich nehme mir vor, es bei diesem einen Abend zu belassen. Konzentration auf das Wichtige ist angesagt. Und das ist der Unterricht und die Literatur. Da geht nichts dran vorbei, obwohl der Abend eigentlich unterhaltsam war.
Als ich im Bett liege, um endlich schlafen zu können, gehen mir zu viele Gedanken durch den Kopf. Vor allem muss ich an Aiden denken. Kurzerhand entschließe ich, meinen Laptop anzumachen und meine Gedanken niederzuschreiben. Ich dachte an den Abend heute. Ich schrieb über Aiden und seine Arroganz. Dass er an geistliche Verbindungen glaubt und On The Rocks trinkt. Wie er nach Jasmin roch.
Ich träume in dieser Nacht von grünen Augen und meinem ersten Buch.
Als ich am nächsten Tag den Kurs für Literatur betrete, fällt mir auf, dass Aiden schon da ist. Er sitzt wieder in der letzten Reihe und redet gerade mit einem Mädchen, das neben ihm sitzt. Sie schmachtet ihn an, als würde er ihr gerade erzählen, dass er letzte Nacht die Welt vor einem Meteoriten gerettet hat. Außerdem quetscht sie ihm ihre Brüste schon fast komplett ins Gesicht. Ich dachte immer, solche Frauen gibt es nur in Filmen und Büchern. Ich gehe auf die letzte Reihe zu und setze mich ans andere Ende, um Aiden und dem blonden Busenwunder bloß nicht zu nahe zu sein.
"Rave, setz dich doch nach vorne zu uns!"
Ich schaue nach vorne und sehe Leon, der mir von der Mitte des Raums aus zuwinkt.
Ich wundere mich, warum mir nicht vorher aufgefallen ist, dass Leon hier auch in diesem Kurs ist und wieso er mir es gestern nicht erzählt hat. Aber egal. Zwischen so vielen Leuten zu sitzen scheint mir keine gute Idee zu sein. Es ist schlicht weg einfach unmöglich, sich in diesem Trubel zu konzentrieren und ich muss mich verbessern, um - genau wie Aiden - mein erstes Buch herauszubringen. Dieser Neid ist wirklich unerträglich, ich sollte damit aufhören.
"Nein, danke. Ich bleibe lieber hier hinten!", rufe ich Leon zurück und lächle ihn dabei an, um ihm nicht das Gefühl zu geben, ich hätte etwas gegen ihn.
Leon sieht mich stirnrunzelnd an, nickt aber dann einverstanden.
Als ich mich zu meinem Rucksack bücke, um meinen Block rauszuholen, fällt mein Blick auf Aiden.
Er sieht mich resigniert an.
Ich kneife leicht meine Augen zusammen und sehe ihn fragend an. Soll er sich doch wieder Blondchen widmen. Sie scheint ja quasi nach seiner Aufmerksamkeit zu betteln.
"So, Ruhe, bitte", ruft Professor Snow durch den Saal. "Ich hoffe, ihr habt gestern schon ordentlich viel aufgeschrieben, immerhin kann viel am ersten Schultag passieren. Heute beschäftigen wir uns mit dem Thema 'Sinn des Lebens'. Lasst uns mal ein wenig philosophieren. Irgendwelche Vorschläge?"
Schon meldet sich die erste Schülerin. "Ich finde, der Sinn des Lebens ist leben."
"Ja, das ist richtig, Saskia. Aber werden wir mal ein wenig genauer. Was genau bedeutet denn 'leben'?"
"Partys und Sex!", schreit ein Schüler lachend.
Die Klasse stimmt mit ein und auch der Professor muss lachen.
Ich reiße nur meine Augen auf und wundere mich, was in dem Kopf dieses Schülers vor sich geht. Partys und Sex ist kein gutes Konzept, um ein erfülltes Leben zu leben. Außer man ist interessiert an Geschlechtskrankheiten und einem Alkoholproblem.
"Okay, ich möchte, dass wir jetzt reihum gehen und jeder einmal - in ein, zwei Worten - sagt, was für ihn der Sinn des Lebens ist", schlägt Professor Snow vor.
Schon fängt die Runde an. Manche sagen Kinder kriegen, reich werden, etwas Wunderbares erschaffen und reisen.
Dann ist Aiden dran. "Menschen", sagt er einfach, nach kurzem Überlegen.
Ich spüre sogar kurz seinen Blick auf mir.
Menschen? Was meint er denn damit?
Als ich an der Reihe bin, steht meine Antwort fest. "Erfolg."
Der Professor sieht mich mit hochgezogenen Brauen an. Er hat wohl erwartet, dass ich wie alle anderen Mädchen Liebe oder so etwas wie Heiraten sage. Aber nein, für mich steht Erfolg an erster Stelle und das wird sich auch nicht ändern.
Nach den Kursen beschließe ich, Scar anzurufen. Ich setze mich auf eine Bank am Campus und schalte, während ich mir das Handy ans Ohr klemme, den Laptop an, um meine Hausaufgaben zu erledigen.
"Ravely! Endlich rufst du an!"
"Scar, ganz ruhig." Ich lache. "Wie geht's dir so?"
"Mir? Super. Aber viel wichtiger ist doch erst mal, wie es dir geht. Wie ist die ZOS? Los, ich will alles wissen."
Ich lächle leicht in mich hinein, während ich den Laptop auf meinen Schoß lege und Word öffne. "Also gestern ..." Ich verstumme, weil ich merke, dass mir irgendetwas die Sonne klaut. Ich schaue nach oben und sehe Aiden da stehen, der mich blöd angrinst. "Scar, warte mal kurz". Ich presse das Handy an meine Brust und richte mich dann an Aiden. "Willst du nicht wem anders in der Sonne stehen?"
Er scheint erst kurz verwirrt zu sein, tritt aber dann einen Schritt zur Seite. "O, tut mir leid."
"Ravely, wer ist da?", höre ich Scars Stimme durch mein Handy.
Ich halte mir das Handy wieder ans Ohr und betrachte Aiden skeptisch. "Niemand."
"Niemand? Hat sich aber anders angehört. Ist er süß? Komm, sag schon."
Aidens Grinsen wird breiter und als ich gerade etwas ins Telefon sagen will, nimmt er es mir kurzerhand weg und hält es sich ans Ohr. "O, hallo Scar."
Mir klappt die Kinnlade runter. Das erlaubt er sich jetzt nicht wirklich, oder? Ich springe auf und will es ihm wieder wegnehmen, aber ich bin zu klein und er ist einfach zu stark. "Gib es mir sofort wieder zurück." Ich versuche möglichst leise zu reden, damit uns niemand komisch ansieht.
Er grinst mich nur blöd an und spricht wieder ins Handy. "Ich bin Aiden. Ich hab eben deine Frage gehört, ob ich süß bin und da dachte ich mir, - da Ravely total in ihre Hausaufgaben gesunken war - dass ich deine Frage einfach selbst beantworte. Ja, ich bin süß. Sogar der Süßeste. Außerdem bin ich im selben Kurs wie Ravely."
Ich kann es nicht fassen. Was fällt ihm ein? Ich versuche weiter, ihm das Handy abzunehmen. Leider ohne Erfolg.
"Ich würde ja noch mehr mit dir plaudern, aber der kleine Zwerg hier läuft schon rot an. Also wieso rufst du sie nicht später nochmal an? Ich wünsch dir noch einen schönen Tag!" Er legt auf.
Ich nehme ihm sofort das Handy ab. "Was sollte