Feinde des Lebens. Johannes Anders

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Feinde des Lebens - Johannes Anders Sternenlicht

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konnten. Aber nur den Alten war es gegeben, das Schicksal des Volkes vorherzusehen. Und nur die ganz Alten kratzten an der Bestimmung des Universums.

      Newira gab jetzt ihre Ahnung an alle weiter: Vier silbrige Wesen rasten mit unglaublicher Geschwindigkeit durch die Luft, nur wenige Meter über dem Boden. Plötzlich rumpelte es und der Boden hob sich unter ihnen empor. Konnten diese Wesen das nicht ahnen? Immerhin hielten sie gleichen Abstand zum sich auftürmenden Boden und wurden so über die Baumwipfel gestoßen. Kurz danach tauchten sie wieder in die Vegetation ein und setzten ihren mysteriösen Flug fort.

      Die anwesenden Voltze wunderten sich. Was sollte das bedeuten? Wie standen die Bilder von den silbrigen Fremden in Verbindung mit dem letzten Tag? Waren die Fremden Newiras Bestimmung oder beeinflussten sie das Schicksal aller Voltze?

      *

      Die MCLANE hatte ihren Sprung beendet und war in den Orbit des Planeten HR-3121 eingeschwenkt, der als blühende Wasserwelt registriert war. Aber der Planet schimmerte nicht blau, sondern tieftürkis. Eine Algenpandemie hatte die Ozeane und alles Leben darin vergiftet. Ein Gefühl tiefer Trauer erfasste Eden im Angesicht der Katastrophe. Es war bereits die vierte Welt, die sie in einem beklagenswerten Zustand vorfanden.

      „Hat die Auswertung der Proben etwas ergeben?“, erkundigte sich die Kommandantin.

      „Leider nicht“, antwortete Swo, der neben seiner Arbeit als Bordingenieur auch die Rolle des Wissenschaftsoffiziers bekleidete. „Wir können nicht erklären, wie es zu diesen Katastrophen kam. Sie scheinen sich aber erst kürzlich abgespielt zu haben, sonst hätten wir nicht in allen Fällen Reste früheren Lebens gefunden.“

      „ALLISTER, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich innerhalb kurzer Zeit auf vier Planeten unabhängig voneinander globale Katastrophen ereignen?“

      „Du meinst Planeten, die nur wenige Lichtjahre voneinander entfernt sind? Und die Prämisse ist, dass es keine gemeinsame Ursache gibt?“, konkretisierte ALLISTER die Frage.

      „Die Wahrscheinlichkeit ist gleich Null“, kam Coach Juli dem Bordcomputer zuvor.

      „Willst du mich arbeitslos machen?“, beschwerte sich ALLISTER. „Die Wahrscheinlichkeit liegt exakt bei 0,000002 Prozent.“

      „Also so gut wie Null“, übersetzte Coach Juli, der ALLISTER nicht allzu ernst zu nehmen schien. Oder entwickelte sich hier eine Konkurrenz zwischen den beiden KIs? „Das bedeutet, dass dies kein Zufall sein kann. Es muss eine äußere Einwirkung geben. Eine Kraft, die die Biosphären dieser Planeten zerstört hat.“

      „Es könnte sich um das Terraformingprojekt einer unbekannten Rasse handeln“, brainstormte Swo.

      „Das ist unwahrscheinlich“, widersprach Coach Juli. „Eine hypothetische Alienrasse würde überall die gleichen Bedingungen herstellen, in denen sie dann leben könnte. Die Veränderungen münden aber nicht in das gleiche Ergebnis. Ich halte es für umgekehrtes Terraforming.“

      „Was verstehst du darunter?“, erkundigte sich Neno.

      „Für jeden Planeten wurde eine speziell angepasste hocheffektive Methode gefunden, die Biosphäre innerhalb kurzer Zeit zu zerstören. Wir haben es mit Feinden des Lebens zu tun.“

      „Die Logik lässt keine andere Interpretation zu“, schloss sich ALLISTER Coach Julis Analyse an. „Meine Berechnungen haben zu dem gleichen Ergebnis geführt.“

      „Wir müssen die MAGELLAN informieren“, beschloss Zaya. „Und Tyros. Was wir hier vorgefunden haben, fühlt sich extrem bedrohlich an.“

      „Es ist extrem bedrohlich“, betonte der Coach.

      „Schicken wir eine weitere Nachrichtensonde über die Einstein-Rosen-Brücke?“, fragte Neno.

      Zaya überlegte kurz. „Ja“, sagte sie dann. „Schick eine Sonde zum Mutterschiff. Aber das reicht nicht aus, der nächste Brückentag ist erst in knapp zwei Wochen und wir dürfen keine Zeit verlieren. Außerdem könnte die Sonde von der unbekannten Macht abgefangen werden. Ich befehle Rücksturz zur Basis Kappa 2. Dort haben wir direkte Verbindung mit Tyros über die Relaiskette.“

      „Kappa 2?“, fragte Swo. „Cool, dann können wir ein paar Exploding Suns mit meinem alten Freund Laurenz trinken.“

      Eden schüttelte den Kopf. Wie konnte er in dieser Situation ans Trinken denken?

      *

      Coach Juli erstarrte, als die Daten von Kappa 2 eintrafen. Die Basis befand sich auf einer Eiswelt, die von Vögeln, Fischen und süßen kleinen Pelzwesen bevölkert wurde. So war es zumindest vor vier Wochen noch gewesen, als die MCLANE auf ihrem Weg in unerforschte Bereiche der Galaxis dort einen Zwischenstopp eingelegt hatte. Jetzt maßen die Sensoren keinerlei Leben mehr an. Die Temperatur auf dem Planeten war um hundertsiebzig Grad gefallen.

      „Laurenz!“ Ein Schrei entfuhr Swo. „Was ist mit Laurenz?“

      „Unbekannt“, meldete ALLISTER.

      „Wir müssen sofort da runter und nachsehen!“, verlangte Swo.

      „Storm, wir beide gehen“, bestimmte die Kommandantin.

      „Ich will gehen!“, schrie Swo. „Laurenz ist mein Freund!“

      „Überlass das den Profis“, ließ Zaya ihn abblitzen.

      Die einzig mögliche Entscheidung, stimmte Eden innerlich zu. Falls sich der Planetenmörder noch dort unten befand, musste sich ihm das schlagkräftigste Team der MCLANE in den Weg stellen. Lass mich das machen, bat sie Coach Juli. Ich bin Veteranin. Mit Kampfeinsätzen kenne ich mich aus. Coach Juli trat innerlich zurück und überließ ihr das Kommando über ihren gemeinsamen Körper.

      Kurz darauf steuerte Eden eine Phönix aus der MCLANE und ließ sie auf kürzestem Weg in die Basis stürzen, um möglichen Gegnern kein leichtes Ziel zu bieten. Nach der harten Landung verließen sie das Beiboot in ihren Raumanzügen. Die Gebäude der Basis waren alle von einer dicken Eisschicht eingeschlossen.

      „Versuchen wir es mit den HM-6“, schlug Eden vor.

      Sie zogen die kleinen Handstrahler und entfernten mit ihnen das Eis von der Eingangstür eines Gebäudes. Drinnen fanden sie einen toten Bewohner an seinem Schreibtisch sitzen.

      „Er sieht aus wie schockgefroren“, stellte Zaya mit wachsendem Entsetzen fest.

      „Der Temperatursturz muss sehr plötzlich gekommen sein“, stimmte Eden zu.

      „Vielleicht hat sich noch jemand in der zentralen Leitstelle verschanzen können?“

      Mit ihren Handstrahlern verschafften sie sich auch dort Zugang. Computer und Konsolen der Leitstelle arbeiteten nicht mehr. Sie waren für derart niedrige Temperaturen nicht ausgelegt. In einem der hinteren Räume fanden sie ein weiteres Basismitglied.

      „Das ist Amanda“, stellte Zaya fest. „Laurenz’ Frau.“

      „Immerhin trägt sie einen Raumanzug.“

      „Aber die Energie ist ihr ausgegangen.“ Zaya deutete auf ein Kabel, das aus dem Anzug ragte und an eine Konsole angeschlossen war. „Sie hat

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