Magisches Kompendium - Chaosmagie - Erste Schritte der chaosmagischen Theorie und Praxis. Frater LYSIR

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Magisches Kompendium - Chaosmagie - Erste Schritte der chaosmagischen Theorie und Praxis - Frater LYSIR MAGISCHES KOMPENDIUM

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wir sonst einfach mal den klassischen Vater Gott „Odin/Wotan“. Im archetypischen Kontext ist Odin/Wotan der liebevolle Vater. Er ist ein Patriarch, er ist ein Herrscher, ein wahrer König, der auch manchmal Gnade vor Recht ergehen lässt. Doch wenn man sich auf die verschiedenen Legenden, Mythen und Sagen des nordischen Pantheons einlässt, dann findet man den Umstand, dass Odin/Wotan auch ein Kriegsherr ist, der gnadenlos in die Schlacht zieht, und hier seiner Mordlust freien Lauf lässt. Wenn man dies erneut auf die Archetypen anwenden will, dann ist Odin/Wotan auch definitiv das Ungeheuer, aber auch der Jüngling, der Held und erst recht der Schurke. Warum der Schurke? Nun ja, Odin/Wotan ist dem Wochentag Mittwoch zugeordnet, genauso wie die Prinzipien Hermes und Merkur, und diese stehen wieder für die Gilde der Diebe und der Schurken. Man sieht also, dass hier gigantisch viele Verknüpfungen existieren, die für den Anfänger auch mehr als nur chaotisch sein können, was wiederum bedeutet, dass hier die Aussage, dass man für die Chaosmagie Wissen, Weisheit und Gnosis (Erkenntnis) benötigt, im wortwörtlichen Sinn zu verstehen ist.

      Und da Odin/Wotan eben auch ein großer Herrscher ist, der aber auch sein Reich durch Krieg expandiert hat, ist Odin definitiv auch ein Ungeheuer, genauso wie ein Held, genauso wie ein Jüngling, denn der Tatendurst, die Freude an Abenteuern, die Odin besitzt, findet man auch in sehr vielen der verschiedenen Legenden, Mythen und Sagen. Durch diese Ambivalenz passen aber sehr viele Götter perfekt in die Chaosmagie hinein. Es geht auch nicht darum, dass hier explizit ohne Götter agiert werden muss. Nein, die Chaosmagie sagt nur aus, dass jeder magische Mensch selbst bestimmen soll, selbst bestimmen muss, welchen Aspekt einer omnipräsenten Energie verwendet wird. Odin/Wotan ist hier ein passendes Beispiel, da er eben der liebevolle Vater, das Ungeheuer, der Held, der Jüngling und auch der Schurke ist. In der Chaosmagie muss man sich nicht festlegen. Gut, in einem Ritual, indem man mit Odin/Wotan arbeiten will, ist es mehr als nur kontraproduktiv, wenn man am Anfang des Rituals den Jüngling herbeiruft, und dann plötzlich das Ungeheuer benötigt, um im Anschluss den liebevollen Vater zu interviewen, der sich dann in einen Helden verwandeln soll. Für das Prinzip Odin/Wotan ist dies kein Problem, für das menschliche Energiesystem schon. Doch möglich ist es, gerade in der Chaosmagie. Da die Chaosmagie aber letztlich auch auf die ungeformten energetischen Potenziale zugreifen will, auf die Potenziale die man theatralisch „in der Finsternis“, „im Abgrund“, „in den Tiefen der Ozeane“ oder sonst wo finden kann, ist hier wieder ein besonderer Aspekt zu nennen. So geht es also auch darum, dass der chaosmagische Mensch eine große Experimentierfreudigkeit an den Tag legt, und eben auch mit dem Impulsiven, dem Chaotischen und letztlich mit allen unkontrollierbaren Energien hantieren will. Man könnte es damit vergleichen, dass man die ganze Zeit nur Fahrrad fährt, und plötzlich die Chance hat, auf ein 300 PS starkes Supersport Motorrad zu steigen, um dieses dann über die Rennstrecke zu prügeln. Das Fahrrad hat zwei Reifen und man benötigt Gleichgewichtssinn, das Motorrad hat zwei Reifen und man benötigt auch ein wenig Gleichgewichtssinn. Doch das war es auch schon. Und der Chaosmagier würde hier, zumindest in der Theorie, weniger Probleme damit haben, auf das Supersport Motorrad zu steigen, um dann seine Erfahrungen auf der Rennstrecke zu sammeln. Wird irre Spaß machen, kann aber auch irre gefährlich sein, wenn man sich selbst überschätzt. Und genau dies passt hervorragend für die Chaosmagie. Man kann mit der Chaosmagie sehr viel Spaß haben, man kann mit der Chaosmagie gigantisch viele Erfahrungen machen, man kann aber auch mit und in der Chaosmagie gehörig auf die Fresse fallen, sich viele Zähne ausschlagen, und, um es etwas zu dramatisieren, auch einen tödlichen Unfall erleiden.

      Wenn man nur Fahrrad fahren kennt, und plötzlich ein 300 PS starkes Motorrad unterm Gesäß hat, kann verdammt viel passieren. Um eine solche Gefahr zu vermeiden, wäre ein Blick in die Zukunft toll, oder? Natürlich spiele ich hier auf verschiedene Divinationsmethoden an, wobei es hier egal ist, ob man mit Tarotkarten arbeitet, oder mit anderen Karten aus dem Bereich der Chartomantik, mit Runen, mit dem I-Ging, mit der Geomantie oder mit welcher Methode man auch immer eine Weissagung ausführen will. Doch es gibt hier interessanterweise in den Reihen der Chaosmagie viele Kritiker, die sagen, dass jegliche Divination, jegliche Bedeutung, egal, ob es jetzt Tarotkarten oder Runen oder andere sind, stets falsch sein werden, da ausschließlich der Chaosmagier selbst bestimmt, was Wahrheit ist. Wow! Da hat irgendjemand wirklich die Divination vollkommen NICHT verstanden. Erstens, es geht überhaupt nicht um DIE Wahrheit, auch wenn es letztlich, selbst für Chaosmagier, unumstößliche Wahrheiten gibt. Wenn hier schon Diskussionen auftauchen, dann kann man sich am besten auf eine Diskussion einlassen, ob unter Normalbedingungen die Schwerkraft existiert. Für einige Chaosmagier scheint dies ja eine Lüge zu sein, sodass ich genau diese sehr gerne in einem Experiment testen möchte, ob Sprünge aus dem zehnten Stock mit dem Leben vereinbar sind, oder vielleicht doch nicht. Lüge und Wahrheit! Bei Divinationen geht es um Tendenzen, bei Divinationen geht es nicht um eine unumstößliche Wahrheit, bei Divinationen geht es darum, dass man dem eigenen Tagesbewusstsein Hinweise gibt, Hinweise die aus dem eigenen Unterbewusstsein kommen. Mehr ist es nicht. Und die Chaosmagie würde hier einen fatalen Fehler begehen, wenn die Divination missachtet werden würde. Gerade wenn es darum geht, dass man mit irgendeinem System divinatorisch arbeitet, sollte man auch bei dem System bleiben. Gut, dies mag einigen Chaosmagiern widerstreben, und auch hier lade ich diese Charaktere herzlich ein, einfach mal Tarotkarten zu ziehen, und dann die Runen Deutung einzusetzen, um dann zu merken, dass es wirklich eine dämliche und blöde Idee ist, wenn man divinatorische Systeme, die einfach nicht zusammenpassen, chaotisch mischt. Man sieht hier sehr deutlich, dass auch die Chaosmagie in gewissen Parametern mit Mustern arbeiten muss, oder diese einfach fortlässt. Wenn es um Divinationsmethoden geht, müssen entsprechende Regelungen einfach eingehalten werden. Chaosmagie hin, Chaosmagie her. Es ist zwar süß, niedlich und nett, wenn man hier permanent den Gegenpol der Ordnung einnehmen will, wenn man permanent in einem Chaos existieren will, doch ist dies eher eine Ego-Seifenblase, die mit wachsender Erkenntnis, mit wachsendem Wissen und mit wachsender Weisheit platzen wird.

      Chaos und Ordnung müssen sich definitiv nicht aufheben, Chaos und Ordnung müssen sich definitiv nicht ausschließen, denn beide können parallel und sogar miteinander existieren. Dies haben natürlich schon verschiedene Systeme und magische Maximen postuliert, sodass man das Zusammenspiel zwischen Chaos und Kosmos in einem „kosmologischen Kontext“ erkennen kann, also im Kontext der Existenzerschaffung, der Welterschaffung, was wiederum bedeutet, dass das Chaos mit dem Nichts in diesem Kontext verglichen wird, mit der Nicht-Existenz, der Kosmos mit dem Sein, mit der Existenz. Man wird sich in diesem Kontext Stück für Stück auf die Sichtweise der Kabbalah zubewegen, denn in den kabbalistischen Lehren gibt es doch verschiedene Fachvokabeln, die diese Thematik perfekt beleuchten und erklären. Es ist in diesem Kontext sogar eine Vokabel, die man aus dem Alltag kennt. Es geht hier um das Wort Tohuwabohu! Es ist ein Begriff, der in der Genesis auftaucht, und der dafür steht, was „am Anfang war“, bzw. was existierte, als die Erde „erschaffen“ wurde. Im kabbalistischen Kontext muss man hier natürlich noch eine Ergänzung hinzufügen, da es in diesem Kontext um die dritte Dimension, um die dritte Manifestation geht. Wenn man in eine wortwörtliche Übersetzung gehen will, dann wird meistens der Begriff „Tohuwabohu“ einfach mit „wüst und leer“ grob übersetzt, wobei es dann nicht wirklich schwierig ist, statt „wüst und leer“ einfach die Vokabel „Chaos“ zu klassifizieren. Tohuwabohu! Eigentlich ist es nur ein Wort, welches man jetzt nicht näher in Augenschein nehmen muss. Doch da es in der Chaosmagie auch um ein gewisses Fundament aus Wissen und Weisheit geht, will ich doch hier einen kleinen Exkurs machen, sodass man die klassische Bedeutung des Wortes für sich selbst aufnehmen kann. Wenn man in die hebräische Schreibweise hineingeht, dann findet man die Buchstabenkombination „תהו ובהו“ sodass man hier Wörter „תהו“, also „Tohu“ und „בהו“ also „Vohu“ besitzt, und noch das hebräische Waw „ו“, was man in diesem Kontext als va/ve sprechen kann, und einfach „und“ bedeutet. Also hat man hier wortwörtlich Tohu UND Vavohu, was dann in der Übersetzung von „Tohu (תהו)“ Öde, Wüste oder Leere lautet, sodass man sich hier auch sofort vorstellen kann, warum das hebräische Wort „Tehom“ oder auch „theomi“ in der Übersetzung „Urwasser“, „Tiefen“ und „Abgrund „heißt bzw. „abgründig“ oder auch „abgrundtief“. Die Übersetzung der Vokabel „Vohu (בהו)“ kann hier „starren“

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