Iska - Die Flucht. Jürgen Ruhr

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Iska - Die Flucht - Jürgen Ruhr

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ausstrahlte. So standen sie eine Weile da und wie von selbst fanden sie erneut zueinander.

      XI. Das Dorf

      „Also wird es jetzt Zeit für den Aufbruch.“ Sigmar packte einige Dinge zusammen. Er wollte jetzt keine Zeit mehr verlieren und so schnell wie möglich zu seinem Dorf gelangen. „Vor uns liegt noch ein weiter Fußmarsch. Bis zu unseren Leuten ist es ein Tagesmarsch, wenn wir gut vorankommen.“

      Iska reckte sich, dann tat sie wie ihr geheißen. Sorgfältig schnürte sie die römischen Schuhe. Sie hatte diesen Schutz ihrer Füße schnell schätzen gelernt. Zusätzlich gaben ihr die genagelten Sohlen im Gelände noch einen sicheren Halt und kleine Steinchen oder spitze Äste konnten ihren Fußsohlen nichts anhaben. Bevor sie die Hütte durch den schmalen Graben verließen, vernichtete Sigmar alle Anzeichen ihres Aufenthaltes. Insbesondere die Hinweise auf das Mädchen.

      Dann krochen sie ans Tageslicht. Leise zwitscherten Vögel in den Bäumen und ein kleines Reh huschte erschreckt davon. Sigmar trat von hinten an das Mädchen und schlang die Arme um sie. „Ein herrlicher Tag. Schau, Iska, wie die Vögel singen und das Leben um uns herum pulsiert!“

      „Du bist ja ein richtiger Dichter!“, staunte die junge Frau. „Was weißt du von Dichtern, Iska?“

      „Nicht viel. Unser Dorfältester, Thoralf, sprach hin und wieder von bedeutenden Dichtern, die Geschichten erzählen und aufschreiben. Das hat mich immer schon fasziniert und zum Träumen angeregt. Einen Namen, ich glaube es war Homer, nannte er sehr häufig.“

      „Euer Dorfältester ist ein gebildeter Mann.“

      „Leider ist er tot. Dieser, dieser,“ Iska rang nach Worten. Langsam steigerte sie sich in eine Wut hinein. Sigmar war erstaunt, wie dieses kleine verträumte Mädchen sich so wandeln konnte.

      „Ruhig, Iska. Es ist schlimm, was geschehen ist. Aber denke nicht mehr daran. Die Götter bestimmen unser Schicksal und die Götter werden es so gewollt haben!“ Er ließ Iska los. „Wir sollten jetzt keine Zeit mehr verlieren. Lass uns losgehen, komm hier entlang.“ Ihr Weg führte sie an der kleinen Quelle vorbei, wo sie kurz innehielten und ihren Durst löschten. Immer tiefer drangen sie in den dichten Wald und gerade als Iska meinte, es ging nicht mehr weiter, so dicht standen die Büsche und Bäume, da führte Sigmar sie auf einen kleinen, unscheinbaren Pfad. Nebeneinander setzten sie ihren Weg schweigend fort. Allmählich wurde das Gelände zusehends hügeliger. Jetzt ließ sich nicht mehr so einfach voranschreiten. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Sigmar dachte an seine Ankunft im Dorf und Iska an das Geschehene der letzten Tage. Sigmar sprach zuerst aus, was beiden auf der Zunge lag: „Iska, wirst du bei mir bleiben? Willst du mich heiraten?“

      Iska sah Sigmar an. „Es ist schwierig, Sigmar. Wer von meiner Familie sollte mich verheiraten, da niemand mehr da ist. Wer von meinem Dorf? Es ist so, ... so entgegen allen Regeln. Ich war Guntram versprochen, ihn sollte ich heiraten. Aber ich wollte nicht. Ich habe mich als Junge verkleidet und als wir in unser Dorf zurückkamen, da bestraften uns die Götter mit diesen Präfekten.“ Iska fühlte sich den Tränen nahe. „Die Götter straften nicht nur mich, sondern das ganze Dorf. Und das nur, weil ich nicht gehorsam war!“ Doch Sekunden später ging eine Wandlung mit dem Mädchen vor sich. Sie spuckte voller Wut aus. „Gaius Quintus Vulturius!“, stieß sie voller Zorn hervor und hob beide Fäuste zum Himmel. „Diesen Namen werde ich in meinem Leben nicht vergessen!“

      Sigmar versuchte sie zu beruhigen: „Iska, wenn die Götter den Präfekten geschickt haben, so hat dies auch eine Bewandtnis! Die Götter werden dich nicht haben strafen wollen - die Götter haben vielleicht besondere Pläne mit dir!“

      „Aber kann ich dich heiraten, Sigmar? Kann ich Kinder von dir empfangen? Was, bei Odin, haben die Götter dann mit mir vor? Liebend gerne würde ich dein Weib werden, Sigmar. Aber ist es dann recht getan? Oder würden die Götter diesmal einen Präfekten in euer Dorf schicken, weil ich gegen ihren Willen handele?“

      „Iska, wir haben in unserem Dorf eine weise, alte Frau, die Seherin Yelva. Wir wollen sie nach unserer Rückkehr befragen. Es wird eine Lösung finden und in unserem Dorf kannst du ein neues Zuhause finden.“ Iska nickte. Die Entscheidung Sigmars erschien ihr sinnvoll. Warum sich jetzt zu viele Gedanken darüber machen? Doch der Gedanke Sigmars Frau zu werden, stimmte sie irgendwie heiter.

      Fast unbemerkt überzog sich der Himmel mit Wolken und als sie jetzt eine Lichtung im Wald erreichten, fiel leichter Regen auf sie herab. „Lass uns eine kurze Rast einlegen, Iska.“ Sigmar suchte eine trockene Stelle unter einer ausladenden Buche. An den Stamm gelehnt saßen sie auf dem Boden und beide waren dankbar für diese kurze Pause.

      „Wie wird es den Leuten aus meinem Dorf wohl ergangen sein?“ Iska sprach leise zu sich selbst, doch Sigmar verstand sie und nahm ihre Hände.

      „Nicht anders, als anderen Germanen auch. Die Römer werden diejenigen, die sie am Leben ließen, als Sklaven verschleppt haben. Meistens die jungen Frauen und Männer. Arbeitsfähige, zur Sklavenarbeit taugende Menschen. Sie werden verkauft oder von demjenigen, der sie gefangen nahm, selbst als Sklaven genutzt. Kleine Kinder, die noch zu nichts Nütze sind, werden, genauso wie die Alten, getötet. Oder, wenn sie Glück haben und die Götter ihnen beistehen, ebenfalls als Haussklaven behalten.“

      Beide schwiegen eine Weile. Der Regen nahm noch weiter zu und Iska konnte kleine Rinnsale beobachten, die sich ihrem Lagerplatz immer mehr näherten. Auch Sigmar schaute auf das Wasser. „Lange wird es hier nicht mehr trocken bleiben. Es wird Zeit, dass wir unseren Weg fortsetzen. Komm, Iska, bleiben wir in Bewegung, dann macht uns die Nässe nicht so viel aus.“

      Das Fortbewegen wurde jetzt schwieriger, da sich der kleine Pfad, dem sie folgten, allmählich in einen Schlammweg verwandelte. Einmal mehr dankte Iska den Göttern, die römischen Schuhe an den Füßen zu tragen. Trotzdem musste sie häufig Sigmars Hilfe in Anspruch nehmen, besonders dort, wo der Weg recht steil anstieg oder abfiel. Beide waren sie jetzt bis auf die Haut durchnässt.

      Plötzlich wich der Wald und sie standen vor einem abgeernteten Feld. Sigmar stoppte abrupt und deutete Iska sich neben ihn hinzuknien. Iska sah ihn fragend an. „Reiter.“ Sigmar deutete mit dem Arm in eine Richtung. „Aus dieser Richtung.“ Jetzt vernahm auch Iska leises Pferdegetrappel.

      „Sie sind nicht mehr allzu weit fort, bei diesem Regen sind entfernte Geräusche allerdings schlecht auszumachen.“ Er sprach leise und spähte angestrengt in der angegebenen Richtung. Alsbald schälten sich drei Reiter aus dem Regen. Sigmar sprang auf. „Das ist Veikko, wenn ich mich nicht täusche.“ Weitere Erklärungen blieb er Iska schuldig. Stattdessen winkte er heftig mit den Armen und schrie den drei Reitern entgegen: „Uuu Veikko ... Uuu Veikko.“

      Die Reiter hielten kurz inne und änderten dann die Richtung. Sigmar wandte sich zu Iska: „Steh auf, Iska. Das sind Leute unseres Dorfes. Meine Gefährten. Der Vordere von ihnen ist Veikko, mein Bruder. Die beiden anderen kann ich noch nicht erkennen. Wie ich Veikko allerdings kenne, sind das Brix und Wibke. Die beiden sind ebenfalls Geschwister.“ Sigmars Wangen glühten vor Freude. Strahlend sah er den Reitern entgegen. Kurz vor Sigmar und Iska zügelten sie ihre Pferde und wie auf ein Kommando sprangen alle drei zu Boden.

      Veikko stürzte auf Sigmar zu und schloss ihn in die Arme. „Sigmar, mein Bruder. Schön dich wohlbehalten wiederzusehen!“ Alle vier begrüßten sich jetzt wortreich. Veikko sah auf Iska: „Wen hast du uns da mitgebracht? Einen neuen, jungen Krieger? Wie ich sehe, auch schon mit dem Schwert und Dolch der Römer bewaffnet. Oh, Sigmar, du wirst uns am Ende doch nicht einen Römer mitgebracht haben?“ Veikko wand sich in gespieltem Entsetzen.

      Lachend winkte

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