Second Chance For Love. Sarah Glicker
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Im Nebenzimmer werfe ich meine Tasche auf den Tisch und schnappe mir meine Schürze.
Während der nächsten drei Stunden kümmere ich mich um die Kunden und habe deswegen keine Zeit, an das bevorstehende Treffen mit Sean zu denken. Meine Arbeit lenkt mich ab, sodass mich der große Andrang nicht stört. Erst, als ich mich in der Pause auf einen Stuhl sinken lasse, denke ich wieder an den Zusammenstoß.
Als ich mich damals von Sean getrennt habe, dachte ich, dass ich ihn nie wiedersehen werde. Ich wollte den Mann, den ich geliebt habe, aus meinem Leben verbannen, und das nur, weil ich Angst davor hatte, dass er mich betrügt. Jetzt weiß ich, wie lächerlich sich das eigentlich anhört. Ich habe immer gewusst, dass er das niemals machen würde. Denn obwohl nicht viele von unserer Beziehung wussten, hat er nie den geringsten Zweifel daran gelassen, dass er mich liebt.
Gedankenverloren ziehe ich meine Tasche zu mir und greife nach dem Handy, um Sean eine kurze Nachricht zu schreiben. Dabei habe ich ein wenig die Hoffnung, dass er das Treffen vielleicht absagt. Es dauert nicht lange, bis das Display blinkt und mir eine neue Nachricht anzeigt.
Ich freue mich schon auf dich.
Sean
Noch während ich die Worte lese, beginnt mein Herz schneller zu schlagen.
Nur ein Treffen, mehr nicht, ermahne ich mich selbst. Dabei weiß ich, dass dies gar nicht in meiner Hand liegt.
Kurz überlege ich, ob ich etwas zurückschreiben soll, aber sosehr ich es auch versuche, mir fällt einfach nichts Gescheites ein. Dabei habe ich so viele Dinge im Kopf, die ich ihm sagen möchte.
Ich bin froh, dass die restlichen Stunden meiner Schicht genauso schnell vorbeigehen. Um sechs Uhr trete ich auf die Straße und atme tief durch. Die Arbeit hat mir dabei geholfen, mir die Zeit zu vertreiben, ohne viel grübeln zu müssen. Allerdings habe ich nun immer noch zwei Stunden, um vor Aufregung wahnsinnig zu werden.
Als ich endlich zu Hause ankomme, bin ich fix und fertig mit den Nerven. Glücklich darüber, dass ich daheim niemandem über den Weg laufe, betrete ich mein Reich und lasse mich auf das Bett fallen. Mein Zimmer ist so klein, dass gerade mal das große Bett, ein Schreibtisch, ein Kleiderschrank und ein Regal hineinpassen. Aber das hat mich noch nie gestört. Ich habe mir immer gesagt, dass ich so weniger aufzuräumen habe.
An den Wänden hängen ein paar Filmplakate und Autogramme von Schauspielern, denen ich während meiner Aufenthalte in Los Angeles über den Weg gelaufen bin.
Wenige Minuten später klopft es aber an meiner Tür, sodass ich seufzend meinen Kopf hebe.
„Ja?“
Mein Bruder steckt seinen Kopf zur Tür herein. Es dauert ein wenig, aber schließlich schiebt er auch den Rest seines Körpers in mein Zimmer.
Mike ist drei Köpfe größer als ich. Er liebt es zu trainieren, und das sieht man ihm auch an. Er hat ein breites Kreuz, und jeder Zentimeter seines Körpers besteht aus Muskeln. Auf seinem kompletten Brustkorb, am Rücken und auf dem größten Teil seiner Arme befinden Tattoos. Seine braunen Haare sind etwas länger, sodass er sie fast zu einem Zopf zusammenbinden kann. Ich muss zugeben, dass er mit seiner dunklen Sonnenbrille fast schon ein wenig brutal aussieht.
„Na, Schwesterherz. Tauchst du auch endlich mal auf?“
„Ich musste arbeiten“, gebe ich knapp zurück, da ich mit meinen Gedanken schon bei der Verabredung bin.
„Du hast nicht zufälligerweise Sean getroffen?“
Bei seinen Worten werde ich hellhörig. Automatisch schießt mir die Frage durch den Kopf, ob Sean und Mike miteinander gesprochen haben. Die beiden waren früher nämliche beste Freunde. Daher müsste mein Bruder es eigentlich wissen, wenn Sean wieder in der Stadt ist.
Ich beobachte Mike genau, aber dieser verzieht keine Miene. Schon früher habe ich das gehasst, aber jetzt verfluche ich ihn für ein Pokerface.
„Gut, du hast also bereits mit ihm gesprochen“, kommt es vorsichtig über meine Lippen, da ich keine Ahnung habe, wie viel Mike weiß.
Er setzt sich in Bewegung und lässt sich auf die Bettkante fallen.
„Wirst du dich mit ihm treffen?“
„Ich glaube, die Antwort auf deine Frage kennst du schon. Du kannst mir nicht erzählen, dass er dir kein Sterbenswörtchen verraten hat.“
Meine Stimme klingt herausfordernd. Ich bin eh schon kurz vor einem Nervenzusammenbruch deswegen. Mich jetzt auch noch mit meinem Bruder darüber unterhalten zu müssen, macht die Sache nicht gerade einfacher für mich.
„“Na gut“, erwidert Mike, weicht dabei aber meinem Blick aus. „Dieser Mann liebt dich.“
Während er spricht, versuche ich meine Atmung unter Kontrolle zu halten. Aber so ganz gelingen will es mir nicht. Mein Körper füllt sich buchstäblich mit Freude bei dem Gedanken daran, dass Sean vielleicht wirklich immer noch Gefühle für mich hat. Obwohl Joleen das auch gesagt hat, konnte und wollte ich es einfach nicht glauben.
„Ich weiß, was dir gerade durch den Kopf geht, und ich kann dir nur sagen, dass du es darauf ankommen lassen solltest. Er ist nicht seine Schwester.“
Bei diesen Worten hebe ich ruckartig meinen Kopf und blicke ihn an.
„Das weiß ich“, entfährt es mir schnell.
Mike soll gar nicht erst denken, dass ich Sean mit Heather vergleiche. Die beiden sind so unterschiedlich wie Tag und Nacht.
„Wovor hast du dann Angst?“
„Ich weiß es nicht“, gebe ich zu und streiche mir dabei ein paar Strähnen aus dem Gesicht.
„Hör auf, dir darüber den Kopf zu zerbrechen, was passieren könnte.“
Er gibt mir einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter und steht wieder auf.
„Hast du eigentlich gewusst, dass Cole Heather einen Antrag gemacht hat?“, frage ich ihn beiläufig.
„Das ist doch super. Sie passt zu ihm wie Arsch auf Eimer. Die Kinder von denen tun mir jetzt schon leid. Mit den beiden als Eltern wird es sicherlich nicht einfach.“
Auf seinem Gesicht breitet sich ein gemeines Grinsen aus. Aber in diesem Punkt kann ich ihm nur recht geben. Beide sind Kontrollfreaks und wollen immer alles an sich reißen. Wenn sich jemand ihren Wünschen entgegenstellt, lassen sie ihm das nicht durchgehen.
Mike beugt sich zu mir hinüber, um mich in seine Arme zu schließen. Nachdem er mir noch einen prüfenden Blick zugeworfen hat, verlässt er mein Zimmer wieder.
Ich schaue kurz auf mein Handy und beschließe dann, dass es an der Zeit ist, mich fertig zu machen. Von Sekunde zu Sekunde werde ich nervöser. Wenn man mich beobachten würde, könnte man vermutlich den Eindruck gewissen, dass ich noch nie in meinem Leben ein Date gehabt