Der Bogen in die Zukunft. Helmut Lauschke

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Der Bogen in die Zukunft - Helmut Lauschke

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bedingt durch das rasche ‘Aufblühen’ der Gesundheitsfunktionäre mit der verbundenen Übergewichtigkeit. Es besteht kein Zweifel, dass die Gesichter der Funktionäre die Züge der besonderen Wichtigkeit angenommen haben. Nun gehen Wichtigkeit und Übergewichtigkeit Hand in Hand, oder Hand und Fuß, oder anders gesagt, sie gehen in einer Person. Die Gesichter der Wichtigkeit haben sich mondartig gerundet. Da sich beides nicht ohne weiteres verträgt, kommt es zur ungewollten Komik im Ausdruck der Gesichter innerhalb dieser Umkreise, was gelegentlich ein Schmunzeln der Betrachter freisetzt.

      Der seelische ‘Kwashiokor’ ist ein Erwachsenensyndrom mit dem Mangel an Bildung und vielleicht auch dem Mangel an Ethik. Dagegen ist der körperliche Kwashiokor das Syndrom der malignen Unterernährung bei Kindern durch den chronischen Eiweißmangel. Es wird bei Kindern auffällig durch die ausladenden Wasserbäuche auf den dünnen Stelzbeinen. Die Kinder hielten es mit dem Leben nicht lange durch. Sie fielen um und starrten aus großen Augen in den Himmel, wenn der letzte Atemzug verweht. Die Rippen ihrer Brustkörbe wölben sich weit hervor. Das tiefe Mitgefühl gilt den Kindern:

      Ist das Wasser in den Kinderbäuchen,

      schreit die Seele auf vor Schmerz.

      Große Augen trüben sich dem Ende zu,

      früh zieht der Tod ins Kinderherz.

      Kopf und Füße nehmen den Pfad mit Bescheidenheit

      Innere Stärke in der Bescheidenheit: Dankbar und doch einfach, bestimmt und doch weise, stark und doch liebevoll. Stolz in Bezug auf Arroganz ist das Problem, aber Bescheidenheit in ihrer Einfachheit ist die tiefgreifende Antwort. Wir sind Stotterer, wenn wir versuchen, Dinge zu erklären, die wir nicht ganz verstanden haben. Was noch: ich weiß nichts außer meiner Ignoranz und Dickköpfigkeit.

      Bestimmt und doch weise liegen die Dinge auf dem Grund, und Kopf und Füße nehmen den Pfad mit Demut in einfacher Richtung, denn es ist zeit, die Dinge zu korrigieren, die in der Vergangenheit falsch gelaufen sind, was nicht wieder und wieder wiederholt werden muss, wenn das Ziel sichtbar wird, es richtig zu tun.

      Es ist auf dem Boden der Bescheidenheit, um zu sehen und zu reflektieren, um an die Zahl der Menschen zu denken, die mit dir gehen wollen durch den Morgen hindurch in die unbekannten Jahre, wie sie kommen. Die Schwächen sind zu überwinden durch Entschlossenheit und harte Arbeit, wenn es eine Zukunft geben soll mit anderen Tagen des besseren Verstehens, der Toleranz und menschlichen Würde.

      Schau nicht in den Spiegel, wie du es täglich tust, um herauszufinden, was ist mit der Haut in deinem Gesicht, denn jetzt ist die Zeit, starker in die Greiffläche deiner Hand zu sehen. Es wartet viel Arbeit, die getan werden muss, und dafür brauchst du die Kraft deiner beiden Hände, wenn die Löcher und Gräben von der Armut gesäubert werden sollen.

      Die innere Stärke der Demut gibt Antwort auf die Vielzahl der Probleme und Komplikationen. Die Schlichtheit der Festigkeit gibt die klare Antwort, dass es die Geradlinigkeit ist, die einzuhalten ist, um die Menschheit aus der mentalen Paralyse zu retten und die Dinge für die nächste Generation in Ordnung zu bringen.

      Wir sind Stotterer, wenn wir versuchen, Dinge zu erklären, die wir selbst nicht ganz verstanden haben. Das ist, dass wir gehen und reflektieren und wieder gehen, um den richtigen Zugang zum richtigen Eingang des Friedens und der Freiheit zu finden, um unsere Gesanken und Erfahrungen auszutauschen und vorbereitet zu sein für den Morgen mit der Kürze des Wissens.

      Von der alten Palme steht nur noch der Stamm

      Die Dichtung braucht ein neues Wort

      dort, wo die Lücke zu schließen ist.

      Belanglos fallen abgegriffene Worte

      aus dem Zusammenhang heraus.

      Still bleibt die gebundene Sprache der Bücher,

      die vom Regal zu nehmen und aufzuschlagen sind.

      Das intensive Lesen führt zum Dialog,

      der in seiner Stille heftig ausgetragen wird.

      Der Wind fegt durch den Spalt, und der Regen

      wäscht das Innere aus, was die Reste sind,

      die einige Leben mit Mühe aufbewahrt haben

      wie das weiße Kleid zur heiligen Kommunion.

      Von der alten Palme steht nur noch der Stamm.

      Die Blätterarme sind ihm abgeschlagen, die zu Körben und anderen Dingen verarbeitet wurden. Tot steht nun der Stamm verloren und erstarrt.

      Wo sind die jungen Palmen? Die alten sterben aus.

      Wo sind die jungen Hände, Haus und Tradition zu pflegen?

      Tief hat Menschenhand in die Natur gegriffen.

      Die Verkarstung schreitet unvermindert fort,

      deren Tempo Angst und Schrecken bringt.

      Den zugezogenen Fenstern gegenüber, die Exilsprache des Russischen war von Vorteil

      Nachdem er die Patienten in den anderen Sälen gesehen und mit kurzen Notizen in den Krankenblättern versehen hatte, geht Dr. Ferdinand zur Morgenbesprechung in das Büro des Superintendenten. Er setzt sich den zugezogenen Fenstern gegenüber. Die Klimaanlage rattert und bewegt die verbrauchte Luft des Vortages. Der Superintendent hat die schwarze Hautfarbe und ist nur wenig über die Lebensmitte hinaus. Er sitzt hinter dem großen Schreibtisch, hinter dem andere schon gesessen haben, und drückt den Telefonhörer mit der linken Hand ans linke Ohr. Er spricht englisch mit einigen Oshivambo-Zwischenbemerkungen. Es wird ein längeres Telefonat, bei dem sich die Gesichtszüge des Superintendenten spannen und wieder entspannen. Mit der rechten Hand macht er Notizen in eine Kladde vom DIN-A3-Format.

      Der Superintendent ist der vierte mit der schwarzen Haut. Er folgt dem Kollegen, der im Exil in Moskau studiert hatte und nun auf dem Stuhl des ärztlichen Direktors sitzt, der als vorheriger Superintendent der schwarzhäutigen Kollegin auf dem Superintendentenstuhl gefolgt war, deren Exilsprache ebenfalls das Russische war. Diese stand nach der ersten Exilstation mit Schwangerschaft in Sambia an einem Moskauer Hospital, das der Lumumba-Universität angeschlossen war, in der gynäkologischen Ausbildung. Diese Ausbildung wurde wie bei den anderen Exil-Namibiern vorzeitig abgebrochen, um nach Namibia zurückzukehren und an den von der UN überwachten Wahlen im Jahr 1989 teilzunehmen und für die SWAPO zu stimmen.

      Der derzeitige und vierte schwarze Superintendent war nicht im Exil, sondern hatte an einer südafrikanischen Universität die gynäkologische Ausbildung gemacht, die er aus persönlichen Gründen, die auch mit der Politik zu tun hatten, nicht abgeschlossen hatte. Er reserviert den Dienstagnachmittag für seine Patienten mit dem privaten Untersuchungsraum im Flachbau neben der Intensiv-Station. Viele dieser Patienten kommen als Privatpatientinnen und zahlen anstandslos ihren Obulus. Von den Nacht- und Wochenenddienst für die Patienten mit den leeren Händen, die sich das Private nicht leisten können, hatte sich dieser Superintendent ausgenommen. Damit folgt er in seiner Dienstabstinenz an der Allgemeinheit der Armen-Klasse seinem schwarzen Vorgänger.

      Der

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