Feinde des Lebens. Johannes Anders

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Feinde des Lebens - Johannes Anders Sternenlicht

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Juli klinkte sich wie gewünscht aus ihren Gedanken aus.

      Im Alltag hatte sich das Zusammenleben mit ihm gut eingespielt, dachte Eden. Er war ein guter Freund für sie geworden und besonders freute sie, dass er sich von ihr zum Armierungsoffizier ausbilden ließ. Es machte Spaß, mit ihm zu arbeiten. Nur wenn es um ihr Trauma ging, rutschte er schnell wieder in die Therapeutenrolle. Aber sie wollte ihn nicht als Therapeuten, sie wollte ihn als Freund.

      Außerdem fand sie, dass sie wirklich Fortschritte gemacht hatte. Sie hatte wieder zu ihrem alten Namen zurückgefunden und ließ sich von der Crew als Eden Sturm ansprechen. So konnte sie sich besser von Coach Juli unterscheiden. Storm, die Menschmaschine, das waren nun nur noch sie beide zusammen als Team.

      Der Timer riss sie aus ihren Gedanken. Es war Zeit, wieder auf die Brücke zu gehen. Die MCLANE würde bald ihren Sprung beenden und das Ziel erreichen. MCLANE, auf diesen Namen hatte sich die Besatzung nun endlich geeinigt. Zaya Karan, die eigentlich viel zu junge Kommandantin, hatte anfangs die Beibootbezeichnung Mag-5 bevorzugt, wenn sie von ihrem Schiff sprach. Aber Eden Sturm hatte sie beiseite genommen und in einem längeren Gespräch davon überzeugt, den Kriegsveteranen Respekt entgegenzubringen. Und wem hätte der größte Respekt gebührt, wenn nicht Cliff Allister McLane, dem legendären Raumschiffskommandanten der Erde, nach dem das Schiff benannt war?

      *

      Storm stand schon lange wieder auf der Brücke, als der letzte Sprung vor dem Ziel sich dem Ende näherte. Man wusste nie, was einen hier draußen im unerforschten Gebiet erwartete, und musste bereit sein, sich zu verteidigen. Während Storm die Zielerfassung auf der Armierungskonsole im Auge behielt, gesellten sich Gael, Neno und Swo zur Kommandantin an die Astroscheibe.

      Endlich war es so weit.

      Die MCLANE beendete den Sprung.

      Erwartungsvoll richteten sich die Augen auf die Holodarstellung des Planeten HR-3072, der vor längerer Zeit als bewohnbarer Planet vom Typ 3 kartiert worden war, was nicht nur bedeutete, dass er eine vielversprechende Biosphäre beherbergte, sondern dass man ihm sogar intelligentes Leben zutraute.

      Die Daten, die die Astroscheibe nach und nach visualisierte, waren allerdings ernüchternd. Die Sensoren maßen keinerlei Spuren von Leben an. Vielmehr trieben giftige Schwefelwolken durch die Atmosphäre.

      2

       Schneise der Verwüstung

      „Die Koordinaten sind korrekt“, meldete Gael, noch ehe sie jemand danach gefragt hatte.

      „Was ist nur geschehen?“, wunderte sich Zaya.

      „Vielleicht ein Kartierungsfehler?“, überlegte Neno. „Es wäre nicht das erste Mal.“

      „Oder ein Vulkanausbruch hat große Mengen Schwefeldioxid in die Atmosphäre geworfen“, mutmaßte Swo.

      Eden Sturm konnte über den Feuerleitstand keine offensichtlichen Gefahren erkennen. Sie entspannte sich ein wenig.

      „Wir müssen da hinunter und uns das ansehen“, befahl die Kommandantin. „Swo, du nimmst deinen Bastelkoffer mit. Storm, du gehst auch und hältst ihm den Rücken frei. Wir passen von hier oben auf euch auf.“

      Eine vernünftige Entscheidung, befand Eden. Trotz ihrer Jugendlichkeit mauserte sich Zaya zu einer halbwegs brauchbaren Raumschiffkommandantin.

      Während die Phönix durch die höheren Schichten der Atmosphäre sank, ließ die Schwefelsäure die Scheiben stumpf werden, sodass man nicht mehr hinausschauen konnte. Die Sensoren waren noch nicht beeinträchtigt. Eden checkte die einkommenden Daten auf mögliche Gefahren ab, während Swo nach Erklärungen suchte. Im Säurenebel setzte die Phönix auf einer Ebene auf.

      „Die Säurekonzentration ist sehr hoch“, meldete Eden an die Crew im Orbit. „Unsere Raumanzüge halten das nur kurz aus. Wir gehen jetzt raus.“

      „Roger“, meldete sich die Kommandantin aus der MCLANE. „Gebt auf euch Acht!“

      Stell einen Timer auf fünfzehn Minuten, bat Eden den Coach.

       Ist erledigt.

      Draußen konnten sie sich kaum orientieren. Nach einigen Schritten blieb Eden mit dem Fuß an etwas hängen. Es sah aus wie ein Baumstamm, der sich im Zustand fortgeschrittener Zersetzung befand. „Ich habe hier etwas“, sprach Eden in ihr Mikrofon. „Ich glaube, es war einmal eine Art Baum.“

      „Ich habe auch etwas gefunden“, antwortete Swo. „Könnte ein Tier gewesen sein. Es hatte mal Beine.“

      „Nehmt Proben und kommt zurück auf die MCLANE“, wies Zaya den Landetrupp an.

      An Bord wurden alle Daten ausgewertet und mit einer Nachrichtensonde an das Mutterschiff geschickt. Eine schlüssige Erklärung für die Zerstörung von HR-3072 fand sichnicht. Der Crew blieb nichts anderes, als ihre Mission fortzusetzen.

      *

      In Oreos Gedanken formte sich das Bild einer Felsspalte, die sich vor ihm auftat und sich so schnell vergrößerte, dass er nicht mehr hinüberspringen konnte. Er beschleunigte seine Schritte und überquerte den Ort, noch ehe die Spalte sich auftat. Dann sah er sich um und hielt sich an einem Baumstamm fest. Schon bebte der Boden und der Fels tat sich wie erwartet auf. Eine Qualmwolke kündigte einen Lavastrom an. Es würde nur ein kleiner Strom sein. Oreo wartete ihn nicht ab, sondern machte sich auf den Weg, um noch ein paar Köstlichkeiten einzusammeln.

      Während er weitere Pflanzen pflückte und in seine Gürteltasche steckte, erreichte ihn ein Bild von Narala: Ein kleines Pelzwesen, bei dem es sich um seine Tochter Newira handelte, passte nicht auf und wurde von einem umstürzenden Felsblock erschlagen. Er sah, wie der Felsblock auf seiner Tochter lag und nur noch ein Arm herausschaute. Blut quoll hervor. Aber Oreo fühlte, dass es keine Ahnung Naralas war, sondern eine Befürchtung. Er schickte ihr ein Bild, auf dem er sie in den Armen hielt und tröstete. Narala machte sich ständig Sorgen um ihr Kind, weil ihrer Tochter vorhergesagt war, dass sie im Gegensatz zu allen anderen den letzten Tag nicht erleben würde.

      Ein neues Bild erreichte Oreo, kurz nachdem seine Frau sich beruhigt hatte. Er sah, dass die Ältesten aus der Beratungshöhle hervorgekrochen waren. Das bedeutete, dass er heimkehren musste, um sich anzuhören, was sie zu verkünden hatten. Er pflückte noch eine Aurelis und machte sich auf den Weg.

      Vor der Beratungshöhle hatten sich bereits viele Voltze gesammelt. Die Ältesten saßen auf bequemen Sesseln und hatten noch nicht begonnen, Bilder zu senden. Stattdessen genehmigten sie sich kaltes, klares Wasser, um sich von den anstrengenden Beratungen zu erholen. Oreo sah Narala im Publikum stehen und gesellte sich zu ihr. Kurz danach traf auch Newira mit ihrem Freund ein. Oreo sandte ein Bild an seine Frau, das sie alle in einer Umarmung vereint zeigte. Sie erwiderte es verhalten. Ein großer Schatten lag auf ihr, und nicht nur auf ihr.

      Die Ältesten begannen nun, Bilder zu senden: Generationen von Voltzen und ein Abgrund. Schon lange war es vielen Neugeborenen bestimmt, den Abgrund zu sehen, also den letzten Tag zu erleben. Immer weniger Kinder wurden deshalb geboren. Mittlerweile war jedes neue Kind für den letzten Tag bestimmt. Jedem wurde dieses Schicksal vorhergesagt, bis auf zweien: Newira und ihrem Freund.

      Sie würden schon vor dem letzten Tag sterben.

      Und der letzte Tag war schon fast gekommen.

      Newira

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