Im Busch / Kriegsbilder aus dem dt.-franz. Krieg. Gerstäcker Friedrich

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Im Busch / Kriegsbilder aus dem dt.-franz. Krieg - Gerstäcker Friedrich страница 10

Автор:
Серия:
Издательство:
Im Busch / Kriegsbilder aus dem dt.-franz. Krieg - Gerstäcker Friedrich

Скачать книгу

Mrs. Pitt," und mit den Worten griff er seinen Hut auf und verließ rasch das Zimmer.

      „Wie war Mr. Holleck eigentlich heute so sonderbar," sagte die Mutter, als er schon eine ganze Weile die Stube verlassen und Pauline ihren Platz am Nähtisch wieder eingenommen hatte, „kam Dir das nicht auch so vor, Kind?"

      „Ich weiß nicht, liebe Mutter," sagte das junge Mädchen, und war froh, daß die Mutter in dem Augenblick am Fenster stand und hinaussah - „es ist mir nichts Besonderes an ihm aufgefallen. Wäre es bei Dir vielleicht seine veränderte Kleidung gewesen?"

      „Das könnte sein," sagte die Frau - „aber er war so unruhig, so verstört. - Nun, sieh nur um Gottes willen, was da wieder für Menschen in die Berge hinaufziehen. Drei, vier, fünf Karren hinter einander und die ganze Fracht mit schwerem Handwerkszeug ordentlich besteckt. Wo nur die Leute alle da oben Platz finden, und was es da wieder für Mord und Todtschlag geben wird, des leidigen Goldes wegen. Ach ich wollte, Charley wäre hier - mir ist das Herz schon bis zum Brechen schwer."

      Und sie trat vom Fenster zurück, setzte sich auf das Sopha, stützte den Kopf in die Hand und schaute still und gedankenvoll vor sich nieder. - Pauline saß ebenfalls schweigend mit /39/ ihrer Arbeit beschäftigt am Nähtisch, und nur die kleine Therese hatte sich ihren Gummiball aus der Ecke geholt und rollte ihn fröhlich und behend in der Stube herum. - Was wußte das Kind von Sorgen, Plänen oder Träumen!

      Noch saßen sie so, als ein schwerer Schritt auf der Treppe gehört wurde und eine fremde Stimme draußen frug:

      „Mr. Pitt zu Haus?"

      Die Mutter fuhr empor, denn nur mit den Gedanken an den Sohn beschäftigt, bezog sie Alles auch nur auf ihn. Ehe draußen erwidert werden konnte, hatte sie schon die Thür geöffnet, aber der Mann brachte ihr keine Nachricht aus den Bergen. Sie kannte ihn: es war der Capitain der in der Bai ankernden Brig, der für ihren Gatten eine Ladung Mehl von Valparaiso gebracht hatte und jetzt nur wahrscheinlich kam, um die neue Ladung nach Neuseeland mit ihm zu besprechen.

      „Ah guten Morgen, Mrs. Pitt - Mr. Pitt zu sprechen?"

      „Guten Morgen, Capitain Becker," sagte die Frau - „treten Sie nur ein - ich höre meinen Mann eben auf der Treppe; er wird gleich herauskommen."

      „Hallo, Becker?" rief Mr. Pitt, der seine Stimme erkannt hatte, schon von der Treppe aus, indem er heraufstieg - „nun, was bringen Sie Gutes?"

      „Verdammt wenig, Sir," sagte der Deutsche, gerade nicht in der Stimmung, sehr wählerisch mit Worten zu sein - „die ganze Mannschaft ist zum Teufel!"

      „Alle Wetter, die ganze?" frug Pitt, an der obersten Stufe erstaunt halten bleibend.

      „Die ganze," bestätigte der Seemann, und mußte sich Gewalt anthun, nicht noch einen derberen Fluch hintennach zu schicken. „Selbst der lumpige Schiffsjunge und der Koch sind durch die Lappen gegangen und, die Ratten ausgenommen, der Steward und ich jetzt die einzigen lebenden Wesen an Bord. - S' ist, Gott straf' mich, zum Halsabschneiden mit der verwünschten Bande."

      Mr. Pitt lachte. „Das habe ich mir wohl gedacht," sagte er endlich, „ich weiß auch wirklich nicht, weshalb wir etwas vor den übrigen Schiffen voraus haben sollten? Daß /40/ sie nur noch s o lange geblieben sind, wundert mich, denn der Talbot, der Boreas, der Delphin haben schon alle lange keinen Mann mehr an Bord."

      „Soll mich auch wohl noch bei den Schuften bedanken, daß sie sich haben die paar Tage, wo beinahe gar nichts zu thun war, gefälligst füttern lassen," brummte der Capitain, der mit in die Stube getreten war und sich zu einem noch auf dem Tisch stehenden Glas Sherry verhalf - „aber die ganze Wasserpolizei ist hinter ihnen her. Ich bin den ganzen Morgen schon seit Tagesanbruch auf den Beinen, und nichts ist versäumt, um sie wieder aufzubringen, wenn sie eben noch zu kriegen sind."

      „Wenn sie eben noch zu kriegen sind," lachte Mr. Pitt. „Da wird's aber wohl hapern. Ist denn Ihr erster Mate auch mit?"

      „Der lag ja im Hospital," sagte der Capitain, „aber es geht ihm wieder besser. Ich war auch heute Morgen schon bei ihm und er wird heut Abend wieder ausgehen, um die Wasserpolizei ein wenig zu unterstützen. Was fange ich jetzt an, wenn ich meine Mannschaft nicht wieder kriege? Und frische Seeleute zu miethen, wenn sie wirklich zu bekommen wären, ist ganz unmöglich, denn die Lumpen wissen jetzt gar nicht, was sie fordern sollen."

      „Dann bleibt Ihnen nichts Anderes übrig, als auch einmal in die Minen zu gehen und Ihr Glück da oben zu versuchen ," nickte Mr. Pitt - „der Capitain vom Delphin ist auch schon mit seinen beiden Steuerleuten hinauf."

      „Hm," brummte der Capitain, dem dieser Gedanke neu war, halb verlegen vor sich hin - „hübsche Beschäftigung das, droben nach Gold puddeln und indessen sein Schiff in der Bai von Würmern fressen lassen."

      „Ich sage ja nicht, daß Sie nach Gold graben sollen," meinte der Kaufmann, „aber da oben finden Sie Ihre Mannschaft gewiß, und können vielleicht Andere, die nichts finden, noch dazu engagiren. Aber jetzt wollen wir erst einmal sehen, was die Wasserpolizei ausrichtet, obgleich ich darauf nicht viel baue. Haben Sie eine gute Belohnung ausgesetzt?" /41/

      „Fünf Pfund Sterling für den Kopf, wie sie eingetrieben werden."

      „Hm, das hilft vielleicht."

      „Und für den Schiffsjungen noch ein Pfund extra."

      „Und warum für den mehr?"

      „Weil ich mir bei dem nachher noch eine aparte Güte thun und ihm eine tüchtige Tracht Schläge geben kann. Das ist mir ein Pfund werth, und ich gäbe zwei darum, wenn ich ihn gleich heute an Ort und Stelle hätte."

      Mr. Pitt lachte wieder, denn wenn ihm das Weglaufen der Mannschaft auch nicht lieb war und ihm sogar einen nicht unbedeutenden Strich durch seine Rechnung machte, hatte er es doch auch schon vorausgesehen und seine Calculation deshalb nicht gerade zu fest gemacht. Was ihm auf der einen Seite Nutzen brachte, lockerte, wie er recht gut wußte, auch auf der andern wieder alle gewöhnlichen Verbindungen, und er durfte nicht böse darüber sein, wenn er eben so gut darunter zu leiden hatte, wie alle übrigen Geschäftsleute der Stadt.

      5.

      In die Minen!

      So gleichgültig Mr. Pitt aber das Goldgraben selber betrachtete, und sich nur einzig und allein auf seinem einmal eingenommenen Standpunkt hielt, von dem aus er aber natürlich den größtmöglichen Nutzen aus der Gewinnung des Goldes zu ziehen gedachte, so direct suchte dagegen die Mehrzahl der übrigen Bewohner von Sidney dem edlen Metall beizukommen, und alle nur erdenklichen Pläne wurden ersonnen, um nicht allein dem bloßen Glück zu vertrauen, sondern die Gewinnung des Urstoffes auf eine festere und solidere Basis zu gründen. /42/

      Eine wahre Hetzjagd begann besonders nach allen den Persönlichkeiten, die schon einmal in Californien gewesen waren und die Arbeiten also genau kannten. Diesen traute man nämlich von vornherein einen sichern Blick zu, reichhaltige Stellen zu bestimmen, und bedachte gar nicht, daß sie schwerlich so rasch von Californien zurückgekommen wären, wenn sie einen solchen Blick da drüben gehabt hätten. Aber das schadete nichts; schon das einfache Wort „Californier" gab gewissermaßen einen sichern Anhaltepunkt, und solche Leute, wo sie sich entschlossen einer rasch gebildeten Arbeiter-Compagnie beizutreten, sahen sich augenblicklich in den Stand gesetzt, die Reise in die Berge vollkommen kostenfrei, und oft unter den günstigsten Bedingungen nebenbei, anzutreten.

      Alle Arten von Maschinen wurden außerdem construirt und zum Verkauf ausgestellt, und selbst das Widersinnigste mit schwerem

Скачать книгу