Wenn die Seele "S.O.S." funkt. Dr. med. Hanspeter Hemgesberg
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Diese Gesamt-Therapie setzt sich zusammen aus folgenden Teilsegmenten:
1. Eigenleistungen des Patienten: „Selbsthilfe“
2. Verhaltenstherapie
3. Psychoanalytische Verfahren
4. Sozio-therapeutische Ansätze
5. Medikamentöse Therapie
Gehen wir Schritt-für-Schritt vor.
Um es noch einmal festzuhalten:
Je nach Art der Angststörung, nach der Schwere der Krankheit und nach dem bisherigen Krankheitsverlauf muss die Therapie individuell dargestellt werden.
Eine feste Konstante ist in jedem Falle und für alle Fälle die „Selbsthilfe“.
1. Eigenleistungen des Kranken: „Selbsthilfe“
Ganz am Anfang muss unbedingt ein schonungsloses wie offenes (und sich selbst gegenüber ehrliches) Aufarbeiten der bisherigen Lebensweise und Lebensführung, des individuellen „Lifestyls“ stehen, wobei Schwachstellen und Belastungsfaktoren insbes. gegenüber den eigenen Ängsten aufzuspüren sind.
Im Nachgang gilt es dann, dass der Patient seinerseits eine neue Einstellung zu eigenen Angst gewinnt und er bereit ist, sich seinen Ängsten zu stellen und nicht zu flüchten.
Im 3. Schritt gilt schließlich dreierlei:
Erstens sich selbst d.h. seinem Leben eine neue Struktur zu geben (vielmals ist das zum ersten Mal!), zweitens bereit zu sein, sein Leben selbst(verantwortlich) in die Hand zu nehmen, also Selbst-Management und – soweit dies möglich ist – auch Selbst-Controlling zu betreiben und drittens die (in der Psycho-Therapie erarbeiteten und erlernten) Angst- und Stress-Bewältigungs-Strategien in den Lebensalltag umzusetzen, also anzuwenden!
Dazu und daneben sollte regelmäßig ein Entspannungsverfahren – bestens bewährt und auch zuhause sowie unterwegs (z.B. im Urlaub) leicht durchzuführen sind Autogenes Training (AT), Yoga (auch in den beiden „modernen“ Varianten des „Lach- und des Schrei-Yogas“) und/oder Progressive Muskelrelaxation nach Edmund Jacobson (PMR) –.
Insbesondere bei langjähriger Erkrankung hat sich eine Einbindung in eine „Selbsthilfe-Gruppe Angststörungen“ (z.B. Auskunft im Internet) () vielmals bewährt und den Kranken stabilisiert – nebenbei sind diese Selbsthilgfegruppen auch für die Angehörigen hilfreich -.
Es sollte sich von selbst verstehen, dass ein hoher Konsum an diversen Genussmitteln (Alkoholika, Nikotin, Bohnenkaffee/Schwarztee) nicht gerade gesundheitsförderlich ist. Hier gilt es den Konsum auf ein „Normalmaß“ zu reduzieren.
Unbedingt auf den Prüfstand gehört der Konsum an Medikamenten – insbes. auch sogen. „frei-käufliche“ –. Faustregel muss hier sein:
„Alles an Arzneimitteln, die nicht verordnet sind, weglassen“ und gleichzeitig „die verordneten Arzneien konsequent nach Anordnung“ einnehmen!
Regelmäßige und dosierte, also „moderate“ körperliche Aktivitäten – aber kein „Auspowern“ und auch kein „Hochleistungssport“ – stehen ebenfalls auf der Agenda an Eigenleistungen.
2. Verhaltenstherapie
(hier gemeint die Therapie bei einem Psychologen, Psychiater, Nervenarzt, Arzt für Psychosomatische Medizin und/oder Psychotherapeuten)
Hier werden zunächst Gespräche über den/die Auslöser und den/ die Aufrechterhaltungs-Faktoren der Angst geführt, um die geeignete Form der Psychotherapie auszuwählen.
Die Führung eines Angst-Tagebuchs (erhältlich vom behandelnden Psychiater/Psychologen und auch zum Downloaden im Internet) halte ich für hilfreich (neben der jeweiligen „Stimmungslage“ sind dort u.a. zu notieren: Angstzustände und evtl. Auslöser, sonstige Beschwerden und Auffälligkeiten, Medikamente …).
Die Gespräche sollen zu einem neuen Verständnis der Krankheit führen, um störende Einstellungen und Erwartungen auszuschalten. Es finden sich verschiedene Therapien, um den Teufelskreis zu durchbrechen, die Angst in kleinen Schritten zu bewältigen und sich selbst zu helfen.
Gehen wir der Reihe nach vor:
a) Psycho-Edukation
d.h. Aufklärung über Erscheinungsformen und Ursachen von Angst-Störungen, ggfls. unter Einbeziehung einer Vertrauensperson/eines Familienangehörigen.
b) Kognitive Therapie
d.h. Identifizierung, Bewertung und Korrektur der mit der Angst/Panik verbundenen irrationalen Annahmen + Gedanken des Kranken.
c) sogen. systematische Desensibilisierung
d.h.: der Patient setzt sich nach dem Erlernen eines Entspannungs-Verfahrens () (s.v.) in systematischer und hierarchisch abgestufter Weise dem Angst-Auslöser im Alltag aus – sogen. „abgestufte Exposition“ –.
Allmähliche Löschung des Angst-Verhaltensmusters. Nur sinnvoll, wenn ein ‚Vermeidungsverhalten‘ – wie z.B. bei Phobien – vorliegt.
d) Expositionsverfahren
Das Expositionsverfahren wird am häufigsten angewendet.
Dem Erkrankten werden Übungsschritte näher gebracht, mit denen er ängstliche Situationen bewältigen kann. Der Therapeut setzt ihn nach einiger Zeit einer ausgewählten Situation aus. So kann der Erkrankte merken, dass seine Befürchtungen irreal waren und dass er seine Erwartungsängste bewältigen kann, so dass seine Angst sich schrittweise verringert.
e) Psychoanalytische Verfahren
Hierbei handelt es sich – abhängig von der Persönlichkeitsstruktur und der Introspektions-Fähigkeit (= Fähigkeit zur Selbstbeobachtung der eigenen Erlebnis- und Verhaltensweisen) – um psychoanalytisches Standardsetting (= spezifische Gestaltung der Bedingungen der Therapie wie z.B. Einzel oder Gruppen-Therapie, Therapietechniken u.a.m.) bis zu niederfrequenten Therapie.
Erforderlich sind klare Setting-Absprachen wegen z.T. ängstlicher Verhaltensweisen des Patienten. Bei „Ich-schwachen“ Pat. mit ubiquitärer (überall und aus jedem Anlass vorkommend) Angst-Symptomatik – v.a. bei generalisierter Angststörung – gilt ein vorrangiges Anstreben von „Ich-Stärkung“ und „Erhöhung der Angst-Toleranz“ und nicht von vornherein eine „Konflikt-Aufdeckung“! Bei Vermeidungsverhalten den Patienten anhalten, sich begleitend zur Therapie den betreffenden Angst-auslösenden Situationen auszusetzen.
f) Sozio-therapeutische Ansätze
Bei chron. Krankheitsverläufen mit psycho-sozialen Folgeerscheinungen – z.B. gesellschaftliche Isolierung, berufliches Scheitern – sind Re-Integrations-Maßnahmen erforderlich (z.B. Selbsthilfegruppen, Reha-Beratung über Arbeitsamt usw.).
g) Weitere