B wie Beziehungswelt. Dieter Lüders
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Es gehört viel Erfahrung dazu, wie eine Anfängerin zu küssen.
Zsa Zsa Gabor
In der Kirchengemeinde
Wo zwei oder mehr in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. Das sagt der Sohn des Schöpfers der Menschen. Wer liest schon Gebrauchsanleitungen? Hier gibt es zweierlei Menschen. Die einen lesen die Bibel nicht, und die andern lesen sie. Wer in die Kirche geht, der scheint an seinen Hersteller zu glauben. Derjenige, der schreibt, dass es nicht gut sei, dass der Mensch alleine sei. Alleine ist man in einer Gemeinde schon mal nicht mehr. Einen Anspruch auf Ehe hat man also damit nicht. Im neuen Testament steht aber, dass es besser sei, alleine zu bleiben. Eine Kirchengemeinde ist damit also nicht mehr oder weniger als ein Sammelbecken der Gemeindemitglieder. Falls es hier zu einer Partnerschaft kommen sollte, dann ist der Glaube der Vermittler. Da kann man sich hinterher nur an Gott wenden, wenn etwas nicht stimmt. Oder an den Seelsorger. Aber der Seelsorger ist nicht schuld an der Beziehung, er trägt nicht die Verantwortung. Wenn man mit seinem Gott im Reinen ist, dann wird man solch eine Beziehung nicht mehr anzweifeln können. Da geriete das ganze Glaubensgerüst ins Wanken, und man wäre komplett in Frage gestellt. Eine Erschütterung bis ins Fundament hinein wäre hier möglich. Dafür muss es schon ganz dicke kommen. Reiner als in einer Kirchengemeinde kann keine Partnerschaft zustande kommen. Der Fehler, der hier lauert, ist, dass man nur wegen einer Partnerschaft in die Kirche geht. Fleischeslust ist kein gutes Motiv. Es ist ein niederer Beweggrund, in einer Kirche nach seiner Bedürfnisbefriedigung zu suchen. Hier ist Zwanglosigkeit das Stichwort. Im Psalm 37 ab Kapitel 4 geht es um die Erfüllung der Herzenswünsche. Sollte man sich nach innerer Ausgeglichenheit sehnen, dann möge man das erkennen und danach suchen. Inneren Frieden findet man nicht, wenn man sich denkt: habe ich nur einen Partner, der mich liebt, erst dann geht es mir gut. Man kann Partnerschaft nicht zur Basis des eigenen Wohlergehens machen. Es ginge nur solange gut, wie der Himmel voller Geigen hängt. Aber irgendwann wird jede Beziehung einmal von Bedrückungen und Proben heimgesucht. Dann kann man sagen: die Frau, die du mir gegeben hast, die hat gesagt, ich kann gerne vom Apfel essen. Die Frau sagt, dass die Schlange sie auf diese Idee gebracht habe. Eine Krise. Es gibt aber auch die Lösung dazu, die da lautet: liebe deinen Nächsten wie dich selber. Partnerschaft ist nicht alles. Innere Reinheit ist alles. Verbitterung und Nachtragenheit, das ist vor 2000 Jahren von Jesus ans Kreuz getragen worden. Alles ist gut. Das zu sehen, das ist die wahre Partnersuche. Nicht suchen, sondern sein, wo man ist. Alleine leben können und in seinem Stand, an seinem Standort aufblühen, das macht attraktiv. Das krasse Gegenbild ist, dass man mit einem Partnervermittler bei einer Bankangestellten einen Kredit für das Eheinstitut beantragt. Nächte am Computer und im Internet sind ebenso kaltherzig. Im Dunkeln ist gut munkeln, mehr aber auch nicht. Irgendwann wird es wieder Tag, dann scheint das Licht auch auf diese Beziehungen. In die Kirche sollte man also nicht gehen, um seinen Partner zu finden, das sollte man tun um seinem Schöpfer zu dienen. Das impliziert aber auch, dass man den Samstagabend nicht im Internet verbringt. Bildertausch und Gerede. Das führt doch nirgendwohin, aber nicht zu einer belastbaren Partnerschaft.
Wenn man jemandem alles verziehen hat, ist man mit ihm fertig.
Siegmund Freud
Schule und Studium
Lehrjahre sind keine Herrenjahre. Ein altes Sprichwort. Was nur noch edler ist, das ist eine Sandkastenfreundschaft. Dort hat man zusammen gelernt, was Hinfallen und wieder Aufstehen ist. Von ganz klein auf oder in der Schule von nur klein auf. Auch von größer auf geht gut. Wer sich in der Schule oder in der Berufsschule kennen gelernt hat, der weiss alles vom anderen. Als Kind, da hat man sich noch nicht so viel Mühe gegeben, sich zu zeigen. Da war man einfach, und basta. Partnerschaft, Familiengründung, Ehekrise, alles Fremdworte. Doktorspiele, na gut. Es war Kindheit. Man wollte die Welt entdecken und hat gemerkt, ups, da gibt es auch noch andere. Sitzenbleiben, Umzug und anderes Ungemach. Nicht viele kennen sich so lange Zeit. Oft kam etwas dazwischen. Auslandsaufenthalte und Fernbeziehung. Harte Proben und meist auch verheerend. Anstreben kann man diese Anbahnung nicht mehr; nachtrauern kann man ihr. Und das sollte man auch. Nur wer trauern kann, der kann sich auch freuen. Nur wer noch Gefühle hat, der kann auch Partner werden. Nur wer seine Gefühle lebt, mehr oder weniger öffentlich, wenn möglich, der wird auch als Mensch gesehen. Gefühle sind eine Glasfassade. Gehabe und Gebaren sind Pappmaché.
Wenn Männer sich mit ihrem Kopf beschäftigen, nennt man das Denken. Wenn Frauen das gleiche tun, heißt das Frisieren.
Anna Magnani
Auf der Arbeit / im Job
Acht Stunden unterm Strich ist man jeden Tag mit seinen Kollegen zusammen. Da kommt man sich nahe. Spätestens wenn einen der Chef bloßstellt, dann ist Hose-Runterlassen angesagt. Einen Anpfiff wegstecken, das spricht Bände. Mit Lob umzugehen, das kann viel verraten. Auch in den Pausen ist viel Austausch möglich. Nicht umsonst ist der Arbeitsplatz einer der meistverbreiteten Ehestifter. Aber auch hier gibt es Haare in der Suppe. Versetzungen und Gerede. Heimlichkeiten kommen auf den Plan. Einfach ist das nicht. Und die Lösung ist es auch nicht. Wo sind denn nur glückliche Ehepaare am Werkeln? So geht es also auch nicht. Aber wo sind die Probleme und Fallstricke? Was zerstört Beziehungen am Arbeitsplatz? Entstehen tun sie von selber, und das nicht in geringer Zahl. Nur, dauerhaft und nachhaltig, das scheinen sie nicht zu sein. Es ist das Gerede. Man zerreisst sich den Mund darüber, dass sich zwei gefunden haben. Also wird es verschwiegen und vertuscht. Der andere denkt sofort: schämt er sich für mich? Vielleicht gibt es viel mehr verdeckte Ehepaare, als man auf den ersten Blick erkennt. Verdecken ist doch das wichtigste an Arbeitsplatzbeziehungen. Störfeuer kommen sonst von vielen Seiten. Entscheidungen könnten sonst auf die Partnerschaft umgemünzt werden. Sachlichkeit und Unternehmensgunst wären dann nur Nebensache. Abteilungskämpfe schlügen sich direkt auf die Partnerschaft nieder. Nur weil ihr zusammen seid... Ein Totschlagargument. Liebe und Beziehung in der Firma sind also herzlich willkommen, und sie überleben in diesem Fall auch nur dank einer Fassade. Doch die muss um die Beziehung herum aufgebaut werden, nicht dazwischen. Hier haben also zwei Leute die Aufgabe, etwas darzustellen. Diejenigen, welche daran rütteln wollen, die greifen einzeln an. Sie sind also jeweils in der Minderheit und sollten damit nicht durchkommen. Deren Kollegenbeziehungen sind nicht so haltbar und tragfähig wie eine intime Zweisamkeit. Die sollte das ertragen.
Amors Streifschüsse nennt man Flirt.
Georg Thomalla
Sonstige Orte
Im Supermarkt, bei einer Taufe, beim Sport, in der U-Bahn oder bei einer Hochzeit. Es gibt unzählige Möglichkeiten, bei denen sich Menschen kennen lernen. Bei einem Telefonat mit dem Stromanbieter, oder der Handwerker, der die Waschmaschine repariert. Zu Hause oder im Urlaub, die Stewardess oder die Krankenschwester. Es gibt bald acht Milliarden Menschen auf unserer Erde. Man kann weniger und weniger alleine sein. Immer und überall sind sie, die anderen Menschen. Man müsste sich Scheuklappen aufsetzen, wollte man nicht sehen, was auf unserem Globus umher wimmelt. Es gibt nur leider kein Zeichen, dass man auf der Suche ist. So wie Kraftfahrzeuge ein Kennzeichen, so sollten Singles eines tragen: bin noch zu haben. Und warum läuft man nicht mit solch einem T-Shirt-Aufdruck herum? Weil es peinlich ist. Es ist nicht gottgewollt, dass der Mensch alleine ist. Man würde die Nase rümpfen, sähe man so jemanden. Aber als ernst zu nehmenden Partner würde man den nicht ansehen. Was würde