Heidesilber. Herbert Weyand

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Heidesilber - Herbert Weyand

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Die Höhle bebte. Hinter Paul gab der Fels eine Öffnung frei. Mit einem gewaltigen Stoß schob er Griet hindurch. Blind tastete er in dem Staub nach ihren Rucksäcken, die er hinterherwarf.

      »Das war knapp.« Sie leuchtete mit der Lampe einen natürlichen schmalen Gang aus, der in den Berg führte. »Die Scheibe bringt nur Unglück. Und jetzt zerstören sie auch noch dieses Kunstwerk. Hoffentlich sind sie unter dem Fels, begraben.« Ihre Lippen zitterten in tiefer Erregung.

      »Falls wir denen noch einmal begegnen, bin ich als Erster am Zug. Was sind das für Schweine. Für ein Stück Silber, gnadenlos um sich zu ballern. Ich besorge mir eine Pistole oder einen Revolver, wenn wir hier raus sind.«

      »Wenn wir hier raus sind«, wiederholte ihre Stimme dumpf. »Der Eingang ist der Ausgang und der ist verschüttet. Diese Tonnen Gestein bekommen wir nie bewegt.«

      »Du meinst, wir kommen hier nicht mehr heraus? Das glaubst du doch selbst nicht.«

      »Aber wie?« Sie fing an zu weinen.

      »Jetzt mal ruhig.« Er nahm sie in den Arm. »Es gibt einen weiteren Zugang. Da bin ich mir sicher. Wir haben Licht. Ich habe Ersatzbatterien und ein wenig zu essen und zu trinken haben wir auch. Beruhige dich. Wir kommen hier heraus.« So zuversichtlich, wie er klang, war er auch. Er ging in den Gang hinab. Zögerlich folgte Griet. Hinter einer Biegung wurde die Decke niedriger, sodass sie bald nur noch auf allen vieren vorankamen. Doch nach einer halben Stunde standen sie in einer größeren Höhle und reckten die Glieder.

      »Pause.« Paul musterte den Raum. Eine trockene Höhle, ohne Staub. Einfacher nackter Fels. Ein starker Luftzug umwehte ihre Beine. »Zumindest gibt es eine Öffnung nach draußen. Sonst würde der Wind nicht, wie in einem Kamin, hier ziehen. Ich glaube, hier unten nennt man das Wetter.«

      Griet hockte auf dem Boden und nestelte am Rucksack. Endlich fand sie, was sie suchte. Eine Tafel Schokolade. Sie brach sie in der Mitte und gab Paul eine Hälfte.

      »Wenn ich Stress habe, muss ich etwas Süßes essen«, sagte sie fast entschuldigend.

      »Geht mir genauso.« Er legte einen Arm um ihre Schulter. »Kannst du noch? Oder sollen wir eine längere Rast einlegen?«

      »Um nichts auf der Welt möchte ich jetzt rasten. Lass uns weitergehen. Ich will keine Minute länger unter der Erde bleiben, als notwendig.« Außerhalb des Strahls der Taschenlampe schien es, als wolle die Dunkelheit sie verschlucken. Sie musste raus.

      »Mir geht es ähnlich. Ich fuhr mal in eine Schachtanlage ein. Du weißt schon eine Zeche oder Grube. Neunhundert Meter tief im Erdboden. Das muss ich nicht noch einmal haben. Vor allem, wenn ich daran denke, was über uns ist.«

      »Du munterst mich wirklich auf. Ich will nichts davon hören«, sagte sie missmutig.

      Am Ende der Höhle bogen sie in den zweiten Gang von links. Vier Möglichkeiten boten sich hier. Aber nur aus einem blies Luft. Es ging immer weiter herunter. Der Stollen nahm kein Ende. Nach einer, von vielen Biegungen stolperten sie fast in ein Wasserloch, das die gesamte Breite des Ganges einnahm. Sie mussten zehn Meter überwinden, um das andere Ufer zu erreichen. Mutlos sank Griet zu Boden.

      »Was machen wir jetzt?«

      »Auf die andere Seite.« Er zog die Schuhe aus und machte den ersten Schritt in das Wasser. »Ich gehe erst mal rüber. Warte ab.« Vorsichtig setzte er Fuß vor Fuß. Das Wasser ging ihm bis zu den Schenkeln. Es brachte ihm also nichts, dass er die Hose bis zu den Knien hochgekrempelt hatte. Er hätte sie besser ausgezogen. Kurz darauf gelangte er an den anderen Rand des Beckens.

      »Warte«, rief er Griet zu. »Ich komme rüber und helfe dir. Zieh dich aus, sonst werden deine Klamotten auch noch nass.« Er hängte seine Hose an einen Felsvorsprung. Er bibberte im kühlen Luftzug.

      »Komm«, sagte er sanft, als er die andere Seite wieder erreichte.

      Griet tauchte den Fuß ins Wasser, zog ihn jedoch sofort wieder zurück. »Das ist ja pures Eis.«

      »Da musst du durch«, er fasste sie am Arm. Gerade mal zwei Meter vor dem anderen Ufer rutschte Paul weg. Er klatschte mit dem Oberkörper nach vorne in das Sinterbecken. In einer instinktiven Bewegung warf er den Kleiderpacken, den er trug, aufs Trockene. Frierend erreichten sie festen Boden und stiegen in ihre Klamotten.

      »Wir müssen weiter, sonst frieren wir hier fest«, forderte er sie auf.

      Das Fortkommen wurde schwierig und brachte sie bis an die Grenzen ihres körperlichen Leistungsvermögens. Sie zwängten ihre Körper durch schmale Spalten hindurch, robbten auf dem Bauch oder überwanden haushohe Verwürfe.

      Bei der nächsten Rast sanken sie kraftlos zu Boden und klammerten aneinander fest, bevor sie einschliefen.

      Nach, sie wusste nicht wie langer Zeit erwachte Griet und drückte den schweren Paul ein wenig zur Seite. Er lag halb auf ihr und drückte ihren Rücken gegen einen spitzen Zacken, im Felsen. Verzweiflung drang in ihre Gedanken, aus denen sie sich befreite. Sie erzählte Kendrics Geschichte weiter. Sie wusste, Paul dämmerte zwar, lauschte jedoch ihren Worten.

      *

       elf

      

       Griet erzählt:

      Ein halbes Jahr lebten sie nun schon an dem Fluss mit dem Felsenbogen. Bevor der Winter mit der Kälte kam, wollten sie in einer der Höhlen, die es hier reichlich gab, ein Lager aufschlagen.

      Knut versuchte Kendric, die Geschichte Nerviers zu erzählen. Er verstand immer noch nicht, wie er vor seinen Augen verging. Mittlerweile wusste er, dass Nervier ursprünglich Andy hieß. Nach dessen Verschwinden fiel Knut in ein tiefes Loch, aus dem ihn auch seine Brüder nicht herausholen konnten. Wie verschwand ein Mensch von einem auf den anderen Augenblick? Sich einfach auflösen? Der Schock saß noch immer tief. Kendric brachte zwar Verständnis auf, konnte ihm jedoch aufgrund seiner Lebensphilosophie nicht helfen. Mutter Erde hatte so viele Geheimnisse. Warum nicht auch dieses. Trotz allem, die Begegnung mit Kendric tat ihm gut.

      Auch Kendric empfand die neue Freundschaft, als etwas Besonderes. Sie wurde ihm bewusst, als sie durch den Wald schlenderten und ein riesiger Wolf auf sie zustürmte. Er warf Knut zu Boden. Der Druide zückte das Schwert und war im Begriff einzugreifen, um verblüfft innezuhalten. Das Tier griff nicht an. Die beiden rollten über den Boden. Knut lachte zum ersten Mal, seit er ihn kannte. Er tobte ausgelassen, wie ein Kind und die blauen Augen blitzten vor Freude.

      »Das ist Wolf«, stellte er das riesige Tier vor. »Er lässt sich Wochen nicht sehen, aber er kommt immer wieder.«

      »Mutter Erde segnet dich. Welch ein Geschenk macht sie dir.«, entgegnete Kendric.

      »Wenn du es so sagst, dann hast du recht«, stimmte Knut zu. »Für mich ist Wolf so selbstverständlich wie Essen oder Trinken.« Wolf streckte die kräftigen Glieder und der mächtige Körper erschauerte vor Wohlbehagen, als er ihm den Nacken kraulte. Dann trottete das Tier zu Kendric und versenkte die gelben Augen in die des Druiden. Er spürte Kribbeln im Körper und ein Gefühl des Willkommens wurde übermächtig. Er neigte den Kopf wie zum Gruß, und das Tier erwiderte die Bewegung. Der Wolf erstarrte kurz, bevor das Zittern, wie eine Wellenbewegung, über sein Fell lief und sprang aus dem Nichts ins Gebüsch.

      Von diesem Zeitpunkt an wusste

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