Reisen Band 1. Gerstäcker Friedrich

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Reisen Band 1 - Gerstäcker Friedrich

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gestatten, tragen sie durch die wirklichen Pampas ebenfalls ihr Brennholz mit, und hintenauf ist ein langer, eigenthümlicher Steinkrug befestigt, in dem sie ihr Trinkwasser bewahren und von einem Fluß zum andern, durch die salzigen Wüsten, die jetzt vor uns lagen, ja manchmal noch weiter mitnehmen. Werden sie von Indianern bedroht, denn sie sind mehrere Monate unterwegs, so bilden sie mit ihren Karren rasch eine Wagenburg, in deren Mitte sie ihr Vieh treiben und sich von den Karren aus ver-theidigen. Da sie stets einige Schießwaffen mit sich führen, ist solche Befestigung, besonders bei ihrer Anzahl, auch fast stets hinreichend, und ehe sich die Wilden in großer Menge zu sammeln vermögen, ihnen wirklich gefährlich zu werden, können sie leicht eins der kleinen, überall durch die Pampas zerstreuten Städtchen erreichen und militärische Hülfe bekommen. Natürlich erkundigten sie sich sehr angelegentlich bei uns nach den Indianern, da wir gerade aus der meist bedrohten Gegend kamen, und mein alter Correo erzählte den armen Teufeln zu ihrer Beruhigung wieder schreckliche Geschichten.

      Unser nächstes Ziel war jetzt San-Luis, die Hauptstadt der Provinz gleichen Namens, und ich hoffte hier wieder Deutsche zu finden, doch sollte ich mich leider darin getäuscht sehen. Wir erreichten den Ort Nachmittags, und als wir eben aus dem niedern Lande heraus- und auf der flachen Anhöhe, auf der San-Luis liegt, hinsprengten, sah ich in weiter blauer Ferne einen Gebirgsstreifen, der sich am Horizont in ungeheurer Kette hinzog. Es waren die Kordilleren, von denen wir noch wenigstens dreißig deutsche Meilen entfernt sein mußten. Dort also lagerten jene ungeheuren schneebedeckten Gebirgsmassen, über die ich jetzt, mitten im Winter, hinüber mußte; dort gähnten jene Schluchten und starrten die bis hoch über die Wolken hinausragenden Felsen empor, in denen schon so mancher Reisende verunglückt, hinabgestürzt, oder in Eis und Schnee erstarrt sein sollte. Ein ganz eigenthümliches Gefühl durchzuckte mich, als ich das emsige Rückgrat der neuen Welt wie ein lauerndes Ungethüm vor mir liegen sah. Waren die Berichte alle wahr, die ich /104/ über einen Wintermarsch über jene Höhen gehört, so erwartete mich Fürchterliches. Doch ich hatte schon zu oft gefunden, daß solche Berichte aus weiter Ferne übertrieben und unwahr gewesen; darauf und auf mein gutes Glück, das mich ja noch nie stecken gelassen, vertraute ich auch jetzt, und ritt guten Muths in die breiten, von niederen Lehmhäusern gebildeten Straßen der kleinen Stadt ein.

      Sau-Luis hatte vor Kurzem viel durch ein Erdbeben gelitten, und eine Menge von Häusern waren von oben bis unten auseinander gerissen. Das ist aber auch wohl das Einzige, was die kleine Stadt manchmal zu bewegen scheint, denn sonst sahen die Straßen wie ausgestorben aus. Bei San-Luis soll ein nicht sehr großer See sein mit einem bedeutenden Strudel nach der Mitte zu, daß sich kein Boot darauf wagen darf - so wenigstens wurde es wir erzählt; ich erfuhr es leider zu spät, um den See selber besuchen zu können.

      Mein alter Correo bekam indessen hier vom Gouverneur von San-Luis eine Nachricht, die ihn nicht wenig bestürzt machte und zugleich auch in Erstaunen setzte. Als er seine Depeschen abgegeben hatte und zu mir zurück in das kleine Haus kam, in dem wir unser Lager aufgeschlagen, wünschte er mir und sich Glück, einer bedeutenden Gefahr glücklich entgangen zu sein. Durch einen expressen Boten sollte der Gouverneur nämlich vor kaum einer Stunde die Nachricht, bekommen haben, daß die Wilden zu derselben Zeit, wo wir dem El Morro zuritten, in einem Trupp von circa zweihundert Mann über dieselbe Steppe, und zwar nach den nordwärts gelegenen Bergen, die der Correo damals für so sicher gehalten, geritten seien - sie streiften jetzt in jener Gegend umher, und wie behauptet wurde, sogar mit weißen Führern. In San-Luis vermuthete man, es seien einzelne Flüchtlinge der Unitarios, die dort in den Bergen dem Correo aufpassen wollten. Sie wußten nämlich, daß er bei indianischen Unruhen gewöhnlich stets die nördliche Route nahm. Und sie hätten gerade keine üble Beute gemacht, denn außer seinen Depeschen führte er in der schweren Satteltasche, die der Postillon hinten aufgeschnallt trug, eine nicht unbedeutende /105/ Quantität Unzen mit. Fielen wir ihnen in die Hände, und waren wirklich Weiße dabei, so konnten sie uns schon gar nicht am Leben lassen, wenn sie sich nicht der Gefahr aussetzen wollten, verrathen zu werden. Gerade dadurch also, daß wir den nächsten und gewöhnlichen Weg beibehielten, entgingen wir ihnen, und gebe nur Gott, daß sie die kleine friedliche Hütte am Fuße des Berges verschont haben. Von San-Luis wurde übrigens augenblicklich Cavallerie abgesandt, um sie wo möglich von den Ihrigen abzuschneiden, oder doch jedenfalls aus der Nähe der Ansiedlungen zu verjagen.

      Der Weg von San-Luis aus lag durch lauter niedere dornige Büsche, und das Land schien hier dürr und trostlos. - Es war entsetzlich sandig und wir galoppirten den ganzen Tag in einer dichten Staubwolke.

      Wo wir die Nacht lagerten, trafen wir einen jungen Burschen, der etwa zwanzig Leguas von dort vor einigen Tagen einen Kampf mit einem kleinen Trupp Indianer gehabt hatte - also überall streiften diese Wölfe der Steppen umher. - Sein Bruder war dabei getödtet und ein anderer Gaucho schwer verwundet worden, ein Gewehr aber, das sie bei sich führten, schien den Sieg entschieden zu haben. Die Indianer hatten sich wenigstens mit einem Verlust von drei Mann zurückgezogen. Eine Lanze, die er damals erbeutete, hing hier als Siegestrophäe an der Wand. - Sie war von Bambus, genau vierzehn englische Fuß lang und hatte oben darin ein altes, aber sehr scharf geschliffenes Bajonnet befestigt, das die Indianer wohl in einem früheren Scharmützel erbeutet haben mochten. Mit diesen Lanzen sollen sie eine furchtbare Geschicklichkeit besitzen, den Stoß an der rechten Stelle so anzubringen, daß der Bedrohte kaum, oder nur sehr schwer, im Stande ist ihn zu pariren. Sie halten dieselben nämlich beim Ansprengen in fortwährend schwingender, schaukelnder Bewegung - die Spitze auf und nieder führend - etwa nach demselben Princip, wie der australische Wilde seinen Speer, ehe er ihn schleudert, erschüttert und in zitternde Bewegung bringt - bis die Lanze, zum Stoß bereit, plötzlich Festigkeit und fast stets zugleich ihr Ziel gewinnt. - Außer den Lanzen führen sie nur noch Lasso und /106/ Bolas, aber auch die letztere Waffe ist furchtbar in ihrer Hand.

      Am nächsten Tag wurde die Umgebung noch trauriger und trostloser - eine Wüste war es, die wir durchschnitten, eine Wüste voll Dornen- und Myrtenbüschen und weißen Sandes - kein kühler, schattiger Platz bot Thier oder Menschen Kühlung und Erfrischung. Nicht ein einziges lebendes Thier sahen wir auf der ganzen Station von über zwölf Leguas, als einmal einen Sperling und später einen Aasgeier, und der letzte strich so still und hungrig über die dürren Büsche hin, als ob er den ersteren suche und nie und nimmer finden könne. An dem Abend ward uns jedoch, in Gestalt einer Wassermelone, wenigstens eine Art Belohnung für langes, angestrengtes Reiten und die unberechenbaren Quantitäten Staub, die wir verschluckt. Nicht einmal den Trost eines ordentlichen Trunks Wassers hatten wir gehabt; denn all' das Wasser, das wir fanden, war brakisch oder salzhaltig, und an kleinen Lachen, die wir hier und da trafen, lag der Salpeter ordentlich in weißem Anflug am Boden.

      Am nächsten Tag machten wir zwei Stationen, eine von dreizehn und eine von sechzehn Leguas. Sechzehn Leguas, also über zehn deutsche Meilen mit einem Pferd, und zwar in einem fast ununterbrochenen Galopp; mich wundert es nur, daß das Packthier aushielt. Am nächsten Tag sollten wir aber erfahren, daß nicht alle Packthiere solche Riesennaturen haben. Durch eine eben solche Wüste, wie am vorigen Tag, nur daß wir heut am Rand eines Flusses hinritten und uns doch wenigstens an der Aussicht auf Wasser erfreuen konnten, wollten wir eine, ebenfalls wieder zehn Leguas lange Station zurücklegen; das Packpferd aber, dessen schon von früheren Lasten wundgedrückter und mit Blut und Eiter bedeckter Rücken sich unter der neuen Ladung gleich von Anfang an gebogen, konnte diese neue Qual nicht lange ertragen. Weide giebt es hier fast gar keine oder nur höchst spärliche, sowohl für Pferde als Rinder; abgemattet sind die armen Geschöpfe schon ohnedies, selbst wenn sie gar nichts zu arbeiten brauchen. So ist es denn kein Wunder, daß die von dem Thier geforderte Anstrengung seine Kräfte überstieg, und es auf halbem Weg sich nicht etwa weigerte, weiter fort zu galoppiren - denn es that bis zum letzten Augenblick sein Möglichstes -, sondern einfach zusammenbrach. Zwar wurde ihm jetzt die Last abgenommen und auf eins der stärkeren geladen, und es selber sollte nur den Postillon tragen, aber auch das vermochte es nicht mehr, und wir sahen uns endlich genöthigt, es mit diesem selber in einer Gegend, wo es nicht einmal einen Grashalm zu seiner Stärkung pflücken konnte, zurückzulassen. Der arme Postillon hatte ebenfalls keinen Bissen Brod und nichts als seinen dünnen Poncho bei sich, die Nacht im Freien zuzubringen. Der Correo bezeigte aber weder mit ihm noch

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