Der Junge mit dem Feueramulett - Die Schule der Alchemisten. Frank Pfeifer

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Der Junge mit dem Feueramulett - Die Schule der Alchemisten - Frank Pfeifer Der Junge mit dem Feueramulett

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      Abends nahm der Wind zu. Abgerissene Winxgrashalme und totes Laub wirbelte über die Dachfirste von Conchar, der Hauptstadt des Reiches Haragor. Auf den Dächern bebten die Ziegel und in den Ställen zitterte das Vieh. Im Feuerturm stöhnten die Flughunde und die große Glocke brummte ein trauriges Lied, sodass der Feuerwächter befürchtete, durch diese Geräuschkulisse in den Wahnsinn getrieben zu werden.

      Der Wind schoss daraufhin in die engen Gassen, brach sich an den Kanten der brüchigen Häuser und zerrieb das Gestein langsam aber sicher zu feinem Staub. Die Bewohner der Hauptstadt versteckten ihre Gesichter und senkten ihren Kopf müde gegen die mitleidlosen Böen.

      Durch die geschlossenen Fensterläden des Audienzsaales der Schwarzen Burg hörte man den Wind nur noch als fernes Rauschen, das protestierend an den Riegeln riss, dessen Flehen aber nicht erhört wurde.

      Makral, Nachfolger von Laoch und jetzt gleichzeitig Oberster der Wachen und der Schergen, hatte sich zu den anderen Obersten des Reiches gesellt. Der Oberster Steuereintreiber, ein Vampyr und Adeliger aus dem Höhlengebirge von Schtalyr, stets griesgrämig, niemals zufrieden, einer der auch dann jammerte, wenn ein Bauer den Steuereintreibern noch das letzte Hemd gab. Der Oberste Verwalter, klein, dick, immer mit einer Notiztafel bewaffnet, auf der er ständig hin und her wischte. Auch der Oberste Stadtrat war diesmal anwesend, einer von Makrals Leuten, denn natürlich war der Oberste Stadtrat nur eine Marionette und ein Spitzel obendrein. Und seitdem Flanakan vor einigen Jahren die Sitzungen des Stadtrates in die Schwarze Burg verlegt hatte, war es auch dem letzten Bewohner Haragors klar geworden, dass die Mitbestimmung der Händler und Handwerker nur noch nettes Theater war. Aber der gute Mann, wohlgenährt und ganz eingenommen von seiner imaginären Bedeutung, hatte viele Kontakte zu den Reichen und Wichtigtuern und war, das konnte Makral bestätigen, ein hervorragender Denunziant.

      Sie alle hatten ihr Haupt vor Flanakan und Tsarr gesenkt. Dem Herrscher sah man kaum an, dass seine Mutter eine Vampyrin gewesen war. Aber auch wenn ihm die lederartigen Flügel fehlten, die normale Vampyre, wenn sie unter Menschen wandelten, gerne wie einen warmen Mantel um sich schloßen, verriet doch die dunkle, faltige Haut, dass Flanakan kein Mensch war. Seine gelben Augen waren nur zwei Schlitze, mit denen er die Anwesenden griesgrämig musterte. Selbst Tsarr, stellte Makral fest, wie immer gekleidet in ihrem schwarzen Priestergewand, auf dem auch diesmal ein paar getrocknete Blutspritzer zu sehen waren, blieb von der schlechten Laune des Herrschers nicht verschont.

      Makral berichtete von den zunehmenden Unruhen in Haragor. Mit diesem angeblichen Minas-Schwert hatte es angefangen. Die Schlacht am Branubrabat zwischen Laoch und einigen aufmüpfigen Gestalten war nicht gänzlich unbemerkt geblieben. Aber die Mär von einem Drachenprinzen wollte dann doch keiner wirklich glauben. Dieses unsinnige Gerücht war zur Zeit das geringste Problem. Es gab handfeste, reale Probleme! Störrische Toraks, unzufriedene Menschen und nicht zu vergessen dieses Scharmützel zwischen Amazonen und Ichtos am Rande des Reiches in den Weiten des Ozeans.

      Makral bemerkte, wie Tsarr immer nachdenklicher wurde, während sie seinen Worten lauschte. Als sie das Wort an ihn wandte, war die unterdrückte Wut der Gova deutlich zu spüren.

      »Vasallin Plr, Königin der Ichtos, scheint ihren Gehorsam gegenüber Flanakan vergessen zu haben sollte. Diese halben Fische dürfen nicht vergessen, welchem Herren und welchen Göttern sie dienen müssen.«

      Flanakan nickte. »Die Oberste Priesterin Goibas hat recht. Wenn Plr nach der Magie Branus trachtet, müssen die Ichtos lernen, was es heißt, sich gegen die Magie der göttlichen Schwestern zu stellen.«

      Makral wusste, dass Tsarr sehr darauf bedacht war, dass ihre Göttin, Goiba, nicht ins Hintertreffen kam. Die Waagschalen von Branu und Goiba mussten stets zu ihren Gunsten gefüllt sein.

      Flanakans gelbe Augen richtete sich auf den Obersten Stadtrat. »Wisst ihr noch, Oberster Stadtrat, wieso ich eure Ratsversammlung damals in die Schwarze Burg verlegt habe?«

      Der Angesprochene schluckte nervös und nickte langsam. »Ja, großer Herrscher. Es gab da einige von uns, die, äh, behaupteten, äh, ein Regent wäre… überflüssig.«

      Das letzte Wort war kaum zu hören, der Oberste Stadtrat griff sich an die Kehle, als ob er eine unsichtbare Hand lösen wolle, die ihn gerade würgte.

      »Und wie haben wir das natürliche Gleichgewicht wieder hergestellt?« Flanakan starrte den sich windenden Obersten Stadtrat unerbittlich an.

      »Bestimmt meinst du den Tag der hundert Hinrichtungen…« Der Obersten Stadtrat versuchte verzweifelt zu lächeln, aber seine nach oben gezogenen Mundwinkel standen im krassen Gegensatz zu seinen hin und her huschenden Augen, die nach einem Fluchtweg suchten.

      »Genau, Oberster Stadtrat. Hundert Hinrichtungen. Natürlich waren die meisten Toraks, aber im Endeffekt mussten viele verschiedene Wesen für ihren Frevel bezahlen, oder? Schließlich sollte ganz Haragor wissen, wer hier der Herrscher ist.«

      Seine nächsten Worte richtete Flanakan an Makral. »Oberster Makral. Ich glaube, auch in diesem Fall werden hundert Hinrichtungen genügen. Es sollten vorrangig Ichtos sein! Dann wird dieses achtlose Weib, die sich Königin schimpft, auch mitbekommen, dass wir in Conchar nicht schlafen. Und…«, Flanakan ließ seinen Blick zum Fenster schweifen, »es dürfen auch Toraks und Menschen dabei sein. Amazonen, wenn man ihrer habhaft werden kann, können auch am Galgen baumeln. Schließlich sollen wirklich alle daran erinnert werden, wer der Herrscher Haragors ist.«

      Flanakan schaute in die Runde, aber niemand hatte dem etwas zu entgegnen. Makral hatte ebenfalls keine Einwände. Sein Aufgabe war es, die Worte des Herrschers in Taten umzusetzen. Es stand ihm nicht zu, eigene Gedanken zu haben. Und Gefühle hatte er ja sowieso keine.

      *

      Der Bauer, der es sich im ›Knochenbruch‹, einer beliebten Kneipe in Conchar, gemütlich gemacht hatte, sah Gsaxt, den Wirt dieser Gastwirtschaft, mißtrauisch an. Für einen Menschen war der Mann recht groß und muskulös, was den riesigen Torak, der den Hünen immer noch um zwei Köpfe überragte, nicht im mindesten schreckte. Wenn es darauf ankommen würde, würde er es mit drei dieser Sorte aufnehmen. Gsaxt nahm den Krug, den ihm der Mensch zugeschoben hatte und nippte daran. Er ließ das Gebräu in seiner Mundhöhle kreisen, legte sogar sein mächtiges Haupt in den Nacken und gurgelte verhalten. Dann stellte er den Krug wieder vor seinen Gast.

      »So wie immer, finde ich!«

      »Wie immer, wie immer?« Der Bauer sah Gsaxt entgeistert an. Er war jung und offensichtlich einer, der Streitigkeiten unter Seinesgleichen eher mit der Faust als mit der Zunge regelte. Schon begann er, sich von dem Stuhl zu erheben, aber angesichts der Muskelmasse des Toraks, der mindestens das Doppelte auf die Waage brachte, besann er sich offensichtlich eines Besseren. Gsaxt sah ihn gutmütig an, lächelnd.

      Der Bauer nahm den Krug und nippte nun seinerseits daran. Aber sofort spuckte er das Schoff wieder heraus. »Das ist kein Schoff, das ist Gift!«

      Das Lächeln im Gesicht von Gsaxt hatte nun etwas Erstarrtes. Aber er war in erster Linie hier Gastwirt. Und der Kunde war König. »Wir machen dir einen neuen Krug, wie wäre es damit?«

      »Einen neuen Krug, einen neuen Krug? Was will ich mit einem neuen Krug? Das Schoff ist einfach zu dünn, das ist ja mehr Wasser als sonst etwas.«

      Der Mann sah ihn herausfordernd an. Gsaxt kannte diese Streithähne, die einen Anlass suchten, um sich ein wenig zu prügeln. Aber dieser Bauer schien noch etwas anderes im Schilde zu führen, was der Torak nicht so richtig einschätzen konnte.

      »Dabei ist es das Schoff, das ihr uns selbst geliefert habt.«

      »Kann

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