Heidesilber. Herbert Weyand

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Heidesilber - Herbert Weyand

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haben eine Stichverletzung und müssen so schnell wie möglich in ein Krankenhaus.« Sanft aber mit Nachdruck legte er ihr eine Hand auf die Schulter.

      »Oh, een Duitser. Ja, der hat mich gestochen. Mit eine Messer.«

      »Ein Bekannter von Ihnen?«

      »Dat war Huub. Der wollte der Scheibe, die ich heb gevonden. Ich wollte sie nicht geben, da hat er …«, sie kniff die Augen zusammen und verzog das Gesicht. »Het doet pijn.«

      »Klar tut das weh. Kann ich sie hier alleine lassen? Dann hole ich Hilfe. Oder haben sie ein Handy dabei?«

      »Nein. Keine Handy. Hol keine Hilfe. Ich kann gehen.« Sie versuchte, aufzustehen. Paul wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Möglicherweise lagen innere Verletzungen vor. Dennoch half er ihr. Schmerzhaft verzog sie das Gesicht und in den Augen zuckten Punkte hin und her. Die Schmerzen schienen gewaltig. Mühsam unterdrückte sie eine weitere Ohnmacht und stand tapfer auf ihren Beinen.

      Sie lehnte sich gegen ihn und drückte die behelfsmäßige Kompresse in ihre linke Seite. »Komm. Wir gehen.« Mit zusammengebissenen Zähnen setzte die Holländerin Schritt vor Schritt. Er stützte sie auf der unverletzten Seite. Jeder Schritt wurde sicherer.

      Wenn jetzt jemand vorbeikommt, schoss ihm durch den Kopf, sind wir ein seltsames Paar. Beide mit freiem Oberkörper. Na ja, sie hatte zumindest ihren BH an.

      Sie kamen zum Heideparkplatz. Kein Auto.

      »Weg. Mein Auto ist weg.«

      »Geklaut?«, fragte Paul.

      »Ja. Es ist weg.«

      »Warten Sie dort auf der Bank. Ich hole mein Auto. In zehn Minuten bin ich wieder hier. Kann ich Sie allein lassen?«

      Sie nickte. »Mach schnell. Es tut weh. Keine andere Hilfe.«

      »Klar«, er spurtete in Richtung Dorf. Was mag geschehen sein? Die Frau war sehr wortkarg und hatte nicht viel gesagt. Weshalb wollte Sie keine professionelle Hilfe? Die Polizei musste hinzugezogen werden, schließlich hatte dieser Huub zugestochen.

      Nach wenigen hundert Metern ging ihm die Luft aus. Keine Kondition und zu viel Zigaretten. Das Herz schlug bis zum Hals und die Lungen schrien nach Luft. Er zwang sich zur Ruhe und in einen schnellen Wanderschritt. Zum wiederholten Male leistete er den Schwur, das Rauchen aufzugeben. Paul sah noch einmal zurück. Die Straße wies eine leichte Biegung auf. Der Parkplatz verschwand hinter einem Maisfeld. Links stand ein einsames Haus. Durch die Panzerstraße vom Dorf abgeschnitten. Sollte er dort nach Hilfe fragen? Aber nein … keine fremde Hilfe!

      In weniger als einer Viertelstunde fuhr er mit dem alten Mazda 6 auf den Parkplatz. Na ja, er war gerade mal sechs Jahre alt. Sie saß nicht mehr auf der Bank. Suchend ließ er den Blick kreisen und entdeckte die zusammengesackte Gestalt an der Rückseite der Grillhütte. Sie stand mühsam auf und kam gebückt auf ihn zu. Das Shirt, das sie gegen die Wunde presste, war durchgeblutet. Schnell half er ihr ins Auto.

      »Und jetzt? Wo wollen sie hin?«

      »Ich weiß nicht.«

      Na dann. Jetzt hatte er den Prassel hängen. Er fuhr vom Parkplatz auf die Kreuzung zu, die links zum alten Heideeingang und rechts in die Waldstraße ins Dorf hineinführte. Während er in die Straße, die zum Ortskern führte, einbog, tauchte der schwarze PKW im Rückspiegel auf. Wo kam der denn her? Auf dem Parkplatz hatte er niemanden bemerkt. Wahrscheinlich ein Pärchen, das unbefugt in der Heide seinem Vergnügen nachging. Das Auto kam rasend schnell näher. Schon wieder so ein Raser, dachte er. Die Straße wurde mehr und mehr zur Rennstrecke. Er fuhr hart rechts, um ihn vorbeizulassen. Der Fahrer machte jedoch keine Anstalten den Lenker einzuschlagen. Er fuhr mit voller Wucht hinten auf. Die Holländerin stieß einen spitzen Schrei aus und hielt ihre verwundete Seite.

      »Scheiße. Der rammt uns.« Paul beobachtete das Fahrzeug. Der Jogger von vorhin saß hinter dem Steuer. Sein Fuß drückte zwangsläufig das Gaspedal durch und setzte damit den Kickstart des Automatikgetriebes ein. Der Mazda schoss wie eine Rakete nach vorn. Paul bot alle Fahrkünste auf, um den Dorfplatz zu umrunden, ohne in die Kübel der Verkehrsberuhigung, zu fahren. Er raste in die Scherpenseeler Straße. Das Grenzhaus wischte vorüber und schon bog er in Scherpenseel auf die Heerlener Straße ein. Ohne den Spiegel oder gar die Dreißiger Zone zu beachten, fuhr er in Richtung Grenze. Am Viehweg riss er den Wagen nach rechts und machte das Gleiche am Scheleberg. Auf Höhe des Sportplatzes hielt er an und wartete ab. Ihr Verfolger tauchte nicht auf.

      »Er ist weg. Ich habe deinen Kollegen erkannt ... der, der dir das Messer in die Seite gesetzt hat«, sagte er vorwurfsvoll.

      Sie antwortete nicht. Die Holländerin kauerte in der Ecke und hielt mit schmerzverzerrtem Gesicht die Seite.

      »Das Auto gehört mir«, stellte sie fest.

      Paul ging nicht auf die Bemerkung ein und schwieg verstockt die wenigen Minuten bis zu seinem Haus und fuhr durch den hinteren Weg zum Hof. Seine Ruhe war ihm heilig. Schon jetzt machte er sie für die Störung verantwortlich. Vor einem großen schmiedeeisernen Tor stoppte er das Fahrzeug und wartete ungeduldig, dass das Tor aufschwang. Verwinkelt ging es an den leer stehenden Stallungen vorbei bis ans Haus.

      »Komm.« Er führte sie in die Küche und wies auf einen Stuhl. »Soll ich zuerst einen Kaffee machen oder nach der Wunde sehen? Blöde Frage«, sagte er mehr zu sich selbst.

      »Erst Kaffee«, forderte sie jedoch und löste den behelfsmäßigen, schmierigen Verband. Die Wunde blutete nicht mehr. Aber wie sah es drinnen aus?

      Die Kaffeemaschine lief. Paul holte den Verbandskasten und tastete mit spitzen Fingern die Einstichstelle ab. Er mochte nicht mit Blut in Berührung kommen und empfand leichten Ekel. Aber hier musste er ran. Ein glatter Stich. Circa drei Zentimeter breit. Er bot alles an Überwindung auf, was ihm zur Verfügung stand und säuberte vorsichtig den verletzten Bereich.

      »Du musst zu einem Arzt. Möglicherweise ist ein inneres Organ verletzt.«

      »Nein. Kein Doktor. Noch nicht.«

      »Weshalb? Du kannst doch nicht mit einer Stichverletzung umgehen, als wenn du dir in den Finger geschnitten hast.« Paul geriet in Rage.

      »Ich kann nicht.«

      »Wirst du von der Polizei gesucht?«

      »Noch nicht. Aber bald.« Sie sah ihn unergründlich an.

      »Was hast du angestellt?«

      »Ich habe etwas gefunden.«

      »Jetzt lass dir nicht die Würmer aus der Nase ziehen.« Paul brauste auf und hätte fast seine Tasse fallen lassen, die er zum Tisch balancierte. Diese blöde Kuh. Retten durfte er sie, aber … »Erzähl mir, was los ist.«

      »Ich bin Anthropologin in Den Haag. Wir haben ein Projekt hier im Limburgischen und suchen Artefakte der Kelten. In dieser Gegend haben Kelten gelebt, die landläufig unter Aduatuker und später als Eburonen bekannt wurden. Sie lebten circa 500 Jahre vor unserer Zeitrechnung in diesem Gebiet bis nach Tongeren hinunter. Dort suchten wir bisher. Bis ich auf den Gedanken kam, etwas weiter östlich, also hier zu suchen. Meine jetzigen Schwerpunkte sind die Brunssumer Heide und hier, die Teverener Heide. Bei Kiesabgrabungen wurden in diesem Gebiet häufiger Gegenstände aus der Steinzeit und später gefunden. Ich habe die Geländeformationen studiert und einen

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