Im Busch / Kriegsbilder aus dem dt.-franz. Krieg. Gerstäcker Friedrich

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Im Busch / Kriegsbilder aus dem dt.-franz. Krieg - Gerstäcker Friedrich

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lakonisch.

      „Oder Mate (Kamerad), wenn Euch das besser gefällt."

      „Es klingt jedenfalls natürlicher -"

      „Gut also, Mate, wir sind hierher gekommen, um Euch einen Vorschlag zu machen, und Ihr könnt dazu Ja oder Nein sagen, wie es Euch gerade paßt. Seid Ihr das zufrieden?"

      „Läßt sich nichts dagegen einwenden," brummte der Gefangene, und ein eigenes verschmitztes Lächeln zuckte, aber auch nur für einen Moment, um seine Lippen.

      „Gut - wir Beide sind entschlossen, in die Minen zu gehen und Gold zu graben. Wir haben aber das Vertrauen zu Euch, daß Ihr solche Stellen kennt, an denen wir nicht lange zu suchen brauchen. Wir wollen deshalb Eure Schulden bezahlen und Euch, vollkommen frei in Essen und Trinken, mit hinauf nehmen in die Berge. Dafür sollt Ihr weiter nichts thun, als Euch contractlich verbindlich machen, einen Monat mit uns zu arbeiten, mit vollkommen gleichem Antheil an dem Gewinn; nur mit dem Versprechen, daß Ihr in diesen vier Wochen keinem andern Menschen Euer Geheimniß verrathet, wie es ja auch Euer eigener Nutzen mit sich bringt. Seid Ihr das zufrieden?"

      „Grub (Lebensmittel) frei?" sagte der Alte.

      „Alles."

      „Und Brandy?" /47/

      „Mit inbegriffen."

      „Und gleichen Antheil?"

      „Wie ich gesagt habe."

      Der Alte schwieg wieder eine Weile und klopfte stärker mit dem Fuß auf den Boden, und die beiden Fremden schwiegen ebenfalls, denn sie wollten ihm Zeit zum Ueberlegen lassen. Endlich sagte er:

      „Topp! und wann kann die Reise fortgehen?"

      „Morgen früh; wir haben schon Alles bereit, und bis um zehn Uhr Morgens, denn heut Abend ist es zu spät, können wir Euch Eure Entlassung bringen. Einen warmen Anzug und ein paar wollene Decken für Euch findet Ihr bei uns im Haus, und um zwölf Uhr können wir schon unterwegs sein."

      „Gut - bei Gott!" schrie der Alte, der jetzt anfing warm zu werden, „dann hört wenigstens hier einmal das Hundeleben auf."

      „Und es bleibt dabei?"

      „Ich habe Topp gesagt, das gilt allemal."

      „Schön," sagte der, der zuerst gesprochen, „dann habe ich hier als Handgeld gleich eine Flasche Brandy mitgebracht, an der Ihr Euch heut Abend eine Güte thun könnt."

      „Das war das gescheidteste Wort, was Ihr bis jetzt gesprochen habt," rief der Alte und langte gierig nach der Flasche. „Donnerwetter, habe den guten Stoff lange genug entbehren müssen und -" er hatte den Stöpsel schon abgezogen, hob die Flasche an den Mund und that einen langen, langen Zug - „hui! das schmeckt," stöhnte er endlich, als er absetzen mußte, um Athem zu holen - „und jetzt sehe ich auch, daß es Euch Ernst mit der Sache ist."

      „Also Ihr seid morgen früh gerüstet?"

      Der Alte antwortete nicht gleich, denn er hatte die Flasche schon wieder am Mund. Als er aber zum zweiten Mal absetzte, stellte er sie neben sich, wischte sich den Mund mit dem Rockärmel und sagte:

      „Verdammt wenig Umstände, die ich hier zu machen habe. Richtet Ihr die Sache nur draußen ein, daß morgen früh nicht noch ein Schloß aus Versehen zu ist, wenn ich hinaus will; bei mir selber braucht's nachher nicht mehr, als vielleicht ein freundliches „Hol' Dich der Teufel" für den Schließer." /48/

      Die Sache war in der That abgemacht. Die beiden Fremden reichten dem alten Schäfer zum Abschied, und vielleicht auch zum Abschluß ihres Bündnisses, bekräftigend die Hand - und dieser, durch den Brandy außerordentlich cordial gestimmt, schüttelte sie aus Leibeskräften - und verließen dann den Gefangenen, um ihn die letzte Nacht auf seiner harten Pritsche verträumen zu lassen.

      Am nächsten Morgen kamen sie aber lange nicht so rasch fort, als sie vermuthet haben mochten. Die beiden Goldgräber in spe nämlich, ein paar junge Kaufleute aus Sidney, hatten auch noch, um ganz sicher zu gehen, Zachäus mit seiner neuerfundenen Waschmaschine engagirt, und wenn auch der alte Smith um elf Uhr auf freien Füßen war und in einem neuen warmen Anzug - er sah ordentlich anständig darin aus - gerüstet neben dem schon fertig geladenen Karren stand, hatte Zachäus selber doch noch eine solche Masse von Vorbereitungen zu treffen, und eine solche Quantität von höchst nöthigen Dingen vergessen, daß er die beiden Engländer - Smith selber nahm es außerordentlich kaltblütig auf - beinahe zur Verzweiflung brachte. Es wurde in der That vier Uhr Nachmittags, ehe sich der Zug in Bewegung setzen konnte, und selbst dann mußte Zachäus noch einmal von der ersten Ecke zurücklaufen, weil er seinen Schlüssel abzuziehen vergessen hatte.

      Auch dieser war endlich geholt, und der mit einem festen Leinwandzelt überdeckte Karren schloß sich jetzt einer Anzahl ähnlicher an, welche die Georgestreet langsam hinaufrollten, ihrem goldenen Ziel, den Minen, entgegen.

      An dem Abend vorher war ein von den Sandwichsinseln kommendes Schiff gelandet, das einen einzelnen Passagier mit von dort herüberbrachte, einen jungen deutschen Baron von Hafften, der sich schon eine Zeit lang in den californischen Minen herumgetrieben und überhaupt seit mehreren Jahren in den Vereinigten Staaten, den Felsengebirgen und endlich den californischen Golderzen ein an Abenteuern ziemlich reiches, jedenfalls ziemlich wildes Leben geführt hatte.

      Dieser hörte nun, kaum an's Land gestiegen, von den neuentdeckten Schätzen Australiens, als er, rasch entschlossen wie er immer war, beschloß, augenblicklich in die Minen hinauf zu /49/

      wandern und sein Glück auch einmal auf australischem Boden zu versuchen - jedenfalls sich die Verhältnisse hier mit anzusehen. Sein Gepäck konnte er indessen gut und sicher in Sidney lassen, denn er brachte von Honolulu aus einen Empfehlungsbrief von einem dortigen Geschäft für Mr. Pitt in Sidney mit, und dann blieb ihm vollkommen freie Hand, eine Zeit lang nach Herzenslust in den australischen Bergen umher zu streifen.

      Mr. Pitt, in dessen Familie er den ersten Abend zubrachte und auf das Herzlichste von den guten Menschen aufgenommen wurde, wollte ihm das freilich ausreden und that sein Möglichstes, ihn von dem Entschluß abzubringen, in die Berge zu ziehen. Von Hafften war aber nicht der Mann, sich einen einmal in den Kopf gesetzten Plan wieder so leicht hinauswerfen zu lassen. - Im Gegentheil arrangirte er seinen Abmarsch schon auf den nächsten Tag, Mr. Pitt eröffnete ihm, als er sah, daß sich der junge Tollkopf nicht eines Besseren wollte belehren lassen, Credit in Bathurst in seinem dortigen Geschäft, falls er etwas brauchen, oder in Geldverlegenheit kommen sollte, und überließ ihn dann seinem Schicksal. Was anders war auch mit derartigen Leuten anzufangen, die nun einmal erst durch Schaden klug werden wollten - sie mußten eben ihren Willen haben.

      Hafften war heut Abend ordentlich ausgelassen lustig, und machte selbst Mrs. Pitt ihre trüben Gedanken vergessen. Er setzte sich an's Clavier und ließ Pauline und Therese zusammen tanzen, und dann mußte sich Pauline hinsetzen und er sprang und tanzte mit dem Kinde, bis gegen neun Uhr noch Capitain Becker kam und eine riesige Ziehharmonica mitbrachte. Jetzt mußte der spielen und Hafften tanzte mit Paulinen, und daß der ehrliche gute Capitain keine Idee von Tact hatte und alle Augenblicke daneben griff, amüsirte die jungen Leute noch viel mehr, und Mr. Pitt selber lachte mit, daß ihm die Thränen über die Backen liefen. Er gestand, seit langer, langer Zeit keinen so vergnügten Abend verlebt zu haben.

      Am nächsten Morgen mit Tagesanbruch traf aber Hafften trozdem seine Vorbereitung zum Abmarsch, und es gelang /50/ ihm, da er der englischen Sprache vollkommen mächtig war, das wenige Gepäck, das er mitzunehmen gedachte, auf einem der den Nachmittag abgehenden

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