Breathe. Elena MacKenzie

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Breathe - Elena MacKenzie страница 26

Автор:
Серия:
Издательство:
Breathe - Elena MacKenzie

Скачать книгу

sehe Raven an, die versucht, sich an Sultan vorbeizuschieben. »Bleib!«, warne ich sie eindringlich und untermauere meinen Befehl mit einem dunklen Knurren. »Bei dir ist er nicht sicher genug«, werfe ich ein. Will lebt in einer Kleinstadt etwa 30 Meilen von hier. Sherwoods Jäger kennen seinen Wohnort, weil sie ihn, wie alle Abtrünnigen, regelmäßig kontrollieren.

      »Ich will wissen, was hier los ist«, verlangt auch Raven harsch.

      »Ich erklär dir gleich alles«, antworte ich ihr und wende mich Sam zu. Ich ignoriere das sich wild aufbäumende Monster in mir, das immer lauter tobt, je länger der Sheriff sich in Ravens Nähe aufhält. »Will hat recht, du gehst besser mit ihm. Die nächsten Tage willst du nicht hier sein.«

      Sam schnappt nach Luft. »Aber was ist denn los?« Er versteht es genauso wenig wie ich. Das hier ist für uns völlig neu. Und trotzdem muss ich mich dem stellen, denn was Raven gerade passiert, ist meine Schuld. Und wenn keiner von uns sich dem stellt, dann sind ihre Überlebenschancen bei null. Ich muss es also versuchen.

      »Ich erklär dir alles«, sagt Will. »Verschwinden wir hier«, knurrt er Sam an und öffnet die Tür des Autos für meinen Bruder. »Mach dir keine Sorgen um ihn, ich verstecke ihn, bis du diese Sache hier hinter dich gebracht hast.«

      Die Sonne brennt heiß auf mein Gesicht und blendet mich, weswegen ich die beiden Männer nur schemenhaft sehen kann. Aber an den wütenden Worten, die sie sich zubrüllen, erkenne ich, dass sich ihr Streit um mich dreht. Nur verstehe ich nicht, was sie sagen. Ich höre die Worte, jede geknurrte Silbe, aber ich verstehe ihren Inhalt nicht. Wandlung? Wölfin? Geboren? Gebissen? Worüber reden sie da? Ich reibe mir über die hämmernde Stirn und versuche, den Schwindel in meinem Kopf durch bloßes Blinzeln zu bekämpfen. Aber er lässt sich nicht vertreiben. Genauso wenig wie der Schweiß, der mir aus sämtlichen Poren dringt. Es sind nur wenige Minuten vergangen, aber ich fühle mich noch deutlich schlechter als vor dem Frühstück. Das letzte Mal habe ich mich so gefühlt, als ich eine Lungenentzündung hatte und Doktor Irvine mich für ein paar Tage in einem der Betten in seiner Praxis behalten hatte. Die Praxis von Doc Irvine war das, was einer Klinik in Black Falls am nächsten kam. Das nächste Krankenhaus war über eine Stunde entfernt. Wenn ich nur krank genug bin, wird Ice mich dann zu einem Arzt bringen? Wahrscheinlich habe ich nur eine Sommergrippe, aber er müsste doch dafür sorgen, dass ich Hilfe bekomme.

      Ich schiebe meine Hand in Sultans Fell, als könnte er mir Kraft spenden. Aber das kann er natürlich nicht, weswegen ich mich mit der anderen Hand am Türrahmen festhalte. Wahrscheinlich sollte ich mich drinnen auf das Sofa setzen. Noch besser sollte ich verlangen, dass Ice mich zu einem Arzt fährt. Und wenn ich reingehe, könnte ich meine einzige Chance zur Flucht verpassen. Die beiden sind so versunken in ihrem Gespräch, vielleicht könnte ich es in meinen Pick-up schaffen, den Ersatzschlüssel hinter der Sonnenblende hervorholen und losfahren, bevor sie mich aufhalten können. Ich müsste das Risiko eingehen, dass Sultan sich in mir verbeißt, aber wenn ich mich gedanklich mit dem Schmerz abfinde, wäre ich vorbereitet und könnte ihn ignorieren. Oder ich versuche, Sultan ins Haus zu drängen. Immer ein kleines Stückchen. Solange, bis ich die Tür vor seiner Nase zuwerfen kann. Wenn meine Beine sich nur nicht anfühlen würden wie Wackelpudding.

      Ich mache eine winzige Bewegung, löse mich nur wenige Zentimeter vom Türrahmen, aber Ice bemerkt es sofort. Sein Blick richtet sich auf mich und er befiehlt mir mit grollendem Ton, zu bleiben. Seine Stimme streift über meine Haut und löst ein merkwürdiges Gefühl in meinem Nacken aus. Als würden sich meine Haare aufstellen. Meine Muskeln erstarren und sträuben sich, sich weiter zu bewegen. Sultan drückt seine Schnauze gegen meinen Oberschenkel und blockiert meinen Fluchtversuch zusätzlich. Zornig über mich selbst, stütze ich mich wieder gegen den Rahmen.

      In diesem Augenblick kommt Sam auf der anderen Seite der Straße aus dem Wald. Er zieht sich sein Shirt über den Kopf und mustert Ice und Will verwundert. Sam sieht gar nicht aus, als wäre er gelaufen. Da ist kein Glanz auf seiner Stirn, sein Gesicht ist nicht gerötet und er atmet auch nicht hastig.

      Was auch immer gesagt wird, geht in dem Rauschen in meinen Ohren unter, das von einem erneuten Schwindelanfall ausgelöst wird. Ich schließe die Augen, aber das war ein Fehler, denn als ich sie wieder öffne, dreht sich die Welt noch schlimmer. Ich kämpfe, bis ich wieder klar sehen kann. Es müssen Sekunden vergangen sein, denn als ich aufsehe, steigt Sam gerade in das Auto des Sheriffs und Ice kommt mit angestrengter Miene die wenigen Stufen zur Veranda hoch.

      »Rein mit dir«, sagt er streng.

      Ich will mich weigern, aber er packt meinen Oberarm und zwingt mich unnachgiebig in das Haus zurück.

      »Warum ist Sam weggefahren?«, bringe ich atemlos hervor.

      Ice wirft die Tür hinter uns zu. Sultan trottet zufrieden in die Küche und legt sich auf die alten weißen Fliesen. Ihm ist wohl auch zu warm heute. »Wir müssen reden.«

      »Über was?«, will ich wissen.

      Ice drängt mich auf das Sofa zu. Ich will mich dagegen wehren, dass er mich herumschubst, als wäre ich ein lästiger alter Sack, aber ich fühle mich zu schwach, um zu streiten, also lasse ich mich auf die Sitzfläche fallen, versuche aber mein Bestes, Ice nicht bemerken zu lassen, dass etwas nicht mit mir stimmt. Im günstigsten Fall habe ich irgendwas, das mich töten wird. Dann kann Ice mich nicht länger gefangen halten. Ich muss fast grinsen bei der Vorstellung. Andererseits: Würde ich in seiner Gefangenschaft sterben, würde mein Vater Ice und Sam wahrscheinlich erst recht töten wollen. Auch wenn es nicht so sein sollte, aber der Gedanke, Ice könnte etwas zustoßen, stört mich. Ich setze ein möglichst provozierendes Lächeln auf. »Also?«

      Ice setzt sich neben mich. Kurz darauf überlegt er es sich anders, geht durch den Raum und nimmt von der Kommode in der Ecke eine Flasche Bourbon. Er gießt sich ein Glas ein, dreht sich zu mir und fragt mich mit einer hochgezogenen Augenbraue stumm, ob ich auch was möchte.

      »Um diese Zeit?«, fahre ich ihn entrüstet an.

      »Glaub mir, du wirst das hier gleich sehr dringend haben wollen«, stellt er klar.

      »Nein, danke«, sage ich und verdrehe die Augen. Habe ich überhaupt schon jemals harten Alkohol getrunken? Solche Drinks erinnern mich zu sehr an meine Mutter. Und ich will auf keinen Fall so enden wie sie. »Also? Was hast du mir zu sagen?«, will ich ungeduldig wissen.

      Ich fühle mich gereizt, nur weil Ice dort mit einem Glas Bourbon in der Hand steht. Ich weiß nicht, warum mich der Anblick so wütend macht, dass ich innerlich zittere. Eigentlich sollte es mir egal sein, was er seiner Leber antut. Aber es ist mir nicht egal. Ich fixiere das Glas in seinen Händen und verfolge, wie er es an seine Lippen hebt und auf einen Zug ausleert. Und das zu sehen, lässt meine Wut auf die Größe eines Heißluftballons anwachsen. Ich balle meine Hände und drücke die Nägel so fest in meine Handflächen, dass es schmerzt. So habe ich nicht einmal empfunden, wenn meine Mutter betrunken unseren Trailer vollgekotzt hat.

      Ice schenkt sich noch einmal ein, bevor er zurückkommt und sich neben mich setzt. Er stellt das Glas vor uns auf den Tisch, lehnt sich mit der Seite gegen die Rücklehne und mustert mich einen Augenblick. »Wie fühlst du dich?«

      »Als ob dich das interessiert?«, fauche ich.

      »Du bist wütend«, erklärt er mit einem Zupfen um seine Mundwinkel, das kaum zu erkennen war, weil es so schnell wieder verschwand. Ich habe es nur gesehen, weil ich auf seinen Mund gestarrt habe. Noch immer enttäuscht von der Tatsache, dass er eben Alkohol getrunken hat. Noch weit vor Mittag. Enttäuscht ist nicht das richtige Wort. Mein Puls rast vor Wut. Ich möchte ihn

Скачать книгу