Heidesilber. Herbert Weyand

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Heidesilber - Herbert Weyand

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schon. Wir sind keine dreizehn mehr.« Griet gab ihm einen Schubs. »Ich gehe ins Bad und mache mich Bett fein.«

      Sie ließ die Badtür offen und er hörte, wie sie sich auszog. Kurze Zeit später rauschte das Wasser der Dusche. Er spitzte die Ohren und bekam heiße Gedanken.

      »Willst du mir nicht den Rücken waschen«, schreckte ihn ihre fröhliche Stimme aus dem Traum.

      Aufgeregt stolperte er zum Bad. In einer flüssigen Bewegung riss er das Shirt herunter. Tatsächlich wie ein Dreizehnjähriger, schoss ihm durch den Kopf.

      *

      Griet lag, mit einem glücklichen satten Lächeln auf den Lippen, in seinem Arm. In der vergangenen Stunde erforschten sie ihre Körper und stellten fest, dass die nunmehr rote Narbe des Messerstichs der Belastung des Liebesspiels standhielt.

      »Schön«, wisperte Griet leise. »Jetzt erzähle ich die Geschichte weiter. Doch sie wird anders, als die, die ich beim Beginn meiner Erzählung im Kopf hatte. Es sind so viele Fakten hinzugekommen.«

      »Du glaubst die Geschichte tatsächlich«, stellte er verwundert fest, während sein Daumen sanft über die verheilende Narbe strich.

      »Zweifelst du daran?« Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe eine ungefähre Ahnung, wie das damals abgelaufen ist.«

      *

      Fassungslos stand Kendric vor der Asche der Siedlung. Die Ahnung hatte ihn nicht betrogen. Vor ihm lag ein grauenhaftes Schlachtfeld. Die Natur nahm keine Notiz davon. Vögel jubilierten, die Freude in den Himmel und die Blätter sangen ihr ewig friedliches Lied. Dennoch, die Menschen, für die Kendric die Verantwortung trug, lagen niedergemetzelt in der Gegend. Er stolperte fassungslos und mit halb blinden Augen durch den Ort des Grauens. Ab und zu starrte ihn ein Rabe oder eine Krähe mit kalten Augen an, um dann träge und vollgefressen, davon zu schwingen.

      Da lag Bronwyn, geschändet und mit durchtrennter Kehle. Ihre Arme wiesen anklagend in den Himmel. Das Gesicht zerstört und schrecklich verzerrt. Die nackten Beine und der Schoß boten sich ihm obszön dar. Mit einem Aufschrei stürzte er nieder, zog ihr die Kleidung über die Blöße und bettete den Kopf in seinen Schoß. Das Blut beachtete er nicht. Sanft wiegte er den Leichnam. Er erzählte unsinnige Geschichten und flüsterte die vielen Koseworte, die sie in ihrem kurzen gemeinsamen Leben miteinander geteilt hatten. Nach langer Zeit erwachte er aus der Erstarrung und schritt den Friedhof ab. Die furchtbare Metzelei rumorte in den Därmen und Galle stieg bitter hoch.

      Weshalb taten Menschen anderen Menschen so etwas an?

      Endlich fand er Cedric. Der gespaltene Kopf des Jungen sah grässlich aus. Die kleinen Gliedmaßen hingen mehrfach gebrochen in verzerrter Anordnung neben dem Körper. Ein unmenschlicher Schrei entfloh Kendrics Lippen. Sein Verstand machte sich auf den Weg in immerwährende Dunkelheit. Kendrics Seele zerbrach.

      »Vater«, schreckte ihn Alaynas dünne Stimme aus der Finsternis. Schluchzend packte er die Tochter, die mit angsterfüllten weit aufgerissenen Augen vor ihm stand. Das Grauen stand in ihnen. Kendric umfasste sie fest mit beiden Armen.

      »Was ist geschehen?« Die Worte kamen mühsam und krächzend über die Lippen.

      »Römer. Es ging so schnell. Wir bekamen keine Chance.«

      »Aber weshalb?«

      »Sie suchten dich. Sie haben unsere Freunde, bevor sie, sie umbrachten, nach dir gefragt.«

      »Ich habe nichts getan, womit ich so etwas herausforderte.«

      »Sie suchten etwas und sprachen von großer ewiger Macht. Du sollst es haben. Sie meinten, deine Magie zerstöre das Reich der Römer. Eine große Belohnung ist auf dich ausgesetzt.«

      »Wer war der Anführer?«

      »Lucius, wenn ich es richtig verstanden habe. Ein großer dämonischer Mann. Er agierte unheimlich brutal und schlug Cedric immer wieder gegen den Baum. Aber er spürte keine Schmerzen. Ein Soldat verletzte ihn zuvor mit einem Schwert am Kopf.«

      »Und du? Hast du dich versteckt?«

      »Nein überhaupt nicht. Ich stand an der Hütte. Niemand beachtete mich. Eine Lähmung überfiel mich. Ich konnte den anderen nicht helfen.« Sie brach in Tränen aus.

      Kendric strich ihr über den Kopf. »Es ist gut so. Jetzt habe ich wenigstens noch dich. Ich werde diesen Lucius verfolgen, bis an das Ende der Tage.« Er hob die Arme gen Himmel und die Augen glühten wie brennende Kohle. Er schien zu wachsen. Unbestimmbare Macht ging von ihm aus.

      Die nächsten Tage verbrannten sie die Leichen, gemäß den vorgegebenen Riten und bestatten die Urnen. Viel gaben sie den Toten nicht mit auf ihrem Weg zur Anderwelt. Die Römer hatten alles geplündert.

      Nach der Bestattung der Toten versank Kendric tief in seine Gedankenwelt. Er brütete über Rachegedanken und malte immer neue Bilder, wie er den Römer Lucius hinrichten würde. Alayna nahm er nicht mehr wahr. Seine Welt war nun eine andere. Er führte lange gedankliche Gespräche mit Bronwyn und Cedric.

      Nach endloser Zeit erwachte er aus der Lethargie und sah Alayna an. Sie hatte ihm ein Lager gerichtet und sorgte dafür, dass er mit allem, was er zum Leben brauchte, versorgt wurde. Tiefe Scham erfüllte ihn. Was für ein Vater war er? Anstatt für seine Tochter zu sorgen, versank er in Mitleid und brütete dunkle Gedanken. Der Aufenthalt an diesem Unglücksort bekam ihm und Alayna nicht. Sie gaben die Siedlung auf.

      Kendric zog mit Alayna zur alten Heimat und durchdachte drei Jahre den Racheplan. Aus dem stolzen Druiden wurde ein gebrochener, verwahrloster Mann, der nur dank seiner Tochter nicht verhungerte. In den wenigen klaren Augenblicken, die er hatte, übermannte ihn Scham und trieb ihn wieder in die Depression zurück.

      Alayna hingegen bemühte sich, ihn aus dem dunklen Gefängnis zu befreien. Es dauerte bis zum Beginn des dritten Sommers nach der Ermordung ihrer Familie und Nachbarn. Er stand frisch gewaschen vor der baufälligen Hütte, die sie abseits des Dorfes bewohnten, weil die Menschen ihn fürchteten. Graue Fäden durchzogen das Haar und den Bart. Die blauen Augen musterten sie klar aus dem hohlwangigen Gesicht.

      »Alayna. Ich gehe für lange Zeit von hier weg«, begann er das Gespräch. »Ich danke dir für alles, was du für mich getan hast. In deinem Alter solltest du frei sein. Jetzt erst sehe ich, wie selbstsüchtig ich dir gegenüber handele. Du hast die Mutter und den Bruder verloren. Ich verstehe nicht, wie ich das vergaß. Du bleibst bei unseren Verwandten.« In ein oder zwei Jahren, konnte sie einem Mann zur Gefährtin gegeben werden.

      »Ich gehe mit dir. Meinst du, ich wüsste nicht, was du zu tun beabsichtigst? Du willst Mutter und Cedrick sowie die Menschen unseres Dorfes rächen.« Ihre blitzenden Augen schossen wütende Pfeile. So wie jetzt sah sie aus, wie einst Bronwyn. Eine weit über ihr Alter hinaus, selbstsichere Person. »Ich besitze das gleiche Recht wie du.«

      Er gab die Hoffnung auf, es ihr auszureden. Außerdem entschieden die Frauen frei, da hatte sie schon recht. Es bestand kein Unterschied zu den Männern.

      »Gut. Wir brechen in zwei Tagen auf. Die Jahreszeit ist günstig. Die Natur erwacht und wir gehen der Wärme entgegen.«

      Sie wanderten gemächlich, nur mit dem Nötigsten ausgestattet, früh morgens los. Ohne Bedauern nahmen sie Abschied. Ihre Wurzeln lagen woanders. Nach einem Mondumlauf lag der Ort der zerstörten Siedlung vor ihnen.

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