Breathe. Elena MacKenzie

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Breathe - Elena MacKenzie

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klar ist, dass ich völlig überzogen reagiere.

      »Woher willst du das wissen?«

      Jetzt lacht er höhnisch auf und beugt sich etwas mehr in meine Richtung. »Weil ich es rieche. Und ich bin auch wütend. Unkontrollierbar wütend. So sehr, dass es mich zerreißt, deswegen brauche ich das hier«, sagt er und hebt mir sein Glas entgegen.

      Ich stoße ein abfälliges Schnauben aus. Was er dort sagt, könnte auch aus dem Mund meiner Mutter stammen. Ich kenne alle Ausreden wieso sie jetzt dieses Glas Whiskey braucht. Oder diesen Druck Heroin. »Verarsch mich nicht. Ich schlage vor, du lässt diese Spielereien und sagst mir, was du sagen wolltest. Was ist mit Sam? Wieso ist er eben weggefahren? Brauchst du mich nicht mehr? Wirst du mich jetzt töten?«, rattere ich einen Großteil der Fragen herunter, die meinen Schädel malträtieren. Es ist komisch, aber alles scheint Karussell zu fahren in meinem Kopf. Ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen. Sie versinken in einem Chaos. Überlagert von der Finsternis, die sich immer mehr in den Vordergrund drängt, als wolle sie mich verschlingen. Als hätte sie vor, mich auszulöschen. So mächtig hat die Dunkelheit in mir sich noch nie angefühlt.

      Ice lehnt sich wieder zurück und presst die Lippen aufeinander. »Im Moment bist du die größere Gefahr.« Er zieht eine Braue hoch, als warte er auf meine Reaktion. Was auch immer er erwartet hatte, dass ich ihn auslache, war es nicht. Ice zieht auch die zweite Augenbraue hoch, als ich mir die Tränen aus den Augen wische und den Kopf schüttle.

      »Das ist wirklich witzig«, stoße ich atemlos aus. »Aber wie könnte ich Sam gefährlich werden? Ich habe noch niemals jemandem wehgetan, außer dir, als ich dich geohrfeigt habe. Und sind wir doch ehrlich, du hast es verdient.«

      Ice seufzt genervt. Er reibt sich über die Wangen, als wäre ich der anstrengendste Mensch, mit dem er es jemals zu tun hatte. Vielleicht hat er recht und ich verstehe nicht, was er von mir will, weil ich ihn nicht verstehen will oder einfach zu dumm bin. Aber vielleicht versteht er auch viel weniger, denn wenn er alle Seiten betrachten würde, dann sitze ich in diesem Moment nur hier neben ihm, weil er es so wollte. Und es ist einfach undenkbar, dass ich jemals eine Gefahr für Sam sein könnte. Ich mag ihn zufälligerweise lieber als seinen Bruder. Sam hat mir nie etwas getan, und doch ist er wie ich oft allein und auf sich gestellt.

      »Sieh mich an«, stößt Ice genervt aus.

      Ich wische mir die Tränen vom Gesicht, hole tief Luft und schlucke die Wut herunter, die mich dazu gebracht hat, über Ice zu lachen. Er sieht so ernst aus, dass ich das Gefühl bekomme, er sagt die Wahrheit. Zumindest glaubt er ganz fest daran. Und das erschüttert mich. »Also gut, vielleicht sagst du mir einfach, was hier los ist.«

      »Du fühlst dich krank, als würden deine Organe kochen, deine Knochen zermahlen werden und deine Gefühle völlig außer Kontrolle geraten.« Er atmet noch einmal tief ein und wirkt dabei, als würde er mich in sich einsaugen. Sein Blick gleitet über meinen Körper und wirkt besorgt. »Es geht dir nicht gut, und du weißt nicht warum.«

      Ich nicke ergeben, weil ich mir sicher bin, dass es sich nicht lohnen würde, zu lügen. Er kennt die Wahrheit längst. In meinem Hinterkopf warnt mich eine leise Stimme, ich sollte jetzt beginnen wegzulaufen. Denn was auch immer Ice mir gleich sagen wird, es wird alles verändern. Ich sehe es an dem Mitleid in seinem Gesicht. Ich sehe ihn an und fühle mich, als könnte er mir gleich eröffnen, dass ich am Untergang der Zivilisation schuld bin. »Was kannst du schon über mich wissen?«, zische ich ihm in einem letzten Versuch, mich zu retten, entgegen.

      Ice presst die Lippen fest aufeinander. Sein Blick geht für Sekunden an mir vorbei. Die Stille zwischen uns breitet sich aus, es ist so leise, gäbe es in diesem Haus Termiten, dann könnte ich sie wahrscheinlich in den Wänden hören. »Du wirst dich verwandeln«, stößt er mit heiserer Stimme aus. Erst jetzt sieht er mich wieder an.

      Ich unterdrücke das Lachen, das sich schon wieder meine Kehle hocharbeiten will. Mir gegenüber sitzt ein Mann, der behauptet, ich würde mich verwandeln. »In was? Eine bessere Hausfrau, schlaue Studentin, das nächste Topmodel?«

      Gereizt knurrt Ice mich an. »Ich weiß, du versuchst immer hinter irgendwelchen Sprüchen zu verstecken, dass du Angst hast, aber wie wäre es, wenn du für ein paar Minuten den Mund hältst und mir einfach zuhörst?«

      Ich möchte Ice am liebsten erwürgen, stattdessen tue ich, was er verlangt hat und verschränke abwehrend die Arme vor der Brust. Ich tue das auch, weil ich mich zu schwach fühle, um weiter zu kämpfen.

      »Wahrscheinlich wirst du kein Wort von dem glauben, was ich dir gleich sagen werde. Aber bevor du aufspringst und wegläufst, weil du mich für verrückt erklärst, behalte einfach im Hinterkopf, dass ich es dir gleich beweisen werde. Also hör mir erst zu und warte ab.« Ice wirft dem Glas Bourbon auf dem Tisch einen kurzen Blick zu. »Trink es aus, bitte«, sagt er. Er klingt so eindringlich, dass ich nur eine Sekunde lang zögere, bevor ich das Glas nehme und es mit zitternden Fingern an meine Lippen führe. Ich dränge meine Zweifel zurück und lasse den Schock meine Handlung übernehmen.

      »Warum tue ich das?«, frage ich ihn, bevor ich vorsichtig an der scharfen Flüssigkeit nippe.

      »Weil es hilft, einen Teil von dir in Schach zu halten. Ruhigzustellen. Ich hab den Bourbon eben getrunken, damit ich es besser in deiner Nähe aushalte. Trink«, befiehlt er mir.

      Alles ist total verwirrend und irre. Und ich habe das Gefühl, wir werden nicht weiterkommen, wenn ich nicht nachgebe. Mein Instinkt sagt mir aber, dass wir das müssen. Wir müssen weiterkommen, dieses Gespräch voranbringen, weil etwas Wichtiges gerade in diesem kleinen Farmhaus passiert. Auch wenn es mir völlig zuwider ist, ich ergebe mich. Auch weil ich mich zu schwach fühle, um weiter zu kämpfen. Ich trinke das Glas mit großen Schlucken, ohne meiner Kehle oder meiner Zunge Zeit zu geben, den Bourbon zu fühlen. Ich schlucke einfach weiter, bis das Glas leer ist und sich in meinem Magen Hitze ausbreitet. Erst als es leer ist, erlaube ich mir zu husten und nach Luft zu schnappen. Ich verziehe das Gesicht und lasse mir von Ice den Tumbler abnehmen. Keuchend schnappe ich nach Luft und blinzle gegen die Tränen an. Aber fast sofort fühle ich, wie diese unbändige Wut in mir zurückgedrängt wird, bis nur noch eine kleine Flamme tief in mir zuckt. »Okay«, bringe ich rau hervor.

      »Zuerst solltest du wissen, weder Will noch ich können uns erklären, wie das passiert sein kann. Das ist also etwas, das du deinen Vater fragen solltest.« Ice betrachtet seine geballten Fäuste. Er atmet schwer ein und aus und schweigt eine Weile. »Als ich mich in deine Nähe begeben habe, habe ich etwas in dir aufgeweckt. Da gab es schon immer eine dunkle Seite in dir. Etwas, das dir das Gefühl gegeben hat, anders zu sein als die Menschen um dich herum.« Er mustert mich fragend, als wolle er sichergehen, dass er recht hat, also nicke ich.

      »Diese dunkle Seite, das ist deine Wölfin. Wölfe sind Rudeltiere. Sie hat in dir auf den Tag gelauert, an dem du auf einen anderen Wolf triffst und alt genug für deine Wandlung bist. Wäre ich nicht nach Black Falls gekommen, wärst du wahrscheinlich bis an dein Lebensende ein Mensch geblieben. Dein Vater wusste, was du bist. Deswegen hat er dich seit Jahren nicht mehr besucht. Und deswegen hat sein Vize nur noch aus der Ferne nach dir gesehen«, erklärt Ice. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er jedes Wort glaubt, das er ausspricht. Aber ich glaube ihm nicht. Trotzdem nicke ich und versuche, nicht in Gelächter auszubrechen. Ich versuche wirklich ernsthaft ihm zu folgen und so zu tun, als würde ich ihn nicht für völlig irre halten.

      Aber ich kann ihm nicht glauben, denn ich verstehe noch immer nichts. Ich schüttle verwirrt den Kopf und reibe über meine Wangen. Ich versuche gedanklich seine Worte zu sortieren und ihnen eine Bedeutung zu verleihen, aber ich scheitere an der Sinnfreiheit seiner Aussage. »Also diese Wölfin ist eine Metapher. Du willst mir etwas sagen, aber ich kapier nicht, was. Wieso redest du nicht einfach Klartext. Wofür steht diese Wölfin? Für

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