Wiesbaden. Erik Schreiber

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Wiesbaden - Erik Schreiber historisches Deutschland

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welche der historischen Kunde vorausgehen, länger oder kürzer dauernde Niederlassungen veranlasst. Zahlreiche Steinwerkzeuge, zum Theil der rohesten Art, und ebensolche Thongefässe, wie sie sich in Gräbern der Umgegend von Wiesbaden und unmittelbar in dem Thalgrunde vor Wiesbaden gefunden haben, (Vgl. z. B. Ann. II, 3. p. 303. Per. Bl. 1858, 7. p. 162. M. 1867, 5. p. 24.) weisen auf eine frühe, sicherlich vorgermanische Zeitperiode hin.

      Bleibendere Spuren ihrer Anwesenheit haben indess erst die Celten hinterlassen, wenn man Recht hat, manche sonst unverständliche Namen von Bergen, Flüssen und Orten des rechten Rheinufers auf celtische Ansiedlungen und Namengebung zurückzuführen. (Arnold, Ansiedlungen p. 54. Man denke nur an die Namen Rhein, Main, Taunus.)

      Aber schon zu Caesars Zeit scheinen nicht blos die Celten unsre Gegenden nicht mehr bewohnt zu haben, sondern es waren auch germanische Stämme in grösseren oder kleineren Schaaren über den Rhein gegangen und hatten sich in dem belgischen Gallien niedergelassen.

      § 2.

      GERMANEN. CHATTEN. MATTIAKER.

      Zunächst nun scheint kein deutscher Stamm dauernd den Mittelrhein behauptet zu haben; Usipeter, Tenkterer, Ubier werden von den kriegerischen Sueven verdrängt und suchen an dem unteren Rheine oder auf dessen linkem Ufer feste Sitze zu gewinnen statt des allgemeinen Namens der Sueven erscheint bald das Volk der Chatten, vielleicht nur die specielle Bezeichnung statt der allgemeinen, (Seyberth, Ann. IV, 2. p. 435. Grimm, GDS. II, p. 565.) und an dessen Stelle zur Zeit des Kaisers Claudius der Name der Mattiaci, der von nun an bis zum Ende der Römerherrschaft mit dem Gebiete zwischen Taunus und Rhein eng verbunden bleibt. Den ager Mattiacus erwähnt zuerst Tacitus in den Annalen (XI, 20) zum Jahre 47 n. Chr., die Stadt oder das Dorf Mattiacum Plinius in der Naturgeschichte (31, 2, 27); die Mattiaci und gens Mattiacorum Tacitus in den Historien (IV, 37) und in der Germania (29), Ptolemaeus (II, 11, 29) um 150 n. Chr. XXgriechXX Ammianus Marcellinus im Jahre 371 die Aquae Mattiacae (XXIX, 4) und endlich die Notitia dignitatum die Mattiaci juniores; ausserdem werden auf Inschriften des zweiten Jahrhunderts, die fast alle zu Castel bei Mainz aufgefunden wurden, die civitas Mattiacorum, (Becker, Ann. VII, I. No. 46, 24, 27, 40. (Becker und Klein) ib. IV, 3. No. 118 sqq. endlich die Coh. II Mattiacorum auf einem Militärdiplom des Kaisers Hadrian vom Jahre 134 genannt. (Rossel, Ann. V, 1. p. 72. Mommsen C. J. L. III, p. 877.)

      Dass Mattiacum zur Zeit des Plinius der Name eines Ortes und zwar dessen, den Ammianus Aquae Mattiacae nennt, und dass dieser Ort gerade Wiesbaden war, ergibt die richtige Erklärung der betreffenden Stellen. (Vgl. Habel in Ann. I, 2. p. 42. Seyberth IV, 2. p. 459. Becker VII, 1. p. 123.)

      Sowohl über die Verwandtschaft und Abstammung der Mattiaker, als auch über die Herleitung des Namens sind verschiedene Meinungen aufgestellt, von denen jedoch noch keine als vollständig erwiesen angesehen werden kann. Die gewöhnliche Ansicht geht dahin, die Mattiaker seien ein Zweig der Chatten und hänge der Name mit dem chattischen Mattium, jetzt Maden, (Nach Grimm zu Matte gehörend; andere Abtheilungen s. bei Arnold, Ansiedelungen u. s. w. Hellmund erklärt den Namen Mattiaker als die Muthigen, eine Etymologie, die sich würdig den anderen von ihm p. 233 vorgetragenen anschliesst, wonach z. B. Chatten = die Guten, Ubier = die Obigen, d. h. hoch wohnenden, die Usipeter = Wiesenspether, von Wiese und Spad, mit welchem sie sich auf ihren Auen nährten, die Schwaben = Sauländer, von Suevia, Sauland, weil es in Schwaben viele Mästung oder Eicheln und daher viele Säue gebe.) zusammen; die erste Behauptung stützt sich auf die zweite sowie darauf, dass im batavischen Freiheitskriege die Mattiaker sofort an der Seite der Chatten einen Ueberfall der Stadt Mainz versuchen, beides durchaus, nicht zwingende Beweise; denn eine gemeinsame Erhebung gegen die Römerherrschaft setzt nicht auch Stammesverwandtschaft voraus, ebensowenig als die scheinbare Namensähnlichkeit, obgleich es etwas Bestechendes hat, die Gleichheit in Namen auf Verwandtschaft zurückzuführen. Die Zusammengehörigkeit von Chatten und Mattiakern bleibt daher nur eine annehmbare Vermuthung. Die Chatten hatten sich Anfangs der römischen Nachbarschaft nicht feindlich erwiesen, zogen es aber, als der Römer Absichten deutlicher hervortraten und Drusus die Burg auf dem Taunus anlegte, im Jahre 9 v. Chr. vor, ihre heimischen Sitze am Taunus zu verlassen und sich zu ihren Stammesgenossen im heutigen Hessen zurückzuziehen. (Dio Cass. 54. 36) Es können nun recht wohl manche Gemeinden oder Familien ganz oder zum Theil zurückgeblieben und andere zu ihnen übergesiedelt sein. Dies rechtfertigt aber noch nicht die Herleitung des Namens der Mattiaci von Mattium. Ziehen wir die sonstigen zahlreichen celtischen Ortsnamen am Mittelrhein in Betracht, so hat es nichts Auffallendes, wenn Mattiacum wie das benachbarte Mogontiacum celtischen Ursprungs ist, zumal die Bildung des Wortes aus dem sonst nicht viel verwendeten Worte Matte (adh. der mato, gen. matawes) auf grosse Schwierigkeiten stösst. Wir werden daher Mattiacum nicht als dasselbe wie „Wiesbad“ aussagend ansehen dürfen. (Wie Rossel, Stadtwappen p. 56 Anm. thut.) Die Römer fanden den celtischen Namen des Ortes Mattiacum vor und benannten die Bewohner der ganzen civitas, die sie errichteten, wie die civitas Taunensium, Mogontiacensium, Sumelocennensium und Ulpia Trajana (S. Brambach, Inscr. Rhen, im Index.) u. a. nach einer Oertlichkeit. Den Deutschen blieb das Wort fremdartig und so erklärt sich, dass es erst mit der Befestigung der Fremdherrschaft aufkommt und mit deren Authören spurlos verschwindet. Der Name Mattiacum ist daher weder durch Zusammensetzung von zwei deutschen Wörtern, Matte und aha, Wasser, noch durch die sonderbare Ableitung von einem deutschen Stamme vermittelst einer celtischen oder gar griechischen Endung entstanden, sondern ein celtisches Wort mit der Endung iac oder ac, die an den celtischen Personennamen Matto angefügt wurde, wie aus dem Namen Mongontius (abgeleitet vom Namen des Gottes Mogon) oder Mogon selbst auf eben dieselbe Weise Mogontiacum, aus Nemet Nemetacum entstand. (S. Zeuss, Gramm, celt. p. 173 u. 772. Matto kommt auf Inschriften mehrfach vor. Obermüller in dem celtischen Wörterbuch II, p. 307, erklärt das Wort Mattiaci weniger ansprechend aus mattach Ackerland als „Ackerleute“.)

      § 3.

      RÖMER.

      Wann die Römer zuerst unseren Boden betraten, ist genauer nachzuweisen nicht möglich, doch ist nicht unwahrscheinlich, dass es jedenfalls bald nach den ersten Versuchen diesseits des Rheines festen Fuss zu fassen geschah, ja es kann die Kunde von den warmen Quellen, die sie sicherlich in Mainz vernahmen, sie sofort veranlasst haben, da sie Freunde warmer Bäder waren, die ungefährdete Benutzung derselben durch eine militärische Niederlassung zu sichern, indem sie auf dem Ende einer in das Thal vorspringenden Bergzunge, gerade über den Quellen, auf dem sog. Heidenberge, ein Castell anlegten, das die aus dem Gebirge führenden Thalgründe beherrschte und einen Ueberfall der Badeanstalt verhindern sollte. (Becker, Ann. VII, 1. p. 74 u. 75.) Und da Mainz unstreitig zu den fünfzig Castellen gehörte, welche Drusus am Rheine errichtet haben soll, so könnte schon während dessen vierjähriger Wirksamkeit am Rheine, wie auf dem Taunus bei Homburg die Saalburg, so auch in Wiesbaden, das Castell Mattiacum angelegt worden sein. Die folgende Betrachtung der Besatzungsgeschichte wird diese Vermuthung als möglich erweisen, wenn auch die andere Möglichkeit offen bleibt, dass die Anlage des Castells einige Jahre später erfolgt sei.

      Erst in Folge dieser Benutzung der warmen Quellen Wiesbadens und der Errichtung der Militärstation durch die Römer erhellt sich einigermassen das Dunkel, welches bis dahin über unserer Ortsgeschichte ruhete, und zwar sind es vornehmlich die zahlreichen Reste römischer Anlagen, Denkmäler und Inschriften, deren Auffindung nun einiges Licht verbreitet hat. Es blieb unserem Jahrhundert vorbehalten, nachdem früher zufällige und vereinzelte Spuren römischen Lebens waren bemerkt worden, durch planmässige Ausgrabungen und unausgesetzte Aufmerksamkeit bei Neubauten unsere Kenntniss der alten Oertlichkeit bis zu einem gewissen Abschlüsse zu bringen, namentlich seitdem der Verein für Alterthumskunde und Geschichtsforschung den Mittelpunkt für diese antiquarischen Studien abgab und im Museum die gefundenen Schätze auf eine würdige Weise zusammengestellt wurden. Ueber die Gründer und die Gründung des Vereins im Jahre 182 1 sowie über seine nun mehr als fünfzigjährige Thätigkeit handelt der elfte Band der Annalen.

      § 4.

      BESATZUNGSGESCHICHTE.

      Um

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