Heidesilber. Herbert Weyand

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Heidesilber - Herbert Weyand

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       zehn

      Das Wasser floss träge und trug sie langsam weiter in Richtung Rhône. Seit ungefähr einer halben Stunde paddelten sie die Ardèche hinunter. Rechts und links ragten steile zerklüftete Felsenwände hoch. Der blaue Himmel zeigte lediglich einen schmalen Streifen und wurde von den Felskanten der Gipfellinien abgegrenzt. Als sie losfuhren, begann der Tag hell und heiß. Hier in der Schlucht herrschte diffuses Dämmerlicht und die Luft zog empfindlich kühl den Fluss herauf. Erst gegen Mittag erreichte die Sonne die Talsohle. Ein Bonelli-Adler kreiste hoch oben in der Luft und betrachtete die kleinen Menschen, die ihren unterschiedlichen Tagesverrichtungen nachgingen. Er stieß einen klagenden Laut aus, der in der Schlucht dumpf widerhallte.

      Hinter ihrem Paddelboot verfolgte sie eine blaue Kunststofftonne, in der ihre Sachen verstaut lagen. Sie wurde als Beigabe von der Bootsvermietung gestellt. Griet rekelte sich im Boden des Bootes und das Shirt spannte verführerisch über ihren Brüsten. Sie trug enge Shorts, die, die langen braunen Beine zur Geltung brachten. Die Niederländerin strahlte die Sexualität der gemeinsam verbrachten Nacht aus. Trotz der ähnlichen Kleidung, er trug anstatt der kurzen Hose eine Jeans, fühlte sich Paul nicht halb so attraktiv, wie er sie mit seinen Augen sah.

      »Du musst die Wände, nicht meine Hügel beobachten«, bemerkte Griet, der Pauls auf ihr ruhender Blick angenehme Erinnerungen an den gestrigen Abend hervorrief. »Es ist nicht weit vom Felsentor, sonst hätte Kendric eine andere Ortsangabe gewählt. Achte auf Abweichungen in der Felsformation.«

      »Wir halten alle zehn oder zwanzig Meter an und suchen die Wände mit dem Fernglas ab.« Paul hielt ihr eines hin. Er hatte es am Morgen noch schnell gekauft.

      »Das ist eine prima, Idee. Die Strömung ist stark. Wir müssen ans Ufer.«

      »Ich halte das Boot schon in der Mitte. Du schaust durch das Glas. Wahrscheinlich weißt du besser als ich, wonach du suchst.«

      Griet kniete im Boot und beobachtete von unten nach oben die Wand. Einmal die linke und dann die rechte Seite.

      »Nach meinem Gefühl sind wir zu weit runter. Die Spannung, die ich hatte, ist weg. Wir beginnen noch einmal von vorn«, sagte Griet nach einer weiteren halben Stunde.

      »Aber nicht gegen die Strömung paddeln. Wir sind genauso schnell, wenn wir den nächsten Anlaufpunkt nehmen.« Der Bootsverleih sagte ihnen, dass nach drei bis fünf Stunden, je nach Geschwindigkeit, der erste Ausstieg aus der Schlucht komme.

      »Gut. Dann machen wir uns einen schönen Tag.« Griet glitt wie eine Schlange auf ihn zu und an ihm empor. Paul umfasste und streichelte sie.

      »Mach mich nicht verrückt. Wir sind nicht allein hier.« Er zeigte auf weitere Boote um sie herum.

      »Ich weiß.« Sie nuschelte an seinen Lippen.

      Am späten Nachmittag standen sie wieder an der Flussbiegung hinter dem Felsentor und suchten die Felswände nochmals mit den Ferngläsern ab. Es dauert lange, bis Paul schließlich etwas auffiel. Die Sonne verschwand gerade hinter dem Grat des rechten aufragenden Uferfelsens. Ein V-förmiger Ausschnitt, im oberen Rand der Felswand markierte eine goldene Linie Sonnenlicht, die auf der gegenüberliegenden, von ihnen aus gesehen linken, Seite herunterlief.

      »Griet.« Er bemühte sich um einen möglichst ruhigen Tonfall. »Diese Linie des Sonnenlichts auf der Wand.«

      Sie nahm ihr Glas von den Augen, um es gleich wieder anzusetzen.

      »Du hast es. Ein Zeichen der Natur. Ich kann es mir richtig vorstellen. Der Druide, der gleichzeitig, Kelte ist, steht an dieser Stelle und bekommt diesen Fingerzeig. Ob er wohl die gleiche Aufregung spürte, wie ich jetzt? Die Sonne zeigte ihm den Weg.« Sie sprudelte die Worte enthusiastisch und mit leuchtenden Augen hervor.

      Binnen Minuten verschwand die Sonne und damit auch die Markierung.

      *

      Früh am nächsten Morgen paddelten sie zu der Stelle, an der sie am Abend den Sonnenstrahl ausmachten. Am gegenüberliegenden Ufer der Felswand zogen sie das Boot auf einen kleinen Uferstreifen und beobachteten die Stelle, die der Sonnenstrahl markiert hatte.

      »Das sind vierzig, fünfzig Meter«, zeigte Griet nach oben.

      »Wenn nicht mehr«, meinte Paul, die Wand absuchend. »In den letzten zweitausend Jahren kann der Fluss sich nicht so tief eingeschnitten haben. Lass es mal einen Meter sein, dann ist es schon sehr viel.«

      »Du hast recht. Wenn es die Stelle ist, die wir suchen, muss da noch etwas sein.« Angespannt glitten die Augen über Felswand.

      »Hier. Schau mal meinen Finger entlang.« Paul machte wieder die Entdeckung. »Diese Dellen sind zu gleichmäßig, als dass sie von der Natur geschaffen wurden.«

      »Möglich. Lass uns rüber paddeln.«

      »Da sind Einkerbungen, wie Tritte. Aber das sind, bestimmt vier Meter von hier unten. Da kommen wir nie hoch.« Griet zog fröstelnd die Schultern zusammen. Erst gegen Mittag würde die Sonne die Schlucht erreichen. »Vielleicht hatte der Fluss damals mehr Wasser. Ich habe gehört, dass er auch heute noch nach Regenfällen blitzschnell um zehn Meter ansteigen kann.«

      »Mit so einem Wurfhaken, wie ihn Bergsteiger benutzen, können wir auch nichts tun. Die Wand ist zu glatt«, Paul schüttelte den Kopf. »Wir müssen von da drüben«, er zeigte nach rechts auf einen Geröllhang, »schräg nach oben klettern.«

      Paul zog das Boot vollends auf das schmale Ufer, während Griet den Weg suchte, der sie nach oben gelangen ließ. An einem Band, das sich auf zwei Meter Breite am Felsen entlang zog, hob Paul den Arm.

      »Warte. Hier sind Einkerbungen von Menschenhand.« Er wischte mit der Hand darüber. Griet schob ihn zur Seite.

      »Das ist tatsächlich eine Schrift, und zwar die gleichen Zeichen, wie auf der Scheibe. Wir sind richtig. Ich wusste es doch.« Sie sah mit glänzenden Augen hoch. »Ich hätte sie glatt übersehen. Schau. Die Zeichen laufen das gesamte Band entlang.« Aufgeregt drückte sie ihre Nase fast gegen den Felsen. »Da vorne müssen wir Aufnahmen machen.«

      »Ja später. Wenn wir zurückkommen. Vor uns scheint es nicht weiter zu gehen.« Er ging auf das scheinbare Ende ihres Weges zu. Dem Auge verborgen, lag hinter der Felsnase ein Tritt, der sie auf weitere Einkerbungen zuführte. Auch wenn diese ausgewaschen wirkten, tendierten Griet und Paul zu der Ansicht, dass sie von Menschenhand geschaffen wurden. Vor allem vor dem Hintergrund der Ähnlichkeit der Zeichen, mit denen der Scheibe. Relativ leicht stiegen sie eine verwaschene Treppe nach oben, bis sie auf einem kleinen, von unten nicht auszumachenden, Plateau standen. Der Eingang hinter die Wand wurde durch Felsbrocken versperrt.

      »Denkst du, hier ist es?« Sie schaute Paul fragend an.

      »Ich glaub‹ schon. Muss auch. Wir kommen nicht weiter nach oben. Was sagt dein Gefühl?«

      »Du fragst mich nach meinem Gefühl? Was ist denn jetzt los?«

      »Na ja. Ich bin lernfähig. Schließlich hattest du einige Male recht.« Er schaute sie unsicher an.

      »Meine innere Stimme sagt, wir sind richtig.« Sie klopfte ihm leicht auf die Schulter.

      »Und jetzt? Meinst du, hinter dem Geröll ist was?«

      Griet

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