Im Busch / Kriegsbilder aus dem dt.-franz. Krieg. Gerstäcker Friedrich

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Im Busch / Kriegsbilder aus dem dt.-franz. Krieg - Gerstäcker Friedrich

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Alle davon gelaufen sind, so hoffe ich doch wenigstens übermorgen bestimmte Nachricht zu bekommen."

      „Sonderbar - er ist doch sonst so pünktlich," sagte Holleck, /35/ indem er seinen Teller zurückschob. „Nun jedenfalls komme ich jetzt selber hinauf und will mich dann oben gleich nach ihm erkundigen."

      „Und dann schreiben Sie uns augenblicklich, nicht wahr?" frug" die Mutter besorgt.

      „Gewiß."

      „Ach, bis dahin ist ja schon lange Antwort von Charley selber da," sagte Mr. Pitt kopfschüttelnd. „Mach' Dir nur des Jungen wegen keine Sorge, Alte, denn jetzt geht da oben Alles drunter und drüber, und die jungen Leute haben den Kopf voll und denken an Briefeschreiben gerade zu allerletzt."

      „Und ist das recht?" frug die Mutter.

      „Recht oder nicht," lachte der Mann, „es ist eben menschlich, wenn der Kaufmann auch eigentlich nie den Kopf verlieren soll. Apropos, wie wollen Sie denn in die Minen hinauf, William, zu Fuß? Das wird ein langer Marsch werden?"

      „Gott bewahre, ich fahre mit der Mail."

      „Ich glaubte, man müsse sich auf der sechs oder acht Tage vorher einschreiben lassen, um nur einen Platz zu bekommen."

      „Ich traf es außerordentlich glücklich, daß gerade ein Passagier absagen ließ, wie ich in der Office war, und dadurch konnte ich gleich in seinen Platz eintreten."

      „Das war allerdings Glück - aber jetzt muß ich fort, Kinder, denn ich habe noch eine ganze Menge für meinen Capitain zu besorgen, damit er wieder glücklich aus dem Hafen kommt, denn wunderbarer Weise hat er seine ganze Mannschaft noch. - Wäre nur der verwünschte Junge erst hier!"

      „Und wohin soll Ihr Capitain?"

      „Ich will ihm einen Cargo nach Neuseeland geben, und wenn mir die Goldgeschichte keinen Strich durch die Rechnung macht, soll ihn mein Junge begleiten. Die Ladung selber kann er recht gut in drei Tagen an Bord haben. Also auf Wiedersehen!" - und damit verließ Mr. Pitt, seinen Hut aufgreifend, das Zimmer.

      „Wären Sie so freundlich und nähmen mir ein paar Zeilen mit zu Charley hinauf?" frug die Mutter den jungen Mann, als ihr Gatte die Thür hinter sich zugezogen hatte.

      „Gewiß, mit Vergnügen." /36/

      „Mein Alter darf's nicht wissen," lächelte die Frau verlegen, „denn er spottet mich ja nur immer der Sorge wegen aus, die ich mir, wie er meint, unnützer Weise mache. - Kann ich's denn aber ändern, daß ich mich eben sorge?"

      „Aber dann muß ich Sie bitten, mir dieselben bald zu geben," sagte Holleck. „Denn um vier Uhr geht die Mail, und ich habe für mich selbst noch bis dahin einige Kleinigkeiten zu besorgen."

      „Ich schreibe sie gleich, wenn Sie nur einen Augenblick warten wollen," sagte die Frau, rasch von ihrem Stuhl aufstehend. „Dann bin ich doch sicher, daß sie in seine Hände kommen. Nur ein paar Minuten, Mr. Holleck, ich halte Sie gar nicht lange auf. - Lieber Gott, ich will ja nichts weiter von ihm wissen, als nur, ob er noch lebt und ob es ihm gut geht."

      Holleck war mit Paulinen und der kleinen Therese allein.

      „Werden Sie lange in den Minen bleiben, Mr. Holleck?" fragte Pauline, die ebenfalls aufgestanden war und an ihren Nähtisch trat.

      „Wenn es von mir abhinge, Miß Pitt, so ginge ich gar nicht fort," sagte der junge Mann, der jetzt neben ihr stand und das Kind, das mit seiner Uhrkette spielte, zu sich zog.

      „Und was zwingt Sie?" lächelte das junge Mädchen.

      „Das Leben selber," erwiderte Holleck ernst. „Ich muß mir eine Existenz gründen, denn schon so lange habe ich mich zweck- und nutzlos in der Welt umhergetrieben, und es wird Zeit, daß ich endlich einmal selbstständig auftrete und mein eigener Herr werde."

      „Und ließe sich das nicht hier in Sidney eben so leicht erreichen?"

      „Vielleicht, ja - aber keinenfalls so schnell, denn Alle, die da oben an der Quelle sitzen, ziehen auch den größten und schnellsten Nutzen aus dem Gold, das die nächsten Monate zu Tage schaffen werden."

      „Und Sie glauben wirklich, daß die Berge so reich sind?"

      „Ja - nach Allem, was ich jetzt darüber gehört und davon gesehen - und wenn mir dann meine Arbeit gelingt - wenn ich nachher den Vater überzeugen kann -" /37/

      „Der Vater glaubt noch immer nicht all' die Gerüchte, die jetzt die Stadt durchlaufen," unterbrach ihn Pauline, und ein eigenes ängstliches Gefühl drückte ihr dabei die Brust zusammen. „Er - wird Ihnen gewiß recht dankbar sein, wenn Sie ihm gewisse Kunde von da oben bringen können -"

      „Und was wird die Tochter thun?" frug Holleck mit leiser Stimme, die kaum zu Paulinens Ohren drang und doch durch alle ihre Nerven wie ein Messer schnitt.

      „Wer? - ich?" sagte sie und war sich der Worte, die sie sprach, kaum bewußt - „oh, gewiß würde ich mich recht freuen, wenn Sie - wenn Sie Glück in den Bergen hätten - aber - es ist ein wildes Land und - nicht Jeder fühlt sich wohl dort oben."

      „Und wenn ich dann vor Paulinen hinträte," fuhr Holleck dringender fort - „wenn ich sie dann früge, oh sie -"

      „Aber Du thust mir ja weh," rief die kleine Therese dazwischen - „sieh nur, wie Du mich mit Deiner alten häßlichen Kette gegen den Tisch gedrängt hast -"

      „Da ist auch die Mutter schon wieder mit dem Brief," rief Pauline, als sie daneben eine Thür gehen hörte, und es war ihr in dem Augenblick, als ob eine Last von ihrer Seele genommen würde.

      Holleck war aufgesprungen, und ein fliegendes Roth ergoß sich ihm über Stirn und Wangen; aber es blieb ihm keine Zeit, seine unterbrochene Werbung zu betreiben, denn in demselben Moment ging die Thür wieder auf und Mrs. Pitt trat mit dem Couvert in der Hand ein.

      „Nun, bin ich lange geblieben?" frug sie lächelnd, indem sie ihm den Brief hinüber reichte - „ich habe ihm aber auch wirklich nur kaum zwei Zeilen geschrieben."

      ,,Sieh nur, Mama, wie mich Onkel William gedrückt hat," rief die kleine Therese, die es ärgerte, daß sie gar nicht beachtet wurde.

      „Er soll pünktlich besorgt werden," sagte Holleck, den Brief in sein Taschenbuch legend, und er mußte sich dabei Gewalt anthun, gerade in diesem Augenblick ruhig und unbefangen zu erscheinen.

      „Und wollen Sie wirklich schon fort?" /38/

      „Es ist gleich zwei Uhr, und ich werde kaum noch eine halbe Stunde für mich übrig haben."

      „Also nochmals die herzlichsten, herzlichsten Grüße für Charley, und er soll gleich, gleich schreiben, oder am allerliebsten selber kommen, denn der Vater hat ja auch hier für ihn genug und übergenug zu thun."

      „Goodbye! mein kleines Schätzchen," sagte Holleck, die Kleine von der Erde aufnehmend und küssend - „und hast Du nichts an Bruder Charles zu bestellen?"

      „Er soll sich vor den bösen Bushrangern in Acht nehmen," rief die Kleine, „und sie lieber alle miteinander todtschießen."

      Holleck küßte sie nochmals auf die Stirn und setzte sie wieder auf den Boden nieder.

      „Leben

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