Reisen Band 1. Gerstäcker Friedrich

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Reisen Band 1 - Gerstäcker Friedrich

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sich noch ziemlich deutlich, und sagte kopfschüttelnd, als ich ihm versicherte, auch dort seien Unruhen ausgebrochen, „Mainz wäre eine gute Stadt und die könnten sie nicht sogleich nehmen".

      Trotzdem übrigens, daß er doch nach so langem Aufenthalt in den Pampas von Südamerika und durch seine Familie hier ganz eingebürgert war, schien es ihm keineswegs so gut zu gefallen, als sich das vermuthen ließ. - Das Land war, wie er mir versicherte, gut, aber die Leute bauten hier nichts, weil, wie er sich ausdrückte, zu viele „schlechte hombres" (Menschen) in der Nähe wären, welche die Producte viel schneller wegstählen, als sie wachsen könnten. Er selbst hatte früher etwas gebaut, es aber auch wieder aufgegeben, er mochte nicht „für die Spanier" arbeiten. - In Buenos-Ayres sei es jetzt wohl ruhig, man könne aber nie wissen, wie lange das dauern werde, und stürbe Rosas einmal, dann sei es auch wieder eine Frage, wer an die Ober-/95/herrschaft käme, und ob die überhaupt gleich wieder Jemand, und sicher, in die Hand nähme.

      Diese Furcht schien mir im Lande der Hemmschuh jedes vernünftigen und sonst gewiß schon aus sich selber entstehenden Fortschritts, und daß sie nicht unbegründet ist, beweist schon ihre Allgemeinheit. Obgleich Rosas jetzt gestürzt ist und eine andere, anscheinend mildere Regierung an der Spitze steht, wird das diese Furcht nicht heben. Wer weiß, wie lange es dauert, und das Volk der Gauchos ist eine wilde, schwer zu bändigende Menschenrace, die wie die Lava der arbeitenden Vulkane wohl eben eine harte, scheinbar kalte Rinde anzusetzen gestattet, innerlich aber fortwährend kocht und gährt und einmal über Nacht wieder Alles, was sich ihr anvertraut, über den Haufen wirft.

      Das gesellige Leben hier war, wie der alte Mann weiter erzählte, nun gar erst trüb' und traurig. Zwischen all' den Spaniern lebte er seine Tage still und einförmig hin, und sein einziger Wunsch sei, wieder einmal nach Deutschland zurückkehren zu können. Dazu gehörte aber Geld, baares Geld, und das könne man sich hier nur ungemein schwer verdienen. Andere Deutsche lebten nicht, weder in seiner Nachbarschaft noch sonst in der Nähe, und wenn ja einmal einer dort kleben geblieben wäre ( e r sah wirklich so aus), so hätte er es doch nie lange ausgehalten.-- Bei ihm wäre das aber 'was Anderes, er hätte Frau und Kinder, und müsse wohl.

      Trotzdem schien es mir nicht, als ob er sich wirklich speciell nach Deutschland zurücksehnte - er wollte nur fort von Südamerika. In einer Sache freute ich mich aber auch wieder, einen ächten Deutschen in ihm gefunden zu haben. - Die Ursache nämlich, weshalb er mich gestern Abend nicht aufgesucht hatte, war niemand Anderes als die Polizei gewesen, vor der er sich gefürchtet. - Es lagen in dem Nest nämlich, der draußen herumspukenden Indianer wegen, eine Menge Soldaten, und die Polizei hatte derentwegen den Befehl erlassen, zu später Stunde nicht mehr in den Straßen herumzuschwärmen. - Nun ging das allerdings gar nicht auf ihn, die Polizei hätt' es aber doch vielleicht /96/ übel nehmen können, wenn er draußen gesehen würde, und mit der mochte er's nicht gern verderben.

      Leider durfte ich nicht so lange mit ihm plaudern, als ich es wohl gewünscht hätte, denn der Correo stand schon wieder zum Abmarsch gerüstet, und wir nahmen Abschied von einander. Er sagte, als er mir die Hand reichte, ,,es kämen wohl manche Deutsche in die Gegend, sie gingen aber immer wieder gleich fort, wie ich, und dann bleibe er wieder mit den Spaniern allein;" so erfuhr er denn auch sehr wenig von Dem, was in „Allemanje" vorfiel.

      Der Ritt am 27. ging fast den ganzen Tag durch eine jetzt wirklich traurige Einöde. Das Steppengras stand überall gelb und welk, und der Winter übte hier augenscheinlich seine Macht aus. Vor uns hatten wir dabei die starren, von keiner Vegetation bedeckten niederen Hügelkuppen, die weiterhin mit den Cordobabergen in Verbindung zu stehen schienen, und nicht einmal Wild fand sich in dieser trostlosen Steppe. Die ganze Natur war wie ausgestorben, und eine entsetzlich lange Station ermüdete die armen Thiere noch außerdem bis zum Niedersinken. Endlich erreichten wir die ersten Felsklippen, die wahrlich nicht aussahen, als ob sie einen freundlichen Wechsel in der Scenerie hervorbringen könnten. Wild übereinander geworfenes Gestein starrte uns eben so monoton entgegen, und die einzige Abwechselung schien die, aus einer sandigen in eine steinige Wüste gekommen zu sein. Als wir aber darüber hinritten, befanden wir uns plötzlich in einem Thal, das, in diese Einöde wie hineingezaubert, einen wirklich überraschenden Eindruck auf mich machen mußte. Draußen die ganze Natur verdorrt, eine fast erstorbene Vegetation, kein Grün, das dem Auge einen einzigen Ruhepunkt geboten, kein lebendes Wesen zu hören und zu sehen, als die schnaubenden Thiere unter uns und ein einsamer kreisender Falke - hier dagegen, wie aus dem Boden heraufbeschworen, blühende Bäume; und saftiges Laub, weicher Rasen und reges Leben, denn selbst eine Menge von Hausthieren gab es hier, Truthähne, Hühner, ja selbst zahme Strauße. Es war ein so freundliches Plätzchen, wie man es nur auf der Welt finden konnte.

      Von hier ab ging der Weg, mit frischen Pferden, durch /97/ kühle, mit Schilf und Buschwerk bewachsene Schluchten eine weite Strecke lang hin, und ein murmelnder Bach folgte unserer Bahn. Den Bach muß ich übrigens denunciren - er hat Gold. - Damals ritt ich allerdings daran hin, ohne auf solche böse Gedanken zu kommen; seit ich aber die californischen und australischen Berge gesehen habe, bin ich ziemlich fest davon überzeugt, denn selbst damals fielen mir die großen schönen und schneeweißen Quarzblöcke auf, die überall daran hin zerstreut lagen. Nicht weit davon entfernt sind auch, wie ich später erfuhr, die Carolina-Goldminen, und ich bin jetzt fest überzeugt, daß dort Gold ebenso gewaschen werden könnte und gewiß auch einmal so gewaschen wird, wie in Californien.

      Wenn man aber so den ganzen Tag im Sattel gehangen hat, freut man sich nicht wenig auf die Zeit, wo man den Kopf einmal auf den Sattel legen kann, besonders wenn es erst einmal über Nachtschlafenszeit hinausgeht. - Wenn sich auch die Glieder bald vollständig an das Reiten gewöhnen, wollen sie doch auch manchmal Ruhe haben und sich strecken und dehnen. Außerdem kommt für den Magen Abends noch ein besonders wichtiger Moment, denn das ist die einzige Zeit, wo es wirklich etwas zu essen giebt. Morgens setzt es gewöhnlich nur einen Schluck Mateh - ich habe mich meinem Schicksal gefügt und meine Lippen preisgegeben, die nun doch einmal durchgebrannt sind und keine Haut wieder ansetzen werden, bis ich die letzten verzweifelten Bombillas im Rücken habe - dann halten wir höchstens um zehn, elf oder zwölf Uhr, wie es gerade mit der Station paßt, und nehmen eben einen Imbiß Fleisch. - Früher, wo wir Milch bekommen konnten, tranken wir einen Schluck Milch. Viel Essen verträgt sich aber über Tag nicht mit dem raschen Reiten, und erst Abends wird tüchtig eingelegt, um nachher wieder vierundzwanzig Stunden auszuhalten. Am Abend verlangt aber auch der Magen etwas Ordentliches, und wenn er das nicht bekommt, knurrt er und läßt sich krank melden. Dennoch aber wollte ich, wir hätten an diesem Abend, ohne einen einzigen Bissen zu sehen, in freier Steppe gelagert; denn noch nie ist mir der Schmutz und die Unreinlichkeit beim Essen wie im ganzen Wesen der Leute so furchtbar widerlich vorge/98/kommen, als bei den Menschen gerade, bei denen wir an diesem Abend übernachteten. Ich hatte bis jetzt noch fast alles Essen, das mir geboten worden, so unreinlich die Umgebung auch immer gewesen sein mochte, hinuntergewürgt, hier aber weigerte sich der Magen standhaft, etwas Weiteres zu sich zu nehmen, und ich ließ mir zuletzt heißes Wasser geben und machte mir eine Tasse starken Kaffee, um nur nicht krank zu werden. Der Leser mag dies vielleicht für übertrieben halten, er soll aber nur hierher kommen, und ich will dann sehen, ob er sagt, ich habe Unrecht gehabt.

      28. Der Weg, den wir an diesem Tag ritten, lag ebenfalls durch eine wüste Steppe hindurch; mein Alter hatte aber in Achiras wieder so schreckliche Geschichten über die Indianer gehört, die sich erst vor ganz Kurzem bis dicht zu der hier lagernden Garnison herangewagt, daß er seine gewöhnliche Station zu umgehen beschloß. - Wir sahen deshalb den ganzen Tag weder Weg noch Steg - überall umgab uns die hier todte, öde Pampas. Nur im Hintergrund tauchte nach und nach ein eben nicht sehr hoher Berg, der El Morro, auf, und als wir ihm endlich näher kamen, lag er eben so starr' und unfruchtbar vor uns als die vorigen. Kein Haus ließ sich an seinem Fuß erkennen, keine Umzäunung; nur an einem Punkte - und es schien, als ob sich der Weg gerade dorthin ziehe - stand ein, einzelner niederer Baum. Rechts von uns wurden auch noch in der Ferne mehrere, scharf am Horizont abgezeichnete Bergkuppen sichtbar, und mein alter Correo sagte mir, das seien die Berge, in denen sich die Carolina-Goldminen befänden. „Wären wir," setzte er hinzu, „Indianern in den Weg gekommen,

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