Wiesbaden. Erik Schreiber

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Wiesbaden - Erik Schreiber historisches Deutschland

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Räumlichkeiten, darunter einem Bade; der Haupteingang von der via principalis aus führte zunächst in einen Hofraum von 65' Länge und 60' Breite, der auf drei Seiten mit einem Säulengang von 70' und 79' und 70' Länge und 8' 9“ Breite umgeben war; es fanden sich noch fünfzehn Säulenfundamente vor, neun fehlten an verschiedenen Stellen. Zu beiden Seiten des Prätoriums lagen andere Gebäude, links mehrere kleinere, rechts das umfangreichste des ganzen Castells (121' und 104', resp. 102') mit vielen Räumlichkeiten, auch einem Hypocaustum im Inneren.

      Eine Vorstellung von der äusseren Erscheinung des Castells, den Thürmen und Zinnen u. s. w. mag man entnehmen aus der von Becker in den Annalen IX zu p. 148 aus der Revue riumism. VII 1862 mitgetheilten Bleimedaille.

      d. Besatzung.

      Die Stärke der Besatzung muss aus dem Umfang des Lagers berechnet werden, womit man die Einteilung der römischen Truppen zusammenzuhalten hat. In der Kaiserzeit bestand die Legion aus 5000 — 6000 Mann, die in zehn Cohorten abgetheilt waren; eine Cohorte zählte also ca. 550 Mann. (Marquardt, Römische Staatsverwaltung II. p. 441.) Die Auxiliarcohorten zu Fuss waren entweder cohortes quingenariae zu 500, oder miliariae zu 1000 Mann, und zwar bestanden sie entweder ausschliesslich aus 'Fussvolk, cohortes quingenartae und miliariae peditatae, oder es gehörte dazu eine bestimmte Anzahl Reiter, cohortes quingenariae equitatae mit 120 Reitern und 360 — 380 Mann zu Fuss, oder cohortes miliariae equitatae mit 240 Reitern und 760 Fusssoldaten. (ib. p. 455.) Die alae equitum waren ebenfalls entweder quingenariae zu 480 Mann, oder miliariae zu 960 Mann. (ib. p. 456.) Jede Legion erhielt eine kleine Anzahl Reiter, nämlich 120 Mann (4 Türmen), nach Bedürfniss wohl auch mehr, sowie eine Abtheilung Auxiliartruppen, die in der Regel ebenso stark war als die Legion (ib. p, 442. 443.) die Zahl der Auxiliarcohorten, welche einer Legion beigegeben waren, richtete sich also nach der Stärke und dem Charakter der Cohorten, von 3 an bis 9. Im Jahre 116 hatte die achte und zweiundzwanzigste Legion je eine Ala Reiter und acht bis neun Cohorten Fussvolk. (Rossel, Annal. V, 1. p. 64.)

      Das Hauptstandlager der mittelrheinischen Legionen war Mainz; von dort aus wurden einzelne Abtheilungen der Legionen und Auxiliarcohorten als Besatzungen in die rechtsrheinischen Castelle und an den Grenzwall abgegeben, die sich in gewissen Zeiträumen ablösten. Wenn nun nach H. v. Cohausens Berechnung (Ann. V, 2. p. 66. Mommsen, C. J. L. III, p. 870.) unser Castell zur Aufnahme von 1000 — 1100 Mann hinreichenden Raum darbot und eben diese Zahl vollständig ausreichte, um das Lager im Falle eines Angriffes zu vertheidigen, wobei noch das Bedürfniss für Reserve, Thorwachen, Sorge für die Verwundeten, Ordonnanzen u. s. w. ausreichend gedeckt war, so kann man annehmen, dass entweder zwei Legionscohorten, (mm 1100 Mann) oder eine Legions- und eine Auxiliarcohorte (= 1150 Mann), denen nach Bedürfniss etwas Reiterei (1 — 2 Türmen) beigegeben war, oder eine Cohors miliaria equitata oder peditata die jedesmalige Besatzung des Castells gebildet habe.

      Von den oben genannten Cohorten war die vierte der Thraker und dritte der Delmater eine equitata; (S. die Inschrift in den Ann. IV, 3. No. 58. Mommsen, C. J. L. III, No. 1577.) in Betreff der anderen fehlt die nähere Angabe; die ala I Flavia Gemina scheint eine miliaria gewesen zu sein. (Brambach, I. Rh. No. 1468.)

      e. Beschäftigung der Soldaten.

      Für das Verständniss mancher der unten vorkommenden Erscheinungen ist es wichtig, einiges über das Lagerleben und die Beschäftigung der Soldaten hier zuzufügen. Der Soldat diente vom siebzehnten bis zum zweiundvierzigsten Jahre und blieb während dieser ganzen Zeit unverheirathet. Für die finanziellen Verhältnisse der Soldaten war gesorgt durch Anlage einer Sparcasse für jede Cohorte, in welcher von den Donativen die Hälfte deponiit und für jeden Mann eine Summe gesammelt wurde; es gab ferner eine Begräbnisscasse und Vereinigungen, scholae, zu gegenseitiger Unterstützung; so hatten die zwanzig speculatores (Sie wurden als Couriere u. s. w. benutzt. Marquardt I. c. II. p. 530, I. p. 419.) der Legio I und II Adjutrix eine schola in Pannonien gehabt. Besonders wichtig war dem Soldaten die Aussicht auf Versorgung im Alter. Hatte er seine Dienstzeit beendet, so erhielt er seine honesta missio und seine Versorgung entweder in Geld (bei den Legionssoldaten 3000 Denare) oder in einer Ackeranweisung, die Nichtbürger auch das Bürgerrecht für sich und ihre Kinder, worüber dem betreffenden Soldaten ein Diplom auf broncenem Diptychon als Copie der öffentlichen Urkunde ausgestellt wurde. (Marquardt II. p. 546. Rossel, Ann. V, I. lieber andere Belohnungen s. Marquardt, p. 554.)

      Der Dienst nahm zwar den Soldaten vollkommen in Anspruch, da das Einexerciren der Recruten, die monatlich dreimal angestellten Marschübungen mit vollem Gepäck, die Manöver und mancherlei Uebungen anderer Art unausgesetzt betrieben wurden und namentlich in den Grenzgebieten ein beschwerlicher Wachtdienst nothwendig war. Allein bei der langen Dienstzeit hielt man es für zweckmässig, die einförmigen, sich stets wiederholenden Uebungen durch andere Arbeiten zu unterbrechen; schon Augustus gestattete die Beschäftigung der Soldaten, aber nur mit öffentlichen Bauten, zu denen vor allem die Befestigungsbauten an den Grenzen des Reiches, wie unseres Pfahlgrabens um das Jahr 100, die Militärstrassen, die das ganze Reich durchzogen, und die Errichtung und Erhaltung der Waffenplätze, militärischen Gebäude und Wohnhäuser gehörten. (S. oben § 5, a.). Aber auch zu anderen als militärischen Dienstleistungen wurden sie herangezogen: sie bauten Tempel und öffentliche Gebäude, gruben Canäle, legten Wasserleitungen und Bergwerke an, trockneten Sümpfe aus u. s. w. (Marquardt, p. 547 u. flgd.). Daher waren den Legionen auch Techniker zugetheilt, Bautechniker, Wasserbaumeister, Brunnenmeister, Röhrenmeister, Schmiede, Steinhauer, Kalkbrenner u. s. w. (Marquardt, p. 535.) Noch sei erwähnt, dass es in allen Garnisonen Bäder und eigne Aufseher der Bäder (a balneis oder balnearius) (Marquardt, p. 534 A m.) bei den Truppen gab, ebenso medici legionum und cohortium. (ib. p. 537.) Auch in Mattiacum haben die Soldaten der Legionen und Auxiliartruppen zahlreiche Spuren mannigfaltiger Thätigkeit, wie Anlage von Bädern, Wasserleitungen, Befestigungen hinterlassen, wie im Folgenden sich zeigen wird. (S. § 8. 11. 13.)

      Doch wir kehren zur Beschreibung des römischen Wiesbaden zurück und betrachten zunächst die beiden mit dem Castell in enger Verbindung stehenden Anlagen, das Vivarium und die Heidenmauer.

      § 6.

      DAS VIVARIUM.

      An verschiedenen Stellen der im Nordost von dem Castell gelegenen Gegend trat zu verschiedenen Zeiten eine Mauer hervor, bisweilen ersetzt durch einen Graben. Schon Schenck (p. 118.) vermuthet, dass diese Mauern und Gräben einen römischen Thiergarten, ein sog. Vivarium, eingeschlossen haben, dergleichen die Römer anzulegen liebten. Reuter (Ann. V, 2. p. 56.) hat die Spuren sorgfaltig verfolgt und glaubt sie von der nordöstlichen Ecke des Castells an in einem Umkreise von etwa dreiviertel Stunden bis zur südöstlichen Ecke nachweisen zu können; dieser Thierpark habe hier nicht zum Vergnügen gedient, sondern zum Schutze des für die Besatzung des Castells, vielleicht auch für die bürgerliche Niederlassung nöthigen Schlachtviehes, namentlich gegen die Ueberfälle der Germanen; auch Wild sei in dem Park gewesen, woher der Name einer jetzigen Strasse von Wiesbaden, des Hirschgrabens, vielleicht seine Erklärung finde. Ob diese Ansicht in allen Theilen begründet ist, müssen noch genauere Untersuchungen zeigen. Jedenfalls ist die Annahme einer Viehtrift für die Bedürfnisse der Soldaten eine den bis jetzt bekannten Thatsachen ganz entsprechende, (Tac. Ann. XIII. c. 54. erwähnt agros vacuos et militum usui sepositos, wohin (cap. 55) pecora et armenta militum aliquando transmitterentur.) und es handelt sich hauptsächlich darum, den Umfang und Zusammenhang mit dem Castell nachzuweisen. Es soll jedoch nicht verschwiegen werden, dass andere gründliche Kenner des römischen Wiesbaden das Vorhandensein dieses so grossen Vivariums bezweifeln.

      § 7.

      DIE HEIDENMAUER.

      Die Heidenmauer, von der bis jetzt ein noch ganz ansehnlicher Rest vorhanden ist, begann in einiger Entfernung von der Südecke des Castells, indem den Zwischenraum zwischen beiden ein Graben einnahm, (v. Cohausen, Ann. XII. p. 317.) und zog in gerader Richtung nach Südosten bis in die Tiefe des Thaies; sie endigte in einem Thurme zwischen der jetzigen evangelischen Kirche und der Wilhelmsstrasse,

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