Seltsame Vorfälle. Elisa Scheer

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Seltsame Vorfälle - Elisa Scheer

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Punkte gab es keine, wenn Ihnen das weiterhilft. Sie haben im Café nicht zufällig aus Langeweile aus dem Fenster geschaut?“

      „Nein, eigentlich nicht. Ich habe eine sehr leckere Blätterteigtasche mit Fischfüllung verspeist und daneben durch mein Smartphone gescrollt. Draußen stand ein schmutziger Sprinter, das weiß ich noch, aber das Kennzeichen konnte ich von der Seite nicht sehen, vermutlich aber Leisenberg. Der Wagen hat auf jeden Fall recht alt ausgesehen, aber vielleicht war er auch nur ungepflegt. Rostspuren, glaube ich.“

      „Wissen Sie noch, in welche Richtung er gestanden ist?“

      „Hui! Moment…“ Sie stellte sich seitlich vor ihr Fenster und schaute betont beiläufig aus dem Fenster, dann nickte sie und zeigte über ihre Schulter nach hinten. „In die Richtung. Ich hab Richtung Markt geschaut, dann muss er mit der Schnauze mehr zur Carolinenstraße gestanden haben.“

      „Immerhin – das ist mehr, als andere Zeugen zusammengebracht haben. Die Farbe oder gar die Marke können Sie mir nicht nennen?“

      „Auf jeden Fall dunkel, damit sehen die ja immer besonders schäbig aus, gell? Aber die Marke – nein. Wissen Sie, wenn ich aufgepasst hätte, aber ich hab ja nichts geahnt und den Ausblick aus dem Fenster eher langweilig gefunden. Außerdem war das Fenster auch beschlagen, weil meine Fischtasche so gedampft hat. Kann man den Enkofer wohl besuchen?“

      „Im Moment noch nicht. Wir müssen ihn auch gut bewachen, denn vielleicht hat er etwas gesehen – und wenn den Tätern das klar wird, versuchen sie vielleicht: nun ja.“

      „Ich verstehe schon. Vielleicht schreib ich ihm ein Kärtchen…“

      „Da wird er sich freuen, wenn er wieder wach ist“, nickte Max und verabschiedete sich.

      Viel war’s nicht, stellte er auf dem Rückweg fest, aber besser als nichts. Wirklich alle anderen waren vergleichsweise blind und taub gewesen.

      o

      Ben hatte sich im Art Café umgesehen – jetzt war es recht gut besucht, Kunststück, zur Mittagszeit! Die Karte war interessant und er bestellte sich einen Burger mit Kabeljau in Kräutercreme, dazu Wedges und Gurkensticks.

      Schmeckte hervorragend, den Laden sollte er sich merken! Langsam und genüsslich arbeitete er sich durch den Burger und stellte hinterher fest, dass er jetzt zwar satt, aber keinesfalls vollgestopft und müde war. Vielleicht sollten sie den Brezenverzehr doch etwas einschränken? Gesund waren die in dieser Menge bestimmt nicht und müde machten sie auch…

      Der Laden begann sich allmählich etwas zu leeren, wahrscheinlich mussten die Leute langsam an ihre Schreibtische zurück. Als die Bedienung mit der Rechnung kam, konnte er sie fragen, ohne den Betrieb unnötig aufzuhalten.

      Ja, sie konnte sich dunkel an eine große Blonde erinnern, die am Fenster gesessen und die Fischtasche gegessen habe. Aus dem Fenster geschaut? Hm, eher wohl nicht, die hatte mit ihrem Handy gespielt und draußen war ja auch nie etwas los, nicht wahr? Dann stutzte sie und entschuldigte sich: „Also, außer vorgestern, aber das konnten wir ja nicht wissen, oder? Sonst ist hier voll die tote Hose. Die Leute, die am Fenster sitzen, freuen sich, weil es da heller ist, zum Lesen zum Beispiel, aber rausschauen…? Ich habe ja auch nichts bemerkt – hätte man da eigentlich nicht wenigstens etwas hören müssen? Geschrei oder so?“

      „Da war also auch nichts?“, fragte Ben.

      „Nichts, kein Geschrei, kein Gehupe, keine aufgeregten Passanten… ich meine, Leute gehen draußen schon mal vorbei, die, die in die Carolinenstraße wollen oder weiter zur Uni, gell?“

      „Verstehe, da ist offenbar niemandem etwas aufgefallen. So ein Mist aber auch.“

      „Der leiseste Überfall aller Zeiten?“

      „Ja“, seufzte Ben und bezahlte. „Und Ihre Kollegen wissen auch nicht mehr?“

      Sie schüttelte den Kopf. „Die haben sich ihre Kollegen heute Morgen doch schon vorgenommen, bloß ich hatte vormittags frei. Tut mir ehrlich leid.“

      Im Präsidium traf Ben auf Max, der zumindest einige Details zu bieten hatte, und Maggie, die sofort diese Aspekte in die Tafel gefügt hatte und außerdem zu berichten wusste, dass Enkofer Feinde hatte.

      „Woher weißt du das?“

      „Internet. Aber diese Feinde sind eher höhnisch unterwegs. Früher muss er ein tolles Händchen für Geheimtipps gehabt haben und die anderen hatten sich offenbar daran gewöhnt, einfach zu schauen, wen er fördert, und den dann abzuwerben. Und dann hat er, also in letzter Zeit, merkwürdige Leute präsentiert.“

      „Und jetzt müssen sich die anderen auch mal selbst anstrengen und sind deshalb sauer?“

      „Ja, zum einen und zum anderen verachten sie ihn jetzt, weil er solche Fehlgriffe tut. Gibt´s auf Twitter, ich hab´s rauskopiert und gespeichert. Hoffentlich ist Enkofer da gar nicht unterwegs, dann muss er sich auch nicht ärgern.“

      „Ganz interessant, Maggie, aber ist das ein Motiv für einen Überfall?“, fragte Max.

      Ben wiegte den Kopf. „Vielleicht wollte ihm jemand eins aufbrennen lassen – und der Raub ist einfach Tarnung? Dann kann er bei einer Befragung sagen Glauben Sie ernsthaft, ich lasse solchen Schrott stehlen? Und wir finden das dann noch ganz einleuchtend…“

      „Na, jetzt nicht mehr“, feixte Maggie.

      „Die Frage ergibt sich also, ob ein Feind selbst aktiv wurde oder den Überfall – mit oder ohne Vortäuschung der Raubabsicht – in Auftrag gegeben hat“, resümierte Max. „Aber ist die Tatsache, dass Enkofer früher mal ein besseres Näschen hatte als die anderen, wirklich ein Motiv?“

      Maggie seufzte. „Ganz schön ums Eck gedacht, gell? Ein Depp (oder zwei), der denkt, so ein Kunsthändler hat bestimmt viel Geld und Kunst ist immer wertvoll – das wäre eine deutlich einfachere Annahme. Auch wenn das an Die dümmsten Verbrecher Deutschlands erinnert.“

      Ben gluckste. „Es gibt ja auch die Leutchen, die ohne Maske fröhlich in die Überwachungskamera grinsen. Und dann ehrlich verblüfft sind, wenn wir sie finden. Übrigens ist das Essen in diesem Art Café sehr, sehr lecker. Sollten wir mal für Mittagspausen ins Auge fassen.“

      „Mehr hast du dort nicht rausgekriegt?“

      „Nein. Wenig Gäste, alle am Spielen mit dem Handy. Genau wie vorgestern. Die Bedienung hat sich nur gewundert, dass auch gar nichts zu hören war.“

      „Ganz toll“, fand Max. „Im Museum ist keinem irgendetwas aufgefallen. Nur eine Projektmanagerin war so spät in der Mittagspause im Art Café und die hat wirklich am Fenster gesessen, irgendwas mit Fisch gegessen und mit ihrem Smartphone herumgemacht. Rausgeschaut hat sie praktisch nie, aber ein ältlicher Sprinter ist vor der Galerie gestanden. Und sie kennt den Enkofer.“

      „Verdächtig?“, überlegte Maggie.

      „Weniger“, antwortete Max. „Dass eine Frau aus dem Museum den Inhaber einer Galerie kennt, finde ich jetzt nicht so ungewöhnlich. Aber wir können eine Kachel für sie anlegen. Sie heißt Mutén, Stella Mutén.“

      „Schwedisch?“

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