Magisches Kompendium - Voodoo - Theorie und Praxis. Frater LYSIR

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Magisches Kompendium - Voodoo - Theorie und Praxis - Frater LYSIR MAGISCHES KOMPENDIUM

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Kirchenämter eigentlich alles politische Ämter sind. Nein, es geht um Fähigkeiten, es geht um Wissen und Weisheit, es geht um ein Nutzen für die Gemeinschaft, für die Familie, für den Stamm, für diesen Bund, für das Dorf.

      Titel! Besondere Bezeichnungen! Menschen, die sich besonders benennen! Muss das sein? Ja, denn wenn es um eine Gruppierung, um eine Organisation, eine Religion oder auch nur um magische Maximen geht, müssen spezifische Vokabeln her, sodass es hier Unterscheidungen gibt. Es ist in jeder Religion so, dies ist auch in allen magischen Maximen so, auch wenn es hier zum Teil gigantisch viele Bezeichnungen gibt, oder wirklich nur einzelne. Doch überall, wo Menschen agieren, überall wo Menschen leben, ist es ein logischer Schluss, dass hier besondere Betitelungen gewählt werden, um Aufgaben zu verifizieren, Möglichkeiten zu eruieren, Arbeitsbereiche abzustecken und auch Verantwortungen zu markieren.

       In der Voodoo-Religion gibt es hier eben einige Titel, die sich dahingehend unterscheiden, dass hier spezifische Aufgaben deklariert sind. Doch bei diesen ganzen Titeln, bei diesen ganzen Bezeichnungen, bei den ganzen verschiedenen Schreibweisen, muss man immer wieder bedenken, dass Voodoo eine mündliche Überlieferung verwendet, sodass hier eine Lautschrift reflektiert werden muss, und nicht irgendwelche Wörterbücher. Im afrikanischen Voodoo werden auch die jeweiligen Priester, die hier einfach als „Priester“ bezeichnet werden, als „Vodúnnɔ́“ betitelt, was in der Fon-Sprache eben wortwörtlich „Priester“ heißt. Doch der Begriff „Vodúnnɔ́“ wird im Grunde literarisch nicht verwendet, da hier eben die Vokabel Houngan/Oungan existiert. Wenn man sich etymologisch den Begriff „Houngan/Oungan“ anschauen will, dann findet man auch hier eine Vokabel, die aus dem Wortschatz der Fon kommt. Dies bedeutet, dass man also hier auch wieder die „afrikanische Heimat“ des Voodoo betiteln kann, also primär das Land Benin, sekundär aber auch die Länder Togo, Ghana und Nigeria. Andere Quellen sprechen davon, dass es sich um ein Wort aus der Bantu-Sprache handelt, was jedoch ein relativ neuer Begriff ist, der erst 1856 sprachwissenschaftlich eingeführt wurde, und sich auf das kongolesische Wort „Bantu“ bezieht, was man einfach mit „Mensch“ übersetzen kann. Hierdurch wird eine Sprachfamilie gekennzeichnet, die in Mittel- und Südafrika von über 200.000.000 Menschen gesprochen wird, und in der Familie der „Niger-Kongo-Sprachen“ zu finden ist. Nun, zu dieser Familie gehört auch die Fon-Sprache, sodass man sagen kann, dass die Bantu-Sprache hier als eine Art Großfamilie zu sehen ist, während Fon eine speziellere Bezeichnung darstellt. Doch was heißt „Houngan/Oungan“ denn in der Übersetzung? Um hier eine Antwort zu finden, muss man etwas tiefer dringen, denn selbstverständlich gibt es doch weitere Unterschiede in den Sprachen, Bezeichnungen, Lautschriften und Übersetzungen. Diese Unterschiede beziehen sich einmal darauf, dass der Titel Houngan/Oungan sich auf die Fon-Bezeichnung „Hounnongan“ bezieht, und einmal auf die Bantu-Sprache (bzw. dann die Kikongo-Sprache, also das Kongolesische), wobei hier der Begriff „Nganga“ klassifiziert ist. Und was es jetzt richtig? Eigentlich sind beide Möglichkeiten denkbar, denn das Fon-Wort „Hounnongan“ setzt sich aus den Silben „Houn“ (oder auch „Oun“) und „Gan“ zusammen, wobei die Übersetzungen „Geist“ und „Oberhaupt/ Anführer“ lauten, woraus dann der „Anführer der Geister“, der Hounnongan, der Houngan/Oungan wird. Und da der Houngan/Oungan als klassischer Priester zu sehen ist, der mit den Vodun / Loas / Iwas arbeitet, hier die jeweiligen Zeremonien ausführt, also die Geister beschwört, eine Invokation leitet, Geister aufnimmt und anführt, ist diese Bezeichnung ohne weiteres denkbar und auch sinnvoll. Wenn es dann um den Begriff „Nganga“ geht, findet man hier eine Bezeichnung, die einen spirituellen Heiler, einen Kräuterkenner, einen Apotheker beschreibt. Hier geht es auch wieder um die Wortfamilie, denn in der Fon-Sprache würde eine solche Person als Bokonon bezeichnet werden. Man sieht hier, dass der Kongo doch sprachlich etwas weiter von Benin und von der Fon-Sprache entfernt ist, als man denken möchte.

      Dies hat sich selbstverständlich auch auf die „Voodookolonien“ ausgeweitet, wenn man die Länder in Süd-, Mittel- und Nordamerika denn so bezeichnen will. Wenn es also um das haitianische Voodoo geht, dann ist hier die Vokabel „Houngan/Oungan“ primär zu nennen. Wenn man sich jetzt auf die afrikanischen Länder, speziell auf Benin beziehen will, dann wäre es eigentlich Hounnongan oder auch einfach Vodúnnɔ́, da hier die Magie UND die Priesterschaft etwas ganz Alltägliches sind. Dies gilt aber auch für die Mambo, denn sie ist das weibliche Pendant des Houngan / Oungan / Hounnongan / Vodúnnɔ́, sodass auch hier alle entsprechenden Aufgaben und Pflichten erfüllt werden. Dies sollte logisch sein, denn selbstverständlich gibt es in der Voodoo-Religion auch männliche und weibliche Führungskräfte. Der Begriff „Mambo“ stammt auch wieder aus der Fon-Sprache, wo hier die Vokabel „Nanbo“ zu finden ist, was in der Übersetzung grob „Mutter der Geister/Magie“ bedeutet.

      Da der Houngan / Oungan / Hounnongan / Vodúnnɔ́, genauso wie die Mambo, mit den Vodun / Loas / Iwas in einem engen Kontakt steht, sodass es hier zu einem klaren Austausch kommt, sind letztlich auch der Houngan / Oungan / Hounnongan / Vodúnnɔ́, genauso wie die Mambo als eine Instanz zu verstehen, die auch entsprechende Verfehlungen der Voodoosi/Voodonsi ahnden kann. Ahnden? Nun ja, da die religiösen Gemeinschaften und die Voodoo-Familien stets darauf achten, dass das Leben hochgehalten wird, es aber dennoch entsprechende Straftaten, Vergewaltigungen, Diebstähle, Morde etc. gibt, und man in der Voodoo-Religion für seine Taten vollkommen verantwortlich ist, werden der Houngan / Oungan / Hounnongan / Vodúnnɔ́ und die Mambo definitiv die jeweiligen Verfehlungen bei den Vodun / Loas / Iwas thematisieren. Da sowieso im Voodoo-Glauben davon ausgegangen wird, dass die Vodun / Loas / Iwas immer und überall sind, sodass sie alles und jeden sehen, ist hier eine Thematisierung einer Straftat eigentlich nicht nötig, doch es ist typisch menschlich, da man sich eben auch „sicher sein will“, dass die entsprechenden Straftaten geahndet werden. Und letztlich ist dies ein sehr sinnvoller Zug in der Religion. Selbstverständlich wird dieses Glaubensparadigma nicht die Straftaten abschaffen. Auch wenn die Voodoosi/Voodonsi daran glauben, dass sie von den Vodun / Loas / Iwas bestraft werden, wenn sie irgendwelche Vergehen vollziehen, gibt es dennoch Raub, Mord, Totschlag, Vergewaltigung etc., sodass hier nicht die Macht ausgeübt wird, die man sich möglicherweise erhofft bzw. erwünscht. Und doch wird man aus einer psychologischen Sicht davon ausgehen können, dass hier eine andere Hemmschwelle existiert, als in einer monotheistischen Religion, die einem alles verzeiht, wenn man dies nur beichtet, angeblich bereut (ach nein, d. h. ja aufrichtig bereut) und dann noch mal kurz drei „Ave Maria“ und zehn „Vater Unser“ betet – danach ist alles vergeben und vergessen. In der Voodoo-Religion ist dies nicht so. Die Vodun / Loas / Iwas sind hier sehr menschlich, was bedeutet, dass sie Emotionen besitzen, sodass man sie überhaupt durch Opferungen milde stimmen kann.

      Doch dadurch, dass sie eben dem Menschen zum Teil sehr ähnlich sind, ist es auf der einen Seite einfacher, mit diesen Energien umzugehen, auf der anderen Seite wird es aber auch wieder etwas verkompliziert, denn hierdurch erhalten die Vodun / Loas / Iwas die Möglichkeit, andere Menschen zu hassen, launenhaft zu sein, wütend, eifersüchtig, liebevoll, väterlich oder mütterlich, sodass man hier zum Teil doch sehr komplizierte Präferenzen besitzen kann. Wie tritt man einem Vodun / Loa / Iwa gegenüber, der eine nicht leiden kann? Oder wie verhält man sich, wenn der Vodun / Loa / Iwa in einen selbst verliebt ist? Tja, die Vodun / Loas / Iwas haben nun einmal Charaktereigenschaften, gewisse Gesetzmäßigkeiten und letztlich auch ihre Macken. So hat jeder Vodun / Loa / Iwa eine eigene Persönlichkeit. In diesem Kontext bedeutet das aber auch, dass hier entsprechende Stärken, Schwächen, Spezialisierungen und auch Fachgebiete existieren. Dies alles macht die Vodun / Loas / Iwas sehr menschlich, sodass die Voodoosi/Voodonsi eben auch einen innigen, geschwisterlichen Kontakt pflegen. Der größte Unterschied ist einfach, dass die Vodun / Loas / Iwas einfach unsichtbar sind, sodass es nicht verwundert, dass diese Energien im haitianischen Voodoo auch manchmal als „Mystères“ bezeichnet werden, als „Unsichtbare“. Doch auch wenn sie unsichtbar sind, machen Sie eigentlich einen sehr guten Job. Und genau dies ist wichtig für die Schöpfung, dies ist wichtig, wenn es darum geht, dass die Schöpfung verwaltet wird. Ob man jetzt die oberste Instanz, den eigentlichen Gott des Voodoo mit dem Namen „Bon Dieu /

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