Der Junge mit dem Feueramulett - Die Schule der Alchemisten. Frank Pfeifer

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Der Junge mit dem Feueramulett - Die Schule der Alchemisten - Frank Pfeifer Der Junge mit dem Feueramulett

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und schwer. Ein Schoff, das einem nach dem ersten Schluck schon fröhlich macht. Nicht so ein dünnes Gesöff, wie ihr es hier anbietet.«

      Es gab eben immer diese Wesen, die an allem etwas auszusetzen hatten. Gsaxt holte den Lieferzettel aus seiner Gesäßtasche.

      »Und ist das nicht eure Unterschrift?«

      »Ja, sicherlich. Aber das ist nicht das Schoff, das ich euch geliefert habe.«

      »Wenn der werte Herr einen Blick hinter die Theke werfen möchte, wird er sogar das Fass sehen, welches wir heute morgen von seinem Wagen gehoben haben. Und mit Verlaub, Euer Schoff ist nicht besser oder schlechter als all die anderen Lieferungen, die wir bekommen.«

      Gsaxt blickte weiterhin freundlich auf den Menschen, der unter ihm kurz vor der Explosion stand, und legte schon einmal beruhigend eine mächtige Faust auf die Tischplatte. Tatsächlich war dieser Bauer nicht der erste Gast, der sich wegen des Schoffs beschwerte, sodass der Torak inzwischen einige Übung darin hatte, mit diesem unbegründeten Verhalten umzugehen. Er hatte vor einiger Zeit sogar zusammen mit seinem Bruder einige Freunde eingeladen und ein Spiel gespielt. Sie hatten sich die Augen verbunden und dann blind die gefüllten Krüge geleert, um herauszufinden, ob das Schoff der unterschiedlichen Lieferanten tatsächlich verschieden schmeckte. Aber das Ergebnis war ernüchternd gewesen. Das Schoff waren immer gleich gewesen. Gleich dünn, gleich wässrig, gleich schlecht, gleich gut. Schoff eben.

      »Also mein Schoff ist das bestimmt nicht!«

      »Nun ja, hier in Conchar schmeckt es vielleicht anders als auf eurem Hof, auf der Fahrt werden die Fässer ja auch ganz schön durchgeschüttelt. Wieviel Tage ward ihr unterwegs?«

      »Vier Tage. Aber davon wird das Schoff auch nicht dünner.«

      »Dünner?« Gsaxt sah den Bauer jetzt tief in die Augen.

      »Genau, dünner. Ihr panscht da doch herum, kann mir doch keiner erzählen.«

      »Neue Lieferung!«

      Die Stimme von Gsark dröhnte wie die Glocke des Feuerturms durch den Schankraum. Der ältere Bruder von Gsaxt stand an der Tür, die in den Keller des ›Knochenbruchs‹ führte, und hatte ein Schofffass geschultert.

      »Neue Lieferung!«, wiederholte Gsaxt und schaute dem Bauer vielsagend ins Gesicht. Dann drehte er sich auf dem Absatz um und verschwand hinter der Theke. Man hörte das Hämmern, als das neue Fass angeschlagen wurde, dann das Gurgeln und Zischen, mit dem sich ein neuer Krug füllte. Kurz darauf stand Gsaxt wieder vor dem Bauern und stellte ihm den neuen Krug genau vor die Nase. Der Mann nahm einen tiefen Schluck und man konnte sehen, wie er versucht war, dieses Schoff genauso herauszuspucken wie das Schoff zuvor. Aber diesmal besann er sich und schluckte die Flüssigkeit herunter.

      »Viel besser«, rief er dann laut und vernehmlich, sodass es alle Gäste im Knochenbruch hören konnten. Gsaxt nahm nun seinerseits den Krug und einen Schluck des Schoffs. Dann reichte er das Gefäß seinem Bruder weiter, der sich inzwischen zu ihnen gesellt hatte. Die Toraks schauten sich an und schüttelten den Kopf.

      »Genauso gut wie das letzte Fass!« Der Tonfall von Gsark war wesentlich schärfer als der seines jüngeren Bruders.

      »Über Geschmack lässt sich nicht streiten.« Gsaxt hatte sich vor den älteren Gsark geschoben und lächelte den Bauern freundlich an. »Geht auf’s Haus!«

      Der Mann nickte grimmig und klammerte sich an dem neuen Schoffkrug fest, während die Toraks durch den Schankraum stiefelten und hinter der Theke Stellung bezogen. Der Bauer trank daraufhin zügig seinen Krug leer. Das wütende Glimmen in den Augen von Gsark war nicht zu übersehen gewesen. Der Mensch zog es offensichtlich doch vor, einer direkten Auseinandersetzung aus dem Weg zu gehen. Der Mann schnappte sich bald seine Jacke und stiefelte aus dem Schankraum. Gsaxt sah ihm nachdenklich hinterher. Diese Begegnung ließ ihn für die Zukunft nichts Gutes ahnen.

      Draußen auf der Straße wartete bereits der Schatten auf den Bauern. »Und, war es, wie ich es gesagt habe?«

      »Ja, du hattest recht. Das Schoff war dünn wie Wasser.«

      »Sage ich doch. Diese Geizhälse, die strecken das Schoff. Um uns armen, hart arbeitenden Menschen noch die letzten Argits aus der Tasche zu ziehen.« Vielsagend schauend stülpte der Schatten seine Taschen nach außen, um zu zeigen, dass dort keine einzige Münze zu finden war. Die dunkle Gestalt schien ganz aufgeregt, denn er begann nun, von einem Bein auf das andere zu hüpfen.

      »Aber ehrlich gesagt hatten die dann eine neue Lieferung, die genauso schmeckte. Genauso dünn. Schoff eben. Und das direkt aus dem neuen Fass.«

      »Neue Lieferung? Ach was. Alles Theater. Glaub mir. Die panschen herum. Betrüger. Lügner. Banditen.«

      Dann stand der Bauer plötzlich wieder alleine auf der Gasse. Der Schatten war so schnell verschwunden, wie er aufgetaucht war. Genauso wie vor seinem Besuch im ›Knochenbruch‹. Da hatte der Bauer sein schwer verdientes Geld schon wieder in all die Dinge umgetauscht, die man zu Hause brauchte. Eine neue Schaufel aus der Schmiede eines Toraks. Die Haarbürste aus gehärteten und flexiblen Seeigelstacheln von der Schreienden Makrele, diesem stadtbekannten Händler aus Ichtien. Wobei man sich immer fragte, wie diese Halbkiemenatmer es zu solcher Stimmgewalt bringen konnten. Ein paar weitere Dinge für den Hof hatte er noch erstanden. Zum Schluß wollte er noch gepflegt einen trinken gehen. Und dann war dieser Schatten aufgetaucht und hatte ihm sehr anschaulich und eindringlich von dem verdünnten Schoff erzählt. Gerade als die vielversprechenden Geräusche des ›Knochenbruchs‹ an sein Ohr gedrungen waren und er den Geschmack des Gebräus schon auf der Zunge hatte. Und als dem Bauern dann das dünne Gesöff die Kehle hinunter geronnen war, war das wirklich eine Enttäuschung gewesen. Der Schatten hatte wohl doch recht. Die Toraks verdünnten das Schoff und unten im Keller zechten die Geizhälse dann bis zum Umfallen. So etwas konnte auf Dauer nicht geduldet werden.

      *

      Der Torak-Schmied, der Kard eingestellt hatte, war anfangs natürlich mißtrauisch gewesen. Das hatte Kard nichts sonderlich überrascht. Ein Mensch als Schmied? Aber nach den ersten Gartenzaunscharnieren, Pflugscharen und Gülleschaufeln war der Meister überzeugt. Und mit welcher Kraft dieser kleine Mensch das Metall auf dem Amboss bearbeitete. Gar nicht schlecht.

      Für sich selbst hatte der Junge als erstes eine Axt gefertigt, eine mit einem recht schweren Schneideblatt. Und sich freiwillig zum Holzhacken gemeldet, was dem Meister nur recht gewesen war. Noch bevor der eigentliche Tag in der Schmiede begann, stand Kard jeden Morgen nun im Hof und ließ die Axt auf die Holzstämme hinuntersausen. Die Sonne, sobald sie sich anschickte, ihr erstens Licht über die Hochebene und diese vergessene kleine Stadt zu schicken, wurde von Kards Schneide begrüßt. Der Junge gönnte sich ein kurzes Bad in den Strahlen, dann presste er die Lippen zusammen und schlug zu.

      Wenn er dann später mit ähnlicher Verbissenheit die tägliche Arbeit verrichtete, glaubte der Meister zu sehen, wie die Glut der Esse dem Jungen, der seltsamerweise ohne Handschuhe arbeitete, direkt in die Arme kroch. Aber das musste ja eine Sinnestäuschung sein. Der Meister blinzelte zwei-, dreimal, schon war der Spuk vorbei. Und Kard lächelte ihn an. Mit diesen traurigen braunen Augen, die durch den Meister hindurch und in eine unbekannte Leere blickten.

      Nachdenklich betrachtete Kard an diesem Abend den Ofengriff, den er gerade aus dem Abkühlbecken gezogen hatte. Das zerbrochene Gegenstück, das der Junge ihm gebracht hatte, lag neben ihm auf dem Amboss. Er drehte sich auf dem Absatz, so dass er nun den Griff um die Zange lockern konnte und den neuen Griff neben dem alten ablegen konnte.

      Die

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