Reisen Band 1. Gerstäcker Friedrich

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Reisen Band 1 - Gerstäcker Friedrich

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zerstört haben.

      Drei dieser Corrals oder Umzäunungen lagen nämlich dicht nebeneinander, und der größte auch von dem Schlachtplatz am weitesten entfernt. Etwa halb so groß als dieser war der nächstfolgende, und der dritte und zur unmittelbaren Aufnahme der nächst zu schlachtenden Thiere bestimmte war der allerkleinste und konnte nur etwa vierzig bis fünfzig Stück halten. In den ersteren wurde das Vieh gleich aus den Pampas hineingetrieben, in dem zweiten das für den Gebrauch verlangte abgesondert, und in den dritten das zum Schlachten abgeführt. In den zweiten nun, in dem etwa 20 oder 30 noch ihrer Todesstunde harrten, sprengten die Drei und trieben die Thiere mit Schreien und Heulen der durch Knaben indeß geöffneten letzten Einfriedigung zu. Im Anfang ging das auch ganz gut; das junge Vieh wurde durch den wilden Lärm und die zum Schein hochgeschwungenen Hände, in denen sie stets den gefürchteten Lasso zu sehen glaubten, scheu gemacht und drängte von selbst von seinen Verfolgern weg. Kaum aber quoll ihnen, in der Nähe des letzten Corrals, der warme Blutgeruch ihrer vorangegangenen Kameraden entgegen, so suchten sie auch eben so rasch wieder zurückzufliehen und warfen sich ihren Henkern gerade entgegen. Aber zu spat; diese trieben sie, selbst durch das Gewicht ihrer Pferde, ihrem Bestimmungsort zu - es gab für sie kein Entrinnen mehr, und eingeschüchtert und halb betäubt wandte sich jetzt die kleine zitternde Schaar mit hochgehobenen Schnauzen, den gefürchteten Ort zu betreten. Doch das war den Treibern nicht rasch genug - vorwärts, mit Sporn und Revenka, treiben sie die eigenen Thiere an, auf die jungen Rinder einzusprengen; mit dem schweren eisernen Revenkaring schlugen sie auf die Knochen der ängstlich Blökenden nieder, und der alte greise Gaucho zog endlich mit wildem Fluch sein Messer und stieß es den hintersten Stieren, die nicht rasch genug vordrängen konnten, fünf bis sechsmal in den After - um die Haut nicht zu verletzen. Die Wunden wären, hätten sie noch /57/ draußen herumlaufen müssen, tödtlich gewesen; hier schadete es ja aber nichts. Die Thiere wurden gleich geschlachtet. Ich bin überzeugt, der Schuft hätte einem Menschen sein Messer mit eben solcher Ruhe in den Leib gerannt.

      Als das letzte der armen, halb zu Tode geängstigten und blutenden Geschöpfe in den für sie bestimmten Corral sprang, schob er das lange Messer lachend unter den Poncho zurück, warf sein Pferd herum und galoppirte nun, von den Kameraden gefolgt, um die Einfriedigung herum auf die andere Seite der Schlachterei. Dort stieg er ab, befestigte ein langes, auf der Erde liegendes und aus roher Haut gedrehtes starkes Seil an seinem Sattelgurtring, welchem Beispiel die anderen Beiden, und zwar mit dem nämlichen Tau, folgten, und richtete sich dann, nach dem Corral zurückschauend, hoch im Sattel auf. Ich fand bald die Ursache von diesem allen.

      Das Ledertau war ein langer starker Lasso, dessen über einen richtigen „Block" laufende Schlinge der auf der Umzäunung des Corrals stehende Schlächter in der Hand hielt, ein paar Mal um den Kopf schwang und dann mit fast nie irrender Sicherheit einem der Thiere um die Hörner warf. So wie die Reiter sahen, daß der Lasso geschleudert war, gaben sie ihren Thieren die Hacken, diese zogen an und rissen dadurch den gefangenen Stier zuerst auf die Vorderfüße, dann ganz nieder, und zu gleicher Zeit auch dicht zu der Stelle hinan, wo der Lassowerfer stand. Dieser hatte jetzt ein langes Messer in der Hand, bog er sich nieder, stach sein Opfer mit der scharfen Klinge in den Nacken dicht hinter die Hörner, daß es todt zusammenbrach, griff dann wieder nach dem Lasso und richtete sich auf, ihn auf's Neue zu werfen.

      In dem Corral, eben da wo der gestochene Stier lag, öffnete sich zu Zeit eine Klappe, und das ganze Gestell, auf welches er schon vorher durch das Anspannen des Lasso gezogen wurden, glitt jetzt mit dem Stier darunter vor und lief auf einer kurzen „Eisenbahn" den Schlachtschuppen entlang. An dessen Ende aber standen sechs Männer bereit, ihn von dem kleinen niedern Wagen herabzuziehen, und dann augenblicklich abzustreifen und auszuschlachten. Der Wagen rollte dabei ohne weitern Verzug wieder zurück, die Klappe /58/

      fiel zu, der Lasso flog, ein anderes Opfer suchend, durch die Luft, wieder stürzte der Stier, seinem Tod entgegengerissen; wieder glitt der Karren auf den blutigen Schienen hin und, von seiner Last befreit, zurück, und ein dritter fiel in demselben Augenblick – bis auch der letzte gefangen und getödtet worden.

      Ich wandte mich jetzt dem Schlachthof selber zu, und der Anblick, der sich mir hier bot, war wirklich schaudererregend. Der Platz selbst wurde so rein gehalten, wie sich das nur möglicher Weise halten ließ. Das Blut floß aber in Strömen in eigens dazu ausgezimmerte Kanäle nieder, und besondere Männer waren sogar dabei beschäftigt, mit eigens zu solchem Dienst bestimmten breiten Holzschaufeln das geronnene Blut auszuschieben und für den Lauf des frisch zuströmenden frei zu halten. Der Schuppen, unter dem die Leute arbeiteten, war hoch und geräumig, und die Eisenbahn lief längs darin bis zum äußersten Ende. Hier waren Leute beschäftigt, die letzt angefahrenen Thiere - der Lassowerfer hatte zwei zu gleicher Zeit in die Schlinge bekommen - abzustreifen; dort hauten Andere Keulen und Fleischstücke schon früher geschlachteter ab, und Andere trugen oder warfen vielmehr dieses wieder seinem Bestimmungsort zum Verpacken zu - alle in bloßen Füßen und im Blut watend, mit Blut bedeckt. Und dazwischen die wild umhergestreuten Köpfe und Gebeine, die Eingeweide, die auf Wagen geladen und fortgefahren wurden, und dort drüben - mich ekelt's noch wenn ich daran denke - lagen die ungeborenen Kälber. Ein Haufen von vielleicht dreißig oder vierzig Stück war da aufgehäuft, und eine Anzahl Knaben, bis an die Schultern in Blut, eben beschäftigt, den ältesten und schon ziemlich ausgewachsenen die Haut abzustreifen, wie die anderen bei den Hinterbeinen nach einem dazu bestimmten Wagen zu schleifen.

      Ein Bursche in einem rothen Poncho - pfui, was für ein schmieriger Geselle es war! - schlich sich lange um den Haufen dieser ungeborenen Kälber herum und schien die dort liegenden mit prüfenden Blicken zu betrachten. Endlich ergriff er eins der größten bei den Hinterbeinen, zog unter dem Poncho einen alten blutigen Sack vor, steckte es dort hinein /59/ und glitt dann, ohne daß sich weiter Jemand um ihn bekümmert hätte, aus dem Schlachthof - hatte sich der Mann etwa unter diesem ekelerregenden Wust einen Braten ausgesucht? Mir schauderte die Haut bei dem bloßen Gedanken; ich hatte aber auch jetzt an dem Anblick vollkommen genug; sollte ich mir den Appetit an Fleisch für immer verderben?

      Unsere Pferde standen dicht bei all' dem Blut und Lärmen angebunden, aber so ruhig, als ob sie sich draußen auf freiem ungestörten, unentweihten Plan befunden hätten. Wir lösten die Zäume, stiegen wieder auf und sprengten gleich darauf, wie es alle Leute in der Argentinischen Republik thun, im gestreckten Galopp den Schlachthof entlang über die schmale, die Boca überspannende Brücke hinüber und, am Ufer des Rio de la Plata hin, Buenos-Ayres zu.

      Es war mir interessant genug, diese Schlachtereien, von wo aus Fleisch und Häute in ungeheuren Massen nach allen Weltgegenden hin versandt werden, einmal in der Nähe gesehen zu haben; ich konnte aber zwei volle Tage lang keinen Bissen Fleisch essen - ich mußte immer an den Mann mit dem rothen Poncho und dem ungeborenen Kalbe denken.

      In den letzten Tagen, die ich in Buenos-Ayres verlebte, kamen noch Nachrichten über neue Gewaltthaten der Indianer. Am Rio-Quarto sollten sie eine Familie ermordet und andere überfallen haben, die sich ihnen nur durch die rascheste Flucht entzogen, bis das Militär aus dem kleinen, nicht sehr entfernten Städtchen aufgeboten wurde und gegen die wilden Söhne der Steppe anrückte. Weit hinweg durften sich aber einzelne Trupps Soldaten auch nicht von ihren befestigten Plätzen wagen, denn los Idiios waren tapfere, gefürchtete Krieger und verachtende Gegner. Solche Nachrichten sind aber auch meistens übertrieben; keinesfalls konnten sie meinen Entschluß mehr ändern.

      In der Zeit, in welcher ich mich in Buenos-Ayres aufhielt; kam hier gerade mit dem englischen Paketschiff die Nachricht an von unserem ersten und letzten Seesieg über die Dänen, von der

      Zerstörung Christian's VIII. und der Wegnahme der Geflon. Zufälliger Weise befand sich gerade in dieser Zeit eine sehr große Anzahl von Schiffscapitainen hier /60/ - (die Fracht von hier fort stand sehr schlecht, und die Leute lagen hier mit ihren Schiffen und warteten, ob sie etwas Besseres bekommen konnten, als Maulthiere nach Havana zu führen). Das Eßhaus von Duckwitz war aber schon seit langer Zeit der Sammelplatz aller im Hafen befindlichen dänischen und deutschen Capitaine gewesen, und da gerade von diesen beiden Nationen

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