Iska - Die Flucht. Jürgen Ruhr
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Wie eine dunkle Wand erhob sich plötzlich der Wald vor ihnen. Sigmar stieß ein tiefes Seufzen aus und dankte den Göttern. Dann lenkte er Iska in den Wald hinein und nach einem kurzen Stück Weges erreichten sie eine kleine, aus dicken Ästen und Blättern, gebaute Hütte.
„Hier haben wir eine schützende Unterkunft. Aber pass auf Iska, folge mir genau auf dem Fuße.“ Er ließ Iska direkt hinter sich gehen. Dabei mied er den kleinen Pfad, der direkt zur Hütte führte und schlug erst einmal einen Bogen. Von hinten gelangten sie an die kleine Behausung, die hier von dichten Büschen umgeben war. Iska sah Sigmar fragend an, sagte aber nichts.
Der Mann erklärte ihr schließlich von sich aus: „Hier hinten ist der Eingang zur Hütte. Getarnt durch die Büsche. Vorne die Tür ist keine wirkliche Tür. Und der Weg, den wir meiden mussten - und auch die Gegend um die Hütte herum - ist mit Fallen gespickt. Sollte sich wirklich einmal ein Römer oder jemand, der hier nichts zu suchen hat, hierhin verirren, so werden wir frühzeitig gewarnt.“
Sigmar drückte ein paar Zweige zur Seite und zog eine primitive Türe, die aus mehreren rohen Brettern zu bestehen schien, auf. Dann ließ er Iska in die Hütte schlüpfen. In dem Raum war es ziemlich düster und Iskas Augen mussten sich erst an das Dunkel gewöhnen. Auf dem Boden befand sich Stroh und sie machten es sich darauf bequem. „Bitte verlasse die Hütte nicht allein, du könntest in eine der Fallen laufen!“
Iska dachte gar nicht daran die Hütte jetzt noch einmal zu verlassen. Sie war einfach zu müde. Trotzdem forderte die Natur ihren Tribut. „Sigmar, ich muss mal.“
„Hier.“ Sigmar reichte ihr ein Gefäß. „So brauchst du in der Nacht nicht vor die Hütte zu treten.“ Dann kramte er aus einer anderen Ecke etwas Brot und getrocknetes Fleisch. Das Brot schmeckte muffig aber beide waren zufrieden, Nahrung zu sich nehmen zu können. Erschöpft schliefen sie nach dem kargen Mahl Arm in Arm ein.
IX. Eingeschlossen
Als sie erwachten, stand Sunna schon hoch am Himmel. Schlaftrunken räkelte Iska sich in Sigmars Armen. In der Hütte herrschte ein leichtes Dämmerlicht und allmählich konnte sie Einzelheiten ausmachen.
Das Gefäß, das Sigmar ihr in der Nacht gegeben hatte, entpuppte sich als ein metallener Topf. Seitlich an der einen Wand der Hütte erkannte die junge Frau mehrere Amphoren, so wie die Römer sie auch nutzten. Die Behälter steckten im Boden und nur die Öffnungen schaute aus der Erde.
Der einzige Zugang zu ihrer Behausung war die kleine Tür, durch die sie in der Nacht hereingekommen waren. Hier von innen sah die Hütte viel stabiler und größer aus, als von außen. Sigmar beobachtete sie, sagte aber nichts. Zärtlich wanderten seine Hände über ihre kleinen Brüste und verhielten hin und wieder bei den Brustwarzen. Iska spürte, wie die sich leicht aufrichteten. Fast automatisch wanderte ihre Hand in Sigmars Beinkleider. Der streifte sie sich herunter und entledigte auch Iska ihrer Kleidung. Schon spielte seine Zunge an ihren Brustwarzen. Diesmal überließ Iska ihm das Handeln und als er endlich in sie eindrang, krallten ihre Fingernägel sich in seinen Rücken.
Sie nahmen sich Zeit füreinander. Nach ihrem Liebesabenteuer schliefen beide noch einmal fest ein und danach aßen sie wieder von dem Brot und dem Fleisch. Iska stellte fest, dass das Brot ein wenig schimmelig war und deshalb so muffig schmeckte. Aber sie wurden wenigstens einigermaßen satt. Auch stand ihnen genügend Wasser zur Verfügung und so brauchten sie nicht zu dürsten. Sigmar erklärte ihr, dass die Vorräte regelmäßig aufgefüllt wurden. „Dies ist nicht die einzige Hütte dieser Art. Überall in den Wäldern haben wir solche Flucht- und Schutzhütten eingerichtet und die wichtigsten, wie hier an einer Stelle, an der der Rhenus überquert wird, werden regelmäßig mit Nahrung versorgt. Außerdem haben viele Stämme vor den Dörfern Posten, die warnen können, falls wir angegriffen werden!“ Stolz erzählte Sigmar von den Dörfern und den Schutzmaßnahmen. Nach seinen Schilderungen musste ein Großteil der Dorfbewohner Krieger sein.
Iska versuchte sich vorzustellen, wie ein Leben in solch einem Dorf aussehen würde. Doch jeder ihrer Gedanken warf wieder neue Fragen auf. „Und die Bauern? Wer bestellt die Felder? Ihr könnt doch nicht alle Krieger sein?“
Sigmar lachte: „Nein, natürlich sind wir nicht alle Krieger. Es gibt Bauern, Handwerker, Frauen und Kinder und - ja, wir haben sogar einen Medicus in unserem Dorf.“ Iska schüttelte ungläubig den Kopf, doch Sigmar bestätigte es noch einmal: „Ja, ein römischer Medicus. Als ich noch ein kleiner Junge war, so klein, dass ich gerade ein paar Schritte laufen konnte, zog eine römische Truppe nicht weit von hier durch das Land. Einige Stämme hatten sich zusammengeschlossen und griffen sie an. Unsere Krieger wurden zwar von den Soldaten zurückgeschlagen und viele von ihnen getötet, aber die Römer waren ebenfalls so geschwächt, dass sie den fliehenden Kämpfern nicht nachsetzten. Diese Kämpfer erbeuteten neben Gold und Edelmetallen auch einige Gefangene. Wie sich später herausstellte, waren es reiche Händler auf ihrem Weg in eine römische Siedlung auf der anderen Flussseite. Warum sie ausgerechnet den unsicheren Weg hier durch das Gebiet genommen haben, wissen nur die Götter allein! Die Gefangenen, die zu nichts nütze waren, wurden getötet. Und als es an der Reihe war, diesen Medicus zu töten, verstand er es, uns von seinen Vorzügen zu überzeugen. Er sollte uns einen Beweis seines Könnens liefern, denn bis dahin brauchten wir keinen Medicus - und wir kannten diese ja auch nicht. Er schaffte es auch wirklich, die Dorfältesten von seinen Künsten zu überzeugen und durfte am Leben bleiben. Jetzt ist er ein Mitglied unseres Dorfes. Wie sich herausstellte, war er selbst auch kein Römer, sondern ein griechischer Sklave der Römer. Aber wenn wir in unser Dorf kommen, dann wirst du alles mit eigenen Augen sehen können!“
Sigmar lugte durch die Tür zum Himmel. „Wir sollten heute noch hierbleiben und morgen erst aufbrechen. Sunna wird ihre Fahrt bald wieder beenden und es läuft sich besser bei Tageslicht, als in der Nacht. In der Nähe gibt es eine Quelle, so dass wir das Wasser auffrischen können. Und du könntest einige Beeren sammeln. Ich weiß, wo wir sie finden.“ Iska nickte. Was Sigmar vorschlug, war vernünftig. Und ein Tag Ruhe mehr würde ihnen auch nicht schaden. Ihre Füße könnten sich erholen. Außerdem musste sie zugeben, dass sie die Zeit hier allein mit dem jungen Kämpfer überaus genoss.
Sigmar suchte einen kleinen Korb und ein Gefäß für das Wasser zusammen. „Komm, Iska. Ich zeige dir, wo sich die Beeren befinden. Es ist nicht weit und ganz in der Nähe der Quelle.“ Die beiden jungen Menschen traten vor die kleine Hütte. Sigmar schritt auf einem schmalen Pfad voran und Iska folgte ihm. Sie brauchten nicht allzu weit zu gehen, da standen sie vor einigen Sträuchern, die voller schwarzer, reifer Beeren hingen. Iska konnte in der Nähe das Geräusch plätschernden Wassers ausmachen. Sofort begann sie die dicksten und reifsten Früchte in den Korb zu sammeln, während Sigmar zu der Quelle herüber ging.
Als er schließlich wieder neben Iska trat, war diese gerade mit dem Pflücken der Beeren fertig.
„Heute werden wir noch mit den Beeren und den Resten Brot und Fleisch, die in der Hütte sind, vorliebnehmen müssen. Leider kann ich hier schlecht ein Feuer entfachen, das würde uns verraten. Es ist immer möglich, dass die Römer wieder einmal über den Fluss herüberkommen und hier durch die