Wiesbaden. Erik Schreiber

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Wiesbaden - Erik Schreiber historisches Deutschland

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Ihre Anwesenheit in Wiesbaden ist zweifelhaft.

      7. Die Legio XI Claudia Pia Fidelis endlich war von Vespasian ebenfalls in dem batavischen Kriege verwendet worden und verblieb von da an in Obergermanien mit dem Lagerplatz Vindonissa. Sie kann nur kurze Zeit nach dem batavischen Aufstande am Mittelrhein gestanden haben. Ihre Anwesenheit in Wiesbaden ist eine Vermuthung von Becker, (Ann. VII, 1. p. 295. S. § 10, a No. 13.) welcher die fehlenden Buchstaben einer im Jahre 1862 in der oberen Rheinstrasse gefundenen Inschrift durch (Leg.) XI C. P. F. am leichtesten ergänzen zu dürfen glaubt.

      Das Resultat dieser Betrachtung ist also, dass das Castell zu Mattiacum von der Legio XIIII Gemina zwischen den Jahren 12 v. Chr. bis 43 n. Chr., wahrscheinlich aber unter Augustus erbaut, vom Jahre 43 an bis 120 von verschiedenen Legionen vorübergehend besetzt, sodann aber von der Legio XXII Primi genia Pia Fidelis bis zu Ende der Römerherrschaft behauptet worden ist. (Vgl. Grotefend in Paulys Realencyklop. s. v. Legionen; Klein, die Legionen in Obergermanien ; Rossel , Ann. V, I Brambach, Inscr. Rhen. p. IX; Mommsen, C. J. L. III. p. 416. 482. Ueber die Spuren der Leg. IUI s. Ann. IV, 3. p. 53.)

      § 5.

      DAS CASTELL.

      a. Anlage und Zweck.

      Wenn auch ausser Zweifel ist, dass die erste Anlage des Castells durch die vierzehnte Legion erfolgte, und zwar vielleicht schon unter Augustus, so ist damit nicht behauptet, dass es nicht in etwas späterer Zeit einen Umbau oder Neubau erfahren habe. Es ist sogar wahrscheinlich, „dass die erste Anlage sich gegenüber den stürmischen Angriffen der Deutschen im batavischen Freiheitskriege nicht ausreichend erwies und eine neue, wohl auch solidere Befestigung unter den nachfolgenden Kaisern, besonders zur Zeit der Revision und Renovirung des Pfahlgrabens unter Domitian vorgenommen wurde. Dieselbe könnte dann auch wieder von der Stifterin, der Legio XIIII Gem., jetzt Martia Victrix, ausgeführt worden sein, denn von ihr haben sich aus der genannten Zeit in dem Bereiche des Castells mehrere Ziegel erhalten; doch müssen auch andere Legionen dabei thätig gewesen sein; abgesehen von der Legio XXII, deren Ziegel sich auf ihren mehr als zweihundertjährigen Aufenthalt am Rheine vertheilen — es sind von ihr sechzehn im Castell gefunden worden — waren vor zwanzig Jahren nach Rossel (Ann. V, I. p. 55.) ebenfalls im Bereich des Castells gefunden: fünf Ziegel mit dem Stempel Legio XIIII, neun mit Leg. XIIII Gem., drei mit Leg. Gem. Mart. Vict., unbestimmte vier; von der Leg. VIII ein Stempel und von der Leg. I Adj. zwei Stempel; dazu traten in den folgenden Jahren noch ein Stempel mit der Bezeichnung Leg. XIIII Gem. und ein zweiter mit Leg. XIIII Gem. Mart., (Per. Bl. 1860, No. 13. p. 363. Der Stein ist sehr ausgetreten.) bei welchem die Buchstaben Vict. fehlten; ein dritter zeigte den Stempel der Leg. I Adj. („Auf dem Heidenberg gefunden“. Mitth. 1865, No. 4. p. 15.) Danach ist die vierzehnte Legion für ihren zweiten Aufenthalt dahier mit mindestens vier, vielleicht sechs Ziegeln vertreten, was zwar hinter den vierzehn bis sechzehn Ziegeln der ersten Anwesenheit zurückbleibt, aber doch eine der Kürze der Zeit etwa entsprechende Thätigkeit bekundet.

      Von den Auxiliartruppen haben sich besonders viele Ziegel der dritten Cohorte der Delmater im Castell gefunden, (Zwanzig nach Rossel in den Ann. V, I. p. 56.) einer der Vindelicier.

      Auch der Zweck des Lagers erweiterte sich, wenn es in dieser Gestalt nicht schon von Anfang an ins Auge gefasst war; aus einer Station zum Schutze der Bäder, wie wir oben annahmen, wurde es seit der Errichtung des Pfahlgrabens auf dem Taunus, die wahrscheinlich unter Domitian (Marquardt, Röm. Staatsverwaltung I, p. 124. Tac. Germ. 29.) erfolgte, eine wichtige Zwischenstation zwischen dem Hauptorte am Mittelrhein, wo das Hauptstandquartier der Legionen war und von wo aus die Grenzstationen besetzt wurden, und eben diesen Grenzstationen an dem Grenzwall, mit beiden durch Strassenzüge verbunden, und gewährte so auch den zahlreichen, an dem Abhänge des Gebirges liegenden römischen Niederlassungen, die wir weiter unten vorführen werden, die nöthige Sicherheit. So begreift sich die Wichtigkeit der ganzen Anlage, welche, in der Solidität, die wir an den Römern allenthalben zu sehen gewohnt sind, errichtet, nur den wiederholten zerstörenden Angriffen der Germanen und in der Folge dem Zahne der Zeit erlag, ohne indess nicht hinreichende Spuren ihres Daseins unter der Erde und den ehrwürdigen Rest eines mit ihr in enger Verbindung stehenden Bauwerks über der Erde bis auf den heutigen Tag hinterlassen zu haben.

      b. Ausgrabung.

      Von dem Castelle selbst waren bis in unser Jahrhundert hinein alle äusseren Spuren vollständig verwischt und so sehr alle Kenntniss seiner Lage verschwunden, dass Ebhardt (p. 25.) meint, die Heidenmauer sei seine östliche Einschliessungsmauer gewesen. Auch jetzt bezeichnet kein Merkzeichen auf der ganzen Fläche, die schon zum Theil mit den Häusern der auch dahin vorgerückten Stadt bedeckt ist und bald in ihre Mitte die grossartige Anlage eines Krankenhauses aufnehmen wird, die Stätte, wo fast drei Jahrhunderte lang das rege Leben eines römischen Lagers herrschte. Innere und äussere Gründe veranlassten im Jahre 1838 den nassauischen Verein für Alterthumskunde zu Wiesbaden, unter der Leitung seines verdienstvollen Secretärs, des Archivars Habel, hier eine umfassende Ausgrabung zu veranstalten, welche zu den erfreulichsten Resultaten führte. Das Ergebniss derselben ist in der Schrift des Herrn Obermedicinalrath Dr. Reuter „das Römercastell bei Wiesbaden“ in den Annalen des Vereins V, 2 niedergelegt; (Eine Beschreibung des Römercastells hat Habel begonnen, aber nicht vollendet, Annal. III, 2. p. 131 — 55; ergibt daselbst auch eine Geschichte der Ausgrabung. Erst 1821 und 1832 entdeckte man das Mauerwerk.) ausserdem enthält das Museum ein Gypsmodell von 5' Länge und 4' 5“ Breite, welches die Haupttheile des Castells in anschaulicher Weise vor Augen stellt. In der nachfolgenden Beschreibung schliessen wir uns an diese sorgfältigen Arbeiten an und verweisen für das Einzelne auf dieselben, namentlich in Bezug auf die Fundstücke.

      c. Beschreibung.

      Das Castell lag, wie oben bemerkt, am Ende einer aus dem Gebirge nach Süden vorspringenden Bergzunge, die nach drei Seiten, nach Osten, Süden und Westen ziemlich steil abfällt, nach Norden bald ansteigend sich in die waldige Höhe des Taunus verliert; es beherrschte die Seitenthäler und bot einen freien Blick über das vor ihm liegende Thal und die nach dem Rheine hin auslaufenden Hügel nach der Rheinebene mit der Stadt Mainz. Der Form nach war es ein nicht ganz genaues Rechteck mit abgerundeten Ecken und bedeckte eine Fläche von etwa 13 ½ Morgen; die südwestliche Längenseite mass 504', die nordöstliche 502', die nordwestliche Seite 459' 8“, die südöstliche 457' 3“. Die vier Thore waren mit je zwei nach innen vorspringenden Thürmen ausgestattet, an jeder der abgerundeten Ecken befand sich gleichfalls je ein Thurm, ebenso an jeder Seite in nicht ganz gleichen Entfernungen von einander je vier, sämmtlich nach innen vorspringend, also im Ganzen achtundzwanzig Thürme. Die Ringmauer war 6' breit, mit nicht eben tiefer Fundamentirung (2' — 4‘), deren unterste Steinlage zum Theil schräg auf die Kante gestellt war. Bedeckt war die Mauer wahrscheinlich mit halbcylindrischen Decksteinen von 3' Breite, so dass also hinter den bedeckten Zinnen ein Umgang von ebenfalls 3' Breite verblieb. Vor der Umfassungsmauer waren wenigstens auf drei Seiten (die nordöstliche Seite schützte die jähe Böschung des tief abfallenden Berges genug) drei parallel laufende Spitzgräben gezogen von je 8' Breite und 5' Tiefe, deren erster 6' von der Ringmauer entfernt ist; sie bildeten also zusammen ein Hinderniss von 24' Breite. Die Wege innerhalb des Lagers waren fast alle 17' breit und durchschnitten sich in rechten Winkeln; sie waren theils gepflastert, theils mit Kies und Sand fest gestampft. Die südöstliche Hälfte des Lagers war ohne steinerne Gebäude; sie enthielt die aus Holz gebauten Quartiere der Soldaten, dagegen fanden sich daselbst ein Kalkofen, wahrscheinlich aus fränkischer Zeit, ein tiefer Brunnenschacht, ein Feuerherd und mehrere Gräber, zum Theil mit Gerippen und Schmuckgegenständen aus späterer Zeit, ein Beweis, dass nach Aufhören der Römerherrschaft diese Stätte auch als Begräbnissplatz diente. Der wichtigste Fund, der in diesem Theile des Castells gemacht wurde, war das Militärdiplom vom Jahre 116, welches aber erst zwanzig Jahre nach der Ausgrabung, im Jahre 1858, beim Abtragen von Gartenerde zufallig zum Vorschein kam; es ist in den Annalen V, 1 von Rossel abgedruckt und ausführlich behandelt. Die obere nordwestliche Hälfte des Castells enthielt mehrere massive steinerne Gebäude von verschiedener Grösse und Eintheilung im Inneren; in der Mitte

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