Reisen Band 1. Gerstäcker Friedrich

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Reisen Band 1 - Gerstäcker Friedrich

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wir haben kürzeren Weg und sparen auch Geld, denn dahin geht keine Post und wir müßten uns Pferde kaufen."

      Indessen waren wir dem Berg nahe gekommen und befanden uns plötzlich vor einer kleinen, aus seinen eigenen Steinen errichteten Hütte, so daß sie gegen den Hintergrund nicht einmal durch das schon ebenfalls wettergraue Binsendach abstach. Vor der Thür, so dicht, daß er den Schatten selbst /99/ auf die Schwelle werfen mußte, stand ein gewaltiger alter Feigenbaum, und eine kleine Umzäunung, halb von Steinen, halb von Holz und Dornen errichtet, vollendete Alles, was zur Ansiedelung des kleinen Platzes gehörte. Der Raum aber vor der Hütte war sauber gekehrt, und das Innere der stillen Bergeswohnung (ärmlich zwar bis zum Aeußersten und nur den unentbehrlichsten Bedürfnissen genügend) so nett, so reinlich, so wohnlich gehalten, daß mir nach all' dem Schmutz und Unrath, den ich bis jetzt gesehen, der kleine, kaum fünf Schritt im Durchmesser haltende Raum wie ein Palast erschien, und der Trunk Milch, den mir die Leute reichten, so herrlich mundete, als sei es das kostbarste Labsal gewesen.

      Ein junges Ehepaar bewohnte mit der alten Mutter diesen friedlichen, freundlichen Platz, und selbst die Matrone war so reinlich gekleidet, wie ich bis zu diesem Ort, im Innern des Landes, noch nicht einmal ein junges Mädchen gekleidet gesehen habe. Um so wohlthuender war das hier, da gerade die Unreinlichkeit der Frauen mir bis dahin so widerlich gewesen. Nach einer kurzen Station am Fuß des Berges hin erreichten wir eins der gewöhnlichen kleinen Städtchen, das schwärmte von Soldaten. Sie hatten sich überall kleine, oft nicht einmal gegen den Regen geschützte Hütten gebaut, und das ganze Leben hier, von den starren Felsen umschlossen, bot ein bewegtes, heiteres Bild. Wohin das Auge auch sah, weideten hier, von kleinen, wild genug ausschauenden Burschen gehütet, Heerden von munteren Pampaspferden, die fortwährend zum raschen Aufsitzen bereit gehalten werden mußten; Lagerfeuer, wohin der Blick auch streifte mit Gruppen, die einem Zigeunerlager keine Schande gemacht hätten, und Mengen von Mädchen und Frauen, die entweder in den Hütten wirthschafteten, oder am kleinen Bach Geschirr oder Wäsche reinigten.

      Wir bekamen von hier aus drei frische Pferde, von denen sich zwei als gut genug auswiesen, das dritte abere, das unglücklicher Weise mir zu Theil wurde, schon nach drei Leguas nicht mehr von der Stelle wollte. - Hätten uns heute die Indianer überfallen, so mußte ich einfach Stand halten, denn der Correo würde sich verwünscht wenig um mich bekümmert /100/ haben. Da das Pferd aber zuletzt stehen blieb und in der That nicht mehr weiter konnte, während der alte Bursche von Correo schon seit einer halben Stunde meine ungemeine Thätigkeit mit der Peitsche bewundert hatte, mochte er wohl zuletzt glauben, das Pferd sei nicht schuld, sondern ich, kam rasch zurückgesprengt, gab mir sein Pferd und stieg nun in meinen Sattel, um da sein Glück zu versuchen. Wenn er dem armen Geschöpf, was ich nicht hatte thun wollen, die scharfen, entsetzlichen Sporen aber auch tief in die Seiten rannte, daß seine gelbledernen Reitstiefel von Blut bespritzt waren, es konnte nicht mehr, und fluchend schickte er endlich den Postillon, der überdies schon ganz unschuldiger Weise die schönsten Grobheiten wegen des nichtswürdigen Thieres bekommen hatte, etwa eine halbe englische Meile nach Norden hinauf, wo acht oder neun andere Pferde ruhig weideten. Dem jungen Burschen gelang es auch, bis in Lassowurf an die nichts Böses ahnenden heranzukommen, denn mit dem schweren Felleisen hintenaus hätte er sie nicht verfolgen können, und als die Schlinge erst um seinen Kopf schwirrte und die dadurch gewarnten Thiere fliehen wollten, war es zu spät. Das kräftigste der Heerde, einen prächtigen kleinen Hengst, hatte er gefaßt, und nach wenig Minuten Ankämpfens ergab sich das Thier auch so weit in sein Schicksal, daß es sich wenigstens von uns Dreien meinen Sattel auflegen und mich hinauf ließ. Kaum fühlte es sich aber wieder so weit frei, daß es seinen Kopf in die Höhe bringen konnte, als es zu steigen, zu tanzen und gleich darauf auszuschlagen anfing, als ob es sich verpflichtet hätte, mich in einer gewissen gegebenen Zeit Gott weiß in welchem Theil der Steppe abzusetzen. Ich hielt mich jedoch im Sattel, und mit Sporn und Revenka machte ich es zuletzt wenigstens so weit mürbe, daß es seinen Eifer auf den Weg selber richtete und nun mit mir davonflog, als ob wir noch heut Abend Mendoza erreichen wollten.

      Meine beiden Begleiter blieben weit zurück und brauchten nachher lange Zeit, mich wieder einzuholen.

      Heut Abend sollte ich aber auch ein Beispiel von einer argentinischen Rebhühnerjagd sehen, von der ich früher wirklich keine Ahnung gehabt. Ein Volk der kleinen Steppen/101/hühner stieg dicht vor uns auf, und eins fiel, von den anderen abgesondert, etwa hundert Schritt von uns an einer Stelle nieder, die durch einige kurze Grasbüschel markirt war. Der alte Correo winkte mir zu, ihm in einiger Entfernung zu folgen, und die lange, aber kurzstielige Peitsche wie einen Lasso um den Kopf schwingend, vermied er die Stelle, wo das Huhn eingefallen war, und sprengte in einem weiten Kreis darum hin. Immer enger und enger zog er diesen, die Peitsche fortwährend schwingend und jetzt das Huhn schon im Auge, das sich, durch nichts gedeckt und von der kreisenden Schnur eingeschüchtert, fest auf den nur mit dünnen Grasbüscheln bewachsenen Boden drückte, bis das Pferd selbst in Sprungesnähe vor ihm war und die schwere Peitsche mit scharfem, aber sicherem Schlag das arme kleine, zitternde Geschöpf zu Tode traf. - Ohne abzusteigen, nahm der Correo dann das noch flatternde Huhn vom Boden auf, so weit bog er sich, mit dem rechten Fuß im Steigbügel bleibend, zur Erde nieder, und fort ging's wieder über die Steppe in neuer und toller Hast. Ziemlich spät in der Nacht erreichten wir den Rio-Quinto, wo wir, in etwas reinlicherer Umgebung als bisher, Halt machten.

      Als wir am nächsten Morgen aufbrachen, nahm der Postillon wieder, wie die Leute das schon mehrmals gethan, ein dünngeschnittenes breites Stück rohes Rindfleisch und legte es - ja warum soll ich's dem Leser nicht erzählen, wenn ich's habe essen müssen - unter sein eigenes Sitzfleisch auf den Sattel. Allerdings deckte er noch zuerst, der Reinlichkeit wegen, ein altes ungegerbtes Schaffell darüber, was vielleicht schon seit Jahren zur Satteldecke gedient halte, aber auch das blieb nicht darauf liegen und die cheripa des Postillons sein einziger, etwas zweifelhafter Schutz.

      ,,Aber davon hätte ich keinen Bissen essen können!"

      Ach ja, lieber Leser, wenn man so sechzig bis achtzig englische Meilen galoppirt ist, verlangt der Magen wenigstens einen Imbiß, und wenn man weiter nichts bekommen kann, versöhnt man sich selbst mit solchem Fleisch,

      Mittags etwa begegneten wir einer Mendoza-Caravane, die nach Buenos-Ayres bestimmt war. Einige dreißig große /102/ Wagen knarrten dicht hintereinander her, und daneben hin gehen die Wächter und Begleiter mit ihren langen Lanzen auf den Schultern, und im Wagen vorn - unter den langen Bambusstacheln, manchmal sogar ein geladenes Gewehr neben sich - sitzen die Ochsentreiber und schauen schläfrig über ihre Thiere hin.

      Diese Wagen verdienen wohl eine kurze Beschreibung. Sie ruhen auf nur zwei, aber dafür auch kolossalen, oft zehn Fuß hohen Rädern. Ihre sonstige Bauart ist leicht, und wenn auch das eigentliche Gestell aus festem Holz gearbeitet ist, bestehen die Seitenwände doch nur aus geflochtenem Schilf, und der obere Theil ist mit Häuten überdeckt. Die hohen Räder mögen wohl in den oft sehr sumpfigen Pampas nöthig, ja unentbehrlich sein. Sechs oder acht Ochsen sind gewöhnlich vorgespannt, und zwar, je zu zweien, in einem aus einem einzigen Stück bestehenden hölzernen Joch ziehend, das ihnen im Nacken liegt.

      Sinnreich und der Bequemlichkeit der Südländer angemessen ist aber die Art, mit der sie ihre Zugthiere antreiben. Die lange Peitsche, die der Hottentott führt, wäre ihnen viel zu beschwerlich; dafür haben sie eine gewaltig lange Stange, fast stets aus leichtem, an der Wurzel vier und mehr Zoll im Durchmesser haltendem Bambus, der aus Brasilien kommt. Die hängt nun, weil sie zu regieren auch zu beschwerlich sein würde, an einer, je nach Verhältniß vorn herausstehenden andern Stange, schwebend fest, und mit dem vorn daran befestigten Stachel können sie solcher Art die vordersten Thiere leicht erreichen. Eine andere Stahlspitze hängt außerdem gerade dort herunter, wo sie, wenn die Stange niedergedrückt wird, die zweitvordersten Ochsen berühren kann, und für die dem Wagen nächsten Thiere liegt noch neben dem Führer eine schwächere, kürzere Stange, die leicht zu regieren ist.

      Die Wagen führen in solchen Caravanen die Produkte Mendozas, der Kornkammer der Argentinischen Republik, nach der Hauptstadt. Die vorzüglichsten Artikel

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