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Mann verschwand in der Menge und ließ den Schatten zurück, der immer noch vor sich hin hüstelte.

      Giftmischer, das sind sie. Toraks sind Giftmischer, jawohl.

      *

      Nach dem Tod des Oguls war die Trauer um Wallas von der Hoffnung aufgehellt worden, Antworten auf viele Fragen zu bekommen. Wer war er, Kard? Aber ohne das Minas-Schwert an seinem Gürtel hatte Kard bald angefangen, an allem zu zweifeln. Er, eine Schmiedemeister? Irgendwie lächerlich. Was hatte er denn bisher gemacht? Schaufelblätter, Gartenzäune. Oder mal einen Schlüssel gegossen. Dann hatte er mit Hilfe von Wallas das Minas-Schwert geschaffen. Er hatte die Klinge in die Lava gesteckt, na und? War jetzt auch nicht so schwer gewesen. Gut, dass ihm die Hände nicht verbrannt waren, war schon irgendwie seltsam gewesen, aber er hatte selbst eigentlich nichts dafür gemacht. Er hatte bisher immer nur das gemacht, was andere ihm gesagt hatten. Ein braver Waisenjunge. Immer hatte er schön den Göttern geopfert. Ein braver Lehrling eines angesehenen Schmiedes. Aber letztendlich war er ein Nichts. Ein braves Nichts.

      Als sie vom Branubrabat aufgebrochen waren, hatte ihn noch die Frage nach seinen Eltern umgetrieben. Konnte die Beantwortung dieser Frage Licht in sein Dunkel bringen? Aber inzwischen hatte er aufgehört zu fragen. Welche Eltern gaben ihr Kind denn weg und brachten es in ein Waisenhaus? War er das Kind eines unüberlegten Augenblicks, unerwünscht, überflüssig? Oder diese seltsame Kraft, die ihm das Feuer verlieh. War sie vielleicht sogar der Grund, wieso man ihn weggegeben hatte? Warum noch die Frage nach seiner Herkunft stellen, wenn die Antwort doch nur sein konnte, dass er selbst für seine Eltern nur das Nichts gewesen war, als das er sich jetzt selbst fühlte.

      Und dieses ganze Nichts-Sein machte ihn wütend, er wusste selbst nicht warum. Mit der Linken fest die Zange im Griff, mit der er das vierhundertdreiundachtzigste Küchenmesser seines Schmiedemeister-Daseins auf den Amboss drückte, mit der Rechten den schweren Hammer über den Kopf und dann rumms runter damit und mit aller Macht auf das glühende Metall hauen. Die Funken stoben und trafen auf seine nackten Unterarme, ohne irgendwelche Spuren dort zu hinterlassen. Und schon schwebte der Hammer wieder in der Luft und mit seiner ganzen Kraft flog das Eisen auf das Stück Metall, das eigentlich ein Messer werden sollte und nun wahrscheinlich als Löffel enden würde.

      Und jetzt stand auch noch dieser dumme, kleine Junge mit seinen großen, fragenden Augen vor ihm. Ein Waisenjunge, wie er selbst. Aber mit dieser kindlichen Fröhlichkeit, dieser Unschuld und diesem Gottvertrauen. Kard würde ihm am liebsten links und rechts eine Ohrfeige verpassen.

      Schau dich um, Benji, wo sind diese verdammten Götter? Sie helfen dir nicht, wenn du in Not bist, egal wieviel du ihnen geopfert hast. Sie sagen dir nicht, wer du bist, noch verraten sie dir, wer deine Eltern sind. Aber das willst du ja auch gar nicht wissen. Du dummer, dummer, dummer, kleiner Junge.

      Benji starrte ihn immer noch entsetzt an, nachdem Kard gerade eben die Götter verspottet hatte. Die Müdigkeit im Gesicht des Jungen, dann dieses Nicht-Verstehen und der Schmutz, der sein Gesicht wie eine graue Patina bedeckte, all das ließ Kard plötzlich lachen. Hatte der Junge tatsächlich von der Gerechtigkeit der Govas, der Goiba-Priesterinnen Haragors, gesprochen?

      »Die Govas, Benji, erzählen dir viel, damit du ihnen so wenig wie möglich Arbeit machst. Ich meine, was haben die davon, dass sie die ganzen Kinder durchfüttern? Die Govas können froh sein, wenn ein Bauer für euch eines Tages eine schöne Summe auf den Tisch legt, damit ihr ihm dann für eine dünne Winxgrassuppe die Ställe ausmistet. Das Wenigste, was sie daher von euch verlangen, ist der Respekt vor Goiba und ihren Schwestern und damit vor ihnen. Man stelle sich ein Waisenhaus vor, in dem die Kinder plötzlich täten, was sie wollten. Wo käme man da denn hin? Nein, die Govas geben euch Essen und ihr gebt ihnen Gehorsam und Respekt, ganz einfach.«

      »Ganz einfach?«

      »Ganz einfach.«

      »Also, Herr Schmied, du magst ja mit dem Hammer umgehen können, aber von einem Waisenhaus hast du ja wohl keine Ahnung.«

      Kard sah Benji verdutzt an. Madad war bei Benjis Worten erst aufgesprungen, jetzt hatte sich ein fröhliches Grinsen in seinem Maul breit gemacht.

      »Yo, Mann, dieser Schmied, dieser Kard…«

      Kard gab dem Cu ein Zeichen. Madad verstummte.

      »Wieso glaubst du, du hergelaufener Waisenjunge, dass ich, Kard, keine Ahnung von einem Waisenhaus habe?«

      »Weil es dort ganz und gar nicht so funktioniert, wie du gesagt hast. Die Govas sind nämlich einmal viel netter und dann machen sie doch mit uns ein Geschäft.«

      »Ein Geschäft? Du meinst, die paar Argits, die die Bauern zahlen, wenn sie ein Kind auf ihren Hof holen?«

      »Nein, doch nicht das. Damit verdienen sie tatsächlich nicht viel. Aber natürlich ist ein Waisenhaus letztendlich ein Geschäftsmodell.«

      Verständnislos starrte Kard dieses dreckige, kleine Kind an, das ihn jetzt frech angrinste. Benji neigte sich vertrauensvoll zu Kard und flüsterte.

      »Die Govas bekommen von jemanden Geld dafür, dass sie uns durchfüttern.«

      »Du meinst die Opfergaben von den Gläubigen?«

      »Nein, das nicht.« Benji schwieg kurz, schien zu überlegen und schaute Kard dann ins Gesicht. »Ich habe es selbst gesehen.«

      »Was hast du gesehen?«

      »Es gibt ein Buch, in dem sie alles hineinschreiben.«

      »Was hineinschreiben?«

      »Also, ich erzähle es euch jetzt. Aber ihr dürft das niemandem weitersagen, einverstanden?«

      Kard und Madad nickten stumm.

      »Ich hatte einmal Putzdienst im Büro der Großgova, der Obersten Gova, der Chefin, ihr wisst schon. Und bin dabei eingeschlafen. Lag unter dem Schreibtisch und träumte davon, wie ich im Sommer im See schwamm. Das Wasser war warm, ich ließ mich treiben und draußen war es doch in Wirklichkeit Winter. Im Traum sprang gerade ein Monster in den See und es machte einen Riesenplatsch und ich wachte auf und dann merkte ich, dass das in Wahrheit das Geräusch der Tür war und die Oberste Gova mit so einer reichen Dame reingekommen war. Dass sie reich war, habe ich an den Schuhen gesehen. Feinstes Tok-Rind-Leder mit Glitzersteinen und innen mit Faols-Fell gefüttert. Vielleicht eine Amazone, dachte ich erst, wegen des Faols-Fells. Ihr wisst bestimmt, dass Amazonen Faols essen?«

      Kard und Madad nickten stumm, ohne zu widersprechen.

      »Aber es war keine Amazone. Die hatte nämlich ein Kind dabei. Ihr wisst ja bestimmt auch, dass Amazonen Kinder essen, oder?«

      Wiederum nickten Kard und Madad still.

      »Eine Amazone konnte es also nicht sein. Wahrscheinlich dann eine Reiche aus der Stadt? Oder eine reiche Bäuerin mit ihren Sonntagsschuhen? Wie auch immer, diese Frau war im Waisenhaus, um ein Kind abzugeben. Das war wie eine Verhandlung! Wie, wenn man bei so einem kreischenden Ichto einen schönen Fisch kaufen will. Erst verlangen die hundert Argits und erzählen dir, was das für ein seltener und leckerer und einmaliger Fisch ist und letztendlich kriegst du ihn für einen halben Argit und es ist nur ein falscher Burla. Genauso war es mit dieser reichen Frau und der Obersten Gova. Dann einigten sie sich auf einen Preis und ich weiß noch genau, wie die Oberste Gova mehrmals betonte, dass die Frau diese Summe jährlich zahlen muss. Immer zum Jahresdadeugende. Wisst ihr wieviel?«

      »100

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