Reisen Band 1. Gerstäcker Friedrich

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Reisen Band 1 - Gerstäcker Friedrich

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zwischen Einzelnen, und mich amüsirten nur die verschiedenen Ansichten und Ideen, die da manchmal vorwucherten. Auch die Ursachen der einzelnen Streite waren häufig wirklich komisch. So meinte ein deutscher Capitain eines Tags - denn es wurde fast von weiter nichts als Fracht und Seeschlacht ge-sprochen - es thäte ihm nur leid, daß die Deutschen erst bei Christian dem Achten angefangen hätten, worüber sich ein dänischer Capitain auf das Furchtbarste erboste, die ganze Nachricht - was überhaupt sehr häufig geschah - für eine Zeitungslüge erklärte, und Leib und Seele verpfändete, wenn sich die ganze deutsche Nation auf den Kopf stelle, könne sie noch nicht einmal Christian den Fünfundzwanzigsten bekommen. - Guter Däne!

      Die Zeit meiner Abreise rückte aber auch jetzt heran und ich freute mich wirklich, daß ich nun einmal mit beiden Füßen in das neue Leben hineinspringen sollte, denn hier in Buenos-Ayres schien Alles darauf angelegt zu sein, mir wo möglich das Herz schwer zu machen. Fortwährend kamen neue Berichte über indianische Grausamkeiten, und sogar von Mendoza wollte man wissen, daß schon seit vielen Jahren keine so entsetzliche Masse Schnee in den Gebirgen gelegen habe, als in diesem Winter.

      Kürzlich war auch ein Deutscher aus dem Innern gekommen, der mir die schrecklichsten Schilderungen von den Gauchos, den Eingeborenen selber, lieferte. Nach denen mußte ich denn freilich fürchten, einem von ihnen auch nur den Rücken zuzudrehen, wenn ich nicht ein langes zwölfzölliges Messer zwischen den Rippen haben wollte. An Nachts ruhig zu schlafen war gar nicht zu denken, und er versicherte mir, er könne jetzt noch /61/ nicht begreifen, wie er selber lebendig wieder herausgekommen wäre. Der Mann hieß Berger. - Mir kam jetzt die ganze Reise vor wie Jemand, der mit einem langen Stock bewaffnet wild um sich her schlägt. - Hat man ihn erst einmal um den Leib gepackt, kann er uns nichts mehr anhaben.

      Doch fort, fort mit Allem was mich beunruhigen oder ärgern könnte. - Eben schickt mir der Correo ein Pferd, mich zur neuen Fahrt abzuholen, und das Einzige nun was ich fühle und denke, ist das Bewußtsein, in ein neues thätiges - und wenn auch gefährliches Leben einzutauchen. - Ein Ritt durch die Pampas - alle vier bis sechs Leguas ein frisches Pferd, und im gestreckten Galopp ununterbrochen durch die weiten Steppen sprengend - so, fort bis nach Mendoza, zum Fuß der Cordilleren, dann, mitten im Winter, über die Schneegebirge und durch Chile meinem nächsten Ziele, Valparaiso, zu - was kümmerte mich das Andere!

      4.

      Ritt durch die Pampas.

      Am 17. Juni Morgens schickte mir der Correo, wie schon vorher erwähnt, durch ein paar junge Burschen ein Pferd, mich und mein Gepäck zu seinem Hause zu bringen, daß wir dann von dort aus im Laufe des Tages aufbrechen könnten. Einen argentinischen Sattel (den sogenannten spanischen Sätteln ähnlich, aber doch etwas verschieden von ihnen) hatte ich mir schon am vorigen Tage besorgt, Zaum und Satteltasche ebenfalls, und mit meinen Waffen, einem Poncho, einer wollenen Decke und etwas Wäsche war ich vollkommen zu einem Ritt von meinetwegen vier Wochen gerüstet.

      Spaß machte mir hierbei mein Wirth, ein Engländer, /62/ Mr. Davies, der es sich in den Kopf gesetzt hatte, ich mache die Reise durch's Land nur, um schneller nach Californien zu kommen, und sich schon während meines Aufenthalts die größte Mühe gab, mir das Californien mit den schrecklichsten Farben zu schildern. Er versäumte es auch nicht, mir selbst an diesem Morgen einen kleinen Beitrag zu liefern, und meinte es sei förmlich wahnsinnig von mir, nur des Goldes wegen meine gute Kehle in einem solchen tollen Ritt zu wagen. Mr. Davies war übrigens sonst der prächtigste und auch orginellste Bursche, den ich lange getroffen, und wir hatten manchen Spaß mitsammen gehabt. - Nur auf Californien durfte das Gespräch nicht kommen, das lag für ihn außer dem Spaß. Er wünschte mir übrigens zum Abschiede alles Gute, und außerdem auch noch: „daß mich die californischen Wilden nicht lange martern, sondern lieber gleich todtschlagen möchten, denn das sei sonst Thierquälerei".

      Der Correo wohnte draußen am äußersten Ende der Stadt, und Buenos-Ayres ist entsetzlich weitläufig gebaut. Wir trabten aber lustig drauf los, und während ich glaubte, meinen alten Burschen schon in voller Ungeduld auf mich warten zu sehen und dann augenblicklich den Thieren die Sporen einzusetzen und weiter zu galoppiren, fand ich ihn im Gegentheil emsig beschäftigt - gar nichts zu thun. Statt die verschiedenen Päcke, die noch wild zerstreut am Bode herumlagen, auf das Lastthier zu laden, saß er ruhig dazwischen, schlürfte seinen Mateh und sah ans, als ob er noch gar nicht daran dächte, weder in dieser noch der nächste Woche aufzubrechen. Seine ganze Familie half ihm dabei redlich; die Frau kauerte in der einen Ecke neben einem Kohlenbecken, auf dem ein kleiner eiserner Theetopf oder Kocher stand, und der Sohn, ein junger Bursch von circa achtzehn Jahren, lehnte auf dem Bett und klimperte auf der Guitarre. So wie ich eintrat, möchte ich fast sagen, denn ich hatte den Fuß kaum auf die Schwelle gesetzt, kam aber auch die alte Dame schon mit der unausweichlichen Matehröhre auf mich zu, und ich will den Leser lieber gleich von vornherein mit diesem gewiß eigenthümlichen Genuß der Südamerikaner be-/63/kannt machen, damit es ihn später nicht so ganz unvorbereitet treffe, wie mich damals.

      Der Mateh ist eine Art Thee, der aus den Zweigen und Blättern eines gewissen in Brasilien und am Paraguay wachsenden Baumes bereitet werden soll. Er sieht aus wie ein grünliches Pulver mit kleinen Zweigen und Holzstückchen darin, und wird im Aufguß getrunken. Die Art, wie sie ihn trinken, ist aber charakteristisch. Der Mateh selber kommt in eine zu diesem Zweck besonders gehaltene Calabasse, von der Größe eines starken Apfels etwa, und auf ihn wird dann das kochende Wasser gegossen. Da man aber beim ordentlichen Trinken desselben den feinen Staub mit in die Kehle bekommen würde, so gebrauchen sie hierzu eine kleine dünne Blechröhre, die sie Bombille nennen, und deren unteres Ende eine theesiebartig durchlöcherte abgeflachte Kugel bildet. Durch diese etwa sechs bis sieben Zoll lange Blechröhre ziehen sie, mit anscheinendem Hochgenuß, den kochend heißen Trank, dessen Temperatur sich dem Blech natürlich augenblicklich mittheilt und dem, der solche Kost nicht gewöhnt ist, unfehlbar die Lippen verbrennen muß, besonders wenn er es „unvorbereitet trinkt“. Es versteht sich von selbst, daß ich dasselbe that. Das Fatalste bei diesem Matehtrinken ist übrigens das rein demo- kratische Princip, nach dem er getrunken wird. In allen Familicn giebt es gewöhnlich nur eine Mateh-Calabasse, und diese geht im Kreis herum, so daß Jeder dieselbe Blechröhre in seinen Mund schiebt, daran saugt, und sie dann dem Nachbar reicht - ich habe schon Sachen gesehen, die appetittlicher waren. Ein Verweigern derselben wäre aber eine Mißachtung der Gastfreundschaft, die den freundlichen Geber nicht allein kränken, sondern auch beleidigen würde. Der Fremde überwindet deshalb lieber, wenn es ihm von gerade nicht lieben Lippen geboten wird, seinen Ekel und legt die er die Haut seiner Lippen auf den Altar der Convenienz, als daß er dieLeute kränke, die ihm damit wirklich das Beste bringen, was sie selber genießen.

      gedacht- die indessen rascher geordnet, als ich selbst

      Die Päcke waren indessen rascher geordnet, als ich selbst gedacht; die schon vor der Thür stehenden Thiere wurden gesatttelt; und in etwa einer halben Stunde saß wir endlich / 64/ zu Pferd. Durch die volkreichen und hauptsächlich von großen Landwagen gedrängten Straßen ritten wir in kurzem Trab, kaum aber etwas in's Freie hinaus, fielen die Pferde schon von selber in einen kurzen Galopp. Selbst das Lastthier, was wenigstens zweihundertundfünfzig Pfund trug, war davon nicht ausgenommen. Ich hielt das damals für etwas Außerordentliches.

      Unser kleiner Trupp bestand aus vier Pferden und drei Personen: erstlich dem sogenannten Postillon, der hinter sich ein ziemlich großes und schweres Felleisen auf den Sattel geschnallt hatte und das Lastthier an der Leine führte, dann dieses, mit vier in ungegerbte Häute sorgfältig eingenähten und auf seinem Rücken festgeschnürten Paketen, die ein von Binsen gefertigter Packsattel trug. Dann kam der Correo, in dunkelblauem Poncho oder Ueberwurf, mit hellledernen hohen Reitstiefeln, in denen sein langes Messer stak und oben mit dem Griff heraussah, riesigen Sporen, rundem Filzhut und einer tüchtigen Peitsche in der Hand, die einzig und allein zum Besten des Lastthiers mitgenommen worden; und neben diesem ritt ich selbst, im grauwollenen Staubhemd, schwarzem breitrandigen Filz, hohen deutschen Wasserstiefeln, das Messer, nach argentinischer Art, darin, und die Büchsflinte an die Seite geschnallt, die Pistolen

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