Wenn die Seele "S.O.S." funkt. Dr. med. Hanspeter Hemgesberg
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Im Vorab will ich nochmals klar festhalten, dass das nachstehende Konzept kein starr-rigides Procedere ist, sondern, dass vielmehr aus den vorgeschlagenen Optionen entsprechend der vorliegenden Klinik (Beschwerden) individuell, variabel und selektiv zu verfahren ist.
Ebenfalls sehr wichtig, dass sofort – d.h. unmittelbar nach Diagnose-Stellung – mit der Therapie begonnen wird!
D.h., auch wenn die Differential-Diagnostik noch nicht abgeschlossen ist.
I.S.e. „Start-Therapie“ sollte unbedingt mehrgleisig vorgegangen werden:
1. Nicht-arzneiliche Therapie-Optionen
a) Entspannungsverfahren ()
[hier eignen sich bestens: Autogenes Training (AT) (), Progressive Muskel-Relaxation nach Jacobson (PMR) () und/oder Yoga ()]
wenn vor Ort die Möglichkeit besteht, dann evtl. zusätzlich:
b) Respiratorisches Biofeedback nach Prof. HansCarl Leuner ()
(„Atembiofeedback“)
c) Farb-Therapie nach Prof. Dr. Max Lüscher ()
d) Atemtherapie nach Prof. Ilse Middendorf („Erfahrbarer Atem“)
2. Fachtherapien durch Arzt für Psychiatrie, Psychosomatische Medizin, Psychologen
[entsprechend bestehenden Beschwerden]
a. Verhaltenstherapie
b. Anti-Stress-Coaching
c. Gesprächstherapie
d. Psychoanalyse
e. Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
f. Familien-/Paar-Therapie
g. Gestalttherapie
h. DeHypno-Therapie
i. Hypnose
3. Medikamentöse Therpie
[mit z.B. einem, niedrig-dosierten chemischen Anxiolytikum (Angstlöser) (s. Kasten untenstehend), alternativ mit einem biologischen Medikament – z.B. Laresa® (s. untenstehend) -]
Zwischennotizen:
1. Chemisch-synthetische (chemisch definierte) Anxiolytika
Sie besitzen eine speziell angstlösende Wirkung, wobei im Gegensatz zur ebenfalls Angst-bekämpfenden Medikamenten aus der Gruppe der SSRI (Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer) – wie z.B. Citalopram (Cipramil®) – weniger die depressiv motivierten Ängste, als vielmehr allgemeine und phobische Ängste und auch Angst- bzw. Panikattacken therapiert werden können. Einen den spezifischen Antidepressiva vergleichbaren „stimmungs-aufhellenden“ Effekt besitzen die Anxiolytika nicht.
Zahlreiche Anxiolytika besitzen von der Wirkung her starke Ähnlichkeit mit Sedativa (Beruhigungsmittel); daher ist Vorsicht geboten im Straßenverkehr und beim Bedienen von Maschinen.
Nach wie vor sind Benzodiazepine – Diazepam (Valium®), Alprozalam (Tafil®), Bromazepam (Lexotanil®), Lorazepam (Tavor®), Oxazepam (Praxiten®) – mit die effektivsten angstlösenden Wirkstoffe.
Aber nun zum großen Nachteil und gesundheitlichem Risiko:
Sie besitzen allesamt ein hohes bis sehr hohes
„Sucht- & Abhängigkeits-Potenzial“!
Missbrauchsfälle sind damit keine Seltenheit.
Meine Meinung:
Wenn Benzos eingesetzt werden sollten, dann einzig unter Kontrolle und nur für einen möglichst kurzen Zeitraum!
Weitere angstlösende Wirkstoffe sind Trizyklische Psychopharmaka – Trimipramin (Stangyl®) – sogen. NaSSA (auch NSSA = Noradrenerge und spezifisch serotonerge Antidepressiva – Mirtazapin (Remergil®) – und Anti-Epileptika – Pregabalin (Lyrica®) – und SSRI (Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer) – Escitalopram (Cipralex®) –.
Relativ neu ist zur Therapie von Angststörungen der Serotonin-Antagonist Buspiron (Anxut®). Allerdings ist die Sofort-Wirkung hier nur schwach und die Gesamtwirkung tritt erst nach 10-14 Tagen ein.
2. Laresa®
(Wirkstoff: reines standardisiertes Lavendel-Öl – Hersteller Spitzner)
Zu Lasea® noch ein Wirksamkeitsbeleg (zahlreiche Studien liegen vor):
Lasea® verfügt über eine mit der chemisch-synthetischen Wirksubstanz ‚Lorazepam‘ (z.B. Tavor®) vergleichbare angstlösende (anxiolytische) Wirkung [1 Kps. entspricht 0,5 mg Lorazepam]. Allerdings – das sind die Vorteile der Natur-Wirksubstanz – unter Laresa® keine Gefahr einer Abhängigkeit, keine Sedierung und somit auch keine Minderung des Reaktions-Vermögens und auch keine Tachyphylaxie (d.i.: keine Toleranz-Entwicklung gegenüber dem Wirkstoff).
Zurück zum Thema:
Ist die Diagnostik abgeschlossen und abgeklärt, um welche ‚Art‘ von Angststörung (neurotischer Störung) es sich handelt, dann ist es Zeit, von der Start-Therapie umzuwechseln auf die nachgehende und zumeist als länger andauernde und ggfls. im Behandlungsverlauf abzuändernde (was die Art der Therapiesegmente, die Wahl der Arzneimittel usw. angeht) „multi-modale spezifische Angststörungs-Therapie“.
Es versteht sich von selbst (sollte es zumindest), dass einerseits regelmäßige Verlaufskontrollen durch den/die Behandler erfolgen sollten [eine Anmerkung dazu: wenngleich mehrere (Fach-)Behandler in die Therapie involviert sind, so macht es meinen Erfahrungen nach unbedingt Sinn, wenn quasi als zentrale Koordinationsstelle der vertraute Hausarzt/hausärztliche Internist fungiert!] und andererseits ist die best- und höchstmögliche Mitarbeit + Therapieeinhaltung seitens des Patienten unumgänglich!
In Abwandlung des Ausspruchs des berühmten deutschen Mediziners, Prof. Dr. Franz Volhard („vor die Therapie haben die Götter die Diagnose gestellt“) soll das heißen:
„Vor die Therapie haben die Götter die Information, Akzeptanz und das verantwortungs-bewusste Selbstmanagement gestellt“!
Will heißen:
Nach Sicherung der Diagnose muss der Kranke umfänglich über die Art und Schwere der vorliegenden Angsterkrankung informiert werden.
Dazu müssen außerdem mögliche Folgen und gesundheitliche Risiken aufgezeigt werden (ohne allerdings den Kranken noch mehr zu (ver-) ängstigen).
Zudem sollten bereits zu diesem frühen Zeitpunkt Möglichkeiten der Therapie in der Schulmedizin wie der seriösen biologisch-naturheilkundlichen Medizin besprochen werden und auch darauf deutlich und klar darauf hingewiesen werden/sein, dass „ohne die aktive und konsequente Mitarbeit“ des Kranken (moderndeutsch: Compliance) bzw. die bestmögliche „Selbsthilfe“ es absolut nicht geht, will der Kranke schnellstens auf dem Wege der Besserung vorankommen (dazu