Heidesilber. Herbert Weyand

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Heidesilber - Herbert Weyand

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den vielen, vielen Sternen, lauerte eine weitere nebelartige Wolke, aus der, zwar undeutlich und verschwommen, ein Gesicht lauerte. Dort lockte das Böse.

      »Kendric«, schreckte ihn die mächtige Stimme wie ein Donnerschlag aus der Betrachtung. Er erschrak nicht. Hier geschah ihm nichts. »Du hast den Schritt in die Anderwelt getan und damit Mut bewiesen, den andere Druiden bisher nicht aufbrachten.«

      »Ich bin kein Druide. Ich muss noch viel lernen. Labhruinn sagte, ich werde es nie schaffen.«

      »Labhruinn ist ein guter Mann und verlangt von seinen Eleven alles, was sie zu geben in der Lage sind. Dadurch stehen ihm alle Wege offen, die Geheimnisse für den Stamm zu nutzen und zum Besten anzuwenden.« Gott Cernunnos stand in Menschengestalt vor ihm. Jedoch mit dem riesigen Geweih versehen, das er vorhin schon als Hirsch trug. Gewaltige Kraft strömte aus den Augen des göttlichen Wesens auf ihn hinüber. Die Veränderung kam schneller, als sein Denkprozess ablief. Nicht körperlich. Sie geschah im Inneren. Bevor er den Gedanken zu Ende führte, saß er wieder auf dem Waldboden. Oder saß er dort immer noch? Er konnte es nicht sagen.

      Zumindest wusste er nun, dass Labhruinn unrecht hatte. Die bösen Gedanken schadeten nicht. Das neue Wissen gab ihm Freiheit. Erleichtert erhob er sich und setzte den Weg fort. Die Stimmen des Waldes klangen anders als vorhin. Sie schwangen im Inneren und zeugten vom Gleichgewicht mit der Natur. Nach wenigen Minuten sah er die geheimnisvolle Pflanze, die für das Fest Heffyn benötigt wurde. Er sprach die überlieferten, komplizierten Worte und schnitt vorsichtig einige Zweige mit der heiligen Sichel ab. Sie wurde nur benutzt, um die heilige Pflanze zu schneiden.

      Auf dem Rückweg wanderten die Gedanken zu dem alten Druiden des Dorfes. Er verstand nun dessen strenge Erziehung. Der wichtigste Sinn des Lebens lag darin, aus der Vergangenheit für die Gegenwart zu lernen. Der Zusammenhalt der Welt, das Überleben der Menschen hing davon ab. Seine künftige Aufgabe bestand nun darin, die Welt zu festigen und vor der fernen Erscheinung in der Anderwelt, zu schützen.

      Labhruinn erwartete ihn am Eingang ihrer Siedlung und zog ihn zu seiner Hütte. Während der Stamm in einem Langhaus hauste, lebte der Druide seinem eigenen Refugium. Er schob Kendric hinein. Gemessen trat dieser in den halbdunklen Raum, der vom vollen Mond etwas Licht abbekam.

      »Wo hast du die Pflanze?«, Labhruinn stand ungeduldig vor ihm. Die Hände zuckten wie Klauen aus dem dunklen Stoff des Gewandes.

      »Hier«, Kendric hielt die Stängel hin.

      »Was? Nicht mehr?«

      »Das reicht«, kam die ruhige Antwort des jungen Mannes.

      »Was erdreistest du dich?« Labhruinn stürzte auf ihn zu, die Hand zum Schlag erhoben. Mitten in der Bewegung hielt er inne. »Du warst in der Anderwelt«, stammelte er leichenblass.

      »Ja. Ich habe mit Cernunnos selbst gesprochen.«

      »Dann ist es also an der Zeit?«

      »Ja. Ich denke schon.«

      »Gehst du? Oder gehe ich?«

      »Ich gehe.« Kendric sah ihn ruhig an. »Ich werde Bronwyn mitnehmen. Aber ich muss noch bis Beltane, dem Frühlingsfest, warten.«

      »Das ist gut. Dann kann ich noch eine lange Zeit von dir lernen.«

      »So sei es«, nickte Kendric und wandte sich ab, um zu gehen.

      »Warte. Du kannst nicht mehr im Langhaus schlafen. Du bist geweiht.« Der Alte hielt ihn auf.

      »Ich weiß«. Er ging hinaus.

      *

      »So. Erst einmal genug.« Griet unterbrach den Redefluss und hob die leere Flasche.

      *

       vier

      »Oberkommissar Bauer.« Heinz hielt Paul Grebner den Ausweis hin. Den Mann kannte er.

      »Professor. Komm rein.« Paul deutete in den Flur. Er nannte den Spitznamen des Oberkommissars, unter dem er im Dorf bekannt war.

      »Klar«, sagte Heinz. »Paul … bei mir hätte es früher klingeln müssen.« Er kannte Grebner aus der Dorfkneipe, wo er nach Feierabend schon einmal ein Bier trank. »Ich bin dienstlich hier.«

      »Das dachte ich mir. Möchtest du etwas trinken?«

      »Danke. Du hast einer Holländerin, Griet van Houten, geholfen. Ich muss deine Aussage aufnehmen.« Er sah ihn fast entschuldigend an.

      »Macht nichts. Ich habe, nach dem Krankenhausbesuch, damit gerechnet. Aber deine uniformierten Kollegen haben den Vorgang schon aufgenommen. Weshalb Kripo? Was willst du wissen?« Sie saßen im Esszimmer.

      »Messerstecherei. Da sind wir auch zuständig. Also wie war es?« Heinz stellte sein altes Diktiergerät, das noch mit Kassetten arbeitet, auf den Tisch und schaltete es ein. Von dem neuen digitalen Kram hielt er nichts. Während Paul erzählte, nahm er die Atmosphäre der Wohnung auf. Weil das Haus von außen im alten Stil restauriert war, rechnete er an und für sich damit, dass das Innere antik aussah. Doch die typischen kleinen Zimmer, für diese Art Haus, gab es nicht mehr. Zumindest Parterre bildete einen großen Raum, von etwas mehr, als hundert Quadratmetern, aus dem eine freischwingende Treppe nach oben führte. Die Möblierung war eher karg und keiner Stilrichtung zuzuordnen. Heinz saß mit Blickrichtung zur Außenanlage, in die man über eine großzügige Terrasse gelangte. Kurz dahinter sah er den Saum der Heide.

      »Ein Mann sagst du? Hast du den Namen?« Heinz hatte von der Krankheit Grebners gehört. Die Strapazen lagen immer noch auf seinem Gesicht. Ja … so eine Chemo ging nicht spurlos vorbei.

      »Huub. Mehr weiß ich nicht.« Er hielt die Augen aufmerksam auf Heinz gerichtet. »Aber warum fragst du sie nicht selbst?«

      »Werde ich noch tun. Oder meine niederländischen Kollegen, sobald wir eine Adresse haben.«

      »Sie ist hier. Wusstest du das nicht?« Paul wirkte erstaunt. »Ich hab es deinen Kollegen gesagt.«

      Heinz schüttelte lediglich den Kopf und stöhnte innerlich. Solch kleine Pannen passierten immer wieder, doch jedes Mal wurde sein Pulsschlag schneller.

      »Huub Smeets«, sagte Griet van Houten wenig später. Sie hielt den Oberkörper ein wenig steif, ansonsten fiel ihre Verletzung nicht auf.

      »Ein Kollege von Ihnen?« Heinz nahm ihre Gesamterscheinung auf. Eine große Frau, mit fast athletischem Körperbau und doch sinnlicher Ausstrahlung. Eine Figur, der fast jeder Mann einen zweiten Blick schenkte. Das sympathische Gesicht wies ungewöhnliche Merkmale auf. Nicht klassisch schön, jedoch ungemein anziehend. Nicht geschminkt, stellte er fest. Das dunkelbraune naturgelockte Haar reichte bis auf die Schultern.

      »Ja. Wir arbeiten schon drei Jahre zusammen. Ich weiß nicht, weshalb er mich angegriffen hat.« Sie sprach fast akzentfreies Deutsch.

      »Junge Frau. Niemand sticht jemanden einfach nieder. Zu einer solchen Tat gehören in der Regel zwei.« Sie versuchten es immer wieder, wenn sie befragt wurden. Dabei war klar, dass alles irgendwann auf den Tisch musste. »Hatten Sie Streit?«

      »Wir haben gestritten. Ich weiß jedoch nicht weshalb.«

      Heinz

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