Reisen Band 1. Gerstäcker Friedrich

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Reisen Band 1 - Gerstäcker Friedrich

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angenehme Stunden in liebenswürdiger Gesellschaft.

      In Buenos-Ayres bestgeht auch jetzt eine deutsch-evangelische Gemeinde, deren Pasto und Oberhaupt Herr A.L. Siegel ist. Den Leser wird es übrigens interessiren, das erste Capitel der Kirchenstatuten von Buenos-Ayres, 34 Grad Süder Breite in den La Platastaaten, zu hören. /52/

      Erstes Capitel.

      Begriff und Umfang der deutsch-evangelischen Gemeinde in Buenos-Ayres.

      § 1. Die deutsch-evangelische Gemeinde in Buenos-Ayres bildet einen Zweig der unirten evangelischen Landeskirche in Preußen. Sie hat sich dieser Kirche, nach einem Beschlusse der Generalversammlung der Gemeinde im Monat April 1845, unter folgenden, ihr von dem Ministerio der geistlichen, Unterrichts- und Medicinalangelegenheiten d.d.. Berlin den 11. Januar 1845 Nr. 31,536 gestellten Propositionen freiwillig angeschlossen.

      I. In Betreff der Lehre, des Cultus und der Disciplin ist das Bekenntniß, die Liturgie und die Ordnung der evangelischen Kirche Preußens für die Gemeinde in Buenos-Ayres wesentlich maßgebend und bestimmend. Es wird daher auch die Agende der preußischen Landeskirche die Norm für den Gottesdienst und die gottesdienstlichen Handlungen in der Gemeinde abgeben.

      II. Das Consistorium der Provinz Brandenburg in Berlin ist diejenige geistliche Behörde, an welche sich die Gemeinde, resp. der Vorstand derselben, in allen denjenigen inneren Angelegenheiten und Streitfragen zu wenden, und die Entscheidung abzuwarten hat, über welche, indem sie das Verhältniß zu der hiesigen Landesregierung ganz unberührt lassen, eine Verständigung und Einigung der Gemeinde nicht hat stattfinden können. Es betrifft dies namentlich Streitfragen über die Lehre und den Gottesdienst, über Disciplinarmaßregeln, sofern sie nicht in das Gebiet der bürgerlichen Gesetze und Einrichtungen hinüberreichen, endlich Mißhelligkeiten zwischen dem Prediger und der Gemeinde, und Klagen der letzteren gegen den ersteren.

      III. Das Consistorium der Provinz Brandenburg hat das Recht, den Prediger der Gemeinde zu ernennen und ihn für den Dienst der Gemeinde zu vociren. Die Gemeinde, resp. der Vorstand, hat im Falle der Vacanz um die Wiederbesetzung der Stelle bei dem genannten Consistorium nachzusuchen, und darf, ohne Genehmigung dieser Be-/53/hörde, den ihr zugewiesenen Prediger nicht entlassen.

      Nun soll mir noch Einer sagen, daß es in Buenos-Ayres keine Deutschen giebt. _ _

      Unter den Deutschen in Buenos-Ayres, wenn sie auch keinen bleibenden Aufenthalt da haben, spielen ubngens die Schiffscapitaine eine sehr bedeutende Rolle, und besonders kann man sie Nachmittags mit ihren englischen, amerikanischen und dänischen Kollegen erst durch die Straßen der Stadt traben, und dann in vollem Carrière durch das flache Land galoppiren sehen.

      Capitaine haben nämlich eine ungemeine Vorliebe für Pferde, die bei Pferden jedoch, wie Pferdevermiethern keineswegs gegenseitig ist, denn Schiffscapitaine verstehen gewöhnlich - mit Ausnahmen natürlich - eben so wenig ein Pferd zu reiten wie es zu behandeln, und glauben das Aeußerste gethan zu haben, wenn sie sich „an Bord halten". Von Schluß und Nachgeben ist natürlich bei ihnen keine Rede. Sie fahren im Sattel herum, wie ein losgegangenes Paket auf einem Packthier, reißen in die ohnedies schon scharfen Zügel, nur um sich im Gleichgewicht zu halten, und werfen das ganze Gewicht ihres Körpers dagegen, wenn sie das Pferd einmal bewegen wollen, langsam zu gehen oder ganz still zu stehen. Die Thiere werden dadurch wund geritten und abgehetzt, und die Pferdevermiether hier, fast lauter Engländer und Amerikaner, haben einen solchen Ueberblick in den Personen ihrer Kunden, daß sich Leute, die nur das geringste Seemännische an sich tragen, sich fest darauf verlassen können, die abgerittensten und überdies vielleicht schon aufgegebenen Kracken zu bekommen. Es geschieht deshalb sehr häufig, daß solche arme Schlachtopfer, selbst wenn sie ihr Thier einmal nicht übermäßig abgetrieben haben, in den Fall kommen, es plötzlich stürzen und verenden zu sehen, wonach sie dann noch das Vergnügen haben, nicht allein zu Fuß in die Stadt zurückzugehen, sondern auch noch das Sattelzeug zu tragen. Höchst erstaunt sind sie dann meistens, wenn man ihnen für das verlorene Pferd wenig oder gar nichts abnimmt, und es scheint /54/ sich deshalb das Gerücht verbreitet zu haben, es sei schon genug, von einem in Buenos-Ayres gemietheten Pferd Zaum und Sattel zurückzubringen, das Uebrige habe keinen Werth. Die Capitaine haben aber meist so nichtswürdige Pferde gehabt, daß sich die Vermiether schämen auch noch Geld dafür zu verlangen, weil Jemand so freundlich gewesen war, es für sie hinaus auf den Anger zu reiten.

      Wer ein gutes Pferd ausmiethet und damit zu Schaden kommt, kann sich auch darauf verlassen, daß er theuer genug dafür zu zahlen hat - für Buenos-Ayres nämlich - denn Pferde sind dort überhaupt spottbillig.

      So viel schon hatte ich, während meines Aufenthalts in Buenos-Ayres, von den Saladeros oder Schlachtplätzen dieses bedeutenden Handelsortes für Fleisch und Häute gehört, daß ich nicht umhin konnte, die mir von allen Seiten beschriebenen Plätze auch einmal selber zu besuchen. Die Schlachtplätze liegen fast sämmtlich an der sogenannten Boca, etwa eine halbe Legua von der Stadt entfernt, und vor dem Frühstück sprengte ich eines Morgens, von einem jungen Deutschen begleitet, hinaus, das Schlachten des Viehes mit anzusehen.

      Unser Weg führte uns fast durchgängig dicht am Fluß hin, und widerlich war mir hier besonders der Anblick der durch den Fluß an's Ufer geschwemmten gefallenen Rinder und Pferde. Der Geruch, oder besser gesagt der Gestank, wurde an mehreren Stellen so schauerlich, daß ich den Athem anhalten mußte. An einem Platz blieb uns sogar nichts weiter übrig, als über drei dicht beieinander liegende Pferde, oder wenigstens die Ueberbleibsel derselben, hinwegzusetzen. Deutsche Pferde wären hier unter keiner Bedingung vorwärts zu bringen gewesen; die Buenos-Ayres-Ponies kehrten sich aber nicht im Mindesten daran und würdigten ihre gefallenen Kameraden kaum eines Blickes.

      Nach einem etwa viertelstündigen gestreckten Galopp erreichten wir endlich die Ufer der Boca, und ich konnte im Anfang nicht gleich herausbekommen, was das Weiße sein mochte, das beide Ufer an vielen Stellen eindämmte. Als wir aber näher kamen, erkannte ich zu meinem Erstaunen, daß es Rinderköpfe seien deren Hörner überall, regelmäßig aufgeschichtet, aus der darüber geworfenen Erde hervorschauten.

      Drüben über der Boca lagen die flachen offenen Gebäude der Schlachtereien, und wir mußten noch eine Strecke an dem kleinen Wasser hinauf und dort über eine Holzbrücke reiten, wo, beiläufig gesagt, Zoll bezahlt wurde und wir gleich darauf den „blutigen Grund" betraten. In den nächsten Schlachtereien wurde heute nicht „gearbeitet" - es war dort „aufgeräumt" und sah verhältnißmäßig reinlich aus, und als wir langsam hindurchritten, sahen wir die in Massen aufgeschichteten und eingesalzenen Häute in den einzelnen Schuppen liegen. Mir war aber besonders darum zu thun, das wirkliche Schlachten der Thiere mit anzusehen, und glücklicher Weise fanden wir in der ersten Schlachterei gleich einen Deutschen, der uns zu dem gesuchten Orte wies. Schon von Weiten: hörten wir das Schreien und die gellenden Zurufe der Viehtreiber, und als wir näher kamen, sahen wir, wie eben wieder drei Reiter in den etwas vom Schauplatz entfernten Corral (eine Einfenzung) sprengten, um einen Theil der dort hineingestellten Thiere in die für ihren Fang bestimmte Fenz zu treiben. Einer von ihnen war eine besonders hervorstechende Persönlichkeit - ein alter schlankgewachsener, kräftiger Mann von sechsundfünfzig bis sechzig Jahren, zäh und wettergebräunt, aber mit einer solchen Galgenphpsiognomie, wie ich sie nur je ein Menschenantlitz entstellen sah. Er schien der Führer der Uebrigen und in Blut und Mord ergraut, und so mußten die Gestalten ausgesehen haben, die Rosas früher mit seinen Blutbefehlen beauftragte; holten sie doch ihre Opfer aus den Kreisen ihrer Familien heraus und durchschnitten ihnen die Kehlen Er ging ganz in die Tracht der Gauchos gekleidet, mit roth und blauem Poncho, eben solcher Cheripa und den gewöhnlichen Bolas von Pferdehaut an. Der Lasso hing ihm hinten am Sattel, denn ohne Lasso reitet kein solcher Bursche auch nur einen Schritt, und wenn der Poncho beim raschen Reiten in die Höhe flatterte, schaute darunter der Griff des hinten im Gürtel schräg steckenden Messers hervor. Der gleichfalls graue Bart umgab ihm in krausen, unordentlichen Zotteln Kinn und Backen, und eben solche Büschel /56/ hingen ihm über die Augen herunter. Ich konnte im Anfang meine Blicke

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