Lady Hamilton. Alexandre Dumas

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Lady Hamilton - Alexandre Dumas страница 10

Автор:
Серия:
Издательство:
Lady Hamilton - Alexandre Dumas

Скачать книгу

Aber sieh, Arabella, um diese durchsichtigen Fleischtöne, um diesen feuchten Blick, um dieses wallende Haar richtig darzustellen, müßte man Ölfarben anwenden. Wenn Sie des Wohnens in der Provinz einmal überdrüssig sein werden, Miß, so kommen Sie nach London und ich gebe Ihnen für eine einstündige Sitzung, die Sie mir wohl bewilligen werden, so viel, als man Ihnen für die Erziehung dieser beiden Kinder auf ein ganzes Jahr gibt.« – »Jetzt nenne mich aber nicht mehr Versucherin, Romney,« sagte die Dame.

      »Immer mache deinerseits deine Vorschläge, Arabella, ich hindere dich nicht daran.« – »Wohlan,« fuhr die Dame fort, »wenn Sie nach London kommen, Miß, und sich mit dem Posten einer einfachen Gesellschaftsdame für zehn Pfund monatlich begnügen wollen, so werden Sie mich stets bereit finden, Sie bei mir aufzunehmen. Gib mir ein Stück Papier und einen Bleistift, Romney!« – »Was willst du damit machen?« – »Ich will diesem schönen Kinde meine Adresse geben.« – »Wozu?« fragte Romney, die Achseln zuckend. – »Wer kann es wissen?« entgegnete Arabella. – »Du hättest wirklich den Mut, dieses Antlitz in deiner Nähe weilen zu lassen, Arabella?« – »Warum nicht?« antwortete die Dame mit herausfordernder Miene. »Ich gehöre zur Zahl derjenigen, welche die Vergleiche suchen, anstatt dieselben zu fliehen.« Dann drehte sie sich nach mir herum und setzte hinzu: »Hier, Miß, haben Sie auf alle Fälle meine Adresse.« Und sie bot mir das Papier, auf welchem jetzt die Worte standen: »Miß Arabella, Oxfordstreet 23.«

      Ich nahm das Papier, ohne recht zu wissen, was ich damit machen sollte, ohne Absicht, mich desselben zu bedienen, gerade wie Eva vielleicht den Apfel nahm, ohne ihn zu essen. »Komm, Romney,« sagte die junge Frau, indem sie den Maler nach dem Boote zurückführte, »in einer Stunde erwartet man uns im Park Gate und wir haben die ganze Meerenge zu durchrudern.« Der Maler erhob sich, warf der Bäuerin, welche ihm Modell gestanden, einen Louis'dor hin, ging zwei Schritte weit an mir vorüber und sagte: »Wenn Sie nach London kommen, Miß, so ist es gut; kommen Sie nicht, so ist es vielleicht noch besser. »Mittlerweile,« fuhr er, mich mit der Hand grüßend, fort, »leben Sie wohl oder auf Wiedersehen.« – »Auf Wiedersehen!« rief Arabella, indem sie den Fuß in das Boot setzte. Und das leichte Fahrzeug entfernte sich, von den vier Rudern getrieben, mit außerordentlicher Schnelligkeit. Ganz in Gedanken versunken führte ich die Kinder nach Hause zurück.

      4. Kapitel.

      Wenn man sich der Wirkung erinnert, welche Dick an dem Tage auf mich hervorgebracht, wo er, indem er mir von einem großen Spiegel mit vergoldetem Rahmen erzählte, in welchem ich mich vom Kopf bis zu den Füßen sehen würde, mich in das Zauberreich der Fee Morgana versetzt, so kann man sich einen Begriff von den tollen Visionen machen, welche infolge meiner Unterredung mit dem Maler und seiner schönen Begleiterin in meinem Hirn durcheinanderwirbelten. Ich verstand nicht die Hälfte der Worte, welche sie miteinander gewechselt, oder die sie an mich gerichtet, wohl aber hatte ich verstanden, daß der Maler mir gesagt, er würde mir fünf Pfund für jede Sitzung geben, die ich ihm bewilligte, und daß Miß Arabella mir zehn Pfund monatlich geben wollte, wenn ich mich dazu verstünde, ihre Gesellschaftsdame zu sein. Wenn ich also nach London ging, so hatte ich Aussicht, förmliche Reichtümer zu erwerben. Allerdings hieß es keinen hohen Posten bekleiden, wenn man weiter nichts als Gesellschafterin einer Dame war, deren Verhältnisse mir etwas zweifelhaft erschienen. Für mich aber, die arme Tochter einer Bauernmagd, für mich, die ich noch vor drei Jahren die Schafe gehütet, für mich, die verachtete Pensionärin der Mistreß Colman, für mich, die ich jetzt gegen einen Lohn von vier Pence täglich Kinderlehrerin bei Mr. Thomas Hawarden war, für mich konnte es nur als ein großer Schritt zu dem verheißenen Glück betrachtet werden, wenn ich jährlich anstatt sieben oder acht Pfund, deren hundert und noch mehr verdiente.

      Und dann London! London mit dem bezaubernden Namen, die Stadt, von welcher alle Welt sprach, wohin alle Welt wollte, wo aller Ehrgeiz mündete, wie jeder Fluß ins Meer; London! war es nicht schon viel, in London zu sein, in einer Stadt von anderthalb Millionen Einwohnern, anstatt in einem Marktflecken von Flintshire, mitten unter den Gebirgen von Wales, in der Nähe der öden Strandflächen des irischen Meeres! Als ich am Montag früh wieder in Mr. Thomas Hawardens Haus zurückkehrte, erschien mir dieses daher eintöniger als je. Ein Umstand trug bei, meine Traurigkeit und Unzufriedenheit noch höher zu steigern. Wie gewöhnlich ging ich am nächstfolgenden Donnerstag mit den Kindern auf die Wiese, um sie spielen zu lassen, ich sage spielen zu lassen, denn ich spielte nicht mehr mit ihnen. Ich saß auf einem umgestürzten Baum und irrte im Geiste in jener großen Stadt umher, welche jetzt das Ziel aller meiner Wünsche war, als ich das Geräusch von Tritten und plaudernde Stimmen hörte, welche mir immer näher kamen.

      Ich richtete den Kopf empor. Es waren meine früheren Mitschülerinnen, welche ihre Schritte nach der Richtung lenkten, in welcher ich mich befand. Seit meinem Austritt aus dem Pensionat hatte mir der Zufall keine meiner Mitschülerinnen wieder in den Weg geführt, dafür brachte er sie mir heute alle auf einmal. Ich erhob mich, um Mistreß Colman zu grüßen. Sie schien mich kaum noch zu kennen und erwiderte meinen Gruß durch ein leichtes Kopfnicken, ohne ein Wort an mich zu richten. Meine drei Feindinnen aber erkannten mich. Indem sie an mir vorübergingen, sagte die größte, welche Clarisse Danby hieß, zu Clara Sutton, ihrer Nachbarin: »Sieh, da ist unsere ehemalige Genossin Emma Lyons! Wie es scheint, verdient sie mit dem Kinderwarten auch nicht mehr als wie mit dem Schafhüten, denn sie hat noch ihr Kleid aus der Pension an.« Und alle drei schlugen ein lautes Gelächter auf.

      Einige der jüngeren Pensionärinnen erkannten mich, aber nur eine einzige verließ die übrigen, kam auf mich zu und umarmte mich. Sie hieß Fanny Campbell und war die Tochter eines Marinesergeanten. Zweiundzwanzig Jahre später rettete dieser Kuß ihrem Bruder das Leben, dennoch aber wischte er nicht den Spott hinweg, der ihm vorangegangen war. Ja, man hatte recht. Ich trug noch mein Kleid aus der Pension. Ich hatte das für die Sonntage bestimmte so geschont, daß es noch ganz gut war und es war mir auf diese Weise möglich geworden, die zwölf Schillinge, die ich monatlich erhielt, auf die Seite zu legen. Dies war mein Schatz, das heißt die Freiheit.

      Ich hatte, seitdem ich bei Mr. Hawarden war, sonach sechs Pfund Sterling gesammelt. Meine sechs Goldstücke lagen in einem Schubfach der Kommode meines Zimmers verwahrt, zu welchem ich den Schlüssel stets bei mir trug, obschon dies in Mr. Hawardens Hause eine sehr überflüssige Vorsicht war, denn man hätte hier den Diamanten des Großmoguls ruhig auf offenem Tische liegen lassen können, ohne fürchten zu müssen, daß ihn jemand sich aneignete. Ja, ich trug immer noch dasselbe Kleid, Clarisse Danby hatte die Wahrheit gesprochen. Wenn ich aber nach London ging, wenn ich Gesellschaftsdame bei Miß Arabella ward, wenn ich zehn Pfund monatlich bekam, wenn ich Mr. Romney, dem Maler, Modell stand, und wenn er mir für jede Sitzung fünf Pfund bezahlte, so konnte ich alle Monate, alle vierzehn Tage, ja alle Tage ein neues Kleid anziehen. Nie bemächtigte sich eine Versuchung eines Frauenherzens rascher als die, welche mich in diesem Augenblick beschlich. Ich betrachtete den Zettel, den ich in meinem Halstuch verwahrt trug, und wiederholte wohl zehnmal: »Miß Arabella, Oxfordstreet, 23.« Übrigens hätte ich dieses Papier auch ohne Nachteil verlieren können, denn die Adresse stand auf unauslöschliche Weise in meinem Hirn eingegraben.

      Als ich wieder in Mr. Hawardens Haus zurückkam, fand ich hier einen neuen Gast vor. Es war dies Mr. James Hawarden, der Sohn, derselbe, der, wie ich schon gesagt, Wundarzt in London war und in Leicester Square wohnte. Er kam eben von London. Er wollte acht Tage bei seinem Vater bleiben. Acht Tage lang sollte ich also von London sprechen hören! Mein Gesicht äußerte auf ihn dieselbe Wirkung, die es auf alle anderen Leute äußerte. Er richtete allerhand Fragen in bezug auf meine Familie und mich selbst an mich. Er fragte, was ich in Zukunft zu tun gedächte und warum ich nicht nach London ginge. Er wollte, sagte er, mir ein passendes Unterkommen verschaffen. Dann, und während mein Herz vor Begierde und Hoffnung pochte, und mir die Brust zu sprengen drohte, setzte er, nachdem er mich einen Augenblick lang mit einem Blick inniger Teilnahme betrachtet, hinzu: »Nein; jedenfalls ist es besser, wenn Sie nicht hinkommen.« Gern hätte ich ihn näher befragt, aber in Mr. Hawardens Gegenwart wagte ich es nicht. Endlich fügte es der Zufall, daß dieser das Zimmer verließ. Kaum

Скачать книгу