ZAHLTAG IN DER MORTUARY BAR. Eberhard Weidner

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ZAHLTAG IN DER MORTUARY BAR - Eberhard Weidner

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die Faust gegen die Schulter.

      Er breitete die Arme aus. »Okay, okay. Ich gebe auf. Lass uns nachsehen, was mit der alten Berta nicht stimmt.«

      Sie nickte.

      Er ging an ihr vorbei und wollte die Beifahrertür zumachen.

      »Warte«, sagte sie und fasste ihn am Arm. »Können wir die Tür nicht offen stehen lassen, dann haben wir wenigstens Licht?«

      Er schüttelte den Kopf. »Das geht alles auf die Batterie, und die ist ohnehin nicht mehr die Beste. Wenn wir die Innenbeleuchtung zu lange brennen lassen, kommen wir nachher vielleicht nicht mehr weg. Aber keine Angst, hinten ist auch noch eine Lampe, die hängt an einer separaten Batterie. Und irgendwo muss ich noch eine zweite Taschenlampe haben. Außerdem bin ich ja bei dir. Okay?«

      Sie nickte tapfer. Was er sagte, klang ja auch einleuchtend. Außerdem wollte sie nicht wie der größte Angsthase dastehen. »Okay.«

      Er schlug die Tür zu, und augenblicklich wurde es wieder stockfinster.

      »Hier, nimm meine Hand«, sagte Andi und berührte sie mit seiner Hand.

      Erleichtert griff sie nach seinem Arm und klammerte sich daran. Als es in der Nähe im Unterholz raschelte, zuckte sie erschrocken zusammen. »Was … ist das?«

      »Kleine Tiere«, sagte Andi, um sie zu beruhigen. »Eichhörnchen, Haselmäuse, Igel und so was. Die wohnen hier im Wald. Pass auf! Ich öffne gleich die Schiebetür. In Kürze haben wir wieder Licht. Kann sein, dass es drinnen etwas muffig riecht, aber du weißt ja, wie das bei uns Junggesellen ist.«

      Sie lachte. »Ex-Junggesellen meinst du wohl. Aber ab jetzt werde ich da schon Abhilfe schaffen.«

      »Das glaube ich dir.«

      Sie hörte, wie er am Griff der Schiebetür hantierte und diese dann zur Seite glitt. Sie schnüffelte, als der Geruch an ihre Nase drang. Es roch nach Tannennadeln, allerdings nicht aus dem Wald, sondern aus dem Innern des Wagens. Es war ein schwerer und intensiver Duft wie von zu viel Raumspray oder Lufterfrischer. Darunter lag aber noch ein anderer, unangenehmerer Duft, den sie aber nicht identifizieren konnte. Höchstwahrscheinlich Andis alten Socken und Unterhosen. Na ja, ab heute würde sich das ändern, dafür würde sie schon sorgen.

      »Pass auf!«, sagte er. »Jetzt wird es hell.«

      Er knipste ein Licht an, und sie schloss geblendet die Augen. Als sie die Augen wieder öffnete, konnte sie ins erleuchtete Innere des Busses blicken. Es herrschte ein chaotisches Durcheinander. Kleidung, Verpackungsreste und leere Flaschen lagen überall herum. Dazwischen allerhand anderer Kram, den sie jedoch nicht genau erkennen konnte. Ein großer, schwarzer Vorhang teilte den Innenraum in zwei Hälften.

      »Und was ist hinter dem Vorhang?«

      »Das Bett natürlich«, sagte er und zwinkerte ihr zu. Dann griff er in einen der Haufen und zog einen langen, metallisch glänzenden Gegenstand hervor. »Und hier ist auch die zweite Taschenlampe. Ordnung ist eben das halbe Leben.« Er knipste die Lampe an und richtete den Strahl in den Himmel.

      Bettina kicherte.

      Andi schaltete die Lampe wieder aus, befreite sich aus ihrer Umklammerung seines Armes und stieg in den Bus. Er drehte sich um und streckte ihr die Hand entgegen. »Na los, komm rein. Du musst mir helfen, das Werkzeug zu finden. Ich hab im Augenblick vergessen, wo es steckt.«

      »Und ich dachte, Ordnung sei das halbe Leben«, neckte sie ihn.

      Er grinste. »Das Werkzeug gehört leider zur anderen Hälfte.«

      Sie reichte ihm die Hand und ließ sich von ihm hochziehen, bis sie ein wenig gebückt neben ihm im Innern des Busses stand.

      »Wo sollen wir bloß anfangen?«, fragte sie und betrachtete skeptisch die Unordnung, die überall herrschte.

      »Gute Frage«, sagte er.

      Plötzlich ertönte von draußen ein lautes Krachen.

      Bettina wirbelte erschrocken herum und warf sich an Andis Brust. »Und was war das?«, fragte sie ängstlich. »Das war doch kein kleines Tier, oder?« Für ein Eichhörnchen, eine Maus oder einen Igel war das Krachen entschieden zu laut gewesen. Der Schein der Innenbeleuchtung umgab sie zwar wie eine schützende Kuppel, er reichte jedoch nicht weit in den Wald hinein. Dahinter erhob sich drohend tiefste Finsternis zwischen schemenhaft erkennbaren Baumstämmen, die sie auf der Suche nach der Ursache des Geräuschs vergeblich mit ihren Blicken zu durchdringen versuchte.

      »Da ist vermutlich jemand auf einen morschen Ast getreten«, beantwortete Andi ihre Frage.

      »Jemand? Aber wer kann das sein?«

      »Warte, das werden wir gleich haben«, sagte Andi zuversichtlich und knipste die Taschenlampe wieder an. Er richtete den Strahl nach draußen und bewegte ihn langsam von einer Seite zur anderen. Plötzlich riss der helle Schein eine geisterhafte Gestalt aus der Dunkelheit. Bettina schrie leise auf, als sie die Person sah. Im nächsten Moment erkannte sie auch, um wen es sich handelte. Es war die junge Frau, die sie in der Diskothek kurz gemustert, dann aber wieder weggesehen hatte. Aber wie kam sie hierher? Und was wollte sie von ihnen?

      »Wer …?«

      »Ach ja«, unterbrach Andi sie betont beiläufig. »Das ist übrigens Christina. Christina ist meine Schwester.«

      Nun verstand Bettina überhaupt nichts mehr. Verwirrt wanderten ihre Blicke zwischen Andi und Christina hin und her.

      »Ich hab dir doch von ihr erzählt. Erinnerst du dich nicht?«

      »Ja, aber …«

      »Du bist wohl etwas verwirrt, aber das macht gar nichts«, sagte Andi beruhigend und strich mit der freien Hand über ihr Haar. Im nächsten Moment packte er ihren linken Oberarm. »Aber da wir gerade dabei sind, möchte ich dir noch jemanden vorstellen.« Er schob sie auf den schwarzen Vorhang zu, bis sie direkt davor stand. Er stand seitlich hinter ihr und hielt sie am Arm fest, dann beugte er sich vor und riss mit einem Ruck den Vorhang zur Seite. »Bettina, darf ich dir Christinas und meine Mutter vorstellen. Sie heißt Berta. Sag schön Hallo zu Mama Berta.«

      Bettina wollte schreien, konnte es jedoch nicht, denn ihre Kehle war wie zugeschnürt. Gleichzeitig verspürte sie den entsetzlichen Drang, sich zu übergeben, aber auch das blieb ihr verwehrt. Am liebsten wäre sie davongelaufen, doch ihre Beine gehorchten ihr nicht mehr. Alles, was sie tun konnte, war, wie erstarrt dazustehen und auf das zu starren, was auf dem breiten Bett vor ihr lag.

      Die Gestalt war völlig nackt und lag auf dem Rücken. Die leeren Augenhöhlen starrten blicklos an die Decke des Busses. Einige Teile des leblosen Körpers wie die Nase, der linke Arm und das rechte Bein waren ziemlich zerfressen und befanden sich in einem fortgeschrittenen Grad der Verwesung. Andere Teile waren hingegen weniger angegriffen und sahen viel besser aus, hatten jedoch oft eine hellere oder dunklere Färbung als der Rest des Körpers und waren durch grobe Nähte aus dickem, schwarzem Garn an dem aufgeblähten Torso befestigt worden. Ein grässlicher Gestank ging von dem Körper aus, den jetzt, aus der Nähe, nicht einmal mehr der Tannennadelduft aus der Dose überdecken konnte. Außerdem krabbelten unzählige Fliegen über die wächserne, blutleere Haut oder summten, aufgeschreckt durch den zurückgezogenen Vorhang, durch die Luft, während bleiche Maden sich in Körperöffnungen und -höhlungen wanden.

      »Hallo

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