3 MÄNNER UND EIN MORDKOMPLOTT. Eberhard Weidner

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3 MÄNNER UND EIN MORDKOMPLOTT - Eberhard Weidner

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zwei weiteren Überschlägen kam der Daihatsu völlig demoliert auf dem Dach zu liegen. Nur die vier Reifen drehten sich noch eine Weile munter weiter, bis schließlich auch sie zum Stillstand kamen. Danach war nur noch das Ticken von heißem Metall zu hören, das sich langsam abkühlte, denn das Motorengeräusch des ohne Halt davongefahrenen BMW hatte sich längst in der Ferne aufgelöst.

      Ansonsten war es für eine Weile geradezu totenstill. Und nichts bewegte sich, weder innerhalb noch außerhalb des Wracks.

      Dann kamen die Krähen zurück, die auf einem nahen Baum Zuflucht gesucht hatten, landeten rund um das zerstörte Fahrzeug und suchten wieder nach Essbarem.

      »Verdammter Mist!«

      Er wäre gern schneller gefahren, doch ausgerechnet heute hatte der Scheinwerfer seines Keeway-Motorrollers seinen Geist aufgegeben. Michi wusste nicht, ob nur die Birne defekt oder sogar ein neuer Scheinwerfer fällig war. Letzteres wäre noch ärgerlicher, denn das würde ein Loch in sein derzeit ohnehin geringes Barvermögen reißen.

      Er fuhr langsam über den schmalen Kiesweg, der an dieser Stelle durch ein dichtes Waldstück führte und eigentlich nur für Spaziergänger und Wanderer gedacht war. Hier war es besonders dunkel. Die einzige Orientierungshilfe bot ein schmaler Streifen Nachthimmel über ihm, der nur geringfügig heller war als die Baumkronen rechts und links, weil der sichelförmige Mond sich hinter eine dichte Wolkendecke zurückgezogen hatte. Wenigstens kannte Michi den Weg, sonst hätte er auf diesem Teil seines Heimwegs noch langsamer fahren oder den Motorroller vielleicht sogar schieben müssen. Er hoffte nur, dass nicht plötzlich ein Reh oder Wildschwein vor ihm auf dem Weg stand, denn wenn er das Tier zu Gesicht bekäme, wäre es zu spät, um den Roller noch rechtzeitig anzuhalten.

      Seine Mutter würde toben. Wahrscheinlich hatte sie schon unzählige Male versucht, ihn auf seinem Handy zu erreichen. Da er jedoch keine Lust hatte, sich ihre Tirade anzuhören, hatte er es ausgeschaltet. Wenn er nach Hause kam, würde er sich ohnehin einiges anhören müssen. Es reichte also, wenn er ihre Schimpfkanonade einmal über sich ergehen ließ.

      Dabei hatte er heute gar nicht vorgehabt, so lange bei seinem besten Freund Max zu bleiben, weil er noch Hausaufgaben – ausgerechnet in seinem »Lieblingsfach« Mathe – machen und ein paar Seiten in diesem blöden Kannibale und Liebe, oder wie der Schinken hieß, lesen musste. Er fragte sich jedes Mal, wieso dieser Schiller nicht so hatte schreiben können, dass auch ein normaler Fünfzehnjähriger verstand, worum es ging. Aber dann hatten Max und er noch eine Runde FIFA 15 gespielt und noch eine und … Na ja, irgendwie hatte er die Zeit vergessen, und als er dann doch einmal auf die Uhr gesehen hatte, war es später als gedacht und draußen schon dunkel gewesen.

      Michi bremste vorsichtig, um auf dem lockeren Kies nicht die Kontrolle zu verlieren, denn in wenigen Metern musste eine Kurve kommen. Es fehlte ihm gerade noch, dass er jetzt zu allem Überfluss auch noch seinen Roller schrottete. Er hatte zu lange darauf gespart und konnte sich momentan keine größeren Reparaturen leisten. Eine neue Birne für den Scheinwerfer war okay, doch alles, was darüber hinausging, wäre schmerzhaft. Da kam die Kurve auch schon. Michi durchfuhr sie vorsichtig und starrte angestrengt ins Dunkel, das vor ihm lag.

      Michael Bergmoser, der von allen nur Michi genannt wurde, war fünfzehn Jahre alt und ging in die 10. Klasse des Gymnasiums. Er war für sein Alter recht groß – bei der letzten Messung eins vierundachtzig – und schlank. Er hatte kurzes hellbraunes Haar, braune Augen und bis auf ein paar Härchen auf der Oberlippe noch keinen nennenswerten Bartwuchs. Michi lebte mit seiner Mutter im – wie er es nannte – allerletzten Kuhkaff. Deshalb war er froh gewesen, als er endlich den Mofa-Führerschein machen und sich von seinen Ersparnissen den gebrauchten Motorroller kaufen konnte, denn damit wurde er endlich unabhängig von der Gnade seiner Mutter, die ihn zu seinem Leidwesen nicht immer dorthin gebracht hatte, wo er hingewollt hatte. Aber die Zeiten, in denen er sie anbetteln oder Hausarbeiten gegen Chauffeurdienste verrichten musste, waren zum Glück vorbei.

      Allerdings würde sie heute Abend wieder einmal besonders angepisst sein, weil er erst nach Einbruch der Dunkelheit nach Hause kam und sein Handy ausgeschaltet hatte. Michi zuckte mit den Schultern. Seit sein Vater sie verlassen hatte und mit einer wesentlich jüngeren Frau zusammengezogen war, kannte seine Mutter ohnehin nur drei Gemütszustände: ärgerlich, wütend und fuchsteufelswild. Er tippte darauf, dass heute wieder einmal fuchsteufelswild an der Reihe war. Also würde er ihre Schimpftirade schweigend über sich ergehen lassen, schließlich sah er ausnahmsweise sogar ein, dass er sie verdient hatte, und sich reumütig zeigen, bis sie sich allmählich wieder beruhigte und nur noch ärgerlich war. Am Ende würde sie ihn fragen: »Hast du deine Hausaufgaben überhaupt schon gemacht?« Und er würde lügen und sagen, dass er es getan habe. Und dann wäre er entlassen und könnte in sein Zimmer gehen, während Mutter sich wieder auf die Couch im Wohnzimmer zurückzog, irgendeinen Scheiß im Fernsehen ansah und eine Flasche Wein, Hugo oder was auch immer leerte. Immer das Gleiche!

      Michi fuhr behutsam um die nächste Kurve, um im Kies nicht auszurutschen, und atmete erleichtert auf, als er endlich das Ende des Waldstücks vor sich sah. Wenn er den Wald erst hinter sich hatte, konnte er auch wieder schneller fahren. In spätestens fünfzehn Minuten wäre er dann zu Hause. Er gab schon jetzt wieder etwas mehr Gas, da er sehen konnte, dass es zwischen ihm und dem Waldrand keine Hindernisse gab, weder umgekippte Baumstämme noch lebende nachtaktive Tiere. Dann hatte er es endlich geschafft und fuhr aus dem Wald. Der Weg machte einen scharfen Rechtsknick und führte zunächst ein kleines Stück am Waldrand entlang. Dann ging es nach links, und an dem einsamen Ahornbaum, der an einer Gabelung stand, musste er nach rechts abbiegen.

      Er fuhr durch die Biegung und gab anschließend Gas.

      Da sah er das Feuer.

      Auf den ersten Blick sah es so aus, als würde der ganze Ahornbaum in Flammen stehen. Hören konnte Michi jedoch nichts, da der Helm, den er trug, die Geräusche seiner Umgebung dämpfte. Er fuhr unwillkürlich schneller, während sein Blick weiterhin auf den Flammen ruhte, die am Fuß des großen Baumes loderten. Zuerst vermutete er, betrunkene Jugendliche hätten sich einen Scherz erlaubt oder ein Lagerfeuer gemacht, das dann außer Kontrolle geraten war. Doch er sah niemanden in der Nähe des Feuers. Er ließ seinen Blick umherschweifen auf der Suche nach denjenigen, die für das Feuer verantwortlich sein mussten. Dabei sah er ein Auto, das ohne Licht fuhr und schon im nächsten Augenblick in der Dunkelheit außerhalb des Lichtkreises, den die lodernden Flammen schufen, verschwand, als hätte es nie existiert.

      Michi folgte dem Kiesweg, der sich vom Wald entfernte und direkt auf den Ahornbaum zuführte. Er konnte jetzt besser sehen, was sich unter den ausladenden Ästen des Baumes befand, und erkannte ein Auto. Es war gegen den Stamm geprallt und stand lichterloh in Flammen.

      Was ist denn hier passiert?, fragte er sich und versuchte, sich ein Szenario vorzustellen, bei dem zwei Autos und ein Ahornbaum eine Rolle spielten und eines der Autos gegen den Baum prallte und in Flammen aufging. Es gelang ihm allerdings nicht. Diese Gegend war viel zu abgeschieden. Er hatte hier draußen noch nie auch nur ein einziges Auto gesehen, sondern immer nur Traktoren, Mähdrescher und Fahrräder. Außerdem war der Feldweg viel zu schlecht für Autos und zu schmal, um darauf Rennen zu fahren.

      Michi stoppte den Motorroller in ausreichendem Abstand zum brennenden Fahrzeug. Er hatte im Fernsehen genug explodierende Autos gesehen, um seinen kostbaren Roller besser keinem Risiko auszusetzen. Ohne den Blick von den Flammen zu nehmen, schaltete er den Motor aus und bockte den Roller auf. Dann ging er langsam auf das Feuer zu, behielt dabei aber sicherheitshalber den Helm auf.

      Das Innere des Fahrzeugs, das er hinter den Scheiben sehen konnte, war bereits ein einziges Flammenmeer. Es war vermutlich nur eine Frage der Zeit, bis das Glas aufgrund der Hitze zersprang. Aber auch über die Motorhaube, das Dach und den Kofferraum leckten schon gierige Feuerzungen, sodass der

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