Heidesilber. Herbert Weyand

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Heidesilber - Herbert Weyand

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sie gemeinsam zur Kante. Nach geraumer Zeit drückten beide ihre Rücken durch.

      »Nimmt das nie ein Ende?« Paul liefen wahre Schweißbäche den Körper hinunter. »Das schaffen wir nie. Und nachher stehen wir vor einer Felsenwand.«

      »Da ist etwas. Ich spüre es genau.«

      »Gut. Aber jetzt Pause. Ich steige hinunter und hole unsere Sachen. Ich habe Hunger und Durst.« Nach einer knappen Stunde gelangte er wieder auf das Plateau. Ihre beiden Rucksäcke hatte er rechts und links über den Schultern hängen.

      Griet lag gegen den Felsen gelehnt und schlief. Schmunzelnd beobachtete er sie.

      »Ich bin eingeschlafen. Ich bin wohl etwas müde. Wovon wohl?«, machte sie, mit geschlossenen Augen, eine Anspielung auf die letzte Nacht.

      Kauend betrachteten sie den schmalen Gang, der mittlerweile einen Meter in den Felsen strebte. Die Sonne schob sich über die Kante der Schlucht und heizte den Kalkstein auf. Es wurde unerträglich heiß.

      »Ja«, rief Griet nach unendlich langer Zeit triumphierend. »Ich wusste es.«

      Paul zwängte sich an ihr vorbei. Aus dem Steinhaufen vor ihnen strömte an der Decke kühle Luft heraus, die seinen verschwitzten Körper erzittern ließ.

      »Tatsächlich. Dahinter ist etwas.« Sie mobilisierten ungeahnte Kräfte und machten sich nicht mehr die Mühe, den Abraum wegzuschaffen. Sie warfen ihn hinter sich.

      »Ich hole eine Lampe.« Paul lief nach draußen. Er brachte die Rucksäcke mit, als er zurückkehrte. Griet kletterte schon durch das entstandene Loch.

      »Komm«, rief sie, als sie den Schein der Taschenlampe entdeckte. Das Licht leuchtete gleißend hell. Eine dieser neuen Lampen mit Halogenlicht. Paul hatte lange gebraucht, sie zu bekommen. Die Knopfbatterien hielten ewig. Dennoch hatte er einen beachtlichen Vorrat eingesteckt. »Hier geht der Gang weiter. Das Tageslicht von vorne reicht nicht mehr.«

      Paul zwängte sich durch die, für ihn, fast schon zu enge Öffnung. Die Helligkeit erreichte Griet, die ihm abwartend entgegensah. Sie machte einen Schritt zurück und verschwand.

      »Verdomme (verdammt)«, hörte er nur noch. Er stürmte voller Sorge nach vorne. Aus eineinhalb Meter Tiefe funkelte sie wütend hoch. »Nee. Nix passiert. Ich bin nur doof.«

      »Ich komme.« Er rutschte auf dem Hosenboden zu ihr hinunter.

      Sie leuchtete nach oben und drehte den Lichtschein nach rechts. »Schau mal.«. Sie sahen eine neue geheimnisvolle Welt. Aus einer riesigen Halle wehte kühle und saubere Luft. Der gewaltige Bogen der Höhle reichte hoch in den Berg und der Lichtstrahl der Taschenlampe erfasste eine bizarre, ihnen unbekannte Welt. Tausende Stalaktiten und Stalagmiten ragten wie ein undurchdringlicher Vorhang vor ihnen. Manche erreichten eine Länge von bis zu fünfzehn Metern. Die Lampe warf bizarre Muster durch den Raum und bot ein gewaltiges Schauspiel. In den Wänden eingelagerte Aragonit Kristalle warfen haarfeine Nadelstrahlen auf ein riesiges Sinterbecken, um dort vom Wasser, wieder zurückgeworfen zu werden.

      »Gewaltig«, flüsterte Paul, als könne er jemanden stören.

      »Da vor uns. Etwas wie ein Weg. Unglaublich. Ob wir da weiterkommen?« Griet betrachtete das unglaubliche Naturwunder mit einer guten Portion Ehrfurcht.

      »Bevor du einen Schritt weiter machst, hole ich unsere Rucksäcke. Da hab ich auch meine Digitalkamera drin. Wir sollten Aufnahmen machen. Übrigens habe ich vorhin Fotos von den Zeichen auf dem Felsband geschossen.«

      Kurze Zeit später kehrte er wieder zurück. Sie stand tatsächlich noch an derselben Stelle und trug die Faszination der Eindrücke auf dem Gesicht. Er legte ihr den Rucksack an. Danach stiegen sie über Fragmente von Kalksteinablagerungen, die von der Decke gebrochen schienen. Der kaum sichtbare Weg durch dieses Naturschauspiel endete in einer Nebengrotte, die unglaublicher Weise Einrichtungsgegenstände aufwies. Mit Dingen, die Griet nur von ihren Grabungsstätten kannte. Irdene Krüge, Werkzeuge aus Eisen geschmiedet und Schmuck aus Eisen und Silber. Ja sogar ein Lager befand sich an der hinteren Wand. Alles schien wohlgeordnet und darauf zu warten, dass der Eigentümer jeden Augenblick erschien.

      »Ob wohl dieser Kendric hier wohnte?«, fragte Paul. Seine Stimme klang so laut, dass er erschrocken zusammenzuckte. Wie in Trance gingen sie von einem Gegenstand zum anderen und saugten ihn gedanklich auf.

      »Hier an der Wand. Sieh mal«, Griet hauchte mehr, als das sie flüsterte. Sie wies auf das Loch in der Rückwand. Es führte in einen ungefähr fünf Meter hohen Kluft Raum. Paul stieß einen ungläubigen Laut aus. Das riesige Gemälde bedeckte jeden Zentimeter der Höhlenwand. Sie konnten nicht ausmachen, wo es begann oder endete. Keines der üblichen Höhlengemälde. Darstellende Kunst in vollendeter Form. Trotzdem verstanden sie die Geschichte, die hier augenscheinlich erzählt wurde, nicht.

      Paul fotografierte, was das Zeug hielt und achtete darauf, aus ungefähr der gleichen Entfernung zur Wand, die Bilder zu schießen. Selbst ihn zog die machtvolle Ausstrahlung des Kunstwerks in den Bann. Ein ungutes Gefühl beschlich ihn, trotz aller Herrlichkeit, die vor ihm lag. Am Rande nahm er die Farbflecke auf dem Boden wahr. Hölzerne Farbtöpfe und Pinsel aus Naturfasern standen ungeordnet herum. Es schien, als sei der Künstler plötzlich aufgebrochen und ihm fehlte die Zeit, alles wegzuschaffen.

      »Hier Paul. Die gleichen Zeichen, wie auf der Scheibe«, sie ging die Wand entlang und deutete hier und da mit dem Finger auf das, was sie ihm zeigen wollte.

      »Und hier. Die Scheibe. Und schau, wie sich die Kleidung der Menschen unterscheidet. Das sind jeweils andere Zeiten, ein geschichtlicher Ablauf.« Paul geriet aus dem Häuschen. In einer endlosen Schlange stiegen Menschen, Tiere und Pflanzen die Spirale hinauf. Sie unterzogen sich einem steten Wandel in Ausdruck, Größe und Darstellung. Das Bild ging endlos in den Hintergrund und erweckte bei den Betrachtern den Eindruck, darin zu versinken.

      »Ich habe das Gefühl, wenn ich einen Schritt nach vorne gehe, reihe ich mich in diese Schlange ein. Worauf mögen die warten?«, sagte Griet zu sich selbst.

      »Du hast recht, die warten«, nahm Paul den Faden auf. »Hier scheint der Beginn zu sein«, er zeigte auf eine Stelle, an der ein Neandertaler auf die ihnen bekannte Scheibe sah. Alles andere lag in seinem Rücken. »Nein. Davor ist noch etwas. Schau mal. Nebel. In dem ist ein Gesicht abgebildet. Ich erkenne nicht genau, was es ist. Mensch oder Tier?«

      »Auf jeden Fall unheimlich«, bemerkte sie. Sie legte die Stirn in Falten und ihre Augen wurden dunkler. »Dieser Steinzeitmensch sieht aus wie Arget. Schau ihn dir an.«

      »Nein. Unmöglich«, sagte er bestimmt. »Aber …«, er wurde unsicher, »Eine große Ähnlichkeit ist vorhanden …«, um sich dann, wieder zu verbessern, »nein unmöglich, das darf nicht sein.«

      Ein Geräusch ließ sie herumfahren. Da standen Huub und zwei weitere Gestalten. Sie richteten Waffen auf sie.

      »Habe ich euch endlich. Es wurde auch Zeit«, sagte der Holländer.

      Paul gab Griet einen Stoß, sodass sie zu Boden fiel. In der gleichen Bewegung sprang er hinterher. Da tönte auch schon der Schuss und fetzte als Querschläger durch die Höhle. Kurz darauf folgten zwei weitere Schüsse, die haarscharf an ihren Beinen vorbeigingen.

      »Ihr könnt uns nicht entwischen, und wenn ich diese Höhle sprengen muss«, rief die gleiche Stimme.

      Im gleichen Augenblick ertönten lautes Krachen und Gepolter. Stalaktiten fielen von der Decke. Sie

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