Heidesilber. Herbert Weyand

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Heidesilber - Herbert Weyand

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ist kein Vorwurf, Kendric«, verteidigte er sich mit brüchiger Stimme. »Ich habe keine Kraft mehr.« Er schwankte wie ein junger Baum im Wind, obwohl er im Aussehen einer alten Eiche glich. Knorrig und ebenso voller Furchen, wie der Stamm.

      Mühsam schlurfte er nach innen und bedeutete Kendric, ihm zu folgen. Er fiel ermattet auf sein Lager nieder.

      »Du lebst schon lange Zeit nicht mehr hier unter uns. Ich hätte viel früher mit dir sprechen müssen.« Die Hand fuhr fahrig durch die Luft.

      »Worum geht es, Labhruinn?« Kendric wartete gespannt.

      »Vor langer, langer Zeit – nicht in diesem Leben - besuchte ich die Anderwelt. In meinem Leben davor sah die Welt anders aus. In diesen Wäldern hier gab es keine Siedlungen. Die Stämme lebten als kleine Gruppen in Erdhöhlen. Sie kommunizierten nicht miteinander und jeder misstraute dem anderen. Damals erschien mir ein Gott, wie wir keinen anderen kennen, und gab mir etwas. Etwas, dass die Menschheit beschützen soll. Es muss von Generation zu Generation weitergegeben werden, weil ansonsten die Welt zerbricht.«

      »Welcher Gott? Mutter Natur?«

      »Nein. Niemand, wie wir ihn kennen. Es ist mir nicht möglich, ihn zu beschreiben, obwohl meine Gedanken voll davon sind. Wie schon gesagt, ich erlebte die Begegnung in einem früheren Leben. Eine schlimme Erfahrung, die mir heute noch Angst bereitet. Ein Sturmwind kam aus Norden, eine Wolke aus Feuer mit lodernden Flammen. Mitten darin stand ein Lebewesen mit vier Gesichtern. Ich vermag es nicht zu beschreiben. Dazu fehlen mir die Worte. Über seinem Kopf strahlte eine runde Platte, hell wie ein Stern.

      Ich hörte Rauschen um mich herum, wie ich es vorher nie hörte. Mein kleiner Geist verdrängte die Begegnung in den hintersten Winkel des Denkens. Erst vor einigen Jahren ließ ich die Erinnerung wieder zu. Aber du lebtest nicht mehr hier.«

      »Was ist dieses Etwas und was gab es dir?«

      »Eine Scheibe. Dasselbe Material, aus dem wir unseren Schmuck herstellen. Sie liegt dort hinten«, er zeigte in eine gegenüberliegende Ecke des Raumes, »in ein Fell gewickelt.«

      Kendric erhob sich und nahm das Fell auf. Kurze Zeit später hielt er eine silberne Scheibe in Händen, auf der Zeichen ein seltsames Muster ergaben. Er spürte sofort den Energiefluss. Der Gegenstand kam aus der Anderwelt und besaß Macht.

      »In diesem Leben? Wie kommst du im Jetzt an den Gegenstand?« Er sah zu Labhruinn. Jedoch, der war nicht mehr. Er wartete in der Anderwelt, auf die Erneuerung. Traurig und ratlos kniete Kendric neben Labhruinn. Jetzt lag es an ihm, herauszufinden, welches Geheimnis die Scheibe barg.

      Er rief den Stamm zusammen und leitete die Feierlichkeiten zur zeremoniellen Bestattung Labhruinns ein. Ihm blieb nicht viel zu tun. Die Vorbereitungen des alten Druide für den Übergang ließen ihn ahnen, wie er das Ende herbeisehnte. Es muss ihm sehr schlecht gegangen sein. Neben dem geschichteten Holz für das Feuer und dem darauf gerichteten Ruheplatz, lagen die Dinge bereit, die er in der Anderwelt benötigte und die man dem Grab beigeben würde.

      Kurze Zeit später loderten hell die Flammen in den Himmel. Der tote Körper zuckte noch einmal hoch, ein Arm schnellte hoch, wie ein mahnendes Zeichen, um dann im Feuer zu vergehen. Die Asche des alten Druiden wurde sorgfältig und rituell in ein irdenes Gefäß gefüllt und verschlossen. Die Bestattung der Amphore nahm Kendric, gemäß dem Brauch, allein vor. Kurze Zeit später stand er vor dem Feenhügel, an dem Platz, den Labhruinn vor langer Zeit bestimmte. Die rituellen Worte gingen ihm nicht so richtig über die Lippen. Lange noch hielt er Zwiesprache mit dem Verschiedenen. Auf die Fragen erhielt er jedoch keine Antwort mehr.

      So schnell es die Schicklichkeit erlaubte, trat er den Rückweg an. Die Unruhe, die er schon bei der Abreise in der neuen Heimat spürte, wurde stärker und beschleunigte den Schritt, bis er fast lief. Lange zog sich der Weg. Die Gedanken spielten verrückt und gaukelten ihm Bilder vor, die er nicht sehen mochte. Wusste er doch um die besonderen Gaben der Druiden, dass Ahnungen sich oft genug erfüllten. Er reiste Tag und Nacht, um das drohende Unheil abzuwenden. Schließlich hatte er das Ziel vor Augen. Je näher er kam, desto mehr wehte ihm Brandgeruch entgegen. Die bange Ahnung wurde zur Gewissheit.

      *

       neun

      Der Mazda tuckerte zuverlässig wie ein Traktormotor auf dem Weg nach Süden. Paul saß entspannt hinter dem Steuer und Griet kuschelte auf der Beifahrerseite gegen die Tür.

      Vorgestern besuchten sie noch einmal Arget, auf seinen besonderen Wunsch hin, der sie auf eine neue Spur in Frankreich brachte. Als sie sich dem Hügel näherten, stand er vor der Kate und winkte sie herein.

      »Nach Stunden mit eurer Scheibe muss ich gestehen, dass ich nicht viel weiter bin als zuvor. Mir gelang es, die Zeichen zu ordnen, was sie bedeuten, liegt jedoch in den Sternen.«

      »Schade«, bemerkte Paul. »Ich hatte große Hoffnungen in dich gesetzt.«

      »Es gibt noch mehrere Möglichkeiten.« Argets schmunzelte. Es sah fürchterlich aus, besaß jedoch einen gewissen Charme. »In meinen Fundus fand ich diese Originaldokumente.« Er schob einen vergilbten Packen Pergamentpapiere zu ihnen rüber. »Dazu gibt es diese Kopien. Die Originale halte ich hier bei mir. Ihr solltet sie jedoch sehen.«

      Ehrfürchtig langte Griet nach den Bogen. Sie fühlte dickes Papier, fast wie eine Lederhaut. Die Ränder bogen sich und fransten aus. Lange betrachtete sie die darauf vorhandenen Zeichen. Paul nahm ihr den Bogen mit spitzen Fingern aus der Hand.

      »Ich hielt noch nie ein Papyrus in den Händen. Es ist doch eines?«

      »Ja sicherlich«, entgegnete Griet.

      »Wie wurde das hergestellt. Unvorstellbar, dass die Ägypter schon in der Antike Schriftrollen herstellten. Hier gab es Papier erst im 14. Jahrhundert.«

      »Das Mark der Pflanzenstängel wurde in drei bis fünf Zentimeter breite Streifen geschnitten und eingeweicht. Diese wurden knapp überlappend zusammengelegt, darüber in entgegengesetzter Richtung weitere Fasern geschichtet, also kreuzweise, und zu einem Bogen gepresst oder geklopft«, erwiderte Griet kurz und unkonzentriert.

      »Wahnsinn«, brachte Paul heraus. Griet nahm ihm das Dokument wieder aus der Hand.

      »Mein Gott. Diese Dokumente müssen ja uralt sein. Ich habe schon einiges gesehen, so etwas noch nicht. Sind das die gleichen Zeichen, wie auf der Scheibe?«, fragte sie erwartungsvoll.

      »Ich vermute, sie wurden vor der christlichen Zeitrechnung gefertigt. Ja, wenn auch nicht ganz gleich, doch sehr, sehr ähnlich. Ich erkenne ein System darin. Wie vermutet sind sie verschlüsselt. Aber auch den Code haben wir geknackt. Nur, es gibt keine sinnvolle Übersetzung. Vielleicht unterliegen sie einer weiteren Verschlüsselung. Im Zweiten Weltkrieg bedienten sich die Krieg führenden Nationen der keltischen Verschlüsselungsmethoden.«

      »Lass mal sehen.« Paul langte hinüber. Die Kopie hätte für ihn genauso gut chinesisch sein können. Hieroglyphen, Runen oder was sonst noch für Krakel verwischten vor seinen Augen. Rote und blaue Linien umkreisten die Symbole. Ordnungshinweise setzten sie in eine bestimmte Folge.

      »Das ist Kyras Werk. Ihr gelingt so etwas aus dem Effeff und sie benötigt keine dicken Bücher. Seid euch sicher, dass die Anordnung so ist«, sagte er zu Paul und tippte mit den unförmigen Fingern auf das Papier. »Und jetzt wird es spannend. Es geht um einen Druiden, der ungefähr 300 vor Christus, plus, minus fünfzig Jahre lebte. Sein

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